Jo und Gina: Zwei Frauen, zwei Epochen – eine Geschichte über die Liebe und die Kunst.
Frankreich und Holland um 1900. Die junge Jo van Gogh-Bonger verliert ihren geliebten Mann Theo an die Syphilis. Kurz zuvor hat sich Theos Bruder Vincent van Gogh erschossen. Jo bleibt nichts als ein Baby und Hunderte Bilder des noch unbekannten Malers. Sie beschließt, Vincent weltberühmt zu machen, und setzt damit eine gigantische Erfolgsstory in Gang.
Über hundert Jahre später stößt die Kunsthistorikerin Gina auf Jos Geschichte. Und Jo nimmt sie mit in eine Welt voller Menschen, die besessen sind: von der Liebe, der Kunst und von Visionen.
Ginas Vater ist Schriftsteller und versucht seit zwanzig Jahren erfolglos, sein zweites Buch zu schreiben. An seiner Seite wird Ginas Faszination für Jo selbst zu einem rauschhaften Roman über eine kurze, aber folgenreiche Liebe. Und über zwei Familiengeschichten im Zeichen der Kunst.
Weder das Cover noch der Klappentext klangen für mich sonderlich reizvoll. Wenn ich es nicht geschenkt bekommen hätte, hätte ich es im Buchladen definitiv links liegen gelassen. Was für ein Fehler wäre ...
Weder das Cover noch der Klappentext klangen für mich sonderlich reizvoll. Wenn ich es nicht geschenkt bekommen hätte, hätte ich es im Buchladen definitiv links liegen gelassen. Was für ein Fehler wäre daas gewesen!
Nicht nur ist die Geschichte von Jo van Gogh-Bonger, der Schwägerin Vincent van Goghs, interessant und bietet mit ihrer Familiengeschichte und ihren Verbindungen in die Pariser Boheme einen tiefen Einblick in die Geschichte rund um 1900.
Das allein hätte mich auch nicht zu hundert Prozent fesseln können.
Aber Simone Meier hat einfach einen dermaßen stimmungsvollen, emotionalen, bildhaften Schreibstil- sie könnte mir damit sogar das Telefonbuch verkaufen.
Man liebt und leidet mit Jo, lacht und trauert. Und auch, wenn Jo die Hauptfigur ist, so ist sie nicht die einzige Frau die hier in den Mittelpunkt gerückt wird.
Das Buch ist eine Hommage an die starken Frauen der Familien Bonger und van Gogh, die hier als Beispiel für die Rolle der Frau Ende des 18. Jahrhunderts stehen. Ich selbst habe mich beim Lesen auf seltsame Weise empowert gefühlt und mich des Öfteren dabei erwischt wie ich insgeheim dachte "Yes, Girl!".
Deshalb gibt es von mir ein ganz klares "Yes, Girl" an jede*n, der zu diesem Buch greifen mag!
Ein Buch, das eigentlich so gar nicht meinem klassischen Beuteschema entspricht. Trotzdem haben mich Klappentext und Cover sehr angesprochen, sodass ich mich für die Leserunde auf Was liest ...
Worum geht’s?
Ein Buch, das eigentlich so gar nicht meinem klassischen Beuteschema entspricht. Trotzdem haben mich Klappentext und Cover sehr angesprochen, sodass ich mich für die Leserunde auf Was liest du? beworben und tatsächlich ein Rezensionsexemplar ergattert habe.
Van Goghs Sonnenblumen kennt jeder. Aber was weiß man wirklich über das tragische Leben des Malers, der erst lange nach seinem Tod weltberühmt wurde? Und wie hat er das überhaupt geschafft?
»Die Entflammten« versucht, hierauf eine Antwort zu liefern. Seine Berühmtheit verdankt er fast ausschließlich den eifrigen Bemühungen seiner Schwägerin Jo van Gogh-Bonger, die, nachdem auch Vincents Bruder kurz nach seinem Selbstmord an Syphilis stirbt, plötzlich mit einem Baby und unzähligen Bildern eines bis dato unbekannten Malers dasteht.
In einem weiteren Erzählstrang geht es um Studentin Gina, die sich ein Jahrhundert später auf Spurensuche begibt und ein Buch darüber schreibt. Jo, Theo und Vincent van Gogh lassen sie einfach nicht mehr los. Immer wieder verschmelzen im letzten Teil der Geschichte beide Handlungsstränge ineinander.
Wie war’s?
Ich habe ein paar Kapitel gebraucht, um in der Geschichte »anzukommen«. Den Schreibstil, der stellenweise fast ohne wörtliche Rede auskommt, empfand ich als etwas gewöhnungsbedürftig. Dann aber hat mich diese Geschichte immer tiefer in ihren Strudel eingesaugt und ich konnte das Buch stellenweise kaum aus der Hand legen.
Anschaulich schreibt Simone Meier über das Leben in dieser schillernden Zeit um 1900. Mich hat vor allem die Beschreibung der »Künstler-Wohnung«, die sich die Brüder van Gogh in Paris teilen, komplett in ihren Bann gezogen:
»Bevor Vincent nach Südfrankreich zog, wohnte er mit Theo zusammen. Dries beschreibt ihr die Wohnung der Brüder als Höllenloch, überall lehnten Bilder von Vincent zum Trocknen gegen Wände, Schränke und Stühle, das Parkett sehe aus wie in einem Atelier, überhaupt befände sich das Atelier in der Wohnung selbst, im hintersten Zimmer, fertige Bilder stapelten sich unter dem Sofa und unter den Betten, die Möbel seien fleckig von den vielen Flaschen und Gläsern, aus denen Vincents Malerfreunde nächtelang getrunken hätten.« (Seite 30).
Man ist als Leser mittendrin im Geschehen, kann sich ausmalen, wie es gewesen sein muss, das Zusammenleben mit Vincent.
Auch die späteren Beschreibungen der Wohnungssuche, die Wege durch Montmartre, all das ist so lebendig beschrieben, als wäre man quasi selbst dabei.
Der zweite Erzählstrang um Gina und ihre Recherchen hätte für meinen Geschmack gern ein wenig kürzer ausfallen dürfen, hier konnte ich mich nicht so gut einfühlen und die vielen Anspielungen darauf, wie hübsch sich Gina findet, hätten nicht unbedingt sein müssen. Mehr erfahren hätte ich hingegen gerne über die Zeit, in der Jo alles getan hat, um Vincent berühmt zu machen. Ich finde, ein so großes Thema hätte gegen Ende des Buches noch das eine oder andere zusätzliche Kapitel vertragen können.
Fazit:
Alles in allem bin ich Feuer und Flamme für »Die Entflammten«. Das Buch hat mich dazu animiert, mich weiter mit van Goghs Leben und Werk auseinanderzusetzen, etwas, was ich vorher eigentlich kaum für möglich gehalten hätte und was mir gezeigt hat, dass es sich lohnen kann, beim Lesen mal aus der eigenen Komfortzone herauszukommen und sich an andere Themen zu wagen.
Simone Meier ist ein wunderbarer Roman gelungen, der die Geschichte einer unscheinbaren Frau und die unscheinbare Geschichte einer anderen Frau verwebt und gleichzeitig von so viel mehr erzählt; ja vor ...
Simone Meier ist ein wunderbarer Roman gelungen, der die Geschichte einer unscheinbaren Frau und die unscheinbare Geschichte einer anderen Frau verwebt und gleichzeitig von so viel mehr erzählt; ja vor allem das tut: Wortreich erzählt. Und Jo van Gogh die Aufmerksamkeit und Achtung zollt, die ihr zustehen.
Ich mag van Goghs Bilder – gerade das Straßencafé bei Nacht, das bei uns jahrelang in der Küche hing, werde ich immer lieben. Dass er zu Lebzeiten nicht berühmt und gefeiert wie heutzutage war, war mir bewusst. Nicht aber, wie er zu diesem Ruhm kam und wie er diesen einer Frau zu verdanken hat. Zeit, das zu ändern!
Bereits auf den ersten Seiten wurde deutlich, was für ein ungewöhnlicher Roman Die Entflammten ist; von Schreibstil und Erzählperspektive her. Denn Simone Meier verflechtet gekonnt das fiktive Leben einer realen Frau mit dem realen Leben einer fiktiven Frau – über Jo van Gogh-Bonger ist weniger bekannt, als ihr gerecht wird und Erzählerin Gina wie auch die Autorin füllen diese Lücken. Mir gefielen diese Überschneidungen und Vermischungen; wie Gina sich in Jo einfühlt und wiederfindet, ihr widerspricht und an ihr wächst. Gleichzeitig erweckt die Autorin mit ihrer flirrenden Sprache den warmen Süden Italiens genauso wie das wuselige Paris und Amsterdam. Das Buch ist voller Liebe, Wärme und Licht; sei es durch Gemälde, Romantik, Geschwisterliebe oder die Landschaften und dabei sonderbar, wunderbar und wunderschön geschrieben. Die Wortgespinste sind federleicht, verträumt und tänzelnd und doch auch kraftvoll; erzählen von starken, willensstarken, Frauen.
Die Erzählungen an sich handeln von einem Mikrokosmos, es sind Familiengeschichten. Und gleichzeitig geht es um viel mehr; um Kunst und Politik; zwischen den Zeilen und am Rande der Handlung sind Kritik an Patriarchat, Kapitalismus und Religion, das Aufbegehren gegen das Bestehende – egal ob in der Kunst oder Gesellschaft. Umweltschutz und Klassenkampf – Meier gelingt es, historisch und aktuell zugleich zu schreiben; einen großen Bogen zu spannen. Es geht um Männer, Künstler, Ginas Vater; so scheint es jedoch nur, denn letztlich erzählt das Buch einfühlsam von Frauen, ihrem Lebensalltag und ihrer Realität. Ohne Jo keine Gebrüder van Gogh, ohne Gina keine Erzählung von ihrem Vater.
Die Personenliste am Anfang fand ich ausgesprochen hilfreich; ein kurzes historisches Nachwort hätte ich mir dennoch gewünscht – so habe ich im Nachhinein noch recherchiert; gerade zum Thema Prostitution und sexuelle Ausbeutung im künstlerischen Umfeld hätte ich aber gerne noch eine Einordnung und Ausführung gelesen.
Für mich hat diese Verschmelzung zweier Lebens- und Handlungsstränge, von Vergangenheit und Gegenwart funktioniert; Simone Meier konnte mich inhaltlich wie sprachlich abholen und ungeachtet der Kürze des Buches an jenes fesseln. Auf Schreibstil und Erzählweise müssen sich Leser*innen jedoch einstellen können und wollen - ich empfehle einen Vorabblick in die Leseprobe. Mich hatte die Autorin dort schon und hielt die gemachten Versprechen erfreulicherweise auch.
Meine Neugier auf den Maler Vincent van Gogh und die Liebe zu seinen Bildern wurden geweckt und nahmen ihren Anfang mit der Ausstellung „Van Gogh Alive – The Experience“ in München. Seitdem ...
Meine Neugier auf den Maler Vincent van Gogh und die Liebe zu seinen Bildern wurden geweckt und nahmen ihren Anfang mit der Ausstellung „Van Gogh Alive – The Experience“ in München. Seitdem interessiere ich mich für sein Leben.
Mit dem Roman „Die Entflammten“ habe ich wieder etwas mehr, wenn auch nur am Rande, über den Künstler erfahren. Die Autorin Simone Meier hat einen sehr ansprechenden Roman über Jo van Gogh-Bonger geschrieben, die mit Theo, dem Bruder Vincent van Goghs, verheiratet war. Sie erzählt, mit welcher Intensität es Jo nach Vincents Tod und dem tragischen Ende ihres Gatten gelingt, die Bilder ihres Schwagers in aller Welt bekannt und den Maler berühmt zu machen.
Allein die Geschichte über Jo van Gogh-Bonger hat mich schon gefesselt. Ein weiterer Erzählstrang, in dem mehr als hundert Jahre später die junge Kunsthistorikerin und Tochter eines Schriftstellers Gina ihre Faszination für Jo entdeckt und lebt, lässt das Buch zu einem Kunstwerk werden.
Und egal, wie hoch der Wahrheitsgehalt und der Anteil an Fiktion sein mögen: Für mich war das Buch große Unterhaltung und ein köstliches Leseerlebnis.
Auch wenn man mit großen Namen konfrontiert wird, geht es doch um zwei Frauen in dieser Geschichte. Vincent van Gogh spielt eher eine kleine Nebenrolle, die jedoch für den Verlauf des Schicksals ...
Zwei Frauen
Auch wenn man mit großen Namen konfrontiert wird, geht es doch um zwei Frauen in dieser Geschichte. Vincent van Gogh spielt eher eine kleine Nebenrolle, die jedoch für den Verlauf des Schicksals einer der Frauen von großer Bedeutung ist.
Denn Jo wird die Ehefrau von seinem Bruder - Theo. Dieser jedoch verstirbt recht schnell nach der Ehe und so muss sie sich und ihren Sohn allein durchbringen. Doch hat sie die Werke von Vincent und weiß diese gut zu vermarkten.
Erzählt wird uns das von Gina. Diese ist bei ihrem Vater und versucht selbst zu schreiben. Ihrem Vater gelang vor vielen Jahren ein Erfolg, doch dann kam nichts mehr.
Zwei Frauen, die von ihren Familien eingenommen sind. Die versuchen ihren eigenen Weg zu gehen, die je ihr eigenes Leben und Schicksal zu verarbeiten haben. Will man der Familie entkommen oder sie stärken? Man kann sie sich nicht aussuchen und doch ist sie da. Wie geht man damit um? Ich musste beim Lesen so oft nachdenken. Und mir selbst Fragen dazu stellen.
Irgendwann gehen Gina und Jo in eine Art Zwiegespräch. Jo erzählt von ihrem Leben und Gina saugt all die Informationen auf. Die Art und Weise zu erzählen mochte ich sehr. Gespräche zwischen Personen, die sich eigentlich nie treffen können.
Vor allem fand ich es spannend zu erfahren, wie das Leben rund um einen Künstler aussieht. In der Schule lernen wir Biographien, sehen Bilder und sollen sie zuordnen können. Doch was passierte um sie herum? Wer war die Familie, Freunde? Wie haben sie zueinander gestanden? Geholfen? Wie sind sie mit entsprechenden Krankheiten umgegangen und wie konnten Künstler so werden wie sie waren? Oft, weil andere Mitglieder der Familie zurückgesteckt haben.
Ja, es ist ein eher ruhiges Buch. Keine Biographie im klassischen Sinn und dennoch erfahren wir viel über die van Goghs und ihr Leben. Vielleicht sollte man in er Schule ab und an auch solche Werke nehmen, um Zusammenhänge und Künstler besser verstehen zu können.
Ein Buch, das mich zum Nachdenken und selbst recherchieren angeregt hat. Vielen Dank dafür!