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Veröffentlicht am 06.07.2024

Heimatlos

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Aubry hat eine rätselhafte Krankheit, die es ihr unmöglich macht, länger an einem Ort zu bleiben. Wenn sich erste Anzeichen ihrer Krankheit zeigen, muss sie sich auf den Weg machen und weiterziehen. ...

Aubry hat eine rätselhafte Krankheit, die es ihr unmöglich macht, länger an einem Ort zu bleiben. Wenn sich erste Anzeichen ihrer Krankheit zeigen, muss sie sich auf den Weg machen und weiterziehen.
Auch wenn die Geschichte dem Reich der Fantasy entspringt, fühlt Aubry sich so echt an. Es ist berührend, wie sie ihr Schicksal in die Hand nimmt und versucht, ihrer Krankheit keine Chance zu geben, sich immer wieder trennt, auch wenn der Abschied nicht immer leicht ist.
Aubry lernt überall Menschen kennen, denen sie offen gegenübersteht. Manchmal sind es nur ein paar Worte, manchmal etwas zum Essen, das sie miteinander teilen oder austauschen. Doch ab und zu entstehen auch intensivere Beziehungen, bei denen eine ganz besondere Anziehungskraft zu spüren ist. Immer wieder sind es gerade diese Menschen, denen sich Aubry öffnet und von ihren Erlebnissen und Begegnungen spricht. Ich teile gern ihre Art zu leben, kann mit ihr fröhlich, aber auch traurig sein. Ich lerne sie kennen als eine sehr mutige Frau, die sich vieles selbst aneignet – nicht nur, um zu überleben, sondern auch, um lauernde Gefahren abwehren zu können. Abenteuerlich und gefahrvoll ist ihre Reise. Immer ist sie wachsam und lässt nicht nach in ihrer Hoffnung, irgendwo und irgendwann ein Heilmittel zu finden.
Das Buch bereitet Spannung, aber es macht auch großen Spaß, Aubrys Erzählungen zu lauschen und in Gedanken bei ihr zu sein. Dem Autor, Douglas Westerbeke, gelingt es, mich an das Buch zu fesseln. Faszinierend ist es, die Welt einmal ganz anders zu erleben mit verwunschenen Orten und grenzenloser Weite oder im dichten Dschungel. Vor allem, wenn Aubry in der geheimnisvollen Bibliothek unterwegs ist, bin ich ihr ganz nah und hoffe, dass sie irgendwann Ruhe und einen Platz finden kann, von dem sie nicht mehr vertrieben wird.
Sehr gern gebe ich eine Leseempfehlung an alle, die Lust haben auf eine fantastische und abenteuerliche Reise.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Spielereien mit KI

Die nackte Kuh
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Künstlicher Intelligenz stehe ich eher etwas ängstlich und skeptisch gegenüber. Eigentlich möchte ich darüber auch gar nicht viel nachdenken. Als ich dann aber „Die nackte Kuh“ von Jürgen Ehlers entdeckte, ...

Künstlicher Intelligenz stehe ich eher etwas ängstlich und skeptisch gegenüber. Eigentlich möchte ich darüber auch gar nicht viel nachdenken. Als ich dann aber „Die nackte Kuh“ von Jürgen Ehlers entdeckte, wurde ich doch neugierig, denn bisher kannte ich Ehlers nur als Autor gut recherchierter historischer Kriminalromane.

Ehlers hat sich zweier Programme bedient, mit deren Hilfe man Bilder erzeugen kann: Chat GPT und Bing Image Creator. Durch seine Vorgaben sind großartige Bilder entstanden, die mich gut unterhalten und zum Nachdenken anregen.

So sehe ich beispielsweise den Kaiser Maximilian von Mexiko in einem Gemälde van Goghs in einem Pariser Straßencafè. Spannend und interessant sind die Informationen zu jedem Bild. In diesem Beispiel erfahre ich, warum van Gogh den Kaiser nie porträtiert haben kann.

Über das Bild, das nach dem Buch „Der Herr der Fliegen“ entstanden ist, habe ich lange nachgedacht. Bei dem von Ehlers gewählten Schauplatz hatte ich dabei ein ganz spezielles Bild im Kopf.

Den Abschluss bildet eine dörfliche Idylle in Norddeutschland. Aber bis dahin gibt es viele weitere Bilder, die man bewundern und bestaunen, sich daran erfreuen und über die man nachdenken kann.

KI zur rechten Zeit und am rechten Ort zu nutzen, mag sinnvoll sein. Aber sie sei trotzdem mit Vorsicht einzusetzen und zu genießen, bleibt auch nach diesem Buch meine Meinung.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Der eine Sommer in Cape Cod

Treibgut
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Erzählt wird eine undurchsichtige Familiengeschichte, in der jedes Familienmitglied seine ganz speziellen Geheimnisse in sich trägt.
Adam Gardner steht kurz vor seinem 70. Geburtstag und damit ...

Erzählt wird eine undurchsichtige Familiengeschichte, in der jedes Familienmitglied seine ganz speziellen Geheimnisse in sich trägt.
Adam Gardner steht kurz vor seinem 70. Geburtstag und damit auch vor dem Eintritt ins Rentnerleben. Seine Kinder Abby und Ken hat er allein großgezogen, nachdem seine Ehefrau kurz nach Abbys Geburt vor fast vierzig Jahren gestorben war. Besonders behütet sind die Kinder nicht aufgewachsen. Adam war sein Beruf als Meeresbiologe und hier besonders das Leben und Erforschen von Buckelwalen immer wichtiger als die Familie.
Ken ist drei Jahre älter als Abby und hat den frühen Tod seiner Mutter nie richtig verarbeiten können. Aber er ist ehrgeizig, strebt nach Macht und Geld, was ihm als Immobilienunternehmer auch gelingt.
Abby ist Künstlerin, die sich am liebsten in der Natur, am Strand und in der Landschaft von Cape Cod aufhält und viele Fundstücke mit nach Hause in ihr Atelier bringt.
Früher waren Abby und Ken unzertrennlich, aber das liegt in weiter Vergangenheit. Heute haben sich die beiden kaum noch etwas zu sagen. Sie wirken manchmal fast wie Feinde.
Und dann gibt es noch die große Unbekannte, die kurz vor dem Geburtstag von Adam auf der Bildfläche erscheint.
Adrienne Brodeur erzählt die Geschichte der geheimnisumwobenen Familie aus Sicht der einzelnen Protagonisten. Die Kapitel haben eine übersichtliche Länge und durch die Verschiedenheit der Familienmitglieder entsteht eine durchaus fesselnde Geschichte, die mir tolle Lesestunden geschenkt hat.
Besonders interessant finde ich die Gestaltung des Covers, das sich aus Ausschnitten von Bildern zweier verschiedener Künstler zusammensetzt.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Wie das Leben so spielt

Die Vermesserin der Worte
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Das Leben geht manchmal seltsame Wege. Nicht vorprogrammiert, aber trotzdem wie eine Bestimmung ist die Begegnung zwischen Ida und Ottilie.
Ida ist Autorin mit einer Schreibblockade, und sie ...

Das Leben geht manchmal seltsame Wege. Nicht vorprogrammiert, aber trotzdem wie eine Bestimmung ist die Begegnung zwischen Ida und Ottilie.
Ida ist Autorin mit einer Schreibblockade, und sie weiß nicht, wie sie ihre verlorenen Worte wiederfinden kann. Ottilie lebt ganz für sich allein in einem heruntergekommenen Herrenhaus, ohne Kontakte zu anderen Menschen, aber mit unendlich vielen Büchern.
Ottilie braucht eine Haushaltshilfe, Ida braucht Geld zum Leben.
Mich haben die vielen aussagekräftigen Zitate von dem Buch überzeugt. Da sagt diese einsame und allein lebende Frau zum Beispiel: „Sie und ich, junge Autorin, sind in diesem Haus niemals allein. … Wir sind umgeben von Hunderten … Buchcharakteren, was bedeutet, dass man gar nicht einsam sei kann.“
Wie beruhigend und tröstlich sind diese Worte.
Wunderbar ist auch die Vorstellung, das Ottilie in fast jedem Raum einen Leseort eingerichtet hat. „So konnte man sich mit einem Buch verkriechen, wann und wo es einem beliebte.“
Und es gibt tiefsinnige Sätze wie diese: „Wir leben doch nur einmal, und dann werfen wir weg, was wir doch eigentlich wollen, als hätten wir noch ein zweites Leben in der Hinterhand.“
Neben den wunderbaren Zitaten erzählt die Autorin Katharina Seck eine Geschichte über Ottilies geheimnisvolle Vergangenheit auf der einen Seite und auf der anderen von Idas Versuchen, diese Geheimnisse zu lüften und dabei selbst die vermissten und verschütteten Worte wiederzufinden.
Mich hat die Geschichte um verlorene Freundschaften, um das Vergessen, um Verlorenes und Wiedergefundenes gut unterhalten. Dabei haben mir die kurzen betitelten Kapitel sehr gefallen.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Heimlichkeiten auf dem rechten Pfad

Der rechte Pfad
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Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, ...

Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, geht aus der Geschichte nicht hervor. Wohl aber, dass Benjamin die Sommerferien immer in dem kleinen Ort Welsum bei seinem Vater verbringt.
Die Geschichte ist vom Schreibstil her nicht schwer verständlich, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, aber dennoch ist die Lektüre nicht ganz einfach. Für mich war es wie das Eintauchen in eine völlig fremde Welt und ich fühlte mich weit in die Zeit zurückgesetzt, obwohl die Geschichte nur zum Teil in der Vergangenheit spielt.
Sicher hängt meine Befindlichkeit damit zusammen, dass der Ort Welsum von einer fundamentalistischen Brüdergemeinde dominiert wird. Das Leben der Menschen dort folgt strengen evangelikalen Regeln und Verboten, die nicht nur nach meinem Verständnis gar nicht eingehalten und befolgt werden können. So hat sich Welsum in meinem Kopf zu einem „Dorf der Heimlichkeiten und Lügen“ entwickelt.
Benjamin hat in Welsum Freunde gefunden und die Erfahrungen eines Kindes und Teenagers sammeln können. Das Verhältnis zu seinem Vater war nicht sehr eng und Herzlichkeit stand nicht auf der Tagesordnung. Ein wenig befremdlich war für mich die Haushälterin Frau Gothel, die sehr bestimmt und bestimmend Benjamin den Weg gewiesen hat. Leider konnte ich ihren oft nur halben Sätzen, die immer mit einem „Hm?“ abschlossen, so gar nichts abgewinnen.
25 Jahre hat er gebraucht, um in den Ort seiner Kindheit zurückzukehren und sich mit seinen Kindheitserlebnissen auseinanderzusetzen. Keine leichte Kost, die sich den Lesenden im Wechsel zwischen den Zeiten und auch zwischen den Zeilen bietet. Die Erzählung folgt Benjamins Playlist, die den Kapiteln ihre Überschriften geben.
Das Buch, das neben vielen Themen auch „die Nähe zu Rechtsextremen“ enthält, bietet reichlich Einblicke und viel Stoff zum Nachdenken.

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