Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Bücher, unter anderem der grandiosen Reihe um David Bronstein, hat sich mit diesem, seinem zweiten Krimi rund um die beiden Ferlacher Dorfpolizisten Sigi Obiltschnig und Ferdinand Popatnig eine besonders hübsche Kulisse ausgesucht: das jährliche Mittelalterfest auf der Burg Hochosterwitz.
Zunächst gehen die Uhren im knapp 18 km von der Landeshauptstadt Klagenfurt entfernten Ferlach noch ein wenig langsamer als sonst irgendwo. Die Verbrechen spielen sich zwischen Falschparken und Fahrraddiebstahl ab. An jenem denkwürdigen Tag, an dem Oberst Dullnig vom LKA Klagenfurt anruft, hat Popatnig einen Autofahrer ertappt, der gegen eine Einbahn fährt und Obiltschnig frei.
Und schon ist es mit der vertrauten Gemütlichkeit vorbei, denn das LKA ist wieder einmal chronisch unterbesetzt und auf der Burg Hochosterwitz gibt es eine Leiche. Da müssen die Ferlacher aushelfen, denn im letzten Fall („Kärntner Finale“) haben sie die hauptberuflichen Kriminalbeamten quasi an die Wand gespielt und den komplexen Fall de facto im Alleingang gelöst.
Obiltschnig und Popatnig wissen noch nicht, ob sie sich geehrt fühlen sollen, oder nur für das LKA die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen müssen.
Der vorerst unbekannte Tote wurde enthauptet und wird nicht die einzige Leiche bleiben. Wie in einem Abzählreim, sterben insgesamt nacheinander vier Personen, jeweils in der nächsten Nacht. Auffällig ist, dass sie aus einer Gruppe von sieben Ausstellern des Mittelalterfestes stammen, sich gut kennen. Vier von ihnen haben nun einen, nach einer mittelalterlichen Tradition, Tod gefunden: Also die Enthauptung, dann hat ein Bogenschütze ins Schwarze getroffen, eine Frau wurde vergiftet und ein anderer in seinem eigenen Met ertränkt. Nun bleiben nur noch drei übrig. Ist der Täter einer von ihnen? Nur wer ist es?
Die Durchforstung der Lebensläufe sowohl der bisherigen Opfer als auch der drei noch lebenden Schausteller gibt zunächst wenig Aufschluss. Erst ein Foto, das vor rund 15 Jahren aufgenommen worden ist, bringt Gruppeninspektor Obiltsching auf eine heiße Spur und auf einen schwarzen Hengst.
Was dann folgt, ist eine Verfolgungsjagd, die Monty Pythons Flying Circus würdig ist. Aber, das müsst ihr bitte selbst lesen.
Meine Meinung:
Als halbe Kärntnerin und schwerer Fan von Andreas Pittlers Krimis hat mir dieser zweite Kärnten-Krimi wieder sehr gut gefallen. Wie schon im ersten Fall für Obiltschnig und Popatnig fehlt mir ein wenig der Kärntner Dialekt. Gut, einmal wird die Bezeichnung „Tocker“ (= Idiot, Dummkopf) verwendet. So weiterhin mehr oder weniger auf hochdeutsch parliert. Die humorvollen Dialoge, in denen sich Obiltschnig und Popatnig die Bälle (oder wie man in Wien sagt: die Wuchteln) zuspielen, haben mich mehrmals schmunzeln lassen.
Neben den bekannten Charakteren wie Oberst Dullnig, Obiltschnig und Popatnig wird die Gerichtsmedizinerin Stefaner als neue Figur eingeführt. Die passt bestens in die Ferlacher Truppe, auch wenn die Gerichtsmedizin in der Landeshauptstadt angesiedelt ist. Ihr trockener, schwarzer Humor hat mir sehr gut gefallen.
Es dauert ein wenig, bis die Ermittlungen Erfolg haben. Wir Leser können dem Täter durch geschickt platzierte Einschübe über die Schulter schauen. Der aufmerksame Leser wird bald eine Idee haben, was Täter und Motiv betrifft.
Gut gefallen hat mir, dass das Privatleben der beiden eine eher untergeordnete Rolle spielt und nicht überhand nimmt.
Dass mich Obiltschings Ritt auf dem schwarzen Hengst an Monty Python Flying Circus erinnert, kommt nicht von ungefähr, hat doch Andreas Pittler ein Buch über die Truppe verfasst: „Monty Python 100 Seiten“ erschienen bei Philipp Reclam, das ich vor kurzem gelesen habe.
Nach der erfolgreichen Auflösung des Kriminalfalles hat Obert Dullnig für unsere wackeren Ferlacher Dorfpolizisten eine Überraschung bereit: Beide erhalten jeweils einen halbe Planstelle beim LKA in Klagenfurt, um die Stadtcowboys bei der Verbrecherjagd zu unterstützen. Das heißt, weitere Fälle mit Obiltschnig und Popatnig sind vorprogrammiert. Fans von Kärnten und Andreas Pittler wie mich, freut das sehr.
“… Always Look at the Bright Side of Life …”
Fazit:
Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne und eine Leseempfehlung.