Profilbild von misspider

misspider

Lesejury Star
offline

misspider ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit misspider über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein wundersames, wunderbares und wunderschönes Buch

Endling
0

Das Buch macht rein optisch schon ordentlich was her, vor allem die Prägung der Schnecke auf dem Einband (unter dem Umschlag) sieht sehr edel aus. Der Inhalt hat mich total überrascht und lässt sich schwer ...

Das Buch macht rein optisch schon ordentlich was her, vor allem die Prägung der Schnecke auf dem Einband (unter dem Umschlag) sieht sehr edel aus. Der Inhalt hat mich total überrascht und lässt sich schwer einordnen: Familiendrama, Roadtrip (mit Schnecke! und Hund!), Dystopie, und eine winzige Prise Wissenschaftsthriller.
Die Zukunft, die hier gezeichnet wird, ist düster: Tiere und Pflanzen sterben aus, Frauen werden in ihren Rechten beschnitten, das Internet wird zensiert und der Faschismus ist wieder auf dem Vormarsch. Das diese Dystopie nicht einmal 20 Jahre in der Zukunft liegt macht die Vision umso unheimlicher. Und der Umstand, dass das Familiendrama, das sich hier entspinnt, in einem ansonsten völlig vertrauten Umfeld, eben 'wie jetzt', passiert, also quasi schon vor unserer Türschwelle steht.
Die eingestreuten Exkurse habe ich sehr genossen, ebenso wie die wunderschönen Grafiken von Insekten und Tieren als Einleitung jedes Kapitels.
Einziger Kritik- und deshalb ein Abzugspunkt in meiner Wertung: die Sprache. Es wird aus der Ich-Perspektive erzählt, und das ist mir teilweise zu umgangssprachlich, vor allem wenn Dialoge mit der "kleinen" Schwester, die immerhin auch schon 16 ist, beschrieben werden. Dafür war Hanna wirklich eine ziemliche Zicke und hat ständig gemeckert, was aber zum Teil auch verständlich ist, wenn man bedenkt wie ihre Kindheit verlaufen ist: Vater gestorben, große Schwester (immerhin 18 Jahre älter) verlässt Familie, Mutter trinkt, Tante mit Keimphobie verlässt die Wohnung nicht mehr. Doch nun kommt Zoe zurück, da die Mutter endlich einen Entzug macht, und nach und nach werden alte Wunden aufgearbeitet.
Fazit: ein wundersames, wunderbares und wunderschönes Buch, das mich zum Staunen und Nachdenken bringt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2024

Wer bist Du wirklich?

Projekt 22
0

Eine Mischung aus Wissenschafts- und Acionthriller, die das Adrenalin in die Höhe treibt. Auch wenn ich an der Glaubwürdigkeit der Handlung so meine Zweifel hatte - alleine die Vorstellung, dass solche ...

Eine Mischung aus Wissenschafts- und Acionthriller, die das Adrenalin in die Höhe treibt. Auch wenn ich an der Glaubwürdigkeit der Handlung so meine Zweifel hatte - alleine die Vorstellung, dass solche Manipulationen irgendwo im Geheimen tatsächlich durchgeführt werden könnten, bereitet mir Gänsehaut. Und genau mit diesem "was wäre wenn" spielt die Autorin gekonnt mit den Ängsten und Zweifeln der Leserschaft - und natürlich der Hauptpersonen, die in diesem Thriller selbst erst die grausame Wahrheit herausfinden müssen. Fazit: action-geladene Hochspannung in Blockbuster-Manier, die keine Atempause zulässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2024

Packender Lokal-Thriller

Lügendorf
0

Ich mag Lokal-Thriller, die einen gelungenen Mix aus Ortsverbundenheit und Spannung liefern, ohne das Lokalkolorit allzu sehr auf die Schippe zu nehmen. Auch der dritte Teil der Diana Heller-Reihe hat ...

Ich mag Lokal-Thriller, die einen gelungenen Mix aus Ortsverbundenheit und Spannung liefern, ohne das Lokalkolorit allzu sehr auf die Schippe zu nehmen. Auch der dritte Teil der Diana Heller-Reihe hat mich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, wenngleich die Handlung einige Male unglaubwürdige, fast absurde Züge annahm und mein Anfangsverdacht sich am Ende bestätigte. Letztlich fügte sich aber alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen: eine verschworene, fast hinterwäldlerische Dorfgemeinschaft, die allem, was nicht der Tradition und dem verstaubten Weltbild entspricht, mit Ablehnung begegnet. Eine Frau, die an ihre Grenzen gebracht wird, um ein Verbrechen aufzuklären und erneut ihre Unschuld zu beweisen. Auch der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden in die verhängnisvolle Vergangenheit hat mir gut gefallen, nährt man sich so doch Schritt für Schritt der Wahrheit.
Der Schreibstil war wieder unsagbar spannend und auch wenn ich Dianas planloses und gefährliches Verhalten oft nicht gutheißen konnte, wurde es doch durch die starke emotionale Belastung, die auch aufgrund der Ablehnung des Dorfes auf ihr liegt, relativiert.
Fazit: eine Anti-Heldin mit Macken, alte und neue Verbrechen und ein Dorf voller Geheimnisse liefern ein fesselndes Leseerlebnis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Regt zum Nachdenken an

Das andere Tal
0

Stell Dir vor, es gibt Deine Welt mehrfach - im Hier und Jetzt, und gleich nebenan jeweils 20 Jahre früher und später. Würdest Du die Gelegenheit nutzen wollen, zum Beispiel um eine verstorbene Person ...

Stell Dir vor, es gibt Deine Welt mehrfach - im Hier und Jetzt, und gleich nebenan jeweils 20 Jahre früher und später. Würdest Du die Gelegenheit nutzen wollen, zum Beispiel um eine verstorbene Person noch einmal sehen zu können? Und wie wirkt sich Dein Leben auf das Deines zukünftigen Ichs aus?
Das Buch wirft teils sehr philosophische Fragen auf, wenn man sich darauf einlässt. Ansonsten ist es eine sehr interessante Geschichte mit einer faszinierenden Grundidee. Es wird in mehreren Teilen erzählt - die junge Odile steht kurz vor Schulabschluss und muss sich entscheiden, welchen Berufsweg sie einschlagen will. Der Tod eines Mitschüleres wirft sie allerdings völlig aus der Bahn. Der erste Teil hat mir besonders gut gefallen, da er sehr gut nachvollziehbar war und die Fragen Odiles zum Leben im Tal zum grossen Teil auch meine eigenen waren. Der zweite Teil setzt Jahre später ein und Odile arbeitet an der Grenze des Tals. Dieser Teil gestaltet sich anfangs sehr langwierig und mühsam und nimmt erst gegen Ende Spannung auf, und am Ende wird es fast schon kompliziert mit den verschiedenen Zeitebenen, die einander bedingen. Nur Teil eins als alleinstehendes Buch hätte mir da fast schon gereicht, Teil zwei war mir zu sprunghaft.
Etwas anstrengend war der Umstand, dass die wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen markiert war. Auch wurde immer mal wieder in Zeit und Ort gesprungen, was sich dann erst nach und nach erschloss. Trotzdem hat mich das Buch gefesselt und spukt mir immer noch im Kopf herum. Fazit: sehr lesenswerte Geschichte über das Jetzt, das Vorher und das Nachher und wie kleinste Entscheidungen unser Leben in eine völlig andere Richtung lenken können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Mit diesem Mann ist nicht gut Kirschen essen

Reichlich spät
0

Auf gewohnt unspektakuläre Art beschreibt die Autorin den schicksalhaften Tag eines Mannes, der darüber nachsinnt, wie er seine Zukünftige kurz vor der Hochzeit verloren hat. Schuld ist neben seinem Schweigen ...

Auf gewohnt unspektakuläre Art beschreibt die Autorin den schicksalhaften Tag eines Mannes, der darüber nachsinnt, wie er seine Zukünftige kurz vor der Hochzeit verloren hat. Schuld ist neben seinem Schweigen im richtigen Moment seine frauenverachtende Art, die ihm erst, da seine Verlobte ihn mit der Nase darauf gestoßen hat, bewusst wird. Was wäre wenn...doch leider ist er wie er ist: geizig, undankbar, ein Mann wie sein Vater. Und nun ist es nicht nur reichlich, sondern definitiv zu spät.
Fazit: Die Geschichte hat auf mich nicht so eindringlich und nachhaltig gewirkt wie andere Werke, ist aber dennoch überzeugend und trägt unverkennbar die Handschrift von Claire Keegan.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere