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Veröffentlicht am 28.12.2017

Skara Brae

Winterfeuer
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Caitir lebt in der Jungsteinzeit (vor ca. 5.000 Jahren) in Skara Brae - an der Westbucht Schottlands - und sie möchte nichts sehnlicher, als in den Kreis der Steinweisen aufgenommen zu werden. Für diese ...

Caitir lebt in der Jungsteinzeit (vor ca. 5.000 Jahren) in Skara Brae - an der Westbucht Schottlands - und sie möchte nichts sehnlicher, als in den Kreis der Steinweisen aufgenommen zu werden. Für diese Aufnahme fehlt ihr jedoch noch eines: Eine Vision, die Ihr die Götter geschickt haben. Sollte Caitir nicht bis zum Fruchtbarkeitsfest, welches in 3 Tagen stattfindet, eine Vision haben, so wird ihr Vater sie mit Brork, dem Anführer des Adlerclans, verheiraten. Den Ahnen sei Dank bekommt Caitir ihre Vision und bei der rituellen Aufnahmezeremonie passiert es: Die Ahnensteine beginnen zu vibrieren, das Mondlicht bildet eine Kuppel über dem Kreis der Ahnen und Caitir fühlt sich, als ob die Erde sie verschlingen möchte. Als sie die Augen wieder öffnet, befindet sie sich immer noch im Ring of Brodgar – jedoch in unserer Zeit.

Andrew arbeitet als Reiseleiter in Schottland. Seine aktuelle Reisegruppe besteht aus Teilnehmern, die sich kein Stück für die Schönheit und Kultur des Landes interessieren sondern sie vertreiben sich die Zeit mit ihren Smartphones oder bleiben bei schlechtem Wetter lieber gleich ganz im Hotel. Die unfreiwillig gewonnene freie Zeit nutzt Andrew dazu, sich die Ausgrabungen am Ness of Brodgar anzusehen. Dort lernt er die Archäologin Dianne kennen, die sich über sein Interesse freut und ihm ein wenig über ihre Arbeit und die Fundstücke erzählt. Zu diesem Zeitpunkt kann noch niemand ahnen, dass Andrew in Kürze Bekanntschaft mit der Zeit machen wird, aus der die Fundstücke am Ness of Brodgar stammen.

Als Andrew nachts von irgend etwas geweckt wird, schaut er zum Fenster hinaus und sieht in der Ferne ein Leuchten – genau dort, wo sich die Ausgrabungsstätte und der Ring of Brodgar befinden. Auch wenn er denkt, dass er sich das nur eingebildet hat, macht er sich mitten in der Nacht auf den Weg zum Kreis der Ahnen …..... und trifft dort auf Caitir.

Das Buch „Winterfeuer“ ist ein ganz besonderes Buch. Es wurde von der am 05.12.2015 verstorbenen Autorin Aileen P. Roberts begonnen und von ihrem Mann, Stephan Lössl, nach ihrem Tod fertiggestellt. Da ich Aileen bzw. Claudia Lössl persönlich kannte, hat mich dieses Buch ganz besonders berührt und ich danke sowohl dem Papierverzehrer-Verlag, als auch Stephan Lössl, dass ich an der Leserunde bei Lovelybooks teilnehmen durfte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitreise-Geschichten findet das Geschehen hier auf beiden Seiten statt. Sowohl Caitir als auch Andrew wechseln zwischen den Zeiten, was die Geschichte besonders spannend macht. Sie können das nicht willkürlich, es müssen bestimmte Konstellationen zusammentreffen, aber sie können merkwürdigerweise nur gemeinsam zwischen den Zeitebenen wechseln. Auf beiden Zeitebenen ist es für denjenigen gefährlich, der nicht aus dieser Zeit stammt, aber in Caitirs Zeit haben die 2 mehr Probleme als hier und heute.

Wie schon erwähnt, wurde das Buch von Claudia/Aileen und ihrem Mann geschrieben. Es war jedoch für mich zu keinem Zeitpunkt sichtbar/fühlbar, wann die „Handschrift“ von Claudia aufhörte und die von Stephan begann. Der Übergang war fließend.

Niemand weiß, wie sich das Leben vor 5.000 Jahren angefühlt hat, aber die Autoren haben es geschafft ein Bild zu zeichnen, das für mich glaubhaft ist. Genau so könnte sich das damals abgespielt haben. Die Menschen früher waren mehr mit der Natur und den Göttern verbunden, das wurde hier sehr schön dargestellt. Ich kann mir den Kulturschock regelrecht vorstellen, den Caitir erlebt haben muss, als sie mit unserer Art zu Leben und der von uns benutzen Technik konfrontiert wurde. Ebenso erging es wohl Andrew, der in der Zeit 5.000 Jahre zurück gereist ist – nur wurde er auf die primitivste Lebensebene zurückgeworfen, so ganz ohne Technik und ohne den ganzen Komfort, von dem wir heute so verwöhnt sind (das fängt schon bei der Toilette an).

Wie von Aileen P. Roberts gewohnt, sind die Charaktere sehr schön und bildhaft ausgearbeitet. Neben den sympathischen Figuren wie Caitir, Andrew, Maeve und Dianne (und noch ein paar anderen Nebencharakteren) gibt es natürlich auch den Unsympathen, den man nicht aus den Augen verlieren sollte, und den, in dem man sich von Anfang an getäuscht hat.

Da ich selbst in der Jetzt-Zeit lebe, finde ich die Erzählstränge aus der Vergangenheit immer interessanter, weil das Gehirn da viel mehr Freiheiten hat sich Dinge vorzustellen. Grundsätzlich finde ich aber auch die Erzählungen über die Schauplätze in Schottland interessant, da sie nicht fiktiv sind sondern den wahren Gegebenheiten entsprechen. Auch das ist der Verdienst von Aileen/Claudia, dass ich gerne einmal nach Schottland reisen möchte, um all die schönen Plätze zu besuchen, von denen sie in ihren Büchern geschrieben hat.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und gut zu lesen und wäre die Leserunde nicht in die Vorweihnachszeit gefallen, hätte ich das Buch auch ganz sicher schneller beendet.

Alles in allem ist das ein Buch im typischem Aileen-P.-Roberts-Stil, den es so leider nun nicht mehr geben wird. Umso mehr werde ich ihre Bücher in Ehren halten.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Wo ist Sarah?

Die Einsamkeit des Todes
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Wo ist Sarah?

Der 30. August 2014 sollte für Andy und Laura Wimmer zum schönsten Tag des Jahres werden - für Max Leitner wurde er zum schwärzesten Tag.

Ausgerechnet auf der Hochzeit seiner Freunde ...

Wo ist Sarah?

Der 30. August 2014 sollte für Andy und Laura Wimmer zum schönsten Tag des Jahres werden - für Max Leitner wurde er zum schwärzesten Tag.

Ausgerechnet auf der Hochzeit seiner Freunde erfährt Max, dass seine Freundin Sarah ein Verhältnis mit seinem Bruder hat. In sekundenschnelle platzt ein Traum wie eine Seifenblase, denn auch Max wollte bei der schwangeren Sarah in Kürze um ihre Hand anhalten. Enttäuscht, verraten und wütend wirft Max Sarah noch in der gleichen Nacht aus der gemeinsamen Wohnung und bricht jeglichen Kontakt zu ihr und seinem Bruder Tobi ab.

Im Oktober 2014 wird in einem Maisfeld eine männliche Leiche gefunden.

2 Jahre später:
Über ihren Tod hinaus versucht Monika Leitner ihre Söhne wieder zueinander zu führen. Die Beiden sind gezwungen, gemeinsam mit ihrem Onkel Wolf, einige Tage im Elternhaus zu verbringen. Gerade zur Weihnachtszeit befinden sich auch einige Freunde der früheren Clique in ihrem Heimatort und so initiiert Laura einen Revival-Abend. Was feucht-fröhlich begann, endet in einem Streit zwischen den Brüdern, bei dem viele Wahrheiten ans Tageslicht gebracht werden. Das Fazit, das aus diesem Streit gezogen werden kann lautet jedoch, dass bei allen von ihnen der Kontakt zu Sarah vor 2 Jahren abgebrochen ist.

Max bekommt anonyme SMS auf sein Handy, in denen ihn jemand beschuldigt, der Mörder von Sarah zu sein. Ein kleiner Junge findet im Wald einen Koffer, der eindeutig Sarah Franziska Mai zugeordnet werden kann und im gleichen Wald, jedoch an einer anderen Stelle, wird eine weibliche Leiche gefunden …..

Was geschah in der Nacht vom 30. auf den 31. August 2014?
Handelt es sich bei der weiblichen Leiche um Sarah?
Gibt es einen Zusammenhang zum Fund der männlichen Leiche im Oktober 2014?

Im ersten Grad verdächtig sind die beiden Leitner-Brüder Max und Tobias und das ist ein Fall für das Team EHK Leopold Mayr, OK Vinzenz Helmer und KHK Jennifer Nowak, die die Ermittlungen leitet.


„Die Einsamkeit des Todes“ ist der 2. Krimi der Autorin Petra Johann, den ich lese. Genau wie „Schatten der Schuld“ ist auch dieses Buch wieder das Highlight auf meiner Krimi-Liste.

Im Prolog wird eine weibliche Leiche von starken Armen auf dem Waldboden abgelegt. Schon auf der 1. Seite befindet man sich in der Position, dass man „Blut geleckt“ hat um zu erfahren, wer denn da auf dem kalten Waldboden abgelegt wurde und warum. Handelt es sich bei der Toten um Sarah oder führt Petra Johann den Leser schon gleich am Anfang auf eine falsche Fährte?

Nach dem Prolog gibt es einen Rückblick ins Jahr 2014 - die Hochzeit von Andy und Laura, die letztendlich zum Zerwürfnis zwischen den Leitner-Brüdern führt und es wird die männliche Leiche im Maisfeld gefunden. Diese Szene nutzt die Autorin Petra Johann gleichzeitig dazu, das Ermittler-Team Jennifer Nowak, Vinzenz Helmer und Leopold Mayr vorzustellen.

Da „Die Einsamkeit des Todes“ ein Einzelband ist, gibt es auch nix, was man aus einem Vorgänger über Jenny und ihre männlichen Kollegen wissen müsste. Erstaunlicherweise haben die Kommissare von Petra Johann keine verkorkste Vergangenheit, die ihnen permanent im Weg steht. Sie sind Menschen wie Du und ich, machen Fehler und wachsen daran.

Da Jenny erst vor wenigen Tagen befördert wurde, macht sie sich vielleicht selbst zu viel Druck. Sie beißt sich an einem Verdächtigen regelrecht fest – das ist zwar menschlich, es nutzt ihr aber bei den Ermittlungen nicht. Leo, ihr Vorgesetzter, steht ihr hilfreich zur Seite und die 2 sind ein gutes Team. Auch wenn Leo in Jenny vielleicht ein wenig mehr sieht, als nur eine Kollegin.

Oberkommissar Vinzenz Helmer ist für mich eindeutig der Unsympath des Teams.

Onkel Wolf sowie die ehemaligen Freunde sind gut charakterisiert und ausgearbeitet und es kommt ein Punkt, an dem man jeder der Personen einen Mord zutrauen würde.

Petra Johann legt geschickt falsche Fährten, streut hier und da kleine Nebensächlichkeiten ein und kaum denkt man, man hätte den Täter identifiziert, macht die Geschichte eine Kehrwende. Das hält die Spannung oben und macht Lust auf mehr.

Der Plot ist spannend, der Schreibstil der Autorin flüssig und angenehm zu lesen und wenn ich nicht zu viel Ablenkung durch mein „Real Life“ gehabt hätte, wäre das ein One-Night-Krimi geworden.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Unter ständiger Beobachtung

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Helikopter-Eltern
Unter Helikopter-Eltern, auch Hubschrauber-Eltern oder als Fremdwort Helicopter Parents (engl. helicopter parents oder paranoid parents), versteht man populärsprachlich überfürsorgliche ...

Helikopter-Eltern
Unter Helikopter-Eltern, auch Hubschrauber-Eltern oder als Fremdwort Helicopter Parents (engl. helicopter parents oder paranoid parents), versteht man populärsprachlich überfürsorgliche Eltern, die sich (wie ein Beobachtungs-Hubschrauber) ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um diese zu überwachen und zu behüten. Ihr Erziehungsstil ist geprägt von (zum Teil zwanghafter oder paranoider) Überbehütung und exzessiver Einmischung in die Angelegenheiten des Kindes oder des Heranwachsenden.


Quelle: Wikipedia

Bei dem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Episoden, die direkt und schonungslos dem Alltag von Hebammen, ErzieherInnen, LehrerInnen, ProfessorInnen und StudienberaterInnen, aber auch anderen Eltern und Kindern entstammen.

Die Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg von der Redaktion SPIEGEL ONLINE haben aus den Bereichen

Baby
KiTa
Schulweg/Schule
Klassenfahrt
Arzt/Krankenhaus/Therapeuten
Uni und Ausbildung

Anekdoten gesammelt, die sie in diesem Buch veröffentlichen.

Anhand des Klappentextes, der von einer „amüsanten Realsatire“ spricht, hatte ich mir einen Lesestoff erhofft, der mich grinsen, lächeln, und hoffentlich auch mal laut lachen lässt. Wenn ich nicht wüsste, dass die beschriebenen Ereignisse der Wahrheit entsprechen, hätte ich mich auch tatsächlich köstlich amüsieren können – aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei den Anekdoten um tatsächliche Begebenheiten handelt, blieb mir das Grinsen im Gesicht stecken.

Ich kannte den Begriff „Helikopter-Eltern“ aber ich habe mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen können, dass es Eltern gibt, die SO um ihre Kinder herumschwirren. In meinen Vorstellungen handelte es sich einfach um Eltern, die ihren Kindern ein wenig mehr Fürsorge angedeihen lassen als das normale Eltern tun. Was ich hier jedoch zu lesen bekam, war wirklich schwere Kost.

Beispiele gefällig?

Unser Sohn ist nämlich aus Zucker
„Meine Nachbarn sind absolute Helikopter-Eltern. Im Sommer ist der Zweijährige auf der Wiese hingefallen. Er hat nicht geweint, trotzdem berieten sich die Eltern, ob sie den Krankenwagen rufen sollen oder ob ein Besuch beim Hausarzt ausreicht. Den Rasen in ihrem Garten mähen sie übrigens nur, wenn der Sohn bei den Großeltern ist. Das laute Geräusch schadet aus ihrer Sicht nämlich dem Kind, sogar wenn es in der Wohnung ist“

Wir haben Euch zum fressen gern!
„Unsere Nachbarn in Florida hatten ihren acht und zehn Jahre alten Töchtern das Verlassen des Hauses ohne elterliche Aufsicht komplett verboten, weil sie draußen von Alligatoren gefressen werden könnten. Sie mussten in der Garage spielen. Nur freitags zwischen 16 und 18 Uhr durften sie mit ihren Fahrrädern unter elterlicher Aufsicht im Wendehammer vor dem Haus im Kreis fahren, nachdem die Eltern die Einfahrt in die Sackgasse mit Schildern abgesperrt hatten“.


Gruselig, oder?

Ich kann absolut verstehen, dass man Angst um seine Kinder hat, wer kann das nicht? Aber dass man aus seinen Kindern absolut hilflose und lebensuntüchtige Individuen macht, das leuchtet mir nicht ein. Wie sollen diese Kinder später ihren Alltag bewältigen, wie ihren Job machen, einen Partner kennenlernen und eine Familie gründen?

Kann man als Elternteil wollen, dass das eigene Kind ein von den Eltern abhängiges und unselbständiges Leben führt? Im Normalfall doch wohl eher nicht, oder?

Und die Gegenfrage lautet dann auch: Wollen Kinder ein solches Leben führen, in dem sie vor lauter Überfürsorge erdrückt werden und keine Chance auf Entfaltung der eigenen Persönlichkeit haben? Im Normalfall doch wohl eher nicht, oder?

Es wundert mich nicht, dass die Anzahl der Single-Haushalte in Deutschland permanent steigt – das sind wahrscheinlich die Jugendlichen, die die Flucht vor ihren Eltern antreten lach

Und wo bleibt eigentlich bei der ganzen Sache das (Privat-)Leben der Eltern?

Ein gesundes Mittelmaß aus Behüten und „mal machen lassen“ - das ist das Zauberwort.

Schenkt man das Buch nun werdenden Eltern, um ihnen zu zeigen, wie sie nicht werden sollen oder schenkt man das Buch bekannten Helikopter-Eltern, damit sie mal in den Spiegel schauen können? Vielleicht merken sie ja selbst noch nicht einmal, wie sie ihren Kindern damit schaden.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Gottesurteile

Gottes rechte Hand
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In einer Kleingartenanlage wird eine männliche Leiche gefunden. Gesicht und Körper des Toten sind über und über mit Schwellungen bedeckt, ausgelöst durch unzählige Wespenstiche. Auf den ersten Blick sieht ...

In einer Kleingartenanlage wird eine männliche Leiche gefunden. Gesicht und Körper des Toten sind über und über mit Schwellungen bedeckt, ausgelöst durch unzählige Wespenstiche. Auf den ersten Blick sieht alles danach aus, als ob der Mann tragischerweise an einem Anaphylaktischen Schock gestorben ist.

Der 2. Tote ist eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche, die in einer Autowerkstatt gefunden wurde. Vermeintlich handelt es sich nach Ansicht des Forensikers um einen Obdachlosen, der sich an einem Feuerkorb gewärmt haben könnte und dabei Feuer gefangen hat.

Da beide Leichname aufgrund ihrer äußeren Beschaffenheit nicht mehr zu identifizieren sind, werden sie in die Gerichtsmedizin des Wiener LKA überstellt.

Michaela Baltzer und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf.

„Gottes rechte Hand“ ist der 2. Psychothriller der Autorin Rhena Weiss, in dem die LKA-Ermittlerin Michaela Baltzer die Hauptrolle spielt.

Man kann beide Bücher getrennt voneinander lesen, die Handlungen sind in sich abgeschlossen. Die Autorin blickt ab und an auf Geschehnisse zurück, die im 1. Buch passiert sind. Für den Fortgang und das Verständnis dieser Geschichte ist es jedoch nicht wichtig zu wissen, was genau damals passiert ist.

Michaela Baltzer wird als sympathische Ermittlerin dargestellt, die seit Jahren ihr Dasein als Single fristet. Momentan lebt ihre Nichte Valerie bei ihr, deren Eltern sich beruflich im Ausland befinden. Aufgrund eines Vorfalles, der im 1. Buch passiert ist, besteht ein starkes Band zwischen „Tante Mika“ und Valerie und so bekommt Valerie Einblicke in den aktuellen Fall, aber auch in das Privatleben ihrer Tante und in beiden Angelegenheiten bekommt Michaela Unterstützung durch ihre Nichte.

Valerie entspricht so gar nicht der typischen Jugendlichen, denn sie hat eine sehr genaue Vorstellung darüber, was sie will und was sie nicht will – nur beim Berufswunsch ist sie noch unschlüssig, aber in diesem Punkt bekommt sie Klarheit, als sie ein Praktikum in einem Frauenhaus macht.

Der neue Nachbar und Kollege Bernd Dalisch könnte zukünftig in Michaelas Leben eine größere Rolle spielen, denn die Beiden verbringen sehr viel Zeit miteinander. Nachdem die Identität der beiden Toten fest steht, rutscht Bernd jedoch in den Focus der Ermittlungen, da er – in seiner Eigenschaft als Kriminalpsychologe - beide Opfer gekannt hat. Michaela weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.

„Gottes rechte Hand“ - der Täter. Der Leser weiß, lange vor Michaela, dass die beiden Opfer von der gleichen Person getötet wurden. Es handelt sich beim Täter um einen Serientäter aber mitnichten schlachtet er seine Opfer einfach so ab. Hier steckt System und ein ausgeklügelter Plan dahinter, denn die Auserwählten müssen sich einem Gottesurteil stellen.

Es gab schon von Anfang an Hinweise darauf, wer der Täter sein könnte, und ich hatte auch zuerst die richtige Person im Visier. Dann schaffte es die Autorin jedoch, mich mit einem kleinen Requisit zu verwirren und ich schloss in meine Liste der möglichen Täter noch eine 2. Person mit ein. Bis zur Auflösung der Identität des Täters war ich mir nicht zu 100 % sicher, dass es diese eine bestimmte Person auch wirklich ist. Als Amateurdetektivin würde ich wahrscheinlich verhungern, denn ich bin nicht sonderlich gut im Täter-raten.

Dem Leser wird die Geschichte aus der Sicht eines auktorialen Erzählers nahegebracht. Er wechselt zwischen den Perspektiven von „Gottes rechter Hand“, Valerie sowie Michaela und ihren Teamkollegen. Die Gedankengänge von „Gottes rechter Hand“ sind wohl der interessanteste Part in der Geschichte, aber auch erschreckend und schockierend, denn hinter diesem Rachefeldzug steckt eine ganze Menge religiöser Fanatismus.

Alle Charaktere und Handlungen sind realistisch dargestellt und sogar den Fahrstil von Michaelas Kollegin Doris kann man sich bildlich vorstellen. Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden und ich freue mich schon auf den 3. Teil, in dem Michaela Baltzer und ihr Team wieder ermitteln.

Die Autorin greift in ihrem Buch das Thema „häusliche Gewalt“ auf und präsentiert im Nachwort dazu auch ein paar Zahlen. Erschreckend, dass zwischen dem 16. und 44. Lebensjahr in der EU-Statistik aus dem Jahr 2014 Tod und Gesundheitsschädigung durch häusliche Gewalt bei Frauen als Todesursache Nr. 1 angegeben ist – noch vor dem Tod durch Krebs. 43 % aller Frauen sind von psychische Gewalt durch ihren Partner oder Expartner betroffen.

Diese Zahlen sind erschreckend – weil real und keine fiktive Vorlage für einen Thriller, der uns für ein paar Stunden unterhalten soll.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Resozialisierung in eisiger Kälte

White Zone - Letzte Chance
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Die 6 Jugendlichen Benny, Dattel, Seven, Kaya, Fee und Crash werden die nächsten 3 Monate auf der ausgemusterten Forschungsstation Neumeyer III in der Antarktis verbringen. Sie machen jedoch keineswegs ...

Die 6 Jugendlichen Benny, Dattel, Seven, Kaya, Fee und Crash werden die nächsten 3 Monate auf der ausgemusterten Forschungsstation Neumeyer III in der Antarktis verbringen. Sie machen jedoch keineswegs Urlaub dort, sondern sie sind mit 2 Betreuern der Agentur „Social Adventures Network“ an den Südpol geflogen worden, um dort die letzte Chance auf Resozialisierung zu erhalten, denn sie alle haben eine mehr oder weniger dicke Strafakte.

Die Kids und ihre Betreuer scheinen auf der riesigen Forschungsstation jedoch nicht alleine zu sein, denn es passieren merkwürdige Dinge und es scheint als ob jemand ganz und gar nicht einverstanden damit ist, sein „Zuhause“ teilen zu müssen. Nicht zu wissen ob es diesen „Einsiedler“ tatsächlich gibt, oder ob sich vielleicht jemand aus der Gruppe üble Scherze mit den Anderen erlaubt, zerrt an den Nerven aller.

Bei einem ihrer Ausflüge in die unwirtliche Umgebung der Forschungsstation, die sie über das Schelfeis führt, werden die Jugendlichen Zeuge einer Walfang-Aktion und sie alle sind schockiert über das Gesehene, so dass sie gemeinsam ein Zeichen gegen den Walfang setzen wollen.

Erreichen sie mit dieser Aktion ihre endgültige Resozialisierung oder sind sie weiter davon entfernt als jemals zuvor?

Katja Brandis führt den Leser in ihrem Buch „White Zone – letzte Chance“ ins Jahr 2030. Die Menschen sind durch Datenbrillen, Communicatoren und Hirnschnittstellen (BrainConnect) mehr denn je mit dem Internet verbunden, sie leben quasi online. So wundert es nicht, dass Betreuer Martin die Kids in der Antarktis in erster Linie mit Internet-Abstinenz straft - jeder hat am Tag nur eine Stunde freien Internetzugang. So wirklich unvorstellbar finde ich diesen Gedanken gar nicht, wenn man sieht, wie viel Zeit wir heute schon online verbringen und wie wichtig Soziale Netzwerke geworden sind. Nur die Hirn-Schnittstelle mag ich mir noch nicht so recht vorstellen ….

Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von Crash erzählt, die mir von Anfang an sehr sympathisch ist. Der Leser lernt die Jugendlichen erst nach und nach kennen und manche Dinge bleiben bis kurz vor Schluss verborgen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam – sie haben (meist mehrfach) richtig großen Mist gebaut und man gibt ihnen nur noch eine einzige Chance um sich anzupassen und ins richtige Leben zurück zu finden. Kinder, die wahrscheinlich zu Hause keinerlei Nestwärme erfahren haben und die mit ihren haarsträubenden und gefährlichen Aktionen nichts anderes tun als einen Hilfeschrei abzusetzen, der von den Eltern mit Kinderheim und Pflegefamilien beantwortet wird.

Diese straffällig gewordenen Jugendlichen sind mit 2 Betreuern in die Antarktis verfrachtet worden, wobei man Sara nicht wirklich als Betreuerin bezeichnen kann. Sie ist für die Verpflegung der Kids zuständig und ansonsten hält sie sich eher von der Gruppe fern. Die ganze Last liegt auf Martin, der jedoch durch einen Unfall außer Gefecht gesetzt wird und so müssen sich die 6 mehr oder weniger zusammenraufen, um in der unwirtlichen Umgebung zu überleben. Es macht Spaß zu sehen, wie sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, wo anfangs nur ein Gegeneinander zu finden war.

Auch auf Neumeyer III sind die Kids nicht die Vorzeige-Jugendlichen und die eine oder andere durchgeführte Aktion ließ mich heftig mit dem Kopf schütteln. Was mir aber total imponiert hat ist die Vehemenz, mit der sie ihr gestecktes Ziel verfolgen und nicht mehr aus den Augen lassen – egal, welche Konsequenzen das für sie selbst letztendlich haben wird.

„Die Tragödie des Lebens liegt nicht im Nichterreichen seines Ziels...
Die Tragödie des Lebens liegt darin, keine Ziele zu haben, die man erreichen kann“
(Benjamin Mays)



An den Büchern von Katja Brandis gefällt mir jedes Mal aufs Neue:

ihre hervorragende Recherchearbeit, denn alles, was über über die Forschung und die Zustände in der Antarktis von ihr in diesem Buch beschrieben wird, basiert auf Tatsachen

die Verknüpfung einer fiktiven Geschichte mit aktuellen Aspekten unserer Umwelt, wie hier die Walfang-Aktion, die die Kids zum Handeln verleitet.


Wieder einmal konnte ich feststellen, dass es Jugendbücher gibt, die mich fesseln und begeistern können. „White Zone“ ist nunmehr das 4. Buch von Katja Brandis und ich hoffe, dass es zukünftig noch mehr jugendlichen Lesestoff von ihr geben wird.