Bewegende Geschichte einer Hebamme mit Vision
Wie ein Stern in mondloser NachtGleich vorweg möchte ich sagen, dass mich dieser Roman tief bewegt und gefesselt hat!
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Henni Bartholdy, eine bemerkenswerte Frau und Hebamme. Ich weiß gar nicht, ob ...
Gleich vorweg möchte ich sagen, dass mich dieser Roman tief bewegt und gefesselt hat!
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Henni Bartholdy, eine bemerkenswerte Frau und Hebamme. Ich weiß gar nicht, ob die Protagonistin der Fantasie der Autorin entsprungen ist, oder ob es sie tatsächlich gegeben hat ... so oder so, alles ist ziemlich realistisch. Henni lebt mit ihrer Mutter und dem kleinen, kränkelnden Bruder während der Nachkriegszeit in ärmlichen Verhältnissen. Sie lernt ihre große Liebe, den Arztsohn Ed kennen, aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, denn seinen Eltern ist sie einfach nicht gut genug. Henni wird Hebamme. Sie sieht das ganze Elend um sich herum und bekommt immer wieder mit, dass Neugeborene einfach "entsorgt" oder ausgesetzt werden, da die Eltern zu arm sind, um für sie zu sorgen. Es entsteht in Henni die Idee der "Babyklappe". Dabei begibt sie sich immer wieder in Gesetzeskonflikte, denn die Babyklappen sind (heute) noch gar nicht so lange legal. Eine weitere wichtige Rolle in dieser Geschichte spielt Liv. Sie geht im Jahr 2000 auf die Suche nach Ihren Wurzeln. Sie ist als Findelkind zu Eltern nach Dänemark gekommen, hatte eine unbeschwerte Kindheit, hat aber immer gespürt, dass es nicht ihr eigenes Leben ist, was sie da führt. Als Journalistin begibt sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität. Dabei trifft sie auf Henni, sowie auf Ed.. Wird sie ihre Eltern finden und gibt es ein Happyend für Henni und Ed?
Mir hat der Schreibstil von Marie Sand gut gefallen und ich habe auch wunderbar in die Geschichte auf zwei Zeitebenen hineingefunden, wobei mir die Story in den 40er und 50er Jahren etwas besser gefallen hat. Henni ist durch all das Leid, was sie in ihrem Leben erfahren hat, eine starke Frau geworden. Sie hat eine Vision, die sie gegen alle Widerstände durchzusetzen versucht. Dabei ist sie sehr empathisch und nicht verbittert, wie so manch andere Frauen ihrer Zeit (wie z.B. ihre Mutter, oder die Nachbarin). Man könnte sie für durchgeknallt halten, da sie mit und von ihrem nie geborenen Kind spricht, als wäre es existent. Ich aber denke, dass das ein Schutzmechanismus ist, um nicht an der Situation zu zerbrechen. Last but not least, das Cover der Klappbroschur. Es zeigt eine junge Frau mit Baby im Arm, in einem Hinterhof. Die Fassade vom Krieg gezeichnet. Sehr gelungen und passend.
Der Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte, lässt mich (wie gesagt) tief bewegt und mit vielen Gedanken zum Thema zurück. Wer Storys um starke Frauen und historisches mag, ist hier goldrichtig! Absolut empfehlenswert!