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Veröffentlicht am 29.03.2024

...Und erhalte dir die Farben Seines Himmels, weiß und blau (Bayernhymne)

Beautiful Places Bayern
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Auch wenn Buddy mit seiner musikalischen Aufforderung "Ab in den Süden" wohl eher den Urlaub in mediterranen Gefilden meint, so braucht sich unser heimischer Süden - nämlich Bayern - vor nichts zu verstecken. ...

Auch wenn Buddy mit seiner musikalischen Aufforderung "Ab in den Süden" wohl eher den Urlaub in mediterranen Gefilden meint, so braucht sich unser heimischer Süden - nämlich Bayern - vor nichts zu verstecken. Britta Mentzel hat die Reiseziel von der Rhön bis an die Zugspitze einmal etwas genauer unter die Lupe genommen und dabei wirklich schöne Fleckerl entdeckt, die sehens- & reisenswert sind.

Mal von den üblichen Postkartenansichten abgesehen, finden sich in diesem Buch wirklich tolle An- & Einsichten, die auch mit Wissenswertem und um die Städte, Dörfer und Bauwerke ergänzt werden. Aber es ist kein schönes Präsentieren von Bildern und Geschichten rund um malerische Dörfer und prunkvolle Schlösser, sondern schon eine Art Liebeserklärung an die Landschaften und die Menschen, die aus Bayerns Idylle eine Region mit Herz machen.
Die "Scheibum" ist Balsam für die Seele und spült mit dem Wasser die Hektik des Alltags einfach davon. Der Rosengarten der Neuen Residenz in Bamberg lädt mit seinem Duft aus abertausend Blüten die Besucher;innen zum Träumen ein und bei einem Spaziergang durch Dinkelsbühl wird die Stadt zum begehbaren Geschichtsbuch.

Kultur, Brauchtum, Religion und Traditionen sind fest verankert, bilden eine Brücken zwischen dem dem Alten und dem Modernen. Sanfter Tourismus in Verbindung mit weltbekannten Sehenswürdigkeiten gelingt hier schon an vielen Orten und Stellen und macht Lust , die im Buch vorgestellten 50 Reiseziele wieder einmal zu besuchen.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Überleben und Lieben, wenn die Menschlichkeit fehlt

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Für Juni war der Großvater immer eine starke Schulter zum Anlehnen, ein Mann voller Liebe und Herzlichkeit. Doch seine eigentliche Lebensgeschichte ist geprägt vom Gegenteil, denn Konrad hat Schlimmes ...

Für Juni war der Großvater immer eine starke Schulter zum Anlehnen, ein Mann voller Liebe und Herzlichkeit. Doch seine eigentliche Lebensgeschichte ist geprägt vom Gegenteil, denn Konrad hat Schlimmes im Krieg erlebt. Aber wie hat er es geschafft, aus den Narben und seelischen Wunden so viel Kraft und Liebe zu ziehen, um Juni der Großvater zu sein, als den sie ihn kennt....


Mit "Und Großvater atmete mit den Wellen" erzählt Trude Teige die Geschichte von Konrad weiter und verlangt ihren Leser;inne unglaublich viel ab. Sie füllt die Seiten mit einer Brutalität, die das Leben der Internierten in den japanischen Straflagern mit einer solchen Wucht regelrecht in die Knie zwingen, dass die Schmerzen - körperlicher und seelischer Art - mit dem Umblättern fühlbar werden.

Die Ausweglosigkeit der Gefangenen überträgt sich auf die Lesenden und hält sie regelrecht in einer eisernen Faust gefangen. Und doch sind da immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, die den Mut und den Willen zu Überleben immer wieder aufblitzen lassen. Die Figur des Konrad ist dabei der tragende Charakter, der schier Unmenschliches erleidet, aber trotz allem ist sein Wille nicht gebrochen. Was mir aber ins Auge springt sind die vielen Zufälle, die wichtige Bezugspersonen von Konrad immer wieder in seinen Lebenslauf spülen. Manches wirkt dadurch etwas zu konstruiert und unglaubwürdig, aber das nimmt den Gräueltaten nicht Schrecken, den Schmerz und das Unfassbare.

Teige besitzt die Gabe, mit einer beeindruckenden Sprachgewalt und einer Prise Melancholie die fiktive Handlung mit den realen Ereignissen zu verbinden, um daraus einen neue, schmerzhafte Wahrheit zu kreieren, die auch beim Lesen des Romans nicht spurlos an der Leserschaft vorbeizieht. Vor allen Dingen gibt die Autorin all denjenigen eine Stimme, die in den japanischen Lagern fernab der Heimat geknechtet, misshandelt, gedemütigt und erniedrigt worden sind.

Nicht ganz so gut gelungen wie der erste Teil, aber dennoch eine wichtiger Beitrag gegen das Vergessen. Der Roman wird noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben, gerade weil Konrad eine Figur ist, die aus den Gräuel der Vergangenheit eine persönliche Stärke zieht, um die Zukunft für diejenigen mit Wärme und Liebe zu füllen, die ihm an Herzen liegen.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Aller Tage ist kein Sonntag (Verfasser unbekannt, Volkslied aus Ostpreußen)

Beelitz Heilstätten
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Antonia Marquardt wird mit Verdacht auf Tuberkulose in den Beelitz-Heilstätten aufgenommen. Dort tut man alles dafür, um auf der Station für weibliche Patienten für eine schnelle Genesung zu sorgen. Doch ...

Antonia Marquardt wird mit Verdacht auf Tuberkulose in den Beelitz-Heilstätten aufgenommen. Dort tut man alles dafür, um auf der Station für weibliche Patienten für eine schnelle Genesung zu sorgen. Doch Antonia findet dieses ewige Nichtstun, die ständigen Liegekuren und den fest vorgeschrieben Tagesablauf einfach ermüdend. Das ändert sich immer schlagartig, wenn sie dem jungen Assistenzarzt Henrik gegenübersteht. Denn dieser lässt Antonias Herz höher schlagen. Aber die Zeiten ändern sich, die Nazis gewinnen immer mehr die Oberhand und mit Ausbruch des Krieges scheint auch der Wind in den Beelitz Heilstätten eine andere Richtung einzunehmen. Ob das das Aus bedeutet ?


Lea Kampe lässt die Beelitz Heilstätten in ihrem Buch wie aus einer Pop-up-Karte emporsteigen und verwandelt so den Lost Place nach und nach in ein, für seine Zeit, sehr modernes Quartier für Lungenkranke, dessen repräsentative Architektur zwischen üppigem Waldbestand wieder zu altem Glanz findet.

Die Bäume in der weitläufigen Parkanlage erzählen leise die Geschichten, die sich dort einst zugetragen haben. Lea Kampe hat dieses Wispern zu einer emotionalen und mitreißenden Geschichte zusammengefügt, die von den verqueren völkischen Ideologien, ihren fanatischen Anhänger:innen und deren Widersacher;innen handelt.

Mit Antonia Marquardt ist der Autorin eine authentische weibliche Hauptfigur gelungen, der es mit Leichtigkeit gelingt, die Lese;rinnen für ihre Lebensgeschichte zu begeistern. Sie nimmt sie an die Hand, zeigt ihnen ihre Welt, die sich nach und nach immer mehr wandelt. Die politische Abgründe und die verheerenden Auswirkungen zeigen allzu deutlich, was passiert, wenn der braune Sumpf seine Hirngespinste auslebt und es ist erschreckend, wie viele Parallelen sich im aktuellen Tagesgeschehen wiederfinden.

Die endlosen Flure, die Krankensäle und das Turmzimmer werden wiederbelebt und selbst die leisen Töne des Klaviers sind zu vernehmen, wenn Assistenzarzt Henrik "Alle Tage ist kein Sonntag" spielt. So leicht die Töne auch klingen, so unfassbar und unmenschlich sind die Entscheidungen, die die durch die rechte Politik , Denunziantentum und falsche Ideale getroffen werden.

Umso schöner ist es zu lesen, dass am Ende die Menschlichkeit siegt, wenngleich es ein bisschen schwülstig wirkt Facettenreiche Charaktere, die wirklich das ganze Spektrum von gut bis niederträchtig bedienen, geben den Leser:innen einen Einblick in ihre Gefühls- & Gedankenwelt, um sie von ganzem Herzen zu mögen oder für ihr Tun zu verachten.

Der flüssige Schreibstil ist gut lesbar, die Handlung ist strukturiert und logisch aufgebaut. Ein Roman, der nicht nur die Zimmertüren der Patientinnen öffnet, sondern auch die Möglichkeit gibt, den Lost Place mit anderen Augen zu sehen.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Farbenfrohes Buch über Gefühle und Zugehörigkeit

Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte
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Der Wald ist das Zuhause von ganz vielen Tieren, auch von Familie Elster. Ihr Nest ist das schönste weit und breit, denn die Schätze blitzen, blinken und funkeln in der Sonne. Aber ausgerechnet die kleinste ...

Der Wald ist das Zuhause von ganz vielen Tieren, auch von Familie Elster. Ihr Nest ist das schönste weit und breit, denn die Schätze blitzen, blinken und funkeln in der Sonne. Aber ausgerechnet die kleinste Elster fühlt sich gar nicht wohl dabei, all dieses Tand zu horten. Das schönste Glitzern wird nämlich auf Dauer langweilig. Aber eine echte Elster hat eben Funkelsteine in Hülle und fülle...oder doch nicht ?


Kinderbücher sind eine fantasievolle und farbenfrohe Möglichkeit, mit Kindern in den Dialog zu kommen, um über Gefühle, Zusammenhalt, Zugehörigkeit und auch das Flunkern zu sprechen. Mit dem vorliegenden Buch von Kai Oppermann tauchen Kinder und Erwachsene in einen echten Farbrausch ein, denn die Seiten sind so wundervoll und ansprechend illustriert, dass schon mit dem Vorsatzblatt die Schatzsuche beginnt.

Die kleine Elster sehnt sich so sehr danach, endlich in der Familie als richtige Elster angesehen zu werden, aber sie kann und will sich nicht verändern, nur um geliebt zu werden. Durch ihre kleinen und großen Abenteuer am Tag und in der Nacht lernen Jungen und Mädchen , wie sie auf ihr Bauchgefühl vertrauen können. Die Werte Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstakzeptanz fließen sehr schön in die Erzählung mit ein und vermitteln auch auf der emotionalen Ebene ihre Botschaft, dass Kinder wertvoll sind, genau so, wie sie sind, und dass wahre Liebe keine Bedingungen kennt.

Lediglich die kleine Flunkerei gibt zu denken, denn eine Notlüge kann schon mal nach hinten losgehen und genau das Gegenteil bewirken.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Lebenswege fern der Heimat

Solange es eine Heimat gibt. Erika Mann
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Die geschwisterliche Beziehung zwischen Erika Mann und ihrem Bruder Klaus ist schon eine ganz besondere, scheint fast unumstößlich und muss vieles ertragen können, was von aussen auf die beiden ältestes ...

Die geschwisterliche Beziehung zwischen Erika Mann und ihrem Bruder Klaus ist schon eine ganz besondere, scheint fast unumstößlich und muss vieles ertragen können, was von aussen auf die beiden ältestes Mann-Kinder einprasselt. Dass ausgerechnet Klaus, ihr Klaus, der ihr Ein und Alles ist, Erika im Stich lässt, in dem er seinem Leben ein Ende setzt, verwindet Erika Mann nie.

Das Buch von Unda Hörner ist ein sehr intensiver Einblick, nicht nur in die geschwisterliche Beziehung, sondern auch in das Leben im Exil, zu dem die Manns aufgrund des Nazi-Fanatismus gezwungen werden. Ihrer deutschen Staatsangehörigkeit und somit ihrer Identität beraubt, aber nicht den schöpferischen Fähigkeiten beschnitten, sind die Geschwister fortan noch enger miteinander verbunden und gehen gegen diejenigen vor, die sie aus Deutschland verbannt haben.

Was folgt ist eine sehr intensive Lektüre, die Zeitgeschichte mit Erdachtem verbindet und nicht nur Erika Mann, sondern auch ihren Bruder Klaus, ein Stück weit greifbarer und mitunter auch nahbarer macht. Erikas Charakter, der von Mut, Gerechtigkeitssinn und Durchsetzungswillen geprägt ist, kommt in dieser Veröffentlichung sehr schön zur Geltung und zeigt den Lesenden, welch wagemutige und selbstzerstörerische Frau hinter der Person in der Öffentlichkeit steckt, die immer auf der Suche nach Liebe und irgendwie auch nach sich selbst ist.

Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts prägen das Leben und Handeln der Manns, allen voran Erika und Klaus, die immer wieder aus dem Schatten ihres erfolgreichen Vaters heraustreten...manchmal auch um jeden Preis. Unda Hörner stellt eine bewegte und bewegende Lektüre zusammen, die das Leben und Wirken von Erika Mann hervorhebt, ohne künstlich und pathetisch zu sein.

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