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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2024

Wikingerromantik

Nordic Clans 1: Mein Herz, so verloren und stolz
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Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, ...

Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, gutaussehend, stark, kampferprobt, geduldig… aber leider der Sohn des Mannes, der für den Tod von Yrsas Vater verantwortlich ist. Yrsa muss also Blutrache nehmen und Kier töten. Doch je weiter der Wettbewerb fortschreitet, desto klarer wird, dass die beiden zusammenarbeiten müssen.


Leider ist die Handlung sehr vorhersehbar, das liegt vermutlich daran, dass der Fokus auf der Liebesgeschichte liegt. Es gibt beispielsweise eine Sexszene zwischen sich Unbekannten, bei der man sofort weiß, wer beteiligt war. Die anderen Clanführer:innen bleiben leider völlig im Hintergrund, es werden nicht einmal alle Namen genannt. Insofern ist es sehr klar, dass es nur um Yrsa und Kier geht und alle anderen nur Beiwerk sind. Das ist sehr schade, denn es hätte die Geschichte vielschichtiger und interessanter und auch die Wettkämpfer spannender gemacht mehr von anderen Clans zu erfahren. Immerhin gibt es in Yrsas und Kiers Begleitern Nebencharaktere über die man etwas mehr erfährt und ganz am Ende werden noch ein paar tiefergehende Geheimnisse angedeutet. Kier ist der etwas zu ideale Traummann (Einziger Makel, dass er keinen Bart hat… Es war schon fast niedlich wie versucht wurde das zu einem irren Problem zu machen.), Yrsa dagegen steckt voller Zweifel, reagiert oft sehr emotional und schlägt sich mit ihrem kreischendem Schwurschemen herum, was sie etwas nervig macht. Auch der Weltenentwurf ist nicht besonders detailliert ausgebaut und über die Mythologie erfährt man kaum etwas.

Ein Pluspunkt sind der Sprecher und die Sprecherin. Die beiden geben sich wirklich Mühe die Stimmung der Charaktere zu transportieren und passen gut zu den Charakteren.

Wer nach einer Liebesgeschichte mit romantisch angehauchten Wikingersetting sucht, ist hier richtig, wer mehr nach Fantasy und nordischer Mythologie sucht, könnte enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Weiterleben

Macht
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Liv funktioniert im Alltag, aber seit sie vergewaltigt wurde, kreisen ihre Gedanken um das Ereignis und das Vermeiden ähnlicher Situationen.
Zunächst einmal finde ich es gut, dass man nichts über den Täter ...

Liv funktioniert im Alltag, aber seit sie vergewaltigt wurde, kreisen ihre Gedanken um das Ereignis und das Vermeiden ähnlicher Situationen.
Zunächst einmal finde ich es gut, dass man nichts über den Täter erfährt und der Fokus ganz auf Liv liegt. Sehr eindringlich wird dargestellt, wie Livs Gedanken kreisen und sie es nicht schafft das Ereignis hinter sich zu lassen.
Es passiert viel im Innen, aber kaum etwas im Außen. Der im Klappentext angedeutete Konflikt findet gar nicht statt. Stattdessen ist Liv im Gedankenkarussell gefangen und macht zwar eine Reise, aber keine merkbaren Fortschritte. Da wundert es mich, dass man Anfang gesagt wird, sie käme gut im Alltag klar und ihr Umfeld ahne nichts. Wenn sie so viele von außen unlogisch wirkende Strategien entwickelt und so im Gedankenkarussell festhängt, würde ich annehmen, dass empathische Menschen, die sie gut kennen irgendwann im Verlauf der Jahre etwas merken, auch wenn sie selbst denkt, dass sie funktioniert.
Hier wäre es schön gewesen, Sichtweisen aus dem Umfeld zu erfahren. Es wird nie genau erzählt was wirklich passiert ist. Das ist einerseits gut, weil man so nicht bewerten kann, „wie schlimm es wirklich war“ und ganz auf Livs Einschätzung angewiesen ist, aber man bleibt auch von der Hauptperson distanziert. Man erfährt nicht was für eine Person Liv vorher war und was ihr weiterhilft (außer Vermeidungsstrategien).
Das macht es leider ein bisschen schwächer, als es hätte sein können. Es ist eine eindrucksvolle Zustandsbeschreibung eines traumatisierten Menschen, bietet aber weder eine Außenperspektive noch eine erklärende Handlung oder wenigstens irgendeine Auflösung am Ende.
Insofern tue ich mir trotz des wichtigen Themas und des interessanten Ansatzes schwer mit diesem Buch.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Eher Nacherzählung als Neuinterpretation

Elektra, die hell Leuchtende
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Im Moment scheinen ja feministische Neuinterpretationen griechischer Sagen hip zu sein. Dieses Buch surft auf dieser Erfolgswelle mit. Das Cover erinnert an „Ich bin Circe“, aber es erreicht für mich nicht ...

Im Moment scheinen ja feministische Neuinterpretationen griechischer Sagen hip zu sein. Dieses Buch surft auf dieser Erfolgswelle mit. Das Cover erinnert an „Ich bin Circe“, aber es erreicht für mich nicht deren Qualität.
Im Fokus stehen Klytämnestra, Frau von Agamemnon und Schwester von Helena ihre Tochter Elektra und die trojanische Priesterin Kassandra.
Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Perspektive dieser Frauen erzählt. Gerade am Anfang ist die titelgebende Elektra tatsächlich eher eine blasse Figur und allgemein bleibt man als Leserin eher auf Distanz. Ich fand es interessant, mehr über die griechische Mythologie zu erfahren, aber ich hatte immer Madeline Miller als Vergleich im Hinterkopf und deren Ansatz geht noch einmal tiefer, als dieses Buch.
Miller schafft es zu erklären, inwiefern Götter „anders ticken“ und Helden am Heldentum scheitern. Saint erzählt die Geschichte aus weiblicher Sicht und säht Zweifel an den Erzählungen der Männer ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Das ist allerdings für mich nicht immer nachvollziehbar, wann und warum derhomerschen Version gefolgt wird und wann nicht. Apollon erscheint tatsächlich und bedrängt Kassandra, aber an Paris Erzählung des Erscheinens der drei Göttingen und der Rettung der Iphigenie wird gezweifelt. Das ist schade, denn es eröffnet nicht viel neuen Platz zum Nachdenken. Hätte ich nicht andere, tiefgehendere Bücher in dem Bereich gelesen, wäre ich vermutlich zufriedener gewesen, so war ich etwas enttäuscht.
Als Nacherzählung aus weiblicher Sicht nicht schlecht, aber leider nicht so gut wie es sein könnte.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Die interessanten Themen ergeben leider kein stimmiges Ganzes

Freundin bleibst du immer
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Funmi, Enitan und Zainab lernen sich in den 1980er Jahren an der Universität kennen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten entwickelt sich eine Freundschaft.
Als 30 Jahre später lädt Funmi die Freundinnen ...

Funmi, Enitan und Zainab lernen sich in den 1980er Jahren an der Universität kennen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten entwickelt sich eine Freundschaft.
Als 30 Jahre später lädt Funmi die Freundinnen anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Destiny ein.

Auf das Buch war ich vor allem deswegen gespannt, weil ich mehr über Nigeria erfahren wollte. Das hat ein wenig geklappt, war jedoch nicht so tiefgehend wie erhofft. Es wird immer wieder die Sichtweise gewechselt zwischen den drei Freundinnen. Der Anfang spielt in der Gegenwart, der Mittelteil behandelt die Entstehung der Freundschaft und am Ende kommt die Autorin in die Gegenwart zurück.
Leider schafft sie es nicht, die an sich interessanten Themen zu einem Ganzen zu verbinden. Sehr dramatische Ereignisse werden ausgeblendet oder schnell abgehandelt. Man weiß auch schon ganz am Anfang, welche Problematik am Ende wohl auftaucht.
Das fand ich sehr schade, denn an sich war viel Interessantes vorhanden. Nur hat sich die Autorin nicht so richtig getraut die Geschichte ganz groß aufzuziehen.
Kann man lesen, aber ein absolutes Muss ist es nicht.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Gut als Diskussionsanstoß

Der Geruch von Wut
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Nach einem Autounfall liegt Alex Leben in Trümmern. Sein Vater starb, die Mutter kämpft mit den psychischen und physischen Folgen. Alex macht sich auf, den Fahrer zu suchen, der den Unfall verursacht hat, ...

Nach einem Autounfall liegt Alex Leben in Trümmern. Sein Vater starb, die Mutter kämpft mit den psychischen und physischen Folgen. Alex macht sich auf, den Fahrer zu suchen, der den Unfall verursacht hat, eine person of color. Dabei wird er schnell von einer rechtsradikalen Gruppe angeworben und verstrickt sich immer tiefer.

Das Thema ist sehr spannend und wichtig und ich denke der Autor bildet auch die Lebenswelt von Jugendlichen gut ab. Die Schriftart ist recht groß, die Kapitel sind kurz, man fliegt also nur so durch die Seiten.
Die spirituelle Komponente, also dass Alex immer wieder mit seinem toten Vater spricht, hat mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist Geschmackssache. So richtig emotional mitnehmen konnte mich die Geschichte nicht, man merkt immer stark den moralischen Zeigefinder. Vor allem gefehlt hat mir aber der Tiefgang. Natürlich sehen wir alles aus der Sicht von Alex, aber die Nebenfiguren sind wirklich extrem blass. Unangenehmen Aspekten stellt sich der Autor nicht. Ist der Rassismus der Jungs auf einmal weg und das waren alles nur eskalierte dumme Sprüche? Hat man denn eine Methode gegen die Black Boys vorzugehen? Wem nützt denn Rassismus? ...
Auch schade fand ich, dass gerade am Ende alle people of color makellos gut, hilfsbereit, weise und sanftmütig sind. Das ist nicht so, es gibt bei allen Menschen egal welcher Hautfarbe auch Idioten, aber das ist trotzdem kein Grund für Hass und Hetze. Rassismus wird hier für mich einfach viel zu einfach dargestellt und ganz viel offen gelassen. Andererseits bietet das Buch auch Diskussionsansätze, das ist wiederum nicht schlecht.
Wie so ein Buch auf Jugendliche wirkt, kann ich schwer beurteilen. Als Denkanstoß ist es sicherlich nicht schlecht, aber es gibt sicherlich auch bessere Bücher zum Thema.

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