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Veröffentlicht am 26.04.2024

Freundschaft und Abenteuer

Tiberius Rex 1: Mein Freund, der Dino
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„Darf ich dich mal was fragen?"
„Nur zu", antwortete der Dino.
„Das ist kein Traum, oder?"
Der T. Rex überlegte einen Moment. „Nein" gab er schließlich zurück. „Wenn es ein Traum wäre, würde mein gutes ...


„Darf ich dich mal was fragen?"
„Nur zu", antwortete der Dino.
„Das ist kein Traum, oder?"
Der T. Rex überlegte einen Moment. „Nein" gab er schließlich zurück. „Wenn es ein Traum wäre, würde mein gutes Schokoeis wohl kaum in dreckigem Waschwasser schwimmen."

Bei einem Schulausflug ins Naturkundemuseum bemerkt Leo einen seeehr großen Schatten in den Gängen des Museums. Sofort ist ihre Neugier geweckt und sie geht dem Schatten nach. So lernt sie Tiberius Rex kennen, einen uralten Dinosaurier, der im Museum lebt. Da Leo so spät am Abend nicht alleine rausgehen soll, begleitet der Dino sie nach Hause. Auf Leos Heimweg treffen sie auf Waschbären, Nachbarn und Leguane und erleben einige Abenteuer.

„Mein Freund, der Dino“ ist der Auftakt zu einer neuen Kinderbuchserie über das abenteuerlustige Mädchen Leo und den eher ruhigen und etwas grummeligen Dino Tiberius. Die beiden befreunden sich. Ihre Unterschiedlichkeit spielt dabei keine Rolle. Das ist sowieso eine Besonderheit dieser Geschichte: Es gibt keine Vorurteile. Weder gegenüber dem Dino, noch gegenüber den unterschiedlichsten Menschen.

Wir erleben eine unterhaltsame Abenteuergeschichte und eine Geschichte über eine unkonventionelle Freundschaft, die in aufgeregter Selbstverständlichkeit dargestellt wird. Das Buch hat nicht nur mich als Erziehungsberechtigte überzeugt, sondern auch meinen Sohn.

Es hat allerdings eher wenig mit Dinos zu tun. Ein paar paläontologische Informationen, ein bisschen Wissensvermittlung hätten wir uns gewünscht. Aber vielleicht kommt das noch in einem der Folgebände. Wir werden die Serie gerne weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Die erste Tergit Biografie

Gabriele Tergit. Zur Freundschaft begabt
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„Gabriele Tergit war trotz ihrer angeborenen Kühnheit in vielen beruflichen Dingen zeitlebens schüchtern - ein nicht sehr freundlicher Kollege »hat in meiner Jugend auf mich gedichtet: ›Minderwertigkeitskom-plexe ...

„Gabriele Tergit war trotz ihrer angeborenen Kühnheit in vielen beruflichen Dingen zeitlebens schüchtern - ein nicht sehr freundlicher Kollege »hat in meiner Jugend auf mich gedichtet: ›Minderwertigkeitskom-plexe in der Seele stets für sechse«, schrieb sie später.“

Gabriele Tergit - eine der vielen mehr oder weniger vergessenen Frauenstimmen des letzten Jahrhunderts. Eine Frau, die sowohl als Schriftstellerin interessant ist, aber auch als Journalistin und Gerichtsreporterin (!) Großes geleistet hat. Bücher von ihr sind dankenswerterweise immer noch, wieder oder sogar erst jetzt zu haben. Nach einer Biografie musste man aber bislang vergebens suchen.

Nicole Henneberg hat hier nun ein umfassendes Werk geschaffen, das freundlich und sachlich auf Tergit schaut. Henneberg unterstellt Gabriele Tergit nichts, ihr Bild beruht auf dem großen Briefnachlass der Schriftstellerin. Das macht ihre Biografie sehr angenehm zu lesen. Es handelt sich um ein beeindruckend gut recherchiertes, charmant und unterhaltend dargebotenes Werk. Einzig der beachtliche Umfang von 400 Seiten mag etwas abschreckend wirken. Es ist damit wohl eher etwas für den literaturwissenschaftlich interessierten oder eh schon geneigten Leser.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

It’s not you, it’s the patriarchy!

Not Your Business, Babe!
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„It’s not you, it’s the patriarchy!“

Verena Bogner sagt im Vorwort ihres Buches sich, dass sie, als sie in die Berufswelt einstiegt, von feministischen Themen keinen blassen Schimmer hatte. Sie wollte ...

„It’s not you, it’s the patriarchy!“

Verena Bogner sagt im Vorwort ihres Buches sich, dass sie, als sie in die Berufswelt einstiegt, von feministischen Themen keinen blassen Schimmer hatte. Sie wollte in der Businesswelt bestehen, hart dafür kämpfen, eine angesehene Karriere hinzulegen. Denn ist es nicht so, dass jede einzelne Frau einfach nur stark genug auftreten muss und für sich selbst kämpfen muss, dann kann sie es genau so weit bringen wie ein Mann?

Diese ehrliche Ansprache im Vorwort hat mich direkt gepackt und ich muss gestehen, dass ich mich in Bogners Worten wiedergefunden habe. Auch mir war lange nicht klar, wie wenig gleichberechtigt unsere Welt in Wirklichkeit (und auch hier in Deutschland) immer noch ist. Das Patriarchat besteht immer noch und es fordert auf komplexe und teilweise perfide Art die Unterdrückung von Frauen.

Besonders die Arbeitswelt ist immer noch eine Männerwelt. Die Frauen dürfen jetzt mitspielen, denn Fachkräfte werden eben dringend benötigt. Aber fordern dürfen sie für ihren Einsatz nichts, was sie bei den Männern als selbstverständlich beobachten dürfen: Eine gute Bezahlung, Aufstiegschancen, ernst genommen zu werden. Außerdem sollen sie sich - ohne es zu thematisieren oder erahnen zu lassen - nebenbei weiterhin um Reproduktion, Pflege von Babys und Angehörigen, den Haushalt und das private Wohl ihres lohnarbeitenden Mannes kümmern.

Der Kapitalismus und das Patriarchat gehen Hand in Hand.

Diese Perspektive ist es, die Verena Bogner in ihrem Buch aufarbeitet. Sie macht Zusammenhänge deutlich, die uns allen bewusst werden sollten. Sie analysiert also nicht nur, wie es um Frauen in der modernen Businesswelt bestellt ist, sondern kritisiert auch eine Arbeitswelt, in der es immer noch nicht ausreichend um „weiche“ Themen wie Work-Life-Balance und Fairness geht. Sie fordert wie so viele, mehr freie Zeit, mehr Miteinander, Umweltbewusstsein und Sinnhaftigkeit in unserer kapitalistischen Arbeitswelt.

Auch wenn es teilweise recht unstrukturiert scheint, gefällt mir Bogners Buch, das unterhaltsam und verständlich geschrieben ist. Es ist ein wichtiges Buch, das hoffentlich viele Leser*innen erreicht.

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Veröffentlicht am 28.10.2023

Viel mehr als eine Rezeptsammlung

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen
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„Die wichtigste aller Regeln gilt allerdings in der Küche genauso wie an jedem anderen Ort auf der Welt: Sagt euch, wenn ihr was gut gemacht habt.“

Wenn Tobi Krell ein Kochbuch rausbringt, dann ist das ...

„Die wichtigste aller Regeln gilt allerdings in der Küche genauso wie an jedem anderen Ort auf der Welt: Sagt euch, wenn ihr was gut gemacht habt.“

Wenn Tobi Krell ein Kochbuch rausbringt, dann ist das natürlich viel mehr als nur eine Rezeptsammlung! In diesem recht dicken Buch gibt es deshalb neben den Lieblingsrezepten von Tobi viele Texte, Infos, Erklärungen, Checkerfragen und charmante Tipps, wie den eingangs zitierten.

Checker Tobi ist ein Vorbild für meinen Sohn. Er liebt die TV-Sendung und Filme mit ihm, hört den Podcast, und saugt all die Informationen auf, die dabei vermittelt werden. Ganz nebenbei steht Tobi Krell für ein demokratisches, kindgerechtes und zukunftspositives Weltbild, ohne die Probleme dieser Welt unter den Tisch zu kehren.

Und - so erstaunlich das klingt - sogar in seinem Kochbuch bleibt er sich treu und tritt wie oben beschrieben auf. Deshalb macht dieses Buch so einen Spaß. Man erfährt so viel über Lebensmittel, Essenskultur, Landwirtschaft, Anbau und Verarbeitung von Nahrungsmitteln… Von Tobis Lieblingsrezepten, über Party-Food, multikulturelle Rezepte, besonders gesunde Rezepte bis hin zu vegetarischen Rezepten ist alles dabei. Hier liegt aber auch mein Kritikpunkt: Ein Kapitel widmet sich zwar dem Thema vegetarische und vegane Ernährung und es wird auch deutlich gemacht, wie wichtig diese für uns, die Tiere und die Umwelt ist; allerdings ist die Menge an vegetarischen Rezepten überschaubar. Meiner Meinung nach hätte sich diese Message wie selbstverständlich durch das gesamte Buch ziehen müssen.

Wer das Interesse seiner Kinder an den Themen Essen und Kochen wecken oder unterstützen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Ich bin schön, also bin ich.

Das ewige Ungenügend
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„Ich bin schön, also bin ich. Ich bin schlank, also bin ich. Ich bin von mir erschaffen, um für euch zu sein.“

Der weibliche Körper ist der ständigen Bewertung ausgesetzt. Zu dick, zu dünn. Zu klein, ...

„Ich bin schön, also bin ich. Ich bin schlank, also bin ich. Ich bin von mir erschaffen, um für euch zu sein.“

Der weibliche Körper ist der ständigen Bewertung ausgesetzt. Zu dick, zu dünn. Zu klein, zu groß. Zu kleine Brust, zu großer Po. Und damit fängt es nur an. Inzwischen sind sogar unsere intimsten Stellen der öffentlichen Meinung ausgesetzt.
Dieses Phänomen ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Es begegnet uns von klein auf und jederzeit in unserem Alltag. Es zerstört unser Selbstwertgefühl und unsere Beziehungen. Und es führt schlimmstenfalls zu Krankheiten, Traumata, Missbrauch, sexuellen Übergriffen und Suizid.
Auch Regisseurin, Schauspielerin und Autorin Saralisa Volm nimmt sich dieser Thematik an. Und das auf sehr persönliche und offene Weise. Diese Perspektive macht „Das ewige Ungenügend“ zu einem sehr intensiven Buch, das hochgradig betroffen macht. Die Autorin beleuchtet das Phänomen aus ihrer Rolle als Schauspielerin, als Künstlerin, als Frau und Mutter und als Jugendliche und Bulimie-Erkrankte.
Blitzgescheit und scharf analysierend auf der einen Seite und extrem persönlich und dadurch subjektiv auf der anderen. Man kämpft sich als Leserin durch eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Am Ende der Lektüre hatte ich das ungute Gefühl, dass die Autorin ihren Kampf in dieser Thematik noch lange nicht hinter sich und gewonnen hat. Deshalb möchte ich für das Buch eine Triggerwarnung aussprechen. Betroffene und Unsichere werden vielleicht darunter leiden. Für andere Leser
innen bietet es einen so tiefen Einblick in das Thema, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe.

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