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Veröffentlicht am 01.04.2024

Absolut lesenswert!

Späte Ernte
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Lis wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hat sich einfach in den Zug gesetzt und ist geflohen. Dabei plagen sie Schuldgefühle. Anna hat den Hof von ihren Eltern übernommen und baut dort gegen ...

Lis wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hat sich einfach in den Zug gesetzt und ist geflohen. Dabei plagen sie Schuldgefühle. Anna hat den Hof von ihren Eltern übernommen und baut dort gegen alle Ratschläge alte Apfelsorten an. Sie produziert sortenreine Apfelsäfte und versucht, dabei etwas Besonderes zu schaffen. Auf dem Heimweg liest sie Lis auf und nimmt sie mit zu sich. Dabei stellt sie keine Fragen, sondern spannt Lis einfach in die Arbeit auf dem Hof ein. Mit der Zeit freunden sich die Frauen an, doch es dauert bis sich beide öffnen können.
Der Roman von Nicole Wellemin erzählt von zwei starken Frauen, die ihre Wunden und Schuldgefühle mit sich herumtragen und Zeit brauchen, um sich davon frei zu machen. Dabei nimmt sie uns mit auf den Apfelhof in den Bergen von Südtirol, der ein reales Vorbild hat. Ich habe viel über Äpfel und den Anbau mit all seinen Schwierigkeiten gelernt.
Dieser Roman beginnt mit einem bedrückenden Prolog. Lene, die Großmutter von Anna, behandelt ihre Tochter Gisela hart und lieblos. Immer wieder gib es zwischendurch Rückblenden, die von Lene und ihrem Mann Elias erzählen. Am Ende kann man Lene besser verstehen, aber gutheißen kann man ihr Verhalten nicht.
Auch Anna hat zu ihrer Mutter ein distanziertes Verhältnis, denn viel geredet wurde in ihrer Familie nicht. Dabei ist gerade das Unausgesprochene so wichtig. Sie ist früh von zu Hause weg und dann zurückgekommen, um den Hof zu übernehmen und nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen. In Lis findet sie eine Freundin, der sie sich nach einer Weile öffnen kann.
Lis hat etwas erlebt, vor dem sie nur noch fliehen wollte. Sie hat alle Verbindungen abgebrochen und ist eher zufällig in Südtirol gelandet. Für sie ist es ein Glück, dass sie Anna getroffen hat, denn Anna spürt, wie verletzt Lis ist und Lis ist froh, dass sie sich nicht erklären muss. Sie übernimmt Arbeiten, die sie in ihrem privilegierten Leben zuvor noch nie machen musste. Dabei hat sie Zeit zum Nachdenken. Mit Thea vom Dorfladen und mit Anna entsteht mit der Zeit eine Freundschaft, die ihr hilft, wieder zu sich selbst zu finden.
Mich hat dieses Buch von Anfang an gepackt und ich konnte mich gut in die Frauen hineinversetzen.
Ich kann diesen wundervollen Roman nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Die Frau an der Seite von Konrad Adenauer

Gussie
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Gussie liegt im Bonner Johannes-Hospital und weiß, dass ihr Leben zu Ende geht. Sie erinnert sich an die Zeit mit Konrad Adenauer. Sie lernte ihn im Haus ihrer Eltern kennen und heiratete den fast zwanzig ...

Gussie liegt im Bonner Johannes-Hospital und weiß, dass ihr Leben zu Ende geht. Sie erinnert sich an die Zeit mit Konrad Adenauer. Sie lernte ihn im Haus ihrer Eltern kennen und heiratete den fast zwanzig Jahre älteren, verwitweten Kölner Bürgermeister mit drei Kindern. Mit ihm bekommt sie fünf Kinder, doch der Erstgeborene stirbt kurz nach der Geburt, was sie ein Leben lang nicht verwunden hat. Sie steht ihrem Mann zur Seite, ganz besonders in den politisch schwierigen Zeiten nach Hitlers Machtübernahme. Ihrem Mann verhilft sie zur Flucht, nachdem man ihn verhaftet hat, und dann verrät sie ihn, um ihre Kinder zu schützen.
Es ist ein wunderbarer Roman über eine starke Frau, der einen berührt und manchmal fassungslos macht, der mich aber auf jeden Fall gefesselt hat, obwohl ich gar nicht einmal so viel Neues erfahren habe. Der Schreibstil von Christoph Wortberg ist sehr angenehm zu lesen, er fängt die Atmosphäre jener Zeit sehr gut ein. Zu Beginn jeden Kapitels finden wir Auszüge aus der Korrespondenz zwischen Gussie und ihrem Vater.
Auguste Zinsser kommt aus gut bürgerlichem Haus und hat ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Auch wenn ihr abgeraten wird, so heiratet sie den viel älteren Konrad Adenauer. Sie liebt den verschlossenen Mann, ist seinen Kindern aus erster Ehe eine gute Mutter und muss dann unter den Politischen Verhältnissen so viel ertragen. Doch immer steht die lebensfrohe Frau zu ihrem Mann, der seine Überzeugungen hat und nicht von ihnen ablässt. Glücklicherweise haben sie Freunde, welche die gleichen Überzeugungen haben und ihnen zur Seite stehen. Aber die Nazis lassen sie nicht in Ruhe und Gussie muss eine Entscheidung treffen, die über ihre Kräfte geht.
Ich habe diese starke Frau bewundert, die zwar manchmal innerlich zerrrissen ist und oft Angst hat, aber trotzdem zu ihrem Mann steht und für ihre Familie kämpft. Doch ihre Gegner kennen keine Skrupel und keine Menschlichkeit.
Ein großartiger Roman, den ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Lesenswert!

Auf Erden
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Sunny ist in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Besonders zu ihrem Vater hat sie eine ganz besondere Beziehung. Als er erkrankt und dann stirbt, bricht für Sunny eine Welt zusammen. In dieser Zeit ...

Sunny ist in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Besonders zu ihrem Vater hat sie eine ganz besondere Beziehung. Als er erkrankt und dann stirbt, bricht für Sunny eine Welt zusammen. In dieser Zeit geht auch ihre Beziehung zu Erik in die Brüche. Sunny erinnert sich an die Zeit nach der Wende zurück, als sie mit ihren Freundinnen Jessi, Alma und Katharina durch Berlin zog und ihr Vater sofort kam, wenn sie ihn brauchten.
Die Autorin Anne Kanis erzählt sehr einfühlsam. Dieser Roman lässt sich wirklich sehr schön lesen, auch wenn es um Trauer und Erinnern geht.
Die vier Mädchen lernen sich in Sunnys neuer Schule kennen und freunden sich an, obwohl sie sehr unterschiedlich sind. Die Freundinnen beneiden Sunny um ihre liebevolle Familie und gang besonders um ihren Vater, der immer da ist und verständnisvoll reagiert, ganz gleich was passiert. Und es passiert einiges auf ihr Streifzügen durch das wiedervereinigte Berlin. Selbst als die Freundinnen später eigene Wege gehen, bleiben sie freundschaftlich verbunden. Aber irgendwann stellt Sunny fest, dass eine von ihnen sie hintergangen hat. Ihre Brüder sind für sie da in ihrer Wut und Enttäuschung.
Sunny trauert um ihren Vater. Doch am Tor zum Friedhof verhindert ein unsichtbarer Riese mit Vorschlaghammer, dass sie am Grab des Vaters trauern kann. Dann stellt sie fest, dass es ihr nicht alleine so ergeht.
Ein wundervoller Roman über Freundschaft und Familie, Trauer und Liebe.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Lesen nervt

Lesen NERVT! – Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)
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Schon der Titel dieses Buches weckt Aufmerksamkeit, so dass man einfach lesen muss, auch wenn man es gar nicht möchte.
Die Weberknechtdame Karoline findet Lesen total doof. Die Geschichten sind für sie ...

Schon der Titel dieses Buches weckt Aufmerksamkeit, so dass man einfach lesen muss, auch wenn man es gar nicht möchte.
Die Weberknechtdame Karoline findet Lesen total doof. Die Geschichten sind für sie langweilig und Buchstaben nerven. Das kommt wohl daher, dass sie zwischen den verstaubten Seiten eines Buches lebt. Sie will ihre Ruhe, aber ganz bestimmt nicht lesen. Die Meinung will sie auch unbedingt kleinen Leserinnen und Lesern auferlegen.
Dieses Buch ist für Kinder ab 7 Jahren gedacht. Der Schreibstil kindgerecht und die Kapitel sind entsprechend kurz, werden aber zunehmend länger. Außerdem variieren die Schriftarten.
Die Geschichte wird wunderbar untermalt von tollen Illustrationen. Karoline auf wirklich eine ausdrucksstarke Mimik.
Zwischendurch gibt es kleine Rätsel, was das Ganze nochmals auflockert.
Die resolute Karoline findet immer wieder neue Gründe, warum das Lesen so nervt. Das ist sehr witzig und wird immer verrückter.
Eine schräge kurzweilige Geschichte, die den Kindern viel Freude bereitet.

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Ost-westdeutsche Polizeiarbeit nach der Wende

Das Schweigen des Wassers
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Hauptkommissar Groth wird in seine alte Heimatstadt geschickt, um den dortigen Kollegen die westdeutsche Polizeiarbeit zu vermitteln. Schon bald gibt es einen Toten und es war kein Unfall. Bei den Ermittlungen ...

Hauptkommissar Groth wird in seine alte Heimatstadt geschickt, um den dortigen Kollegen die westdeutsche Polizeiarbeit zu vermitteln. Schon bald gibt es einen Toten und es war kein Unfall. Bei den Ermittlungen stoßen die Polizisten auf einen ungeklärten Fall, der schon viele Jahre zurückliegt.

Dieser Krimi verläuft eher ruhig und unaufgeregt, nichtsdestotrotz ist es eine spannende Geschichte, die uns auch in die schwierige Zeit nach dem Mauerfall führt. Das Misstrauen in dieser Zeit ist spürbar. Groth soll den Kollegen zeigen, was westdeutsche Polizeiarbeit ist. Das kommt nicht gut an, denn die Mecklenburger Kollegen wissen, dass sie ihren Job können. Doch dieser Fall, zu dem sich dann noch ein Cold Case gesellt, bringt sie zusammen, denn alle haben das Interesse, die Fälle zu lösen. Sie lassen sich auch nicht durch Anordnungen von oben aufhalten.

Groth war viele Jahre im Westen und muss nun in seine alte Heimatstadt zurück. Dabei hat er genug mit sich selbst zu tun, denn er trauert um seine Tochter. Doch er ist ein guter Polizist, der auch seinem Baugefühl folgt und der seine Fälle unbedingt lösen möchte. Aber es gibt auch andere, die ein Verlust zu beklagen haben und trauern.

Die Autorin Susanne Tägder erzählt authentisch und eindringlich und auch die Personen sind glaubhaft dargestellt. Die Geschichte basiert auf einem wahren Fall.

Ein interessanter und spannender Krimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund.

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