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Maimouna19

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Intensive Familiengeschichte

Dschinns
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„Dschinns“ erzählt die Geschichte der Familie Yilmaz und spielt zu großen Teilen in Istanbul.
Wir befinden uns in den den 1990er Jahren und nach dreißig Jahren Gastarbeiterdasein in Deutschland hat sich ...

„Dschinns“ erzählt die Geschichte der Familie Yilmaz und spielt zu großen Teilen in Istanbul.
Wir befinden uns in den den 1990er Jahren und nach dreißig Jahren Gastarbeiterdasein in Deutschland hat sich Hüseyin seinen Traum erfüllt. Er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft, um hier seinen Ruhestand zu verbringen. Um die Wohnung einzurichten, reist er ohne seine Familie nach Istanbul, verstirbt aber schon am Tag des Einzugs unerwartet an einem Herzinfarkt.
Um an seiner Beerdigung teilzunehmen, reist seine Familie aus Deutschland an: seine Frau Emine und seine vier Kinder, Sevda, die älteste Tochter, sein Sohn Hakan, seine Tochter Peri und sein jüngster Sohn Ümit.

Jedem Familienmitglied ist eines der Buchkapitel gewidmet, so dass man die Familiengeschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven kennenlernt. Fatma Aydemir ist es gelungen, eine eigene Sprache für jedes Familienmitglied zu finden. So erhält jeder Charakter seine ganz eigene Stimme und es fällt leicht, sich in jede Figur hineinzuversetzen und mitzufühlen. Alle Familienmitglieder kämpfen mit ihren eigenen Dschinns und schmerzhaften Erfahrungen, da sie nie gelernt haben, ihre Geheimnisse der Vergangenheit miteinander zu teilen.

Fatma Aydemir ist ein tief bewegendes und intensives Familienepos gelungen. Durch die Augen der Familienmitglieder erfährt man einiges über das Gastarbeiterleben in Deutschland, über Rassismus und Demütigungen, über Rollenbilder und Identität. In herzzereissenden Szenen lernt man, was es bedeutet in dieser Familie aufzuwachsen, in der vieles ungesagt, unter dem Deckmantel des Schweigens verborgen, bleibt.

„Dschinns“ ist ein literarisches Kunststück, beeindruckend und intensiv. Die Geschichte ist stimmig, spannend und auch wenn der Roman unterhaltsam ist, so ist er doch gleichzeitig dramatisch.
Klare Leseempfehlung meinerseits, „Dschinns“ ist ein sehr lesenswertes Buch, das tief unter die Haut geht.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Zeitgeschichte mit aktuellem Bezug

Als wir an Wunder glaubten
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Schauplatz des Romans ist Unnenmoor, einem kleinen, abgelegenen Dorf im ostfriesischen Moor, in den Nachkriegsjahren.
Hier leben Edith mit ihrer Tochter Betty und Annie mit ihrem Sohn Willy. Die beiden ...

Schauplatz des Romans ist Unnenmoor, einem kleinen, abgelegenen Dorf im ostfriesischen Moor, in den Nachkriegsjahren.
Hier leben Edith mit ihrer Tochter Betty und Annie mit ihrem Sohn Willy. Die beiden Frauen waren schon immer Freundinnen, haben zusammengehalten und sich gegenseitig geholfen, als ihre Männer in den Krieg mußten. Beide hoffen auf deren Rückkehr und dass das Leben wieder wie vor dem Krieg sein wird. Doch nur Josef, Annies Mann, kehrt fünf Jahre nach Kriegsende als Invalide – er hat beide Beine verloren – aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Vom Krieg traumatisiert, findet Josef nicht in das alte Leben zurück. Er beginnt zu trinken, Annie bleibt ihm fremd, stattdessen fühlt er sich zu Edith hingezogen. Annie gibt ihrer Freundin die Schuld an ihrem Unglück und glaubt, Edith habe sie und ihre Familie verhext.
Viele der Bewohner dieses rückständigen Dorfes sind ebenfalls sehr empfänglich für Aberglaube, Hexerei und magische Kräfte und beginnen Edith, einer eigenständigen, selbstbewußten und dazu noch rothaarigen (!) Frau, zu mißtrauen.

Helga Bürster ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre dieser abgelegenen, kargen Landschaft authentisch einzufangen. Sehr anschaulich beschreibt sie die Trostlosigkeit und den schweren Alltag in dem kleinen Moordorf. Auch der Einsatz des Plattdüütschen führt dazu, dass man sich direkt in die Geschichte hineingezogen fühlt.
Die verschiedenen Charaktere sind liebevoll und detailreich dargestellt – wortkarg, dickköpfig, teilweise schrullig – norddeutsch eben. Man trifft auf so verschiedene, eigenwillige Menschen wie die alte Guste, eine Kräuterfrau, die krumme Katie, die als Hausiererin durch die Dörfer zieht, Theo, den Zeitungsschreiber, und auch den Spökenfritz, der weiß, wie man das Unglück wieder los wird und sich das gut bezahlen lässt.

Die Geschichte erzählt sehr gut, wie schnell Menschen, die sich hoffnungs- und orientierungslos fühlen sowie Angst vor dem Neuen/Unbekannten haben, dem Aberglauben verfallen und schnell einen Sündenbock finden. Ein durchaus beklemmender Bezug zur aktuellen Lage ist ebenfalls gegeben. Anscheinend brauchen manche Menschen in schwierigen Zeiten Sündenböcke, denen man die Schuld für alles in die Schuhe schieben kann. Früher waren es Hexen, heute sind es die Regierung, Migranten, etc. Man glaubt vielleicht nicht mehr an Wunderheiler, dafür folgt man kruden Verschwörungstheorien.
Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Big Brother is everywhere....

Going Zero
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Zehn Kandidaten (Zero 1 bis Zero 10) wurden ausgewählt, um am Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und dem Social Media Konzern WorldShare von Cy Baxter, teilzunehmen. FUSION ist ein ...

Zehn Kandidaten (Zero 1 bis Zero 10) wurden ausgewählt, um am Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und dem Social Media Konzern WorldShare von Cy Baxter, teilzunehmen. FUSION ist ein Hightech-Überwachungsprojekt, das verspricht, jeden überall aufspüren zu können und soll der Regierung helfen, Terroristen und Verbrecher festzusetzen, bevor sie ihre Taten begehen können.

Die Kandidaten werden über den Start des Tests informiert und haben dann zwei Stunden Zeit, abzutauchen. Wer es schafft, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, erhält ein Preisgeld von 3 Millionen US-Dollar. Auch für Cy Baxter steht einiges auf dem Spiel. Gelingt es, alle Testteilnehmer vor Ablauf der Frist aufzuspüren, winkt eine milliardenschwere Partnerschaft mit den US-Geheimdiensten.

Kaitlyn Day, eine Bibliothekarin aus Boston, die aus ganz eigenen Motiven an diesem Test teilnimmt, wird anfangs gründlich unterschätzt, erweist sich aber schnell als ernstzunehmende Herausforderung.

Anthony McCarten erzählt eine absolute spannende und temporeiche Geschichte, die mich so gefesselt hat, dass ich das Buch mehr oder weniger in einem Rutsch verschlungen habe. Ich habe mit Kaithlyn mitgefiebert und –gelitten und war jedes Mal erleichtert, wenn es ihr doch wieder gelungen war, ihren Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen und zu entkommen.

Auch wenn man es eigentlich weiß, ist es trotzdem gruselig zu lesen, inwieweit jeder schon zum gläsernen Mensch geworden ist, selbst wenn er in den sozialen Medien keine privaten Informationen von sich gibt. Öffentlich aufgestellte Kameras, Handyortung, Fitness-Tracker, Kreditkartenzahlungen, Internet-Nutzungsverhalten, Autos mit ihrer Elektronik, etc. – jeder hat einen digitalen Fußabdruck. Und wenn das nicht reicht, gibt es ja auch noch Gesichtserkennungssoftware, Drohnen und Wärmebildkameras, etc. Chatverläufe und Email-Verkehr können ausgewertet, entsprechende Algorithmen genutzt und Profile erstellt werden – kann man da noch spurlos verschwinden?
Wenn dann noch dubiose Geschäftsinteressen und die niederen Züge des menschlichen Charakters zum Tragen kommen, wird es brandgefährlich. Datenschutz und Privatsphäre zählen nichts mehr, denn alles dient natürlich nur der Früherkennung und Gefahrenabwehr!

Was in Huxleys „Schöne neue Welt“ und Orwells „1984“ noch als Utopie belächelt wurde, ist inzwischen erschreckende Realität.

Klare Leseempfehlung meinerseits. Alles in allem ein echter Pageturner, flüssig geschrieben, spannend bis zur letzten Seite, besonders auch durch den Plot-Twist in der 2. Hälfte des Buches, der Kaithlyns wahre Motive enthüllt. Und am Ende bleibt ein beklemmendes Gefühl!

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Veröffentlicht am 27.03.2024

der alltägliche Wahnsinn und gleichzeitig der größte Spaß

Der größte Spaß, den wir je hatten
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Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. ...

Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ihr Debütroman und dreht sich um die Familie Sorenson, eine intakte Familie, standfest und ungebrochen, auch wenn hin und wieder das Chaos durchbricht.
Marilyn und David Sorenson leben in einem bürgerlichen Vorort von Chicago (Oak Park) und sind seit 40 Jahren glücklich verheiratet. Sie sind ein sehr inniges, leidenschaftliches Paar und auch nach so vielen Jahren immer noch verrückt nacheinander. Für ihre vier erwachsenen Töchter sind sie ein nahezu unerreichbares Vorbild - und das ist es auch, was die vier sehr ungleichen Schwestern eint: sie versuchen, Ihren Eltern nachzueifern, leben aber in der beständigen Angst, niemals so glücklich zu werden wie sie.
Die älteste Tochter, Wendy, ist früh verwitwet und tröstet sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet, früher eine erfolgreiche Prozessanwältin, verwendet jetzt ihre ganze Energie darauf, die perfekte Ehefrau und Vollzeitmutter zu sein. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, muss mit den depressiven Schüben ihres Freundes fertig werden und wird dann auch noch schwanger. Und das Nesthäkchen, Grace, weiß noch nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll und lebt eine Lüge, die niemand ahnt.
Und dann platzt Jonah in ihre Mitte, vor fünfzehn Jahren von Violet zur Adoption freigegeben. Und Glück ist auf einmal das geringste Problem.
Diese grandiose Familiengeschichte wird aus sieben Perspektiven erzählt (Marilyn, David, die vier Töchter, Jonah). Die Handlung spielt in der Gegenwart, gleichzeitig gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diese Sprünge durch Biographien und Zeiten lassen keine Langeweile aufkommen, sondern machen die Lektüre sehr kurzweilig.
Es wird recht schnell klar, dass auch die Ehe von Marilyn und David nur scheinbar perfekt ist. Sie haben jung geheiratet, schnell kam die erste Tochter auf die Welt, die zweite folgte schon ein Jahr später, so dass Marilyn ihr Studium nicht beenden konnte. Noch zwei weitere Kinder und der normale Alltagswahnsinn, den eine große Familie mit sich bringt, lassen auch Marilyn und David hin und wieder an ihre Grenzen kommen. Doch es gelingt ihnen, alle Widrigkeiten, die das Leben so mit sich bringt, zu umschiffen und sich nie ganz zu verlieren. Eine glückliche, lange Ehe bedeutet eben auch harte Beziehungsarbeit. Gibt es etwas Schöneres, als über eine Ehe sagen zu können, dass sie „der größte Spaß (ist), den wir je hatten“?
Alles in allem eine wunderbare Familiengeschichte und am Ende des Buches bleiben beim Leser positive Gefühle, also klare Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Spannend und abenteuerlich

Der Teepalast
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In „Der Teepalast“ erzählt Elisabeth Herrmann die Geschichte von Nele (Helene) Vosskamp, die in ärmlichen Verhältnissen als Fischerstochter in Ostfriesland lebt. Im Jahr 1834 ist sie nachts mit ihrem Vater ...

In „Der Teepalast“ erzählt Elisabeth Herrmann die Geschichte von Nele (Helene) Vosskamp, die in ärmlichen Verhältnissen als Fischerstochter in Ostfriesland lebt. Im Jahr 1834 ist sie nachts mit ihrem Vater auf rauer See unterwegs. Ein Schiff ist dort auf Grund gelaufen und die beiden hoffen, etwas von der Schiffsladung ergattern zu können. Als Lenes Vater auffällt, dass das Schiff absichtlich in die Falle gelockt wurde, drehen die beiden sofort ab, um nicht erwischt zu werden und am Galgen zu enden. Auf stürmischer See verletzt sich Neles Vater und geht über Bord. Nele sucht vergeblich nach ihm, fischt stattdessen einen jungen Mann, vermutlich ein Besatzungsmitglied des gesunkenen Schiffes, aus dem Wasser. Zum Dank schenkt er ihr eine seltsame Münze, erst später findet sie heraus, dass diese Münze den Besitzer zum Teehandel in China berechtigt.
Am nächsten Tag wird Lene beschuldigt, den Strandvogt ermordet zu haben. Sie landet im Kerker und ihr droht der Galgen. Da sich ein Unbekannter für sie einsetzt, wird sie überraschend wieder freigelassen. Sie beschließt zu fliehen, um erneuten falschen Anschuldigungen der örtlichen Obrigkeiten zu entgehen. Im Besitz der seltsamen Münze ist sie fest entschlossen, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen, in den Teehandel einzusteigen und in Friesland einen Teepalast zu eröffnen.
Allen Widerständen trotzend, führt ihre abenteuerliche Reise sie von Emden über England bis nach China.
Elisabeth Herrmann, die vor allem als Krimiautorin bekannt ist, hat mit „Der Teepalast“ einen spannenden, abenteuerlichen historischen Roman geliefert. Gebannt und atemlos folgt man Nele auf ihrer Reise um die Welt. Die Charaktere, die Zeit und die Örtlichkeiten sind so lebendig und authentisch geschildert, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Da Frauen im 19. Jahrhundert nichts galten und kaum Möglichkeiten hatten, geschweige denn, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und auf solch eine Reise zu gehen, fiebert man als Leser umso mehr mit Nele und hofft, dass es ihr gelingt, allen Herausforderungen auf ihrem Weg zu trotzen.
Insgesamt ein sehr fesselnder, spannender Roman, der mir einige unterhaltsame Lesestunden bereitet hat. Für Freunde von historischen Romanen absolut zu empfehlen.

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