Bücher über Bücher, gehen doch immer
Feder & KlingeLebendig werdende Buchcharaktere erfinden das Rad nicht neu. Trotzdem ist es ein Plot, den ich immer wieder lesen könnte. In „Feder & Klinge“ kommt das geniale Element hinzu, dass die Hauptfigur die Autorin ...
Lebendig werdende Buchcharaktere erfinden das Rad nicht neu. Trotzdem ist es ein Plot, den ich immer wieder lesen könnte. In „Feder & Klinge“ kommt das geniale Element hinzu, dass die Hauptfigur die Autorin vom Buchcharakter ist. Ich fand die Umsetzung der Idee gut gemacht.
Ariane ist in psychologischer Betreuung. Sie soll Fantasie und Realität manchmal nicht auseinanderhalten können. Um ihre Gefühle besser verarbeiten zu können, schreibt sie eine dystopische Reihe mit „Nummer 023“, der einige Dinge durchlebt. 023 lebt mit einigen anderen in der Anstalt, da sie besondere Fähigkeiten erlangt haben
In „Feder & Klinge“ wechseln die Geschehnisse ständig zwischen Arianes Leben, einer Sitzung bei ihrem Doktor oder ihrer Zeit mit der Familie und dem Verlauf ihres Buches. Die Mischung aus Fantasy, einer schlimmen Dystopie mit psychologischen Aspekten und dem Einblick ins Schriftstellerleben hatte eine besondere Dynamik. So liest man in einer Szene über einen neuen Buchcharakter und im nächsten Moment bespricht sie mit ihrem Psychiater, dass sie die Person nicht mag, weil es ein Verräter sein wird.
Der Plot zeigt spielerisch leicht, wie das Autorenleben sein kann. Von Cliffhangern, Szenen oder eine Buchreihe plotten bis hin zu Schreibblockaden, wird einiges aufgegriffen. Ich finde solche Einblicke, als leidenschaftlicher Leser richtig spannend. Doch auch 023’s Alltag in der Anstalt hatte es in sich. Für Ariane geht es hier auch um Verarbeitung, daher hat es 023 nicht leicht und der Bösewicht ihres Plots hat es in sich. Ich fand es aus psychologischer Sicht sehr spannend, aber auch weil hier nicht zimperlich mit den Charakteren umgegangen wird. Teilweise war das Buch auch sehr gesellschaftskritisch, aber eher Philosophisch. Natürlich setzen die Fantasy-Fähigkeiten für mich dem Ganzen noch die Krone auf. Die Spannungskurve wird also durch viele Aspekte stets aufrecht gehalten.
Was mir auch gut gefallen hat war, dass hier nicht viele Wiederholungen vorkommen. Gerade bei dem Wechsel zwischen den Perspektiven und mit dem Thema „Verarbeitung durch Schreiben“ hätten sich einige Szenen ähnlich abspielen können. Die Befürchtung hat sich für mich nicht bewahrheitet.
Ein Manko war für mich die Liebesgeschichte. Für mich hat es sich zu sehr nach Instant Love angefühlt. Die Zwei haben mit ihrer Vorgeschichte schon lange Zeit gehabt sich kennenzulernen und Gefühle aufzubauen. Diesen Abschnitt habe ich als Leser gefühlt zu wenig bekommen. Zudem hätte ich mir ein weniger glattes Ende gewünscht. Noch mehr Stolpersteine, Plottwists, Gegenangriffe und Schwierigkeiten. Ganz am Schluss hatte ich dadurch ein bisschen das Gefühl, dass die Geschichte schnell zu Ende sein musste.
Fazit:
Trotz ein, zwei Mankos hatte ich so viel Freude beim Lesen. Lebendig werdende Buchcharaktere, Einblicke ins Autorenleben, Dystopie und Fantasy im Einen. Was will man mehr? Das Buch hat eine anhaltende Spannungskurve. Ob Psychologisch oder Philosophisch, das Buch regt zum Nachdenken an und hat Mehrwert. Eine großartige Lovestory würde ich allerdings nicht erwarten. Dafür wird vielleicht auch zu viel auf einmal im Plot aufgegriffen.
Ich persönlich hätte mir auch ein Ende gewünscht, das zum vorherigen Plot besser passt: weniger zimperlich und mit mehr Problematiken.