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Veröffentlicht am 17.04.2024

Zu tiefst erschütternd

Der Wind kennt meinen Namen
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Ich liebe die Bücher von Isabel Allende. Sie kann, wie kaum eine andere Autorin, erzählen. Auch in ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ ist es ihr gelungen, auf unterhaltsame Weise unser Augenmerk ...



Ich liebe die Bücher von Isabel Allende. Sie kann, wie kaum eine andere Autorin, erzählen. Auch in ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ ist es ihr gelungen, auf unterhaltsame Weise unser Augenmerk auf Missstände in dieser Welt zu richten.

Der Roman startet in der Reichspogromnacht 1938 in Wien. Der kleine hochtalentierte Samuel Adler, er spielt die Geige wie ein großer Künstler, erlebt die Schrecken dieser Nacht hautnah. Ein Nachbar versteckt ihn und seine Mutter in der Wohnung, während der Vater auf dem Heimweg von der aufgewiegelten Meute schwer verletzt und misshandelt wird. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt verfrachtet man ihn sofort ins KZ Dachau. Die Mutter möchte nicht ohne ihren Mann ausreisen. Schweren Herzens schickt sie ihren sechsjährigen Sohn mit einem kleinen Koffer und seiner Geige mit einem Kindertransport nach England. Wenigstens er soll in Sicherheit sein. Sie plant mit ihrem Mann später nachzukommen. Samuel hat seine Mutter hier zum letzten Mal gesehen.

Wir lesen von Leticia aus El Salvator, deren Familie und ihr Heimatort El Mozote 1981 von Guerillas in einem Massaker ausgelöscht wurden und die mit ihrem Vater in die USA flieht. Und schließlich lesen wir von Marisol und ihrer kleinen Tochter Anita, die 2019 gezwungen sind ihre Heimat und El Salvador zu verlassen. Beim Grenzübertritt in die USA werden Mutter und Tochter getrennt. Was für eine unmenschliche Einwanderungspolitik. Und wir lesen von Selena Duran, die sich als Sozialarbeiterin in einem Flüchtlingsprojekt engagierte und die den Rechtsanwalt Frank Angileri für ihre Sache gewinnt.

Die verschiedenen Handlungsstränge verbinden sich miteinander und ergeben eine erschütternde Geschichte von Gewalt und Unmenschlichkeit. Über Isabell Allendes Schreibstil braucht man eigentlich nicht viel sagen. Einfach nur Spitze. Da sitzt jedes Wort. Die Personen sind liebenswert und authentisch gezeichnet. Ich mochte den alten Samuel und die resolute Leticia sehr. Ich habe mit der kleinen fast blinden Anita gelitten und bin mit ihr nach Azabahar, einer magischen Welt, gereist.

Fazit: Isabell Allende trifft mit ihrem neuen Roman ‚Der Wind kennt meinen Namen‘ wieder mitten ins Herz. Authentisch und emotional erschütternd.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Lilys Erbe:

Du hast mir nie erzählt
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“Du hast mir nie erzählt” spielt im Jahr 1997 in London. Die 25jährige Lily hat ihr Studium abgebrochen und wurstelt sich mehr schlecht als recht mit ihrer Arbeit in einem Second-Handshop durchs Leben. ...



“Du hast mir nie erzählt” spielt im Jahr 1997 in London. Die 25jährige Lily hat ihr Studium abgebrochen und wurstelt sich mehr schlecht als recht mit ihrer Arbeit in einem Second-Handshop durchs Leben. Sie kämpft mit psychischen Problemen. Maya, ihre ältere Schwester unterstützt sie so gut es geht. Dann erhält Lily völlig überraschend einen Brief aus Hongkong, der Heimat ihrer verstorbenen Mutter Sook-Yin. Lily hat ihre Mutter kaum gekannt. Sie war erst fünf Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben kam. Jetzt hinterlässt ihr ein unbekannter Geschäftsmann eine halbe Million Pfund, mit der Bedingung, dass sie ihr Erbe persönlich in Hongkong antritt.

Die Geschichte entfaltet sich in zwei Zeitebenen: Zum einen begleiten wir Lily auf ihrer Reise nach Hongkong, wo sie nicht nur mehr über ihre Mutter erfährt, sondern auch ihre eigene Identität sucht. Zum anderen lernen wir Sook-Yin kennen, die in den 60er Jahren von Hongkong nach London kommt und mit vielen Hindernissen zu kämpfen hat. Beide Frauen sind Außenseiterinnen und werden mit Rassismus konfrontiert.

Ein beeindruckender Debütroman über zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen und unterschiedlichen Kulturräumen, und doch verbindet sie ihre Familiengeschichte, deren Geheimnis unterschwellig in das Leben der Protagonistin hineinwirkt. Auf ihrer Suche nach ihrer Identität deckt Lily ein Puzzleteil nach dem anderen auf.

Interessant auch der Schauplatz Hongkong 1997. Die Handlung spielt zur Zeit der Rückgabe Hongkongs aus 156 Jahren britischer Kolonialherrschaft an China. Alle fiebern dem großen zeremoniellen Akt entgegen.

Mir hat Wiz Whartons Roman sehr gefallen. Sie erzählt einfühlsam von Familienverflechtungen und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet. Besonders Lilys Onkel Chan ist in seiner Böshaftigkeit glaubhaft dargestellt. Und auch ihr schwacher Vater kommt nicht sehr gut weg. Lilys Mutter Sook-Yin habe ich unendlich bewundert. Sie ist eine starke Protagonistin, eine Kämpferin.

Wie zerstörerische Eifersucht in Familien wirken kann, ist unvorstellbar. Und letztlich läuft in dieser Geschichte alles darauf hinaus.

Fazit: Die spannende Suche nach Antworten macht “Du hast mir nie erzählt” zu einem besonderen Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Schuldig

Der rechte Pfad
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Benjamin kehrt nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend. Hier hatte er einst bei seinem Vater die Sommerferien verbracht. Jetzt sucht er nach einem Unfall Zuflucht in der kleinen ...



Benjamin kehrt nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend. Hier hatte er einst bei seinem Vater die Sommerferien verbracht. Jetzt sucht er nach einem Unfall Zuflucht in der kleinen Gemeinde im Sauerland. Auf einem Weihnachtsmarkt hatte es einen Tumult gegeben, und nicht nur er wurde dabei verletzt, es gab auch einen Toten. Benni erhofft sich in Welsum diesen traumatischen Vorfall verarbeiten zu können, denn aus irgendeinem Grunde fühlt er sich schuldig.

Früher war Benni mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet, die zu einer strengen Brüdergemeinde gehören, genau wie Klaus, sein Vater.

In wechselnden Perspektiven erfahren wir von Benni, dem die Freundin vor die Türe gesetzt hat und dem Benni seiner Kinder- und Jugendzeit. Mit Gideon macht Benni seine ersten sexuellen Erfahrungen, was sowas wie eine Todsünde ist, dafür muss man ihn Gesundbeten, später verliebt er sich in Hanna, die unter tragischen Umständen ums Leben kommt. Beide Perspektiven empfand ich als sehr bedrückend.

Die Menschen in Welsum leben nach strengen Regeln. Fernseher sind verboten und ein Walkman, den Benni liebt, ist fast so schlimm wie ein Fernseher. Er hört gerne Musik. Gideon sagt zu Benni: ‚Du weißt, dass man davon süchtig werden kann.‘ Die sonntäglichen Versammlungen erinnern an eine bekannte Sekte.

Zitat: Nach dem Lied kam die Stille, in der die Brüder darauf warteten, dass der heilige Geist einen von ihnen berührt. Es gab keine Priester. Jeder Mann durfte aufstehen und predigen und beten, wenn sich in ihm Gottes Wort regt. Die Frauen durften zuhören.

Die Autorin schreibt sehr lebendig. Man befindet sich mitten im Geschehen, in der Enge dieser kleinen Gemeinde, fühlt sich erdrückt von der Schuld, die allgegenwärtig ist. Die fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Gedanken machen sprachlos und vor allem diese Gewaltbereitschaft, sogar gegen eigene Familienangehörige. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet, aber dennoch unsympathisch. Da war nicht einer, mit dem ich warm werden konnte. Frau Gothel vielleicht, sie zeigt auch mal eine menschliche Seite. Besonders Lea konnte einem Angstmachen. Scheinbar die perfekte Mutter, fit in den sozialen Medien und tief im Glauben verankert, präsentierte sie oft lächelnd ihre dunkle Seite.

‚Ich bin als Kind auch in der Kirche gewesen‘, sagt Lolli, ‚aber das war ganz anders. Da wurde keiner kaputtgemacht.‘ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

„Der rechte Pfad“ hat mich traurig zurückgelassen. Renee, Bennis Mutter, ahnte nicht was sie anrichtete, in dem sie ihren Jungen in den Ferien zu Klaus, seinem Vater schickte. In Welsum wurde die Angst ins Herz gepflanzt. Schon der Vater hatte Panikattacken. ‚Und über allem hängt die Schuld, die einem eingeredet wird.‘

Fazit: Ein gutgeschriebener, fesselnder Roman, der einem in seiner Destruktivität zwingt, weiterzulesen, der zum Nachdenken anregt, der aber auch traurig macht.



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Veröffentlicht am 07.03.2024

Vorsicht Botox

Neusiedler Tod
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Die Journalistin Laura Richter ist aus Recherchegründen unterwegs am Neusiedler See. Sie arbeitet an einem Reiseführer zu dem idyllischen Steppensee. Auf einem ihrer Erkundungsgänge stößt sie auf im ...



Die Journalistin Laura Richter ist aus Recherchegründen unterwegs am Neusiedler See. Sie arbeitet an einem Reiseführer zu dem idyllischen Steppensee. Auf einem ihrer Erkundungsgänge stößt sie auf im Uferbereich dümpelnde Leichenteile. Da sich der Fundort genau auf der Staatsgrenze zu Österreich-Ungarn befindet, sind beide Länder für die Ermittlungen des Falles zuständig.

Wenigen Monaten zuvor arbeitete Laura noch bei einem Medizinischen Journal, mit dem Schwerpunkt auf ästhetische Medizin. Sie wurde gefeuert, weil sie an ein Cellulite-Gel der Firma Stylofix nicht glaubte. Jetzt ist sie freiberuflich unterwegs und bei ihrer Freundin Ariane, die ein Seehaus am Neusiedler See bewohnt, untergetaucht. „Die schönsten Plätze rund um den Neusiedler See“ so lautet ihr Vorhaben. Bewaffnet mit einem Fotoapparat streift sie durch die Gegend und bald schon betreibt sie nicht nur Recherche für ihr Buch, sie ermittelt auch auf eigene Faust in dem Fall der ermordeten Friseurin und Kosmetikerin. Sie stößt dabei auf Abgründe, die sich über beide Länder erstrecken.

Die Autorin Bernadette Németh ist eine sehr vielseitige Person. So arbeitet sie nicht nur als Journalistin, sie ist auch Ärztin. Als Schriftstellerin hat sie sich längst einen Namen gemacht. Sie gewann zahlreiche Literaturpreise, schreibt Belletristik, Prosa, Lyrik, Kinder-, Jugend- und Sachbücher. „Neusiedler Tod“ ist ihr erster Krimi und ich muss sagen, es ist ihr gelungen mich zu fesseln und zu unterhalten. Sie schreibt sehr flüssig. Die Charaktere sind gut gezeichnet und kommen authentisch rüber. Natürlich empfand ich besonders Laura als Sympathieträgerin.

Außer Spannung, ein weiteres Plus: Ich habe viel erfahren über den Neusiedler See und seine Umgebung, über die Flora und Fauna, über das unterirdische Mineralwasservorkommen, über die Problematik, des absinkenden Wasserspiegels, die eine Austrocknung des See zufolge haben könnte und über den Thermen-Tourismus rund um die am See. Dass der Neusiedler See einen leichten Salzgehalt hat, wusste ich bislang noch nicht. Und auch der Klimawandel scheint den Menschen am Neusiedler See große Sorgen zu bereiten.

Die Auflösung des Falls war für mich eine Überraschung. Damit hätte ich nie gerechnet.

Fazit: Ein spannender und zugleich informativer Krimi. Unbedingt lesenswert.




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Veröffentlicht am 06.03.2024

Wer zuerst lügt, gewinnt!

Wer zuerst lügt
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In Ashley Elstons spannenden Thriller “Wer zuerst lügt” tauchen wir ein in die Welt der Trickbetrügerin Evie Porter.

Evie Porter ist attraktiv, klug, taff und eine begabte Trickbetrügerin. Sie lebt ein ...

In Ashley Elstons spannenden Thriller “Wer zuerst lügt” tauchen wir ein in die Welt der Trickbetrügerin Evie Porter.

Evie Porter ist attraktiv, klug, taff und eine begabte Trickbetrügerin. Sie lebt ein scheinbar perfektes Leben, mit ihrem gutaussehenden Freund Ryan Sumner, dem vermögenden Unternehmer. Was niemand ahnt, Ryan Sumner ist ihr aktueller Auftrag. Sie soll Informationen über ihn herausbekommen und diese an ihren Chef weitergeben. Evie darf sich keinen Fehler erlauben, denn mit ihrem Boss ist nicht zu spaßen. Ihr Leben steht auf dem Spiel. Dann wird ihr auf einer von Ryans Partys eine Frau vorgestellt, die sieht Evie zum Verwechseln ähnlich und sie nennt sich Lucca Marino. Für einen Moment ist Evie perplex, doch sie erholt sich schnell von diesem Schock. Lucca Marino lautet nämlich ihr richtiger Name. Einen Tag später ist die falsche Lucca tot.

Was für ein temporeicher Thriller, mit vielen überraschenden Wendungen. In Rückblicken erfährt man von Evie/Luccas Vergangenheit, wie sie überhaupt in diesen Job gelandet ist , von ihren frühere Jobs und falsche Identitäten. Ich habe dieses Buch verschlungen. Wie spannend, das Leben einer Trickbetrügerin, das Katz-und Maus-Spiel, die Finten und Tricks. Es gibt Menschen, die kommen mit dreisten Lügen durchs Leben. Das ist so ganz und gar nicht mein Naturell, und genau deshalb war dieses Buch so spannend für mich.

Ich weiß nicht, ob ich Evie Porter wirklich sympathisch fand, aber ich bewunderte definitiv ihre Cleverness. Mein favorisierter Charakter in diesem Buch war die scharfsinnige Anwältin Rachel. Die Liebesgeschichte zwischen Evie und Ryan konnte mich nicht überzeugen. Aber das war ja ohnehin Nebenhandlung. Devon war für mich ein faszinierender Charakter. Auch wenn ich in technischen Details nicht den Durchblick habe, fand ich seinen Scharfsinn und seine Aktionen sensationell.

Die Handlung ist ein einziges großes Rätsel, dessen Fäden sich erst ganz zum Schluss auflösen. Wie unter Fieber habe ich dieses Buch gelesen.

Fazit: Absolute Leseempfehlung.

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