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Veröffentlicht am 20.04.2024

Innere Mitte

25 letzte Sommer
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“25 letzte Sommer” von Stephan Schäfer ist ein unglaublich warmherziger Debütroman. Mit seinem leichten und flüssigen Schreibstil erzählt er die Geschichte eines alten Mannes, der seine Mitte gefunden ...

“25 letzte Sommer” von Stephan Schäfer ist ein unglaublich warmherziger Debütroman. Mit seinem leichten und flüssigen Schreibstil erzählt er die Geschichte eines alten Mannes, der seine Mitte gefunden hat und seine Zufriedenheit gerne mit fremden Menschen teilt.
Der Erzähler hingegen steht mitten im Leben, er hat einen hektischen Berufsalltag und auch privat gilt es vielen Ansprüchen gerecht zu werden.
Die beiden Männer lernen sich am See kennen und verbringen Zeit miteinander. Der Erzähler wird durch die Lebensweise von Karl, dem alten Mann sofort entschleunigt und fühlt sich so wohl, wie lange nicht mehr. Die beiden Männer tauschen ihre Geschichten aus und der Erzähler lernt allein schon davon, dass er sich einem anderen Menschen öffnet. Die beiden kommunizieren stimmig miteinander, stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und auch ihr gemeinsames Schweigen ist nicht unangenehm.
Der Autor beschreibt das Leben der Protagonisten sehr bildlich und als Leser:in kann man die unterschiedlichen Emotionen und verschiedenen Lebensweisen direkt nachvollziehen.
Die Charaktere werden sehr detailliert beschrieben. Karl wird mit seiner schlichten, freundlichen Art zu einem warmherzigen Gefährten, den man auch selbst gerne kennen lernen möchte.
Der Autor regt die Leser an, über das eigene Leben und den Sinn des Lebens nachzudenken. Die richtigen Prioritäten zu setzen, das Leben frühzeit zu genießen und die innere Mitte finden.
Stephan Schäfer konnte mich mit seinem Debütroman absolut begeistert. Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Mitreißende Stories

Von Geistern und Schatten
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“Von Geistern und Schatten” von Roxane Gay handelt von einzelnen Storys über haitianische Menschen, die ein besseres Leben außerhalb der Heimat suchen, diese Heimat verlassen wollen oder haben. Und Menschen ...

“Von Geistern und Schatten” von Roxane Gay handelt von einzelnen Storys über haitianische Menschen, die ein besseres Leben außerhalb der Heimat suchen, diese Heimat verlassen wollen oder haben. Und Menschen die in ihrer Heimat ausharren und versuchen dort zu überleben.

Die Autorin erzählt erschütternde und berührende Kurzgeschichten über mit einer Wucht, die mich als Leser:in umwirft, mitreißt und voller Mitgefühl innehalten lässt.

Die Erzählungen wurden bereits in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt und nun in diesem Buch zusammengeführt.

Roxane Gay hat ein unglaubliches Talent, mit wenigen Worten ein wahres Inferno der Emotionen auszulösen. Ihre klaren, ehrlichen und harten Worte, gemixt mit Humor und Tiefsinn ziehen den Leser:in in jede Kurzgeschichte. Es hallt nach und doch wird man magisch von der nächsten Story angezogen.

Radikal und ehrlich wird von einer Identität in Haiti erzählt, die hart kämpft und doch keinen Dreck isst, wie oft in der restlichen Welt angenommen wird.
Dem Leser werden die Schicksale verschiedenerer Haitianer, deren Liebe und/oder Hass zur Heimat, die Angst im eigenen Land, die Armut und die politische Lage aufgezeigt. Aber auch deren Lebendigkeit, Hoffnung und Liebe wird bildlich beschrieben.

In einem Land voller Elend, welches Haitianer, die auswanderten nicht mehr betreten möchten, bleiben andere Menschen und kämpfen für ihre Heimat. Träumen von einer Zukunft, die kaum erreichbar scheint und finden das Glück auch trotz der Situation in ihrem Land.

Die Thematik dieser Erzählungen und die aktuelle Situation in Haiti sollen und müssen gehört werden. Roxane Gay gibt den Menschen eine Stimme und rüttelt den Rest der Welt mit ihren starken Texten und Inhalten auf.

Ein literarisches Meisterwerk und eine absolute Empfehlung für diese unglaublich talentierte Autorin.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Stilvolle Rache

Lil
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“Lil” von Markus Gasser lässt uns eintauchen in die Welt der gesellschaftlichen Konventionen um 1880 in New York.

Die Unternehmerin Lilian Cutting besitzt Macht, Geld und einen scharfen Verstand. Ihr ...

“Lil” von Markus Gasser lässt uns eintauchen in die Welt der gesellschaftlichen Konventionen um 1880 in New York.

Die Unternehmerin Lilian Cutting besitzt Macht, Geld und einen scharfen Verstand. Ihr etwas älterer Ehemann Chev steht voll
und ganz hinter seiner außergewöhnlichen Frau, sein Respekt und seine Achtung ihr gegenüber sind vorbildlich. Nur die herrschenden Familien der Stadt sind mit der extravaganten, vorlauten und geschäftstüchtigen Lil nicht begeistert. Als ihr geliebter Mann stirbt, setzt ihr Sohn Robert all sein Geschick ein und bringt mit Hilfe von seinem
Bekannten, dem Psychiater Dr. Fairwell seine Mutter in dessen Anstalt. Hier werden ihr unter dem Mantel der Heilung Menschen verachtende und würdelose Behandlungen angetan. Ihre neidvollen Peiniger schrecken vor nichts zurück und die Highsociety der Stadt feiert es, diese starke Frau zermürbt in einer geschlossenen Anstalt zu sehen.
Und hoffen, dass sie dort für immer bleiben muss.

Erzählt wird diese Geschichte von Sarah, einer späten Nachfahrin von Lil, ihrer Hündin Ms. Brontë.
Sarah kämpft mit einer Krebserkrankung und spricht mit ihrem Hund; was an sich noch nicht verwundert. Jedoch, dass die Hündin auch mit ihr spricht, lässt Sarah schmunzeln und über Irrsinn und psychische Probleme nachdenken.

Genau diese Thematik wurde in der Vergangenheit missbraucht und auch in der Gegenwart ist man davor nicht gefeit.

Der Autor baut eine unglaublich intensive Bindung zum Leser auf, seine Figuren sind authentisch und die bildliche Sprache zeichnet den Roman aus. Die Macht der Gesellschaft wird hervorgehoben und zeigt auf, was “normal” sein sollte und verbindet die Verfehlungen der Vergangenheit mit der Gegenwart. Emanzipation, Würde, Respekt und Achtung werden auf 238 Seiten unglaublich gut verarbeitet und dem Leser hallt der Machtmissbrauch, der Verrat und auch die geschickte Wendung in der Geschichte nach. Der süße Geschmack von stilvoller Rache einer kultivierten, intelligenten Frau lässt uns atemlos der Geschichte folgen.

Ein Lesehighlight mit einer großen Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 22.03.2024

Meisterwerk

Reichlich spät
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“Reichlich spät” geschrieben von Claire Keegan handelt von Frauenfeindlichkeit und der Meinung, dass Männer mehr wert seien als Frauen.

Claire Keegan erzählt in ihrem kurzen prägnanten Roman unglaublich ...

“Reichlich spät” geschrieben von Claire Keegan handelt von Frauenfeindlichkeit und der Meinung, dass Männer mehr wert seien als Frauen.

Claire Keegan erzählt in ihrem kurzen prägnanten Roman unglaublich intensiv über eine Beziehung, die von Frauenfeindlichkeit geprägt ist. Zwischen den Zeilen liegt die Botschaft; die Autorin zeigt uns die komplexe Beziehung zwischen Cathal und Sabine auf.

“So vieles im Leben verlief reibungslos, ungeachtet des Gewirrs menschlicher Enttäuschungen und des Wissens, dass alles einmal enden muss.”
(Pos. 21)

Cathal denkt über seine gescheiterte Beziehung mit Sabine nach.
Ihre Präsenz in seiner Wohnung, das viele dreckige Geschirr, obwohl ihre Kochkünste erwähnenswert waren, die etwas schielenden Augen, die Art, unbekümmert Geld auszugeben und auch noch das Problem, dass sie viele Entscheidungen selbst treffen wollte.

Der Umzugswagen kam und Sabine zog zu ihm, in sein Haus und das schreckliche war, sie hatte unglaublich viele Sachen. Cathal nennt es Zeugs und kommt nicht klar damit, dass sie damit sein Haus befüllt.

Sabine trifft sich mit Cathals Kollegin und erfährt mehr über Männer wie ihn. Frauen sollen den Mund halten und den Männern geben, was sie wollen. Ansonsten werden diese Männer verachtenswert und sprechen sehr abwertend über das weibliche Geschlecht . All diese Vorwürfe kamen seiner Wahrheit und Einstellung sehr nahe, deshalb sagt er nichts dazu.
Und doch ist er ein bisschen enttäuscht, dass Sabine nicht einsichtig war und er somit diese Beziehung nicht aufrechterhalten konnte.

Die kurze Geschichte lässt uns intensiv über das Thema Frauenfeindlichkeit, vor allem in einer Beziehung, nachdenken.

Was macht Frauenfeindlichkeit aus?

Die Autorin schreibt flüssig und ausdrucksstark, kein Wort zu viel, dafür mit einer Klarheit und Intensität, die den Leser:in fesselt.
Das geschriebene, sowie das ungeschriebene lassen den Leser nachdenklich zurück.

Ein Meisterwerk von Keegan!

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Wunderschön

Das Haus verlassen
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“Das Haus verlassen” von Jacqueline Kornmüller ist mit den bezaubernden Illustrationen von Kat Menschik ein wahres Schmuckstück.
Eine Hausbesitzerin möchte sich verändern und bietet ihr restauriertes ...

“Das Haus verlassen” von Jacqueline Kornmüller ist mit den bezaubernden Illustrationen von Kat Menschik ein wahres Schmuckstück.
Eine Hausbesitzerin möchte sich verändern und bietet ihr restauriertes altes Feldsteinhaus mit einem wunderschönen Garten zum Verkauf an. Alles ist für die Ich-Erzählerin perfekt, auch die ungewöhnliche Kommunikation mit dem Haus fühlt sich sehr gut an und doch zieht es unsere Protagonistin zu neuen Herausforderungen.
Es gibt unterschiedliche Kaufinteressent:innen und doch sind weder die Hausbesitzerin, noch das Haus überzeugt. Wissen diese Menschen überhaupt zu schätzen, was sie kaufen? Können sie das besondere spüren?
Oder wäre das Haus nur wieder ein Haus?
Die Ich-Erzählerin denkt an das Gemüse, welches geerntet werden muss und im neuen Jahr an die vielen wundervollen Blumenzwiebel, die zu unterschiedlichen Zeiten aufblühen. Werden die Besitzer:innen dies zu schätzen wissen?
Um so mehr interessierte, vermeintliche Käufer:innen erscheinen, um so mehr streubt sich die Eigentümerin.
Sie nimmt endlich wahr, was sie bereits besitzt. Die Situation lässt sie innehalten und darüber nachdenken, ob es an einem anderen Ort wirklich besser ist?
Will sie wirklich neues erkunden oder ist das altbewährte nicht doch ein Stück Beständigkeit?
Jacqueline Kornmüller hat mit ihrer feinfühligen und poetischen Schreibweise eine unglaublich herzliche, berührende und zarte Novelle geschrieben. Schmunzelnd und tief berührt verschlingt man dieses Kleinod. Als Leserin konnte ich direkt diese zarte Verbundenheit spüren und die liebevolle Erfahrung zwischen Haus und Besitzerin rührte mich zu Tränen.
Eine große Leseempfehlung für dieses unglaublich schöne Buch.



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