Roman | Ein mitreißender Roman über die Gründung der Kindergärten
Eine Frau kämpft für die Rechte der Kinder
1830: Nicht nur in Preußen herrscht die Überzeugung, dass man von Kindern nichts hören und sehen sollte. Um sie vom Weg der Sünde abzubringen, ist körperliche Züchtigung notwendig. Entsetzt verfolgt die junge Luise Levin, wie ihre Neffen geschlagen werden und wie man die Kinder von Arbeiterinnen in Verwahranstalten diszipliniert. Als sie von einer neuartigen Erziehungsanstalt erfährt, die Friedrich Fröbel in Thüringen gegründet hat, bewirbt sie sich dort gegen den Willen ihrer Familie als Haushälterin. Fröbels Ideen sind revolutionär: Kinder sollen spielend die Welt begreifen, sie werden als Menschen respektiert und unabhängig ihrer Herkunft gefördert. Die Obrigkeit allerdings sieht durch Fröbels Methoden die öffentliche Ordnung gefährdet, ein Verbot folgt auf das nächste. Doch Luise verfolgt hartnäckig ihren und Friedrichs Traum: dass endlich die Zeit der Kinder anbricht.
Lena Riess hat mit diesem Buch einen beeindruckenden Roman über das Entstehen der ersten Kindergärten geschrieben. Sie sind das Gegenteil von den üblichen Kinderverwahranstalten, in denen der Tagesablauf ...
Lena Riess hat mit diesem Buch einen beeindruckenden Roman über das Entstehen der ersten Kindergärten geschrieben. Sie sind das Gegenteil von den üblichen Kinderverwahranstalten, in denen der Tagesablauf von Monotonie und Disziplin geprägt ist. Jetzt soll den Kleinen durch Freude beim Spielen und Ausprobieren Wissen angeeignet werden. Das ist das Ziel von Friedrich Fröbel, der sich auch gegen die "notwendige" körperliche Züchtigung stellt.
Erzählt wird die Lebensgeschichte von Friedrich Fröbel und seiner späteren Frau Luise Levin. Ihre neuartigen Erziehungmethoden finden nicht bei allen Leuten Anklang. Sie haben mit Anfeindungen und großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Denn zu jener Zeit wurden Kinder dazu erzogen, sich bedingungslos diszipliniert zu verhalten. Man durfte sie weder sehen noch hören.
Dadurch, dass es immer wieder Rückblicke in die Kindheits- und Studienjahre von Fröbel gibt, wird verständlich gemacht, was ihn prägte. Doch leider sorgten die vielen Sprünge in die unterschiedlichen Zeit- und Handlungsebenen dafür, dass ich sehr konzentriert bleiben musste, um den Überblick nicht zu verlieren. Da half manchmal nur ein kurzes Zurückblättern.
Es ist ein beeindruckendes Buch, das anschaulich den unterschiedlichen Umgang mit Kindern zwischen dem 19. Jahrhundert und heute beschreibt. Gerne empfehle ich es weiter. 4 Sterne.
Friedrich Fröbel strebt sein Leben lang nach Wissen. Doch dabei verbindet er das Wissen aus Büchern mit seinen Beobachtungen in der Natur. Durch Spielen und Probieren soll Wissen vermittelt werden und ...
Friedrich Fröbel strebt sein Leben lang nach Wissen. Doch dabei verbindet er das Wissen aus Büchern mit seinen Beobachtungen in der Natur. Durch Spielen und Probieren soll Wissen vermittelt werden und abrufbar bleiben. Mit dieser neuen Lernmethode ist er seiner Zeit weit voraus. Widerspricht sie doch der in der Gesellschaft fest verankerten Vorgehensweise des Auswendiglernens, der Bestrafung bei Fehlverhalten und der Unterdrückung der kindlichen Neugier. Luise Levin, die diese harte Erziehung bei ihren Neffen miterleben muss und gegen den herrischen, verbohrten Vater nicht beistehen kann, ist begeistert von Fröbels Theorien und Methoden. Gegen den Willen des Familienoberhauptes bewirbt sich als Haushälterin an Friedrichs Einrichtung. Ein erster Schritt für Luise, der aber ihr weiteres Leben nachhaltig bestimmen wird….
Der Erzählstil der Autorin erinnerte mich anfangs an einen selbst gewebten Teppich. Viele bunte Fäden setzten sich zusammen, um dem Leser die Entstehung des neuen Denkens bei der Wissensvermittlung bei Kindern näherzubringen. Schlussendlich entsteht ein buntes Bild dazu, wieviel Herzblut, Enttäuschung und Energie hierfür erforderlich war und wie groß die Widerstände gegenüber den neuen Lernansätzen waren. Dabei geht die Autorin nicht chronologisch vor, sie springt an verschiedene Orte, zu verschiedenen Personen, und zeitlich vor und zurück. Ich fand das sehr passend für dieses Thema gewählt. Springen doch auch Kinder, so man sie lässt, ständig hin und her und ihr Bewegungsdrang führt sie an die unterschiedlichsten Orte und überall machen sie neue Erfahrungen.
Entsetzt war ich über den Tagesablauf in den Kinderverwahranstalten. Über derartige Einrichtungen habe ich bisher noch nie etwas gelesen. Aber die Ausführungen dazu runden das Bild der damaligen Kinderhaltung, anders kann man es nicht nennen, sehr gut ab. Ich fand das Buch zeigt anhand der Geschichte von Luise Fröbel sehr eindrucksvoll, wie unterschiedlich gegenüber der heutigen Zeit, der Umgang mit Kindern und das Vermitteln von Wissen heute ist. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.
Das Cover überzeugt durch ein ansprechendes Bild von drei Kindern verschiedenen Alters in einem selbst gezimmerten Handleiterwagen längst vergangener Jahrzehnte – ein sehr ansprechendes Motiv, passend ...
Das Cover überzeugt durch ein ansprechendes Bild von drei Kindern verschiedenen Alters in einem selbst gezimmerten Handleiterwagen längst vergangener Jahrzehnte – ein sehr ansprechendes Motiv, passend zum Buchtitel. Im Zeitraum von 1788 bis 1900 spielt sich der Kampf um die Errichtung Fröbelscher Kindergärten ab. Dabei beginnt der Roman mit Luise Levin – der späteren Ehefrau Friedrich Fröbel`s - 1842 in Jacobsdorf bei Frankfurt an der Oder. Die nächsten Kapitel springen in die Jahre 1790 und 1797 zurück nach Oberweißbach im Thüringer Wald bzw. Hirschberg an der Saale und behandeln Friedrich Fröbel als Kind in seinem Elternhaus bzw. bei seinem Onkel. Zurück im Jahr 1845 treffen Luise als Haushälterin und Friedrich in seiner Allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau erstmalig aufeinander. Parallel dazu verläuft ab 1833 ein Erzählstrang über Verwahranstalten in Hamburg nach strengen preußischen Strafregeln. Das anfängliche, ständige Vor- und Zurück-Springen um ca. 50 Jahren von Kapitel zu Kapitel ist verbunden mit weiteren Ortswechseln wie z.B. zwischen Jena, Hamburg und Keilhau, nicht optimal strukturiert. Die Beschreibung der Fröbelpädagogik dagegen ist gelungen. Auch die Einbettung seiner Sphärentheorie oder Menschenbildung in den historischen, politischen Kontext gefällt und ist spannungsreich und einfühlsam sprachlich verpackt. Ein interessantes Leseerlebnis!
„Während andere im „Man müsste mal…“ verharrten und stumm den Kopf über die Missstände in der Kindererziehung schüttelten, hatte er jahrelang die Bücher gewälzt, beobachtet und es schließlich gewagt. Er ...
„Während andere im „Man müsste mal…“ verharrten und stumm den Kopf über die Missstände in der Kindererziehung schüttelten, hatte er jahrelang die Bücher gewälzt, beobachtet und es schließlich gewagt. Er hatte diese Schule eröffnet, sich ausprobiert und war durch seine Erfahrungen und neue Beobachtungen gewachsen.“
1830 unterstützt Luise Levin ihre Schwester bei der Erziehung ihrer Söhne. Dass ihre Neffen von ihrem Vater geschlagen werden, wenn sie sich nicht nach seinen Vorstellungen verhalten, missfällt Luise sehr. Als sie deswegen häufig mit ihrem Schwager in Konflikt gerät, fasst sie gegen den Willen der Familie den Entschluss, sich als Haushälterin in der neugegründeten Erziehungsanstalt des fortschrittlichen und in konservativen Kreisen umstrittenen Pädagogen Friedrich Fröbel zu bewerben. Dort lernt sie einiges über Fröbels Lehren und Methoden, arbeitet selbst in der Praxis mit Kindern und ist schon bald völlig überzeugt von Fröbels Konzept. Und nicht nur das, vom ersten Moment an ist sie auch fasziniert vom charismatischen Friedrich Fröbel selbst. Doch hat ihre Liebe angesichts des großen Altersunterschieds und der Vorbehalte von Luises Familie überhaupt eine Chance? In der Gesellschaft mehren sich zudem die Stimmen gegen Fröbels Pädagogik. Er droht mit seinen Ideen auf ganzer Linie zu scheitern….
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Luises Werdegang wird chronologisch geschildert, ebenso die Erlebnisse der jungen Hamburgerin Marieke, die zunächst in einer von Nonnen geleiteten Kinderverwahranstalt arbeitet und später zu Fröbel und Luise stößt. Zudem werden wichtige Stationen im Leben Friedrich Fröbels dargestellt, diese sind aus Fröbels Sicht in der ersten Person verfasst. Durch die Wiedergabe der drei verschiedenen Sichtweisen und die damit verbundenen Zeitsprünge entwickelt sich die Handlung nicht durchgehend konsequent und stringent weiter.
Die unverheiratete Luise hat für ihre Zeit eine recht moderne Auffassung von Erziehung. Diese entspricht teilweise intuitiv der Friedrich Fröbels. Für beide stehen die Kinder und ihre Entwicklung im Mittelpunkt. Anders als der sonst herrschende Grundsatz, dass man Kinder weder hören noch sehen sollte, tollt Friedrich gerne ausgelassen mit den Kindern herum oder singt mit ihnen. So freiheitlich Fröbels Ansatz scheint, so wenig kompromissbereit ist er, wenn es um die Umsetzung seiner Ideen geht. Da gilt für ihn: „Ganz oder gar nicht“. Eine Einstellung, mit der er durchaus aneckt. Luise und Friedrich verbinden bald nicht mehr nur gemeinsame Interessen, viele Ideen und ihre Beharrlichkeit, sondern auch eine besondere Beziehung… Die Personenkonstellation besteht aus realen, aber auch fiktiven Persönlichkeiten.
Friedrich Fröbel gilt als der Begründer der Kindergarten. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland nahm man seine Ideen von einer Erziehung auf, deren Ziel es war, Kinder zu selbstbestimmten, mündigen und gebildeten Menschen zu machen. Davon erzählt der Roman, ebenso von Luises und Friedrichs bewegtem Leben und ihrem permanenten Kampf für ihre Ideen gegen starke Widerstände. Eine wirklich faszinierende und reizvolle Geschichte, die mich über weite Strecken fesselte und die einen spannenden Einblick in die vergangene Zeit und Gesellschaft gibt. Zum Ende entwickelte sie sich leider etwas langatmig und holprig. Gerade die Passagen aus Fröbels Sicht fügten sich für mich aufgrund der Zeitsprünge nicht ganz stimmig in die Handlung und den Spannungsbogen ein und minderten so ein wenig den Lesefluss. Auch hätte ich mir eine noch konkretere Darstellung von Fröbels Pädagogik und der damaligen Praxis gewünscht. Hier waren mir die Beschreibungen oft etwas zu ungenau und allgemein. Dennoch insgesamt ein recht unterhaltsamer, gelungener Roman für alle, die sich für Pädagogik, die Entstehung der Kindergärten und herausragende bedeutende Persönlichkeiten interessieren.
Es für mich mal ganz spannend in die Zeiten zurück zugehen , wo die Kinderbewahranstalten sich zu Kindergärten wandeln. Theoretisch kenne ich mich mit Fröbel gut aus. Mal in Form eines Romas über ihn zu ...
Es für mich mal ganz spannend in die Zeiten zurück zugehen , wo die Kinderbewahranstalten sich zu Kindergärten wandeln. Theoretisch kenne ich mich mit Fröbel gut aus. Mal in Form eines Romas über ihn zu lesen hat mich erfreut.
Trotzdem war es etwas langatmig und ich bin mir nicht sicher wie sich Leser damit zu Recht finden die nicht so sehr mit Pädagogik vertraut sind.