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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2023

Leise berührend

Unsere Stimmen bei Nacht
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Wir ziehen zusammen mit Lou in ihre neue Berliner Zweck-WG. Damit sind alle Zimmer belegt. Die alte Villa mit Charme gehört einem älteren Ehepaar, das nach Auszug ihrer Kinder viel Leerstand hat und einen ...

Wir ziehen zusammen mit Lou in ihre neue Berliner Zweck-WG. Damit sind alle Zimmer belegt. Die alte Villa mit Charme gehört einem älteren Ehepaar, das nach Auszug ihrer Kinder viel Leerstand hat und einen Nebenverdienst gut gebrauchen kann.
Zusammen gefunden haben sich Personen unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen Charakters und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Ihnen gemeinsam ist das etwas schwierige Verhältnis zu ihren Familien.
Sehr langsam lernen sich die Personen näher kennen. Besonders die fröhliche Lou baut mit ihrem ehrlichen Interesse an ihren Mitbewohner:innen Bindungen auf.
Das ruhige, unaufgeregte Erzähltempo ist der Erzählung angemessen, da die Charaktere eher zurückhaltend und in sich gekehrt sind.
Es ist schön zu lesen, wie sich schrittweise eine Gemeinschaft entwickelt, die jedem einzelnen positive Anstöße gibt. Die Charaktere bleiben dabei durchgehend authentisch. Sie gehen sehr rücksichtsvoll und vorsichtig miteinander um und achten auf gegenseitige Grenzen. Dadurch sind sie mir ans Herz gewachsen und ich hätte sie gerne weiter begleitet.
Besonders gefallen haben mir auch die geschickten Perspektivwechsel, die sich wie zufällig durch Begegnungen ergeben.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es ist einfach angenehm und schön, ohne jemals kitschig zu sein. Eine große Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Stärke der Frauen

Memphis
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Eine Geschichte über Frauen, starke Frauen, starke schwarze Frauen.
Ihr Leben ist hart, über Generationen hinweg voller Schmerz, Verlust und Gewalt. Gewalt von Männern, schwarzen und vor allem weißen Männern. ...

Eine Geschichte über Frauen, starke Frauen, starke schwarze Frauen.
Ihr Leben ist hart, über Generationen hinweg voller Schmerz, Verlust und Gewalt. Gewalt von Männern, schwarzen und vor allem weißen Männern.
Dem entgegen stellen die Frauen ihren Zusammenhalt, ihre innere Unabhängigkeit, ihre Willenskraft und ihre Freude am Leben.
Wir begleiten die Frauen einer Familie von den 1940ern bis Anfang der 2000er.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen ihnen. Auf der aktuellsten Zeitebene wird überwiegend chronologisch erzählt, in Rückblenden erfahren wir ihre Lebensgeschichten.
Wir erleben die schwarze Bürgerrechtsbewegung in Memphis und Straßen voller Leben und Musik. Wir erleben auch die Zunahme der Gangkriminalität und leere Straßen voller Gewalt.

Es ist hart, dieses Buch zu lesen. Aber es ist eine Bereicherung. Und es steckt gleichzeitig voller Kraft und Lebensfreude.

Eine große Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Bücherwärme

Leonard und Paul
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Leonard und Paul leben zufrieden in ihrer eigenen, kleinen Welt. Sie sind über dreißig und sind gegenseitig neben ihren Familien die einzigen Bezugspersonen. Beruflicher Erfolg ist für sie nebensächlich. ...

Leonard und Paul leben zufrieden in ihrer eigenen, kleinen Welt. Sie sind über dreißig und sind gegenseitig neben ihren Familien die einzigen Bezugspersonen. Beruflicher Erfolg ist für sie nebensächlich. Stattdessen sind sie vielseitig interessiert und führen regelmäßig fachliche Diskussionen bei Brettspieleabenden.

So langsam bekommt ihre gemeinsame Seifenblase Dellen. Leonards Mutter stirbt und lässt ihn als Waisen zurück. Gleichzeitig passieren aber auch unerwartet schöne Erlebnisse. Dies alles führt dazu, dass sie ihren Mut zusammen nehmen und etwas mehr wagen.

Die beiden dabei beobachten zu dürfen, macht richtig Freude. Das Buch lebt von der liebevollen Charakterzeichnung und seinem feinen Humor.

Lest das Buch in einem aufgewühlten Moment, und es wärmt Euch, umarmt Euch und beruhigt Euch.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Wie weit würdest du gehen?

Wir Verlorenen
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Eine Pandemie löscht einen Großteil der Bevölkerung aus und wirft die Menschheit in dunkle Zeiten. Die Überlebenden wie Smilla leben versteckt in kleinen Gruppen zusammen. Jede Begegnung mit Fremden wird ...

Eine Pandemie löscht einen Großteil der Bevölkerung aus und wirft die Menschheit in dunkle Zeiten. Die Überlebenden wie Smilla leben versteckt in kleinen Gruppen zusammen. Jede Begegnung mit Fremden wird vermieden. Es wird geplündert, entführt und niedergemetzelt. Ständig herrscht Angst. Alleine bist du so gut wie verloren, Kindheit gibt es nicht mehr.
Wir begleiten die Figuren in ihrem neuen Alltag, der stark von Nahrungsbeschaffung geprägt ist.

Wie viel Güte ist in solchen Zeiten möglich?
Sie geht immer auf Kosten deiner eigenen kleinen Gemeinschaft. Steht diese über allem? Kannst du dir überhaupt noch ein Maß an Freiheit und Individualität erlauben? Oder geht die Sicherheit der Gruppe vor?
Ihre allgemeine Hilfsbereitschaft macht Smilla in ihrer Gruppe zur Außenseiterin.

So ist sie glücklich, zufällig Falk wiederzutreffen, den ehemaligen Nachbarsjungen aus der alten Welt. Es kommt zu einer zarten Annäherung, immer wieder unterbrochen von dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten.
Sind die Moralvorstellungen der alten Welt noch haltbar? Wie weit gehst du, um dein Überleben zu sichern?
Jede Beziehung wird immer überschattet von der Frage, wem kannst du trauen?
Jede Information, die du weitergibst, kann dich und deine Gemeinschaft in Gefahr bringen.

Diese ethischen Fragen machen das Buch so lesenswert. Dazu kommt ein flüssiger, angenehmer Schreibstil. Die Charaktere sind mehrdimensional und lebendig beschrieben.
Lediglich gegen Ende empfand ich deren Verhalten als nicht mehr ganz authentisch.

Insgesamt eine große Leseempfehlung und ich freue mich auf die Fortsetzungen, denn glücklicherweise ist es ja eine dreiteilige Reihe.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Reise zur Identität

Issa
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Issa hat sich selbst verloren. Sie fühlt sich als Spielball ihrer herrischen Mutter und ihres Freundes, der ihr ebenfalls keinen Raum gibt und seinen Willen durchsetzen möchte. Issa ist schwanger, und ...

Issa hat sich selbst verloren. Sie fühlt sich als Spielball ihrer herrischen Mutter und ihres Freundes, der ihr ebenfalls keinen Raum gibt und seinen Willen durchsetzen möchte. Issa ist schwanger, und ihre Mutter ist überzeugt, dass nur traditionelle Rituale in Kamerun eine sichere Geburt möglich machen werden. Issa, die ihre ersten Kindheitsjahre dort in Buea am Fuß des Kamerunberges verbracht hat, lässt alles in Deutschland hinter sich und reist zurück.

So wie Issa zu sich findet, lernen wir die Geschichte ihrer weiblichen Ahnen über viele Generationen kennen. Sie alle sind geprägt von Leid, Gewalt durch Männer, aber auch großen Zusammenhalt untereinander, der ihnen die Stärke zu eigenen mutigen Entscheidungen verleiht.
Das ist gleichzeitig schlimm und auch toll zu lesen.

Ich habe einiges über die schreckliche Kolonialzeit erfahren und auch über das stark patriachale System.

Issa ist dabei die einzige Figur, zu der ich eine wirkliche Verbindung aufbauen konnte. Die Charaktere ihrer Vorfahren verschwimmen ineinander, da ihre Leben nur kurz dargestellt sind. Sie alle haben Weisheit und Stärke über Generationen weitergegeben, die nun auch Issa helfen, ihren Weg zu finden.

Sehr schön beschrieben fand ich auch die Lebensart in Kamerun auf der neuesten Zeitebene. Es hat sich häufig so angefühlt, als wäre ich mit Issa gereist.

Leider hat mir das Ende nicht so gut gefallen. Ansonsten kann ich das Buch aber rundherum nur empfehlen.

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