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Veröffentlicht am 09.04.2024

Auch der 10. Fall hat Suchtpotential

Kalte Marsch
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Nach seiner Strafversetzung auf eine Ein-Mann-Wache nach Friedrichstadt, einer kleinen Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein zwischen den Flüssen Eider und Treene, hat es KHK John Benthien ...

Nach seiner Strafversetzung auf eine Ein-Mann-Wache nach Friedrichstadt, einer kleinen Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein zwischen den Flüssen Eider und Treene, hat es KHK John Benthien momentan mit weniger spannenden Fällen zu tun. Einzig seine Tochter Celine, die sich einer Gruppe Klimaschützern angeschlossen hat, hält ihn hier und da auf Trab. Doch dann werden Laas Riewerts, der auch sein Vermieter ist, und dessen Frau Mette ermordet in ihrem Haus gefunden. Beide gehörten einer streng nach dem Wort der Bibel lebenden Freikirche an.
Johns ehemaligen Kollegen, die Kommissare Tommy Fitzen und Lilly Valesco, sowie Staatsanwältin Sanna Harmstorf werden für diesen Fall abgestellt. John soll sich vorerst aus dem Fall raus halten. Bis zu dem Zeitpunkt als hinter seinem Haus unter einem Baum die Leiche einer seit 10 Jahren vermissten Frau gefunden wird und John erste relevante Spuren findet.

Auch in seinem 10. Fall hat mich John Benthien wieder voll von sich und vor allem von seiner Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und damit einen Fall zu lösen überzeugt. Und nicht nur mich.
Auch wenn man die anderen Fälle nicht kennt, die ebenfalls alle in sich abgeschlossen sind, hat man keine Probleme in den neuen Fall einzutauchen. Ich finde es aber immer schöner, wenn ich gerade die Ermittler mit ihrem Privatleben nach und nach immer besser kennenlernen kann.
Auch diesmal habe ich mich mit ihm und Celine und auch mit seinem Vater Ben, der zu Besuch kommt, sehr wohl gefühlt. Auch Tommy und Lilly habe ich im Laufe der jahrelangen Ermittlungen richtig ins Herz geschlossen. Die drei Ermittler der Kripo Flensburg sind aber auch ein unschlagbares Team, das hoffentlich bald wieder zusammen auf Ermittlungstouren geht.
Den Fall, der sich hauptsächlich um eine Freikirche bzw. ich würde sie sogar als Sekte bezeichnen, dreht, finde ich sehr interessant und auch verstörend. Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Glaubensgemeinschaften mit solch krassen Verhaltensmustern auch heute noch und vielleicht sogar hier bei uns gibt, bekomme ich Gänsehaut. Wie schnell man in die Fänge einer solchen Gemeinschaft kommen kann, lesen wir hier durch das Beispiel von Jaane Harmstorf, die Schwester von Staatsanwältin Sanne. So toll, wie sie sich für ihre Schwester einsetzt, obwohl sie damit ihrer Karriere massiv schaden könnte. Da zählt Familie halt doch mehr als Karriere.
Sehr spannend und interessant finde ich die verschiedenen Menschen, die ich von der Freikirche kennenlerne. Die Brüder Abbe und Keke Boysen, die von ihrem kranken Vater die Führung der Kirche des wahren Glaubens übernehmen wollen. Und die spirituelle Anführerin Nele Flohr, bei deren Weissagungen sich mir die Haare aufgestellt haben. Sie alle machen diesen Fall zu etwas besonderem.

Ein Fall mit einem hohen Spannungsbogen, einem fesselnden Fall, interessanten Menschen in einer Umgebung in der ich gerne mal Urlaub machen würde.
Meine Empfehlung ist diesem Buch gewiss.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Ich wäre gerne schon damals in München gewesen

Schwabing 62
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In Schwabing, dem damaligen Künstler- und Szeneviertel von München, wird die 36-jährige Berenike von Rahnstedt von ihrem 7-jährigen Sohn Wolfgang tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, ...

In Schwabing, dem damaligen Künstler- und Szeneviertel von München, wird die 36-jährige Berenike von Rahnstedt von ihrem 7-jährigen Sohn Wolfgang tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass die lebenslustige Nike, die in den Schwabinger Künstlerkreisen ein ausschweifendes und sehr lockeres Leben geführt hat, erschlagen wurde. Ist die Gräfin, die in einer sexuellen Dreierbeziehung mit ihrer Freundin Lieselotte „Lou“ Berghammer und dem jungen Peter Konzelmann lebte, einem Eifersuchtsdrama zum Opfer gefallen?
KHK Korbinian Hilpert und sein Kollege KHK Ludwig Waldleitner der Abteilung Mord I beim Polizeipräsidium München in der Ettstraße müssen bei einigen Verdächtigen tief in die Schwabinger Szene und auch in die Tiefen der Politik eindringen.

Gräfin Berenike „Nike“ von Rahnstedt ist schon eine auffällige Person. Gesegnet mit einer außergewöhnlichen Schönheit, einem wachen Geist, nahm sie aber wohl zu viele Pillen, bewusstseinserweiternde Substanzen und Alkohol um ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter, die dauernde Geldsorgen quälten, mit ihrem kleinen Sohn Wolferl oder Bubi, wie sie ihn liebevoll nannte, meistern zu können. Durch das Manuskript zu dem autobiographischen Buch „Die Geflügelte“, das sie schreiben wollte und das die Ermittler in ihrer Wohnung finden, lerne ich die Frau auch mit einem düsteren Geheimnis aus ihrer Vergangenheit immer besser kennen. Auch hierin könnte für Jemanden ein mögliches Motiv sie beseitigen zu wollen, liegen.
Den jungen Kommissar Hilpert habe ich bereits 1952 bei seinen ersten Ermittlungen begleitet und mich gefreut, ihn hier zusammen mit seiner Frau Evi und Tochter Elsie wieder zu treffen. Ich fand es toll, dass mich die Ermittler bei der Suche nach dem Mörder an ihren Gedanken und Gesprächen haben teilhaben lassen. Als dann kurz vor Ende der Geschichte die Auflösung in Form eines Geständnisses ans Licht kommt, war ich doch baff. Damit hatte ich nicht gerechnet; konnte aber die Wut und die Enttäuschung, die zu der Tat geführt haben, sehr gut nachvollziehen.
Obwohl es gar nicht so viele Tatverdächtige sind, die hier in Frage kommen, steht der Spannungsbogen von Anfang an recht hoch und bleibt dort oben bis zum Schluss.
Neben dem Mordfall spielen die Schwabinger Krawalle im Juli 1962, in die junge Studenten und Künstler immer wieder verwickelt waren und bei denen die jungen Polizisten nicht immer zimperlich mit ihnen umgingen, eine Rolle. Bei dem Straßenfeger im TV „Das Halstuch“ von Frances Durbridge werden Kindheitserinnerungen wach. Auch Franz-Josef Strauß begegne ich hier in einer kurzen Szene. Was heute für uns Frauen unvorstellbar ist: damals brauchte die Ehefrau von ihrem Mann die ausdrückliche Erlaubnis, wenn sie arbeiten gehen wollte.
In „Schwabing 62“ gibt mir Autorin Gretel Mayer Einblicke in die gesellschaftliche Lage von damals in München. Auf der einen Seite stehen die veralteten Moralvorstellungen der älteren Erwachsenen; auf der anderen Seite die Vorstellung von der freien Liebe, der freien Sexualität und der Selbstverwirklichung der Frau, die gerade Nike absolut anstrebt. Das Wohl ihres kleinen Sohnes hat sie dabei aber immer im Blick.
Ich fand es auch schön, dass es hier einige Menschen gibt, die bayerisch sprechen, was den Lokalkolorit hervorhebt. Sogar a bissel schwäbisch wird gschwetzt.

Ich liebe Geschichten aus der Stadt in der ich nun seit vielen Jahren lebe. Einiges habe ich wiedererkannt, anderes ist leider schon lange Vergangenheit. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein wunderbares Lesevergnügen

Der längste Sommer ihres Lebens
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Auf der 110 Jahrfeier des von ihr geleiteten Autohauses Berner im fiktiven baden-württembergischen Meutlingen verkündet Geschäftsführerin Claudia Berner, 49, dass sie die Geschäfte demnächst in die Hände ...

Auf der 110 Jahrfeier des von ihr geleiteten Autohauses Berner im fiktiven baden-württembergischen Meutlingen verkündet Geschäftsführerin Claudia Berner, 49, dass sie die Geschäfte demnächst in die Hände ihres Mannes Martin legen wird. Sie selbst will für das Bürgermeisteramt kandidieren und sich für eine modernere, nachhaltige und sozial gerechte Politik einsetzen. Ihre Mutter Marianne, 74, immer noch die Grand Dame des Autohauses hält weder etwas von der Übergabe der Geschäfte an ihren Schwiegersohn, noch von der Kandidatur ihrer Tochter.
Anouk, die bisher unauffällige brave Tochter des Hauses schmeißt am Tag ihrer Volljährigkeit die Schule und zieht in die WG einer Gruppe von Klimaaktivisten, denen sie sich angeschlossen hat, klebt sich an Straßen fest, wird bei einer Demo verhaftet und sitzt zwei Wochen in Bayern im Knast. Sie bricht jeden Kontakt zu ihren Eltern, die sich nach diesen Eskapaden einer Hausdurchsuchung stellen müssen, ab. Das alles hat natürlich Auswirkungen sowohl auf die Wahl zur Bürgermeisterin als auch auf ihre Ehe, die ganz langsam den Bach runter geht…

Amelie Fried ist es mit dieser Familiengeschichte und ihrem fantastischen Erzählstil ganz schnell gelungen mich direkt in die Familie Berner hinein zu katapultieren. Mit Claudia, Martin, Julian und Marianne habe ich um Anouk gebangt. Ich konnte Sohn Julians Wut so gut nachvollziehen, als er in der Schule wegen seiner familiären Verhältnisse ausgegrenzt wird. Ich habe auch Anouk verstehen können, die sich in ihrer Angst um unsere Welt in eine absolute Ausnahmesituation begibt. Ich fand es schrecklich beim langsamen Zerfall der kleinen Familie zuschauen zu müssen. Dass die bisher so disziplinierte Marianne ihre erste große Liebe wiederfindet und beschließt sich nur noch auf sich zu konzentrieren, was sogar ihre Wohnungseinrichtung einschließt, fand ich einfach rührend.
So einfühlsam, farbig und menschlich wie die Autorin die Menschen hier beschreibt, habe ich mich sehr gut in sie hinein versetzen können. Ich hätte gerade Anouk so gerne mal in den Arm genommen und ganz feste gedrückt. Bei Claudia war ich froh, dass sie Menschen wie ihre Freundinnen Ceyda, die ihr fast bis zur Selbstaufgabe hilft, und Tina, die ihr in Berlin Quartier gibt, um sich hat, die ihr beistehen. Ihre Unsicherheit und ihre Bedenken konnte ich zumeist gut verstehen. Vor allem, dass sie das Muttersein über alles stellt, fand ich sehr gut. Mit Martin hätte ich auch gerne mal ein ernstes Gespräch geführt und ihm den Kopf gewaschen. Selten hat mich eine Geschichte so aufgewühlt und betroffen gemacht.
Die verschiedensten Situationen, bei denen ich dabei bin, waren für mich alle sehr gut vorstell- und nachvollziehbar.
Das Verweben eines Familien-Unterhaltungsromanes mit den derzeit weiterhin aktuellen und brisanten politischen Themen ist Amelie Fried hier sehr gut gelungen. Drei Frauen, jede auf ihre Weise stark und kämpferisch, haben mir ein tolles Leseerlebnis geschenkt. Das Ende hat mich mit den vielen kritischen Situationen, die ich hier beim lesen durchlebt habe, wieder versöhnt.

Ich habe diesen Pageturner verschlungen und hoffe, dass das Buch noch ganz viele Leser*innen finden wird.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Bald ist es soweit...

Der Ernst des Lebens: Der Ernst des Lebens
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… und für unseren ältesten Enkel beginnt der Ernst des Lebens. Er kommt in die Schule. Da haben wir nach einem kleinen Geschenk gesucht und sind auf dieses Buch gestoßen.

„Warte mal ab, bis du sechs bist ...

… und für unseren ältesten Enkel beginnt der Ernst des Lebens. Er kommt in die Schule. Da haben wir nach einem kleinen Geschenk gesucht und sind auf dieses Buch gestoßen.

„Warte mal ab, bis du sechs bist und in die Schule kommst. Dann beginnt der Ernst des Lebens“, hatte die Mama immer zu Annette gesagt. Was damit gemeint ist, darüber macht sie sich ab da Gedanken. Und auch ihre große Schwester Bettina macht ihr nicht gerade Mut, wenn sie über die Schule spricht. Als sie diesen „Ernst“ dann an ihrem ersten Schultag kennenlernt, merkt sie, dass er gar nicht so schlimm ist, wie sie es sich immer ausgemalt hatte.

Gleich auf der ersten Umschlagseite und dann auch auf dem Hinteren Innencover erwartet mich ein Sammelsurium von Schulmaterialien, die der kleine Schulanfänger bald brauchen wird.
In kurzen, für Kinder leicht verständlichen Sätzen beginnt dann auch schon die kleine Geschichte über Annette, die bald zur Schule kommt und sich die Fragen über den Ernst des Lebens stellt.
Ob der Witz, der hinter dem Ernst steckt, von jedem Kind gleich begriffen wird, ist fraglich. Aber ich denke im Laufe der Geschichte werden die Kleinen das schon herausfinden. Vor allem, weil Ernst ja wirklich ein lieber, netter Kerl ist.
Die ganzseitigen farbenfrohen Illustrationen von Antje Drescher geben der Geschichte den letzten Schliff und machen die Geschichte mit ihren Emotionen richtig greifbar.

Mir persönlich hat das witzige Buch sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was unser bald-Schuldkind dazu sagt.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Margarethe, die Frau mit den zwei Gesichtern

Die kleine Finca am Mittelmeer
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Margarethe, die nach dem Aus ihrer großen Liebe in Spanien im Hinterland des Städtchen Gandia auf der Finca Biologica zur Ruhe und zu einem neuen Leben gefunden hat, lernt durch einen unachtsamen Unfall ...

Margarethe, die nach dem Aus ihrer großen Liebe in Spanien im Hinterland des Städtchen Gandia auf der Finca Biologica zur Ruhe und zu einem neuen Leben gefunden hat, lernt durch einen unachtsamen Unfall den Fahrradfahrer Finn kennen. Beide sind sich auf Anhieb sympathisch und es kommt zu einer ersten Verabredung. Dann trifft ein Brief ein, der Margarethe völlig aus der Fassung bringt. Plötzlich ist die Vergangenheit, die sie glaubte hinter sich gelassen zu haben, wieder da. Und steht plötzlich sogar unangemeldet vor ihrer Tür.
Gut, dass sie da ihre gute Freundin Ina hat, der sie ein lang gehütetes Geheimnis anvertrauen kann. Aber auch deren Leben und vor allem das ihrer Tochter Leonie gestaltet sich plötzlich so ganz anders als erwartet oder geplant...

Ich habe auch diesmal meinen Kurzurlaub am Mittelmeer in der Nähe von Valencia richtig genossen. Es war so schön, die Menschen, die mir bei meinen ersten beiden Aufenthalten dort so ans Herz gewachsen sind wiederzulesen. Egal ob Ina mit ihrer Tochter Leonie, ihren Eltern Helga und Bernd und ihrem Freund Vincente, Coach Alexandra und natürlich Margarethe. Alle fühlen sich schon fast wie Freunde an, die ich langsam immer besser kennenlerne. Besonders gefallen mir immer wieder die tiefgründigen Gespräche, die Autorin Andrea Micus die Freundinnen Margarethe und Ina auch diesmal wieder führen lässt. Aber auch Finn und der Gast, der unangekündigt bei Margarethe vor der Tür stehen, konnte ich mir gut vorstellen und finde beide echt sympathisch.
Immer wieder ist auch hier von so leckerem Essen die Rede, dass mir das Wasser im Mund zusammen läuft. Und einen der Märkte, auf denen Margarethe ihr Obst und Gemüse verkauft würde ich sofort besuchen. Als Goodie bekomme ich zum Schluss noch ein paar Schönheitsrezepte rund ums Olivenöl.
Aber es geht nicht nur um die Liebe und einen Neuanfang, zu dem man auch mit fast 50 noch nicht zu alt ist. Auch das Thema Outing im Fußball, zu dem sich ein Bekannter von Margarethe bekennt, fand ich sehr interessant.

Eine wunderbare Geschichte mit sympathischen Menschen in einer Umgebung, in der man sich nur wohlfühlen kann. Ich komme sehr gerne wieder.

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