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Veröffentlicht am 31.03.2024

Ein ehrliches und kreatives Gartenbuch

Kleiner Garten - so viel drin
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Vielen ist Anja Klein von ihrem Instagram-Kanal "Der kleine Horrorgarten" bekannt, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann Andreas von ihrem perfekt unperfekten Kleingarten berichtet. Der Spirit der Instagram-Kanals ...

Vielen ist Anja Klein von ihrem Instagram-Kanal "Der kleine Horrorgarten" bekannt, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann Andreas von ihrem perfekt unperfekten Kleingarten berichtet. Der Spirit der Instagram-Kanals und Blogs wird gekonnt in ihr neues Buch "Kleiner Garten - so viel drin" übertragen.
Auf etwa 140 Seiten kann man zwar nicht das große enzyklopädische Wissen mit einzelnen Pflanzenporträts erwarten, aber man bekommt sehr viele kreative Ideen und Beispiele aus einem realen Umfeld zu sehen.

Und gerade das Sehen ist im Buch hervorragend umgesetzt. Die Fotos von Andreas und einige Illustrationen motivieren, selbst Hand anzulegen und Gemüse, Blumen und Sträucher anzupflanzen.
Anja legt großen Wert auf umweltfreundliches Gärtnern: sie arbeitet torffrei, düngt nur organischen und baut am liebsten alte Sorten an. Dazu passend wurde das Buch vom Kosmos-Verlag nachhaltig produziert.

Das Buch ist eher für Garten-Anfänger konzipiert. Aber auch Menschen, die gerade ein neues Grundstück in einen Garten verwandeln wollen oder neue Ideen für bestehende Gärten suchen, werden fündig. In den ersten Kapiteln erklärt die Autorin, wie man praktisch den Garten plant und neue Beete angelegt werden. Dann folgen Kapitel zu Kräutern, Gemüse und Obst sowie Blumenstauden. Am Ende gibt es geballtes Grundwissen von Bodenverbesserung über Ernte-Strategien und das Ziehen von Gemüse aus Samen.

Insgesamt macht das Lesen des Buches Spaß und bringt viele Inspirationen, insbesondere für die naturnahe Gartengestaltung. Für Leute, die sich bereits mit den Grundlagen auskennen und die konkrete Hilfe bei bestimmten Fragen (z.B. Mischkultur, Sortenbeschreibungen, etc.) suchen, sollten zu umfangreicheren Werken greifen. Die vielen Tipps und Tricks helfen aber eigentlich jedem hier und da weiter. Ich blättere sehr gerne einfach durch die Seiten, mit Vorfreude auf den Sommer, wenn bei mir hoffentlich auch alles Grünt und Blüht.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Zum Hin- und Wegträumen

Kathmandu & ich
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Sven Jähnels Debüt-Roman ist ein wunderbarer Roman zum Wegträumen und ist toll für Leser, die Genre-Mischungen lieben. Wir erleben viel Reise-Abenteuer, eine gute Prise Romantik und vor allem eine tolle ...

Sven Jähnels Debüt-Roman ist ein wunderbarer Roman zum Wegträumen und ist toll für Leser, die Genre-Mischungen lieben. Wir erleben viel Reise-Abenteuer, eine gute Prise Romantik und vor allem eine tolle Freundschaftsgeschichte.

Erik ist zu Beginn der Geschichte ein ziemlich durchschnittlicher Typ und himmelt seit längerem heimlich seine gute Freundin Jule an. Diese steckt jedoch noch in einer wenig glücklichen Beziehung. Aus einer Schnapsidee heraus verabreden sie sich, gemeinsam mit vier weiteren Freunden zu einer Reise nach Nepal. Nepal sehen sie, vor allem Jule, als Reiseziel mit einem gewissen Charme, Charakter und vor allem etwas Nervenkitzel an. Nicht einfach das gut alte Allgäu, wo man weiß, was man bekommt.

Doch beschlossen ist beschlossen und los geht die Reise. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch entlang der Reiseroute mit einigen Rückblicken in die persönlichen Erlebnisse der Charaktere. Diese sind allesamt sehr individuell gestaltet und man spürt, dass sie zu großen Teilen echten Freunden des Autors nachempfunden sind. Dies trifft sehr wahrscheinlich auch auf viele der, teils witzigen, teil gefährlichen Begebenheiten während der Reise zu. Wie oft blieb mir die Luft beim Lesen weg oder ich habe mich schmunzelnd mitgefreut.

Im ersten Teil reist man mit den Freunden durch einen Nationalpark samt Ausflug in den Dschungel mit gefährlichen Tieren. Danach folgt, der für mich markanteste Teil der Geschichte, nämlich die Wanderung rund um die Annapurna. Herausforderungen jeglicher Art, ziemlich viele Höhen und Tiefen, man ist gerne dabei und fiebert mit. Die Beschreibungen des Ausblicks auf die Berge, die lokale Bevölkerung und die zwischenmenschlichen Interaktionen haben den Roman für mich zu etwas besonderem gemacht.

Lediglich die Liebesgeschichte hätte in meinen Augen noch etwas stärker ausgeschmückt werden können. Ein bisschen mehr Prickeln und Herzklopfen hier und da hätte die Geschichte perfektioniert. Aber nichtsdestotrotz eine gelungene Erzählung, die man in einem Rutsch durchlesen möchte.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Geheimnisvolle Figuren in aufregendem Land voller Intrigen

Die Stadt aus Messing
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"Die Stadt aus Messing" ist ein anspruchsvolles Fantasy-Werk in einer eher seltenen und daher umso spannenderen Welt, die sich am Orient anlehnt und doch sehr individuell ist. Das magische Land Daevastana ...

"Die Stadt aus Messing" ist ein anspruchsvolles Fantasy-Werk in einer eher seltenen und daher umso spannenderen Welt, die sich am Orient anlehnt und doch sehr individuell ist. Das magische Land Daevastana ist der Welt der Menschen nicht ganz fremd und doch eine Art Parallelwelt. Nahri, die Hauptfigur, ist im Kairo der Menschen aufgewachsen und lebt als Straßenheilerin und Gaunerin. Bis sie eines Tages unverhofft einen Dschinn beschwört. Daraufhin muss sie aus der Stadt fliehen, da zwielichtige Gestalten sie und ihren neuen Verbündeten verfolgen. Lange Zeit wird man als Leser im Unklaren über die Ziele und Hintergründe der Figuren gelassen, trotzdem ist die Handlung von Anfang an spannend und die Figuren interessant.

Die erste Hälfte des Buches gestaltet sich als eine Art Road-Movie mit einigen magischen Elementen. Insgesamt bleibt die Magie in diesem Fantasy-Buch jedoch im Hintergrund. Ja die Figuren haben besondere Fähigkeiten, aber der Stil lebt viel mehr davon, dass es ein spezielles Worldbuilding gibt. Verschiedene Völkerstämme, Familien und mystische Wesen, die um die Vorherrschaft in Daevabad ringen. Die besondere Wesen sind an den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde angelehnt. Es wird politisch, historisch und ein bisschen romantisch.

In der zweiten Hälfte geht es dann ans Eingemachte. Man lernt mehr von den Hintergründen, den möglichen Absichten der Parteien, die teils im Verborgenen, teils offen miteinander kämpfen. Generell werden die Kapitel aus den Sichtweisen der zwei Hauptfiguren geschrieben. Einerseits Nahri, die ich bereits erwähnt hatte, und Ali, dem jüngsten Sohn des Königs von Daevabad. Dieser Wechsel unterstreicht die verworrenen Handlungen, führt aber zu einem guten Spannungsbogen. Die Autorin hat glücklicherweise ihrem Roman einiges an hilfreichem Zusatzmaterial beigefügt. So helfen die Personenliste, ein Glossar und Karten den Überblick über die vielen Orte und Personen nicht zu verlieren. Trotzdem mag es für manchen zu herausfordernd sein. Mir hat es Spaß gemacht in die Welt einzutauchen.

Es gefiel mir gut, dass bei den meisten Figuren sowohl positive als auch negative Wesenszüge zum Tragen kamen und keiner eindeutig gut oder böse war. Wobei dies wohl auch zum einzigen Manko für mich führte, ich hatte leider nicht das Gefühl, die Figuren wirklich kennenzulernen. Die Identifikation war etwas schwierig. Diese Vielschichtigkeit führt auch dazu, dass einige Fragen in Band 1 nicht beantwortet werden. Weshalb für mich die Lektüre der folgenden Bände nicht in Frage steht. Schon allein weil die Cover und Buchrücken alle zusammen wunderschön aussehen.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Äußerst hilfreicher Ratgeber

Stachlige Eltern und Schwiegereltern
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Jörg Bergers praxisnaher Ratgeber über "stachlige Eltern und Schwiegereltern" ist die beste Lektüre, die man leidgeplagten erwachsenen Kindern an die Hand geben kann. Mit vielen realen Beispielen und Ratschlägen ...

Jörg Bergers praxisnaher Ratgeber über "stachlige Eltern und Schwiegereltern" ist die beste Lektüre, die man leidgeplagten erwachsenen Kindern an die Hand geben kann. Mit vielen realen Beispielen und Ratschlägen für verschiedene Situationen versucht der Psychologe dem Leser oder der Leserin Hilfe für angeknackste Familienbeziehungen zu geben.
Eingeteilt ist das Buch in Kapitel zu verschiedenen Arten von schwierigen Eltern. Es geht um Tipps für den Umgang mit beispielsweise bestrafenden, einschüchternden oder grenzüberschreitenden Eltern. Am Anfang jedes Kapitels findet man eine Checkliste anhand derer man überprüfen kann, ob dieses Kriterium ganz oder teilweise auf die persönliche Situation zutrifft. Danach folgen teils reale Situationen, die der Autor aus seinen vielen Jahren als Therapeut sammeln konnte, vielleicht auch fiktive Figuren. An diesen problematischen Szenen erklärt Berger, wie die "Kinder" sich selbst am besten daraus retten können. Welche Taktik sinnvoll ist oder womit sie sich eventuell auch abfinden müssen.
Sehr hilfreich sind die tatsächlich ausformulierten Beispiel-Antworten, die einem direkt ein Gefühl dafür geben, wie genau man auf bösartige Aussagen der Eltern reagieren könnte. Oft findet man in anderen Bücher an dieser Stelle nur vage Andeutungen in die eine oder andere Richtung aber selten so handfeste Formulierungen.
Mit Sicherheit wird jedem Leser und jeder Leserin mindestens eine der Beispiel-Situationen bekannt vorkommen, die man bisher vielleicht noch gar nicht als übergriffig oder beleidigend wahrgenommen hat. Von daher ist der Ratgeber bereits für diese Erkenntnis eine lohnenswerte Investition.
Als Fazit bleibt diesmal eher eine Frage stehen: hast du dir jemals gedacht, dass die Beziehung zu deinen Eltern oder Schwiegereltern nicht so harmonisch ist, wie du es dir wünschst? Dann gibt dir dieses Buch mit Sicherheit Hilfestellung und Lösungsansätze.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Tradition oder Moderne, wer gewinnt gegen den Berg?

Vom Gehen und Bleiben
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"Der große Mocken hat dich ganz schön erschöpft, hm, tgigl? Stell dir nur vor, wie anstrengend so ein Bergsturz sein muss, du tust dir doch nur selbst weh. Bleib, wo du bist."

Denkt sich Ria, eine Bäuerin ...

"Der große Mocken hat dich ganz schön erschöpft, hm, tgigl? Stell dir nur vor, wie anstrengend so ein Bergsturz sein muss, du tust dir doch nur selbst weh. Bleib, wo du bist."

Denkt sich Ria, eine Bäuerin und junge Mutter aus dem schweizerischen Dorf Vischnanca, das von der zerstörerischen Kraft des benachbarten Piz Brunclia bedroht wird. Schon etliche Generationen ihrer Familie lebten im Dorf, der Berg kann sie nicht vertreiben.

Doch auch die neu zugezogene Familie aus Deutschland möchte ungern direkt wieder weg ziehen. Die Ingenieure kümmern sich schon darum.

In diesem Buch prallen Welten aufeinander. Tradition und Moderne, Bauern und Technik. Kann das gut gehen? Die LeserInnen werden mitgenommen in die Gedankenwelt der Dorfbewohner, alte und neue. Wie fühlen sie? Sind sie wirklich so verschroben und stur, was treibt sie an? Die eindrückliche Sprache der Autorin lässt die Menschen wirklich werden. Jeder neue erste Satz eines Kapitels bringt Bilder zum Leben, die manchmal fröhlich sind, oft bedrückend, meistens atmosphärisch. Die detaillierten Beschreibungen der Zustände lassen einen tief in die Materie eintauchen. Sind manchmal aber auch ein bisschen viel. Sie lassen die Handlung etwas stocken.

Petra Hucke geht das Thema Naturgewalt und Einfluss des Menschen recht pragmatisch an. Es wird nicht groß belehrt, aber aufmerksam gemacht. Sie lässt die junge Johanna in Social Media über den Berg berichten. Mit allen Höhen und Tiefen eines jugendlichen Lebens belastet ist dies keine leichte Aufgabe, wenn man kritische Menschen auf der Gegenseite hat. Dass man trotzdem etwas bewegen kann, bleibt am Ende stehen.

Auch die kleinen zwischenmenschlichen Tragödien der Dorfbewohner werden aufgegriffen und sind leitende Motive in der Geschichte. Lug und Betrug, Enttäuschung auf der einen Seite, aber auch Leidenschaft. Diese Episoden tauchen allerdings eher blitzlichtartig auf, sind also nicht tragendes Element. Ganz essentiell wird das Thema Zusammenhalt und Dorfgemeinschaft beleuchtet.

Eine Besonderheit des Buches ist die eingestreute Verwendung von Surmiran, einer Untergruppe des Rätoromanischen, der vierten offiziellen Sprache in der Schweiz. Wie bereits im Eingangszitat zu sehen. Dies belebt die Dialoge, macht sie sehr authentisch. Am Ende des Buches gibt es einen kurzen Abstecher mit Erklärungen, wie die Worte ausgesprochen werden und was einzelne Wörter bedeuten. Im Text ergeben sich die Bedeutungen meist.

Der Roman führt einem sehr deutlich vor Augen, was Heimat und Zugehörigkeit bedeuten kann. Heutzutage werden andere Kriterien angewandt als noch eine Generation vorher. Angenehm erschien mir, dass die Autorin keine Unterschiede im Bildungsstand vorgegeben hat, sondern vielmehr die Verbindung der Figuren zur Natur und Technik dargestellt hat und die daraus resultierenden Haltungen nachvollziehbar waren.

Fazit: Eine eindrucksvolle Geschichte, die gerade Stadtmenschen die Sicht auf das Dorfleben öffnet. Mit allen Vor- und Nachteilen. Wer die Berge liebt, wird das Buch in einem Rutsch lesen wollen. Wer allerdings große Spannung und tiefgreifende Beziehungsdramen erleben will, ist hier eher weniger gut bedient.

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