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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2018

Leichte, spannende Kost

Das dunkle Netz
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Als bekennender Gmeiner-Verlag-Fan gehe ich auf jedes Buch aus diesem Verlag mit gespannter positiver Erwartung zu. So auch in diesem Fall.

Die Handlung ist gemäß Klappentext schnell erzählt: Mark ...



Als bekennender Gmeiner-Verlag-Fan gehe ich auf jedes Buch aus diesem Verlag mit gespannter positiver Erwartung zu. So auch in diesem Fall.

Die Handlung ist gemäß Klappentext schnell erzählt: Mark Becker, Feldjäger, findet auf seine Mailbox die Nachricht eines ehemaligen Kameraden mit der dringenden Bitte um ein Treffen, da er Beweise für ihn habe. Als Mark ein paar Stunden später zu ihm fährt, ist der Mann jedoch spurlos verschwunden. Ein paar Tage später wird eine verkohlte Leiche im Wald aufgefunden. Lisa Schäfer von der Kriminalpolizei beginnt ihre Ermittlungen.

Dank der kurzen Kapitel und der authentisch wirkenden, lebendigen Dialoge liest sich das Buch sehr schnell. Es ist Seite um Seite spannend, mitunter etwas klischeehaft in den Darstellungen von Situationen und Personen. Der Plot weist nicht gerade die allergrößte Raffinesse auf, aber dennoch löst er allerlei Rätselraten aus. Was absolut stört, sind die vielen Abkürzungen. Zwar gibt es am Ende ein Abkürzungsverzeichnis, das jedoch nur einen geringeren Teil der tatsächlich vorkommenden Abkürzungen enthält.
Fazit: Ein durchaus spannend geschriebenes Buch für Lese-Stunden, in denen leicht lesbare Kost ohne besondere Tiefe angebracht ist.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Thriller ohne Thrill

Wer Sünde sät
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Bei Arbeiten auf einem Golfplatz in Bad Sodernheim wird eine Leiche gefunden, eine sogenannte Wachsleiche, die bereits vor ungefähr 30 Jahren zu Tode gekommen war. Bei einem Klassentreffen von Ehemaligen, ...

Bei Arbeiten auf einem Golfplatz in Bad Sodernheim wird eine Leiche gefunden, eine sogenannte Wachsleiche, die bereits vor ungefähr 30 Jahren zu Tode gekommen war. Bei einem Klassentreffen von Ehemaligen, die vor 30 Jahren in Bad Sodernheim Abitur gemacht hatten, wird über diesen Leichenfund viel spekuliert. Außerdem lernen wir einen 31-jährigen Mann kennen, der sich auf die Suche nach seinen ihm bisher unbekannten leiblichen Eltern macht. Und in Dortmund verschwindet auf unerklärliche Weise die Ehefrau eines Oberarztes… Gibt es Zusammenhänge, Geheimnisse, die in der Vergangenheit liegen?

Soweit der Plot, der durchaus das Potenzial hätte für einen spannenden Thriller. Leider konnte mich die Ausführung jedoch nicht überzeugen. Am Schreibstil an sich lag es nicht. Das Buch ist angenehm und zügig zu lesen, die Konversationen sind lebendig formuliert. Aber die Protagonisten bleiben allesamt blutleer, blass. Sie werden vom Autor nüchtern und emotionslos dargestellt und sind teilweise in ihrem Verhalten unglaubwürdig und weit von psychologisch nachvollziehbaren Reaktionen entfernt.
Die Handlung schreitet zwar logisch durchdacht voran bis zu einer durchaus überraschenden Aufklärung. Aber die beständige Spannung, die einen Thriller von einem Krimi unterscheidet, fehlt leider. Nur wenige Stellen vermögen den Leser wirklich zu fesseln. Das liegt natürlich zum einen daran, dass die vorgestellten farblosen Charaktere keine Identifikation zulassen. Gravierender jedoch empfinde ich als spannungstötend die konstruiert-verkopfte Erzählweise insgesamt. Auftretende Fragen oder Probleme werden ganz schnell durch irgendwelche komischen Zufälle aus dem Weg geräumt. Immer tritt zur rechten Zeit jemand mit einer passenden Fähigkeit oder einer Erklärung gebenden Erinnerung auf und so wird jegliches Geschehen schnell durch passende Fügungen glatt gebügelt und jegliche mögliche Spannung im Keim erstickt.
Fazit: Solide, aber emotionslos geschrieben und spannungsmäßig meilenweit von einem Thriller entfernt.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Unterhaltsam, mehr nicht

Kalt ruht die Nacht. Historische Kriminalgeschichten aus dem Westerwald
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Eine „Kriminalgeschichte“ ist per definitionem eine Geschichte, bei der ein Verbrechen und seine Aufklärung im Mittelpunkt stehen. „Historisch“ bedeutet wiederum per definitionem, einer bestimmten Geschichtsepoche ...

Eine „Kriminalgeschichte“ ist per definitionem eine Geschichte, bei der ein Verbrechen und seine Aufklärung im Mittelpunkt stehen. „Historisch“ bedeutet wiederum per definitionem, einer bestimmten Geschichtsepoche angehörend (und darüber informierend). Die im Buch gesammelten Geschichten erfüllen die mit dem Untertitel „Historische Kriminalgeschichten aus dem Westerwald“ geweckten Erwartungen nur sehr eingeschränkt.
Auch wenn die Autorin sich bemüht, anhand des Anhangs nachzuweisen, wie fleißig sie z. B. in Dorfchroniken recherchiert hat, so fehlen doch in vielen Geschichten konkrete westerwaldtypische Gegebenheiten und Verhaltensweisen der damals dort lebenden Menschen. Viele der in den Geschichten geschilderten Örtlichkeiten, der Landschaften, der Bäche, Wälder und Ruinen könnten auch in grauer Vorzeit irgendwo anders gelegen haben. Es genügt meines Erachtens für eine historische „Westerwälder“ Geschichte nicht, z. B. einen Töpfer als unbedeutende Randfigur auftreten zu lassen, dessen Namen als historisch belegt im Anhang zu rechtfertigen, ohne dass wir auch nur irgendetwas in der Geschichte selbst von dem Töpferhandwerk zu der Zeit und speziell in dieser Gegend erfahren.
Genauso verhält es sich mit dem Begriff „Kriminalgeschichten“. Es gibt zwar Tote, das ja, aber nicht immer handelt es sich um einen Mord, geschweige denn, dass Geschehnisse und Täter konsequent verfolgt und zur Aufklärung gebracht werden. Oftmals handelt es sich um geradezu schicksalhafte Verstrickungen oder um tragische Gegebenheiten, um das im Menschen immanente Böse. Aber immer weiß der Leser Bescheid, muss nicht selbst „ermitteln“, schaut einfach nur zu, lässt sich mehr oder weniger gut unterhalten und ist nach der Lektüre nicht klüger als zuvor.
Nimmt man den hohen Anspruch, den die Autorin durch ihren Untertitel an sich selbst gestellt hat und damit scheitert, einmal zur Seite, dann muss man ihr zugute rechnen, dass sie recht plastisch und bildhaft erzählen kann. Insofern sind ihre Geschichten unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Allerdings bräuchte es noch so manche sprachliche Überarbeitung. Nur wenige Beispiele seien hier angeführt: „scheinbar“ und „anscheinend“ sollten nicht verwechselt werden, „liege“ und „läge“ ebenso. „Das Knacken der Walderde“ meint doch wohl eher das Knacken von Unterholz, Erde habe ich noch nie knacken hören. Unfreiwillige Komik müsste ausgemerzt werden „…. schlugen seine Beine eine Richtung ein…“. Die Aufzählung ließe sich leider noch beliebig fortsetzen.
Es ist der Autorin zu wünschen, dass sie mit einem gehörigen Maß Selbstkritik ihr zweifellos vorhandenes Schreibtalent weiter ausbaut. Wer gerne einigermaßen spannende Geschichten aus alter Zeit lesen mag, ist mit diesem Buch aber durchaus gut bedient.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Etüde in Moll

Schmitts Fall
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Schmitt ist ein Grantler, mit seinen galligen Gedanken verdirbt er sich selbst ständig das Leben. Von seiner Detektei kann er kaum leben. Als er vom Oboisten des ortsansässigen Sinfonieorchesters angeheuert ...

Schmitt ist ein Grantler, mit seinen galligen Gedanken verdirbt er sich selbst ständig das Leben. Von seiner Detektei kann er kaum leben. Als er vom Oboisten des ortsansässigen Sinfonieorchesters angeheuert wird, sieht er einen finanziellen Hoffnungsschimmer am Horizont. Denn es geht um einen Erpressungsversuch, Hintergrund ist eine richtig miese Sache. Als der Oboist jedoch kurz darauf auf offener Straße ermordet wird, fühlt sich Schmitt aufgerufen, auf eigene Faust weitere Nachforschungen zu betreiben…
Gut geschrieben ist das Buch. Aufgrund der kurzen Kapitel lässt es sich leicht und flüssig lesen, der Spannungsbogen wird einigermaßen konstant aufrecht erhalten. Die Protagonisten sind lebendig und vorstellbar geschildert, wenngleich niemand von ihnen ein Sympathieträger ist. Insofern bleibt man als Leser stets etwas distanziert am Rande des Geschehens als reiner Beobachter stehen.
Schwierigkeiten bereitete mir das Verbrechen hinter den Verbrechen. Dass sogenannte Gutmenschen in Wahrheit die Naivität behinderter junger Frauen für ihre sexuellen Bedürfnisse missbrauchen, ist abstoßend und wird leider in seiner Verwerflichkeit und Widerwärtigkeit nicht scharf genug angeprangert. Das hat mich an diesem Buch am meisten gestört, abgesehen von der geschilderten weitgehend destruktiven, oft sehr abfälligen Gedankenwelt, die der Autor seinen Figuren unterstellt.
Zurück bleibt nach der Lektüre des Buches ein merkwürdig trauriges Gefühl, so als habe der Autor ein in Moll geschriebenes Musikstück gewählt und eine ganze Krimihandlung lang versucht, es uns Lesern als eine in Dur komponierte Fälschung zu verkaufen.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Starker Anfang, schwaches Ende

Aux Champs-Élysées
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„Ein Paris-Krimi“ heißt es im Untertitel. Von Paris wird man allerdings kaum etwas lesen, vielleicht ein paar Straßennamen, ein Metroschild, ein Park. Mehr nicht.

Claire und Philippe – ein Ehepaar nach ...

„Ein Paris-Krimi“ heißt es im Untertitel. Von Paris wird man allerdings kaum etwas lesen, vielleicht ein paar Straßennamen, ein Metroschild, ein Park. Mehr nicht.

Claire und Philippe – ein Ehepaar nach klassischem Modell. Er verdient gutes Geld in seinem Job, sie sorgt perfekt für Haushalt und Kinder. 25 Jahre lang. Bis Philippe sich in Isabelle verliebt und mit ihr ein neues Leben anfangen will. Die alte Geschichte. Aber Claire spielt nicht mit…

Der Roman beginnt überaus spannend, fesselnd. Kurze Kapitel intensivieren das Geschehen. Die geschilderten Personen sind – erst einmal – glaubhaft dargestellt und das Grausame schleicht sich quasi durch die Hintertür in die Handlung. Der Leser liest atemlos Seite um Seite. Und dann wird es zunehmend unglaubwürdig. Die Handlung hebt ab und der mitdenkende Leser rückt ab. Zu viele sachliche Fehler (z. B. Übelkeit bei weit fortgeschrittener Schwangerschaft??) und ein Plot, der sich ins Abstruse verliert, lassen die Freude am Buch zunehmend geringer werden. Ein überraschendes Ende, ja – aber der Leser ging schon viele Seiten vorher verloren. Wie schade. Dass die Autorin richtig gut schreiben kann, beweist sie eindrücklich. Wo war hier das Lektorat, das noch Einiges hätte retten können – am Plot, an Details, an Logik?