Ein Buch mit vielen Interpretationsmöglichkeiten
Die Tage des WalsDas wunderschöne und einzigartige Cover und der Klappentext haben meine Neugier sofort geweckt. Ein Wal strandet am Ufer einer abgeschiedenen walisischen Insel. Für die Bewohner bedeutet es Unruhe und ...
Das wunderschöne und einzigartige Cover und der Klappentext haben meine Neugier sofort geweckt. Ein Wal strandet am Ufer einer abgeschiedenen walisischen Insel. Für die Bewohner bedeutet es Unruhe und Veränderung. Besonders die achtzehnjährige Manod beginnt ihr Leben auf der Insel immer mehr zu hinterfragen.
Der Schreibstil von Elizabeth O'Connor ist außergewöhnlich und teilweise poetisch, leider aber auch zu unterkühlt. Es sind sehr viele kurze Kapitel mit unterschiedlichen Textformen. Manod erzählt in der Ich-Form von ihren Erlebnissen. Dazwischen gibt es Aufzeichnungen von Edward und Joan, die vom Festland auf die Insel gekommen sind, um das Inselleben zu dokumentieren. Sie schreiben ihre Beobachtungen oder die erzählten Geschichten auf. Leider hat das für mich den Lesefluss gestört, da mir die Abwechslungen zu viel waren. Teilweise musste ich einige Stellen doppelt lesen, um den Zusammenhang zu verstehen.
Das raue und anstrengende Leben auf der Insel wird von Manod ausführlich beschrieben. Nicht nur die Landschaft, sondern auch der Bevölkerungsrückgang machen es den Bewohnern nicht leicht. Diese Stellen waren sehr interessant, vor allem weil die Menschen vom Festland das Leben auf der Insel oft romantisieren. Die Autorin hat diese unterschiedliche Wahrnehmung sehr deutlich dargestellt, vor allem durch die bildliche Sprache.
Bei diesem Thema hatte ich große Erwartungen an das Buch. Leider konnte die Autorin mich nicht überzeugen. Durch die vielen unterschiedlichen Texte konnte ich Manods Gefühle kaum nachvollziehen. Sie wirkt kühl und abgestumpft. Natürlich hat sie ein hartes Leben, dennoch hat jeder Mensch Gefühle. Meiner Meinung nach wurden diese im Buch kaum beschrieben. Zum Beispiel erhält sie einen Brief von einem Mann, mit dem sie mal etwas hatte. Ihre Gedanken zu dem Brief fehlen leider. Im gesamten Buch ist es den Lesenden überlassen, viele Situationen und Gedanken zu interpretieren. Für mich persönlich war am Ende zu viel offen gelassen und deshalb konnte ich kein Mitgefühl für die Charaktere entwickeln. Auch dem Wal wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Fazit: Wer Bücher mit Interpretationsmöglichkeiten mag, wird dieses Buch lieben. Auch die walisische Natur und das Leben dort werden ausführlich dargestellt. Mein Buch war es leider nicht, da mir die Emotionen gefehlt haben.