Community-Leserunde mit @bows_and_fairytales zu "Babel" von R. F. Kuang

Über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands.
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Rebecca F. Kuang (Autor)

Babel

Roman - Der weltweite Bestseller über die Magie der Sprache und die Macht von Worten. Deutsche Ausgabe

Heide Franck (Übersetzer), Alexandra Jordan (Übersetzer)

»Das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter« Denis Scheck

1828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - auch bekannt als Babel - aufgenommen werden soll.

Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert.

Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk - die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren - hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert.

Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden ...

Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?

Der spektakuläre Roman der preisgekrönten Autorin Rebecca F. Kuang über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 19.02.2024 - 25.02.2024
  2. Lesen 04.03.2024 - 31.03.2024
  3. Rezensieren 01.04.2024 - 14.04.2024

Bereits beendet

Schlagworte

Oxford Empire Dark Academia Kolonialismus Großbritannien UK Humor britischer Humor London Literarische Unterhaltung Magie China Kanton Übersetzung Universität Verschwörung Widerstand Kolonialreich Young Adult Fantasy KulturPass Aktion KulturPass Neil Gaiman Phantastik Fantastik phantastische Literatur British Book Awards Book of the Year Nebula-Award Fantasy Bücher

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 02.04.2024

Schwere Themen, viel Tiefgang und ein insgesamt außergewöhnliches Leseerlebnis

5

Babel von R.F. Kuang ist kein gewöhnliches Fantasybuch - es ist inhaltlich und weltenbauerisch umfassender, tiefgehender, kritischer und schwerwiegender als alles, was ich bisher gelesen habe. Es werden ...

Babel von R.F. Kuang ist kein gewöhnliches Fantasybuch - es ist inhaltlich und weltenbauerisch umfassender, tiefgehender, kritischer und schwerwiegender als alles, was ich bisher gelesen habe. Es werden viele politische und gesellschaftliche Themen angesprochen, hinterfragt und kritisiert, das Thema Sprache, deren zu Grunde liegende Bedeutung und insbesondere der Zusammenhang mit Übersetzung wird in vielen Dialogen, die ich mir allesamt als Lieblingszitate markieren hätte können, ausführlich betrachtet. Zwischen all dem Tiefgang und den schweren Themen gibt es rund um den Protagonisten Robin aber auch noch eine Geschichte über Freundschaft und Loyalität, die mich wirklich sehr bewegt hat.
Im Kern spielt die Handlung von Babel in Oxford, genauer gesagt am Übersetzungsinstitut "Babel", wo Robin, der Protagonist des Buches, nach jahrelanger Vorbereitung unter den Fittichen von Prof. Lovell zu studieren beginnt. Dort findet er schnell eine Freundesgruppe aus gleichgesinnten Übersetzungsstudent:innen, deren Schicksal und Vergangenheit ebenso schwer wiegt, wie das von Robin, doch aber auch ganz anders ist. Schnell sorgen die Umstände dafür, dass Robin die Arbeit in Babel und für das Empire zu hinterfragen beginnt, bis er sich entscheiden muss, ob er weiterhin dem Empire dienen oder für seine eigenen Überzeugungen eintreten will.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass Babel mich in vielerlei Hinsicht überrascht hat - teilweise im positiven, teilweise im negativen Sinne. Da es dem Genre der Fantasyromane zugeordnet wird, bin ich auch mit der Erwartung, viele fantastische und magische Elemente in der Geschichte wiederzufinden. Dahingehend wurde ich leider enttäuscht, denn auch wenn der Aspekt des Silberwerkens (was im Grunde das Magiesystem ausmacht) für die Storyline von zentraler Bedeutung ist, hatte ich nicht wirklich das Gefühl in einer Fantasygeschichte zu stecken. Im Grunde ist dies auch kein Problem, allerdings finde ich dahingehend das Marketing und den Vergleich mit Harry Potter eher ungeeignet, da dies Erwartungen bei Leser:innen schürt, die nicht erfüllt werden können.
Stattdessen hätte mit einem der zahlreichen Besonderheiten dieses Buches geworben werden können: Babel spricht komplexe politische und gesellschaftliche Themen an, die aber so gut in die Geschichte eingeflochten wurden, dass es sich immer noch flüßig und nicht wie ein Geschichtslehrbuch lesen lässt. Zudem wurde alles sehr sehr gut und ausführlich erklärt, sodass man auch ohne viel Vorwissen rund um das Empire alles verstehen konnte. Ein weiteres, in meinen Augen einzigartiges Thema ist das der Übersetzung und der Sprache allgemein. In diesem Bereich wurde so viel genannt, was mir mehr als nur einen Aha-Moment eingebracht hat. Generell fand ich die Dialoge, in denen über die Ursprünge von Sprache und die Rolle der Übersetzenden gesprochen wurde einfach nur grandios.
Um noch einen weiteren Aspekt zum Thema Sprache zu erwähnen, der Schreibstil, die Formulierungen und die Wortwahl haben mir hier wirklich sehr sehr gut gefallen! Da ich durch Babel nun sensibilisiert wurde, was das Werk des Übersetzenden angeht, muss ich an dieser Stelle auch die beiden Übersetzerinnen loben, die Babel ins Deutsche, und damit in die Version, die ich gelesen habe, übertragen haben. Der Schreibstil hat mich wirklich von Anfang bis Ende überzeugt und in meinen Augen auch sehr gut zum Inhalt des Buches gepasst. Auch wenn oft eher in einem nüchternen Ton erzählt wurde, lag in den Ausführungen so viel Tiefe, dass diese auch bei mir beim Lesen viele Emotionen wecken konnten.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, sind die sehr vielschichtigen Charaktere. Insbesondere Robin konnte ich über das Buch hinweg so so gut kennenlernen. Aber auch die anderen drei Student:innen aus Robins Jahrgang (Ramy, Letti, Victoire) sind sehr greifbar geworden. Tatsächlich konnte ich auch jede Handlung oder Entscheidung der vier nachvollziehen, auch wenn diese wirklich sehr fraglich waren. Aber der Autorin und den Übersetzerinnen ist es gelungen ihre Sichtweise so nachvollziehbar darzulegen, dass auch moralisch graue Aspekte aus deren Sicht verständlich erschienen.

Wenn ich die Geschichte noch einmal allgemein betrachte, dann gab es viele Phasen, die sehr spannungsgeladen waren, wohingegen einige aber auch eher ereignislos geblieben sind. Letzteres fand ich persönlich aber auch nicht schlimm, denn diese Passagen konnten beispielsweise mit informativen, poetischen Diskussionen glänzen oder Aspekte der Vergangenheit einer Person enthüllen.

Babel final mit Sternen zu bewerten fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer. Auf der einen Seite bin ich wirklich beeindruckt von der Fülle an Recherche, die in dieses Buch geflossen sein muss, wie tiefgehend viele Dialoge und Themen ausgearbeitet worden und wie treffend dieser umfangreiche Inhalt in Worten verpackt wurde. Andererseits hat mir beim Lesen die Euphorie gefehlt. Auch wenn ich die Storyline wirklich spannend fand und immer unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht, hat mir doch dieser letzte Funke gefehlt.

Abschließend kann ich Babel wirklich jedem empfehlen, der Lust hat, ein Buch mit eher schwerwiegenden Themen, die mehr zum Nachdenken anregen als der puren Unterhaltung dienen, zu lesen. Dabei sollte man aber nicht zu große Erwartungen an den Fantasy Aspekt haben. Für mich war es selbst eine spannende Erfahrung Babel zu lesen, da ich sonst eher zu leichteren Büchern greife, bei denen ich abschalten kann.
Dennoch konnte ich durch Babel viel lernen, reflektieren und ich werde in Zukunft sicher noch mehr von R.F. Kuang lesen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

eine wertvolle Leseerfahrung

4

Ich habe meine Zeit gebraucht um mit "Babel" warm zu werden. Ich fühlte mich etwas allein gelassen und verloren in der Erzählung. Ich würde die ersten Hälfte nicht gerade als fast-paced beschreiben, wie ...

Ich habe meine Zeit gebraucht um mit "Babel" warm zu werden. Ich fühlte mich etwas allein gelassen und verloren in der Erzählung. Ich würde die ersten Hälfte nicht gerade als fast-paced beschreiben, wie bei einem guten Tee nimmt Kuang sich die Zeit die Erzählung ziehen und die Nuancen entfalten zu lassen. Nichts passiert ohne Sinn, aber tiefgreifendes Verständnis ist nicht bei jedem erzählerischen Schlenker notwendig um der Handlung zu folgen. Vielmehr gibt es unzählige kleine "Landschaftsschwenks" oder Griffe ins Bonbonglas, die je nach geschichtlicher, linguistischer oder theologischer Vorbildung und Vorliebe mal mehr mal weniger vom Lesenden gewertschätzt werden können und die Haupthandlung stilvoll unterstreichen. Ich persönlich kann kein Französisch und habe an diesen Punkten die eingestreuten Feinheiten nicht wertschätzen können, dafür war ich begeistert wie viel Tiefgang mir schon meine rudimentären Mandarin Kenntnisse in diesem Buch geschenkt haben.

Nach der Hälfte etwa aber, da geht die Erzählung ab wie eine Lawine. Es lohnt sich durchzuhalten, wenn eins den erzählerischen Ansatz der ersten Hälfte eher zäh empfinden sollte. Und wer in den vielen Details und angelegten Themen in Ruhe geschwelgt hat muss vielleicht auch mit der Härte, der Konsequenz konfrontiert werden. So oder so, das Erzähltempo ändert sich und ich halte das für eine wertvolle Entscheidung von Kuang.

Mir fehlen am Anfang ein paar Alltagsinteraktionen unserer vier Hauptpersonen, Robins Jahrgang an der Uni. Etwas mehr Ausgestaltung ihrer Freundschaft wäre schön gewesen, Szenen wie Robins und Ramys ersten Abend hätte es mehr gebraucht. So werden immer wieder Momente referenziert an denen wir als Lesende nicht unmittelbar teilhaben durften, ich fühle mich als Leser um etwas Versprochenes betrogen.

Das magische System des Silberwerkens hat mich von Anfang an begeistert. Es traf einfach alle meine persönlichen Dispositionen, war mir einleuchtend und hat mich, auch in der Beschreibung in der Geschichte, tief angerührt. Ich kann mir aber vorstellen, dass es für manche Lesende zu technisch, zu abstrakt, schlicht zu wenig Magie beinhaltend daher kam. Das Magiesystem fügt sich nahtlos in die Welt ein, Kuang schafft es, dieses auch nicht zum Widerspruch der realen Historie zu machen. Gleichzeitig bleibt das Magiesystem meiner Meinung nach dadurch hinter seinem Potential zurück und erschafft einfach keine Fantasy vibes für das ganze Buch.

Es scheint mir nicht treffend zu sagen, dass es in diesem Buch um Rassismus geht. Natürlich "geht es" um Rassismus. Unsere rassistische Welt ist Fundament von Babel. So natürlich wie diese Welt gezeichnet wird, so selbstverständlich fühlen sich die Gespräche darum im Rahmen der Erzählung an. Es fehlt schlicht dieser gewisse Aspekt von Theater spielen den die meisten Bücher, die Diskriminierungsformen thematisieren, aufweisen. Es geht eben über die Darstellung von Diskriminierung und Vorurteil hinaus, es nimmt das systemische Wirken ernst und bildet dieses ab. Daher geht es natürlich auch um Identität, um Werte und Verwertung, um Respekt, Würde und der Frage nach dem praktischen Wie von Hoffnung und Veränderung.
"Babel" ist ein gewaltiges Buch, in jeder Hinsicht. It contains multitudes, es enthält und verbindet so viele Ebenen. Und immer mit einem wachen Verstehen, nicht ein Charakter, der holzschnittartig daher kommt oder dem die Erzählweise die Würde nimmt.

Ich würde sagen, der dark academia Aspekt ist in "Babel" deutlicher als der Fantasy Aspekt. Auch Leser:innen die sonst nicht im Fantasy Genre unterwegs sind können, denke ich, gut mit diesem Buch warm werden. Wer das Buch aufgrund des „Harry Potter“ Vergleiches auf dem Einband lesen möchte oder (high) Fantasy erwartet wird enttäuscht werden. Ich habe den Eindruck, das Marketing tut dem Buch hier keinen Gefallen.

Mein persönliches Fazit ist positiv, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Verallgemeinern möchte.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Spannend, manchmal aber bisschen zu langatmig

3

R.F. Kuang hat mit diesem Buch wirklich viele Gedanken bei mir ins rollen gebracht. Denn die Autorin beschreibt sehr detailliert den rassistischen Umgang mit nicht weißen Menschen in Endland des 19. Jahrhunderts. ...

R.F. Kuang hat mit diesem Buch wirklich viele Gedanken bei mir ins rollen gebracht. Denn die Autorin beschreibt sehr detailliert den rassistischen Umgang mit nicht weißen Menschen in Endland des 19. Jahrhunderts. Erschreckend ist hierbei für mich gewesen, dass ich bei vielem das Gefühl hatte dass sich das heute noch genauso abspielen könnte (und wahrscheinlich auch tut). Das Buch ist in der Hinsicht richtig schön unangenehm, ehrlich und nicht romantisierend.
Der Aspekt mit den Studien der verschiedenen Sprachen war für mich zumeist sehr spannend und anregend. Des ein oder anderen mal allerdings war es mir ein bisschen zu viel Info. Das die Autorin gewisse Aspekte in Fußnoten erklärt, hat mich am Anfang oft aus dem Lesefluss gebracht, von Zeit zu Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Die Anmerkungen an sich fand ich total gut - vor allem, da ich immer wieder nicht wusste, ob diese „Fakten“ wahr sind, oder ausgedachte von der Autorin sind. So verschwammen für mich hier oft die Realität nut Fiktion, das machte das Buch für mich sehr reizvoll und spannend.
Das Erzähltempo war zwischen drin ein großes Problem für mich, denn es gab viele Phasen, in denen wenig „erzählt“ wurde, die Handlung also nicht wirklich voran ging, dann gab es wieder Phasen, in denen mir zu schnell zu viel passierte, Der Erzählfluss hat mir besonders auf den letzten 200-300 Seiten gefallen; hier lief, meiner Meinung nach, alles in einem super Tempo.

Das Buch lässt sich nicht zwischendrin schnell runter lesen, hat viele spannende und wichtige Aspekte zum Thema Rassismus, lässt einen nachdenken und überdenken. Die Geschichte ist gut geschrieben und hat spannende Seiten.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Babel – Die Bedeutung der Sprachen und wie sie uns alle miteinander verbinden

3

Kurzmeinung
‘Babel‘ hat mich leider enttäuscht. Der Schreibstil ist zwar gut, aber ich bin mit ganz falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen.

Rezension
Mit Babel hat die Autorin Rebecca F. Kuang ...

Kurzmeinung
‘Babel‘ hat mich leider enttäuscht. Der Schreibstil ist zwar gut, aber ich bin mit ganz falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen.

Rezension
Mit Babel hat die Autorin Rebecca F. Kuang die Universitätsstadt Oxford in einen Schauplatz der Magie verwandelt. Jedoch sollte man diese Geschichte keinesfalls mit einer Reihe wie Harry Potter vergleichen – denn die Bücher, Handlungen und die Settings könnten unterschiedlicher nicht sein. In dieser Geschichte begleiten wir Robin Swift, der zu Beginn gerade zum Waisenkind geworden ist und von Professor Lovell von Kanton in China nach London in England gebracht wird. Dort lernt er vieles über Sprachen, das Übersetzen und vor allem die sogenannten Silberbarren, die für die bestehende Magie auf der ganzen Welt verantwortlich sind. Durch die Magie der Barren werden Städte wie London in Takt gehalten – und das funktioniert nur Dank Übersetzern wie Robin es eines Tages sein wird. In der Geschichte gibt es einen großen Zeitsprung, durch den wir ihn ebenfalls durch seine Jahre in Babel begleiten können. Als Babel wird der große Turm der Übersetzer genannt, in dem alles Wissen der vergangenen Jahrhunderte aufgezeichnet ist. Nachschlagewerke über Nachschlagewerke zu früheren Werken der Literatur und vor allem Informationen zu verschiedenen Wortkombinationen, mit denen die Silberbarren aktiviert werden können. In Oxford findet Robin zum ersten Mal Freunde – Ramy, Victoire und Letty begleiten ihn durch seine Zeit in Babel und werden zu seinen engsten Vertrauten. Doch gleich zu seiner Anfangszeit an der Universität muss Robin auch feststellen, dass nicht alles so rosig und positiv ist, wie Professor Lovell es ihm all die Jahre erzählt hat. An seinem ersten Abend in Oxford begegnet er einer Gruppe von Leuten – dem Hermes-Bund – die etwas aus Babel zu stehlen versuchen. Und es dauert nicht lange, bis der junge Robin Swift erfährt, was es mit dieser Gruppe auf sich hat und was ihr Vorhaben ist. Er kann nicht leugnen, dass es sich für ihn richtig anfühlt, ihnen zu helfen – obwohl das gleichzeitig bedeutet, Babel zu verraten. Schon bald steht er in einem Zwiespalt und er muss sich entscheiden. Welche Seite wird er wählen? Babel oder den Hermes-Bund? Aber noch viel wichtiger: Kann er es mit seinem Gewissen vereinbaren, sich gegen seine neu gewonnene Familie, seine Freunde zu stellen?

Über diese Figuren möchte ich etwas sagen
Robin Swift – ich muss leider sagen, dass ich Robin die ganze Geschichte über sehr schlecht einzuschätzen konnte. Gerade zum Ende hin, hat er einige Entscheidungen – nicht nur für ihn, sondern auch für andere – getroffen, die ich so niemals von ihm erwartet hätte. Erst ganz zum Schluss gab es für mich einen Moment, der mich wirklich zum Luftanhalten gebracht hat.
Richard Lovell – ich weiß gar nicht, wie oft ich mir für ihn Sachen wie ‘Idiot‘, ‘Rassist‘ oder ‘sexistischer Arsch‘ aufgeschrieben habe. Ich glaube, es gab schon lange keinen Charakter mehr, der mich so angewidert hat wie Lovell.
Ramiz Rafi Mirza – Ramy war stets ein unglaublich guter Freund für Robin. Eigentlich war er sogar zu gut für ihn. Ich glaube, dass Ramy sich England gegenüber nie so verpflichtet gefühlt hat, wie Robin und es daher auch einfacher für ihn war, gewisse Entscheidungen zu treffen und zu seinen Freunden zu halten.
Victoire Desgraves – sie war ein unglaublich tapferer Charakter und ich ihren Mut und ihre Selbstsicherheit sehr bewundert. Obwohl sie in Oxford so viel Ablehnung wegen ihrer Herkunft – und der Tatsache, dass sie eine Frau ist – erfahren musste, hat sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie weiß genau, was sie verdient und was sie erreichen kann.
Letita Price – bei Letty hat meine Menschenkenntnis am Anfang wirklich versagt. Ich habe sie zu Beginn völlig falsch eingeschätzt. Aber sobald ich verstanden habe, wie ihr Kopf funktioniert, war es für mich wirklich ein leichtes, ihre Taten vorauszuahnen und abschätzen zu können. Tatsächlich ist sie sehr durchschaubar und davon geprägt, sich ihrer Familie immer und immer wieder beweisen zu müssen.

Das ist mein persönliches Lieblingszitat
Ich glaube, genau darum geht es beim Übersetzen. Darum geht es beim Sprechen. Einander zuhören und versuchen, an den eigenen Vorurteilen vorbeizugucken, um einen Blick auf das zu erhaschen, was der andere einem sagen will. Ein Stück von sich selbst preisgeben und hoffen, dass jemand anderes es versteht.“ – Babel, Seite 585

Habt ihr Babel bereits gelesen?
Wenn ja, was haltet ihr von der Geschichte und den Charakteren?
Wenn nicht, ist es schon auf eurer Lese-Liste?

Zum Schluss dann natürlich auch noch vielen, lieben Dank an die Lesejury, dass ich an der Leserunde teilnehmen diese Geschichte als Ebook erhalten durfte. Ich habe mich – auch, wenn die Geschichte letzten Endes nichts für mich war – sehr darüber gefreut! Ich bin mir dennoch sicher, dass dieses Buch viele begeistern kann. Ich schätze, dass ich einfach mit komplett falschen Vorstellungen an die Geschichte herangegangen bin und deshalb ein wenig enttäuscht vom Setting und der Handlung war.

Bis bald!
Michelle :)

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Ach, Babel.

3

Erstmal die für mich wichtigste Sache vorweg: Babel mit Harry Potter zu vergleichen erscheint mir nicht richtig, denn das wird keinem der beiden Bücher gerecht.

R.F. Kuang schafft es auf äußerst emotionale ...

Erstmal die für mich wichtigste Sache vorweg: Babel mit Harry Potter zu vergleichen erscheint mir nicht richtig, denn das wird keinem der beiden Bücher gerecht.

R.F. Kuang schafft es auf äußerst emotionale Weise gesellschaftliche und politische Themen anzusprechen und zu beschreiben. Sie schafft es sogar so gut, dass man in mancherlei Szene regelrecht vor ihren Worten zurückschreckt. Diese Kunst des Schreibens finde ich sehr bemerkenswert und außergewöhnlich. Vor allem aber die ausführlichen Beschreibungen und Tiefgänge in Bezug auf Sprache/n haben mich sehr fasziniert - und auch hier beweist Kuang einmal mehr ihr Talent des Schreibens. Gerade in Bezug auf die Etymologie wurde einiges an (Recherche-)Arbeit geleistet und das merkt man beim Lesen. Man bekommt dabei einfach richtig Lust eine neue Sprache zu lernen.

Die Geschichte rund um Robin, Ramy, Victoire und Letty nimmt einen auf eine emotionale Achterbahn der Gefühle mit. Vor allem das Thema Freundschaft und Loyalität unter Freunden haben mich unheimlich vereinnahmt und mitgenommen. Zudem gibt es im Buch mehr als nur einen Plottwist, wobei der eine schlimmer und schwerwiegender als der andere ist. So hält man zwischendurch mehr als nur einmal den Atem an.

Jedoch gibt es immer ein 'Aber' und so auch hier (leider).
Die ersten 200-300 Seiten konnte ich nur sehr schleppend lesen, da es gerade hier eher um eine sehr ausschweifende Einführung in die Geschichte ging - das fand ich unheimlich anstrengend. Auch die behandelten gesellschaftlichen und politischen Themen fand ich echt krass - einfach weil sie mir zu echt waren (wie gesagt: Kuang weiß einfach mit Wörter umzugehen). Außerdem hat für mich die "richtige" Action gefehlt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl 'Jetzt gehet es gleich los', aber leider kam der für mich gewünschte Höhepunkt bis zum Ende des Buches kaum durch. Das heißt keinesfalls, dass es keinen gab, sondern nur, dass er nicht so kam, wie ich es mir vorgestellt/gewünscht hätte. Dafür setzte Kuang eher auf ein detailliertes und umfassendes Charakterbuilding. Im Gegensatz zu den fehlenden Spannungsbögen und Höhepunkten finde ich jedoch gerade die Charakterentwicklungen sehr gut gelungen. Des Weiteren habe ich bei Babel - aufgrund der Genre-Einordnung und des Klappentextes - ein (ich sag mal "klassisches") Fantasybuch erwartet. Leider haben mir jegliche fantastische Elemente gefehlt - einzig das Silberwerken empfand ich als magisch und unheimlich interessant; doch das wurde im Buch leider nur wenig behandelt. Und so komme ich zurück auf den Anfang: Anstatt das buch mit Harry Potter zu vergleichen und so eine hohe Erwartungshaltung bei den Lesenden zu schaffen, hätte man mit den ganze anderen positiven Dingen des Buches werben können. So zum Beispiel mit dem Tiefgang in Bezug auf Sprachen, auf den außergewöhnlichen und doch wunderschönen Schreibstil Kuangs und so vielem mehr.

Ich sag es so, wie es ist: Babel und ich haben eine Hassliebe und ich bin bis jetzt immer noch nicht ganz warm geworden mit dem Buch. Ich denke, dass ich in Zukunft Babel nochmal in die Hand nehmen werde und nochmals lesen werde. So kann ich mich wirklich auf das Wesentliche der Geschichte konzentrieren und ohne vorherige Erwartungshaltung in die Geschichte einsteigen - denn ich glaube, dass genau das mein Problem war. Ich habe ein "klassisches" Fantasybuch mit vielen magischen Elementen à la Harry Potter erwartet. Rückblickend finde ich es schade, dass mich diese Erwartung das ganze Buch über so geprägt hat.

Ich kann jedem zukünftigen Lesenden nur folgendes ans Herz legen: Lest das Buch bitte ohne die Erwartung ein "klassisches" Fantasybuch in der Hand zu halten, denn genau dann wird man sowas von vom Stuhl gerissen, dass man es gar nicht glauben kann. Babel hat unheimlich viel Potenzial und Kuang ist eine Meisterin des Schreibens.

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