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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2024

Was lauert da im Wald?

Das Baumhaus
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Nachdem mir „Wolfskinder“ richtig gut gefallen hat, habe ich mich dieses Jahr sehr auf „Das Baumhaus“ gefreut.

Auch hier entwickelt die Geschichte wieder einen Sog, durch die wechselnden Perspektiven ...

Nachdem mir „Wolfskinder“ richtig gut gefallen hat, habe ich mich dieses Jahr sehr auf „Das Baumhaus“ gefreut.

Auch hier entwickelt die Geschichte wieder einen Sog, durch die wechselnden Perspektiven ist man mitten in der Story und bekommt viele Möglichkeiten selbst zu spekulieren was hinter den Geschehnissen steckt. Richtig gut hat mir gefallen, wie man immer wieder an der Aufrichtigkeit mancher Personen zweifelt, sie verdächtigt aber nie ganz sicher ist, ob man damit nun richtig liegt.

Vom Ende war ich dann aber leider etwas enttäuscht. Durch die Menge der Auflösungen wirken einzelne etwas zu gewollt, manche am Rande erwähnte Person hätte dann nicht auch noch in Persona auftauchen müssen. Die Auflösung, was hinter den Geschehnissen steckt, war logisch, aber da sich immer wieder andeutete, dass es noch einen großen Plottwist geben könnte, hatte ich mich auf eine größere Überraschung gefreut.

Fazit
Gut gezeichnete Charaktere, viele falsche Fährten, einziger Kritikpunkt ist das Ende, das mich persönlich nicht komplett überzeugen und begeistern konnte.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Abtauchen ins historische New Orleans

Höllenjazz in New Orleans
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New Orleans 1919: Der mysteriöse „Axeman-Mörder“ hält die Stadt in Atem, er verübt brutale Morde und hinterlässt am Tatort Tarotkarten. In einem Brief an die Zeitung kündigt der Killer weitere Morde an, ...

New Orleans 1919: Der mysteriöse „Axeman-Mörder“ hält die Stadt in Atem, er verübt brutale Morde und hinterlässt am Tatort Tarotkarten. In einem Brief an die Zeitung kündigt der Killer weitere Morde an, nur wer an einem bestimmten Abend Jazz hört wird von ihm verschont.

Detective Michael Talbot verzweifelt langsam an dem Fall, niemand kennt den Killer, niemand hat ihn gesehen, die Meschen sprechen schon davon, dass er ein Geist ist. Auch Pinkerton-Sekretärin Ida ermittelt, sie möchte zur Ermittlerin aufsteigen, an ihrer Seite ist niemand Geringeres als der noch unbekannte Louis Armstrong. Und dann ist da noch der ehemalige Polizist Luca, gerade wegen Korruption aus dem Gefängnis entlassen, und nun schon wieder für die Mafia unterwegs.

Ihr merkt es schon an meiner Zusammenfassung: viele Namen, viele Handlungsstränge. Der Autor greift auch inhaltlich wahnsinnig viele Themen auf (die Axeman-Morde, Rassismus, die Mafia, Blues und Jazz, ….) und streift zusätzlich noch weitere Themengebiete. Ich tat mich manchmal echt schwer mich im Geflecht der Protagonisten, Zusammenhänge und Beziehungen zurechtzufinden. Darauf, dass da dann auch noch irgendwie Louis Armstrong in die Geschichte eingebaut wird hätte ich verzichten können, ich halte wenig davon, realen Personen irgendwelche Geschichten anzudichten.

Davon abgesehen ist die Geschichte aber spannend und atmosphärisch sehr dicht erzählt, vor allem das Feeling der lebhaften und musikverrückten Stadt wird super rübergebracht. Es ist ein faszinierendes Bild des frühen New Orleans, mit einer Mischung aus verschiedensten Kulturen, aber natürlich auch vielen Spannungen und Konflikten.

Fazit
Ein toll geschriebener Roman, der aber an manchen Stellen etwas überladen wirkt. Für meinen Geschmack hätte es gereicht, wenn der Autor sich auf die realen Axeman Morde konzentriert hätte, ohne das viele drumherum. Auch die nächsten Bände der „City Blues Reihe“ sind schon geschrieben: sie führen nach Chicago und New York.

Veröffentlicht am 24.03.2024

Surreal, philosophisch, atmosphärisch

Das andere Tal
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Im Mittelpunkt des Romans steht Odile mit ihrem Dilemma, vom bevorstehenden Tod ihres Schulfreundes zu wissen. Von klein auf wurde ihr beigebracht, wie gefährlich eine Einmischung sein kann, doch natürlich ...

Im Mittelpunkt des Romans steht Odile mit ihrem Dilemma, vom bevorstehenden Tod ihres Schulfreundes zu wissen. Von klein auf wurde ihr beigebracht, wie gefährlich eine Einmischung sein kann, doch natürlich zweifelt und grübelt sie nun. Es ist ein interessantes Gedankenexperiment, das Scott Alexander Howard da entwickelt hat, mit dem er auch den Leser zum Nachdenken anregt und zugleich viel Raum für Spekulationen lässt.

Die Sache mit den zeitversetzten Tälern ist sehr komplex, erfordert einiges an Denkarbeit und große Aufmerksamkeit beim Lesen, gerade wenn der Autor auf andere Zeitebenen wechselt. Um alle Zusammenhänge zu erkennen, müsste man das Buch wohl gleich nochmal lesen. Die erste Hälfte der Geschichte fand ich sehr stark. In der zweiten Hälfte wird Stimmung dann deutlich düsterer und die Handlung ist viel träger, das zog sich für mich etwas hin. Zum Glück nimmt die Geschichte zum fulminanten Ende hin dann wieder richtig Fahrt auf.

Howards Schreibstil ist sehr atmosphärisch, manchmal fast poetisch und immer wieder mit philosophischen Zügen. Zum Schluss bleiben viele Fragen offen, ein wenig ist es wie ein Aufwachen aus einem surrealen Traum.

Fazit
Eine sich langsam entfaltende Geschichte, die um ein interessantes, aber sehr forderndes Gedankenspiel herum aufgebaut ist. Trotz kleiner Durchhänger im zweiten Teil der Geschichte ein sehr beeindruckendes Debüt!

Veröffentlicht am 09.02.2024

Eine Erzählung vom Leben nach der Apokalypse

Anna
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Im Jahr 2016 brach in Belgien die „Rote Seuche“ aus, vier Jahre später hat der Virus wohl alle Erwachsenen getötet. Kinder scheinen immun zu sein, bis sie in die Pubertät kommen und dann ebenfalls an der ...

Im Jahr 2016 brach in Belgien die „Rote Seuche“ aus, vier Jahre später hat der Virus wohl alle Erwachsenen getötet. Kinder scheinen immun zu sein, bis sie in die Pubertät kommen und dann ebenfalls an der tödlichen Seuche erkranken. Auf Sizilien kümmert sich die dreizehnjährige Anna um ihren kleinen Bruder, besorgt Nahrung und Medikamente und versucht ihn so gut wie möglich vor allen Gefahren zu schützen.

Ammanati wirft den Leser mitten in die Geschichte hinein und reißt ihn am Ende auch wieder heraus, ohne die Erzählung zu beenden. Ich bin eigentlich kein Freund von offenen Enden, hier hat es mir aber sehr gut gefallen. Wobei Anfang und Ende auch die stärksten Parts der Geschichte sind, im Mittelteil hatte mich der Autor kurz etwas verloren, da ließ er mich mit ein paar Ereignissen, die ich nicht ganz deuten konnte, etwas ratlos zurück.

Die Handlung verläuft meist ruhig, die Geschichte ist oft sehr beklemmend und atmosphärisch gut geschrieben. Ammanati beschreibt schonungslos und ungeschönt eine gnadenlose Welt, ohne Rücksicht auf das niedrige Alter seiner Protagonisten. Beim Lesen muss man da schon einiges wegstecken. Trotz des jungen Alters der Protagonisten ist das eindeutig kein Jugendbuch.

Fazit
Eine düstere Geschichte, die einen kurzen Einblick in das Leben in einer postapokalyptischen Welt gibt. Ich fand das Buch gerade wegen seiner ruhigen und ungeschönten Erzählweise sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 02.02.2024

Kurzweilig und sehr interessant

Fake History – Hartnäckige Mythen aus der Geschichte
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Viele geschichtliche Anekdoten, wie Maria-Antoinettes berühmter Satz „Dann sollen sie doch Kuchen essen“ oder dass Hitler die Autobahn „erfand“, sind so nie passiert. 101 dieser hartnäckigen Mythen nimmt ...

Viele geschichtliche Anekdoten, wie Maria-Antoinettes berühmter Satz „Dann sollen sie doch Kuchen essen“ oder dass Hitler die Autobahn „erfand“, sind so nie passiert. 101 dieser hartnäckigen Mythen nimmt die Historikerin Jo Hedwig Teeuwisse in ihrem Buch unter die Lupe.

Ein paar der Geschichten kannte ich bereits und war ich überrascht, dass sie gar nicht wahr sind. Die meisten Mythen waren mir aber bisher unbekannt und überwiegend sehr interessant zu lesen. Wobei auch ein einzelne Kapitel ohne richtige geschichtliche Relevanz enthalten sind, z.B. über einen Hund der angeblich für die Ermordung einer Katze im Gefängnis landete.

Mit einer Länge von zwei bis vier Seiten sind die Kapitel schnell gelesen. Zuerst wird die falsche Behauptung kurz erklärt, manchmal auch mit einem Foto ergänzt, danach wird der Mythos wiederlegt und oft auch erklärt, wie er überhaupt entstanden ist. Geschrieben ist das Buch in lockerem Plauderton und lässt sich sehr entspannt lesen.

Schade fand ich, dass die Geschichten nicht chronologisch sortiert sind, mir hat eine Gliederung nach zeitlichen Epochen irgendwie gefehlt. Bei manchen Kapiteln ist auch etwas viel Gerede abseits des Themas vorhanden, auf das hätte ich verzichten können.

Fazit
Ein sehr interessantes Buch, das man gerne immer mal wieder zum Schmökern zur Hand nimmt. Zeitlich ist von den alten Ägyptern bis in unser Zeitalter hinein alles enthalten, da ist eigentlich für jeden etwas dabei. Eine Empfehlung für alle die ihr geschichtliches Halbwissen aufpolieren wollen.