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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2024

Erstaunlich abgründig

Der Sommer, in dem alles begann
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Ich hatte aufgrund von Cover und Klappentext eine atmosphärische, aber seichte Familiengeschichte mit dörflichem Setting erwartet und war überrascht, als wie düster und abgründig sich die Geschichte letztendlich ...

Ich hatte aufgrund von Cover und Klappentext eine atmosphärische, aber seichte Familiengeschichte mit dörflichem Setting erwartet und war überrascht, als wie düster und abgründig sich die Geschichte letztendlich herausgestellt hat. Anders als erwartet, aber hat mir erstaunlich gut gefallen.

Zum Inhalt: die Ankunft einer Literaturlehrerin aus Paris bringt ein Dorf in der Bretagne in Aufruhr. Mit ihrer kosmopolitischen Art und ihren aufrührerischen Texten eckt sie nicht nur bei den Dörflern an, sie schlägt auch ihre Schülerin Hélène völlig in ihren Bann. Diese sehnt sich plötzlich nach mehr als einer Zukunft im Dorf und fühlt sich zusehens zu Marguerites Mann hingezogen. Diese wandelt währenddessen auf den Spuren ihrer Vergangenheit.

Die Geschichte bewegt sich fast schon spielerisch durch Erzählzeit und Handlungsorte und ich musste mich erstmal darin zurechtfinden, besonders nach dem doch recht ungewöhnlichen Start. Habe mich aber schnell gefangen und bin dann gut reingekommen. Generell ist die Erzählung auch eher episodenhaft als kontinuierlich aufgezogen und keine der drei Frauen stand für mich so richtig im Fokus. Marguerite und Hélène nahmen für mich ungefähr gleichviel Raum ein, Odette hingegen blieb mir bis zum Ende seltsam fremd.

Es wird innerhalb der Handlung viel von den Traditionen und den Werten der Bretagne angerissen, vom Volksglauben und dem Drang die eigene Kultur nicht zu verlieren. Aber so richtig in die Tiefe geht es nicht und hat es daher auch nicht so wirklich geschafft, mich mitzureißen. Vermutlich auch, weil keine der drei Frauen eine echte Beziehung dazu hat und so steckt das soziale Umfeld zwar den Rahmen der Geschichte ab, durchdringt sie aber nicht.

Was ich großartig umgesetzt fand war die Enthüllung eines Geheimnisses und ein Plan, der ins perfideste kippt und so zum großen Knall innerhalb der Handlung führt. Das Ende des Buches war nochmal ein echtes Highlight und ein bisschen hatte ich gehofft, auch noch einen Einblick in das „danach“ zu bekommen.
Dass die Ereignisse einfach so stehen gelassen werden ist einerseits starkes Stilmittel, lässt mich gleichzeitig aber auch sehr unbefriedigt zurück.

Gelungener Einblick in die Verstrickungen dreier Leben und die große Frage nach dem „was wäre wenn“, für mich aber nicht 100% rund.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Von der Außenseiterin zur Heldin

Der wunderbare Garten der Mrs P.
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Dies ist nicht nur die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, sondern auch von einer Gesellschaft, in der ältere Menschen nur zu leicht ausgegrenzt werden und in Vergessenheit geraten. Eine Geschichte ...

Dies ist nicht nur die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, sondern auch von einer Gesellschaft, in der ältere Menschen nur zu leicht ausgegrenzt werden und in Vergessenheit geraten. Eine Geschichte über die Bestimmung des Lebens, über Liebe und Freundschaft und die Unwägbarkeit des Schicksals.

Zum Inhalt: Janet Pimm liebt ihre Kleingartenparzelle. Jeden Tag hegt und pflegt sie ihre Pflanzen, die ihr ganzer Stolz sind. Als eine invasive Pflanzenart gefunden wird und die Kleingartenanlage entpachtet werden soll weiß Janet, dass es Zeit ist aus den Schatten zu treten und aktiv zu werden.

Ich finde, dass in dieser Geschichte sehr viel Wahres steckt, vor allem auch davon, wie ältere Leute an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, sodass die Geschichte sehr authentisch wirkt und zu Herzen geht. Ich fand Janets Lebensweg sehr bemerkenswert und kann mir nur zu gut vorstellen, wie es sein muss, im Alter nochmal nach dem Lebenssinn zu suchen.
Ich liebe Janets bissige, stolze Art, mit der sie natürlich auch aneckt und habe über die Spitznamen, die sie den anderen Kleingärtnern gibt, schmunzeln müssen.

Toll war für mich auch, wie ganz selbstverständlich und auf angenehm leichte Art und Weise Janets Wissen über Heilpflanzen eingestreut wurde, was ich sehr interessant und eine schöne Idee fand. Es wirkt gar nicht belehrend oder aufdringlich, sondern ist super passend in die Geschichte eingearbeitet und mit dieser verwoben.
Es ist insgesamt eine sehr kurzweilige Geschichte, zwischendurch sogar etwas abenteuerlich und durchweg angenehm und unterhaltsam zu lesen, was auch an den tollen Figuren liegt.

Es war schön zu sehen, wie Janet aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und sich anderen öffnet. Generell hat mir dieser Gemeinschaftssinn und der Kampf für Gerechtigkeit gut gefallen, besonders da unsere Gesellschaft gefühlt immer anonymer wird. Habe mich in dieser Geschichte sehr wohlgefühlt und mit Janet mitgefiebert, wie sie versucht, ihren Garten zu retten. Am Ende ist mir nochmal richtig das Herz aufgegangen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ungeschönt

That Girl
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Ich hab ehrlich gesagt noch nie vom That Girl Trend gehört, also direkt mal den Horizont erweitert. Gabriella Santos De Lima schreibt tolle Bücher, bei denen ich immer tief mitfühle. Dieses hier fällt ...

Ich hab ehrlich gesagt noch nie vom That Girl Trend gehört, also direkt mal den Horizont erweitert. Gabriella Santos De Lima schreibt tolle Bücher, bei denen ich immer tief mitfühle. Dieses hier fällt ein bisschen aus der Reihe und wirft einen ehrlichen, ungeschönten Blick auf das Datingleben und den Struggle als Frau begehrbar zu sein.

Zum Inhalt: Tess Raabe ist That Girl- Influencerin, Buchautorin, Lifestyle-Vloggerin. Sie ist schön, erfolgreich, glücklich. Aber auch Tess wurde das Herz gebrochen, kurz bevor sie in einer Disco auf Leo trifft. Und der viel zu perfekt zu sein scheint. Es ist die absolute Bilderbuchromanze, bis sie es nicht mehr ist.

Der Fließtext wird hier viel von Instant Messages, Vlogbeiträgen und Kapiteln aus Tess‘ Manuskript unterbrochen. Insgesamt wirkt das alles sehr stimmig und liest sich auch recht angenehm, trotzdem bin ich dadurch immer so ein bisschen aus dem Lesefluss geworfen worden.

Besonders Tess Manuskript lässt tief in ihr Datingleben und ihre Selbstwahrnehmung blicken und total viele Passagen davon fand ich wahnsinnig relatable. Generell war es auch das, was mir an diesem Buch so gut gefallen hat. Es ist keine rosarote Lovestory, sondern ein erfrischend ehrlicher Blick auf alles was auch mal falsch läuft. Von Freundschaft über Liebe und Beziehung ist dieses Buch mal eine herrliche Abwechslung.

Unterhaltsam, ehrlich, lesenswert. Hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Horrorszenario

Absturz
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Das Thema Flugzeugabsturz ist ja für sich allein genommen schon dramatisch und super tragisch, aber hier wird in vielen kleinen Details die Zeit unmittelbar vor, während und nach dem Absturz beschrieben, ...

Das Thema Flugzeugabsturz ist ja für sich allein genommen schon dramatisch und super tragisch, aber hier wird in vielen kleinen Details die Zeit unmittelbar vor, während und nach dem Absturz beschrieben, was mich absolut fertig gemacht hat. Die Verzweiflung im Buch ist fast mit Händen greifbar und hat mich auf emotionaler Ebene kalt erwischt. Vielschichtig inszeniert und mit atemloser Spannung erzählt, hat mir dieses Buch gut gefallen.

Zum Inhalt: eine Passagiermaschine, die kurz nach dem Start vor der Küste von Hawaii in den Atlantik stürzt. Eine kleine Gruppe Passagiere bleibt im Flugzeug, während der Ozean sich in ein Flammenmeer verwandelt. Doch dann sinkt die Maschine und während sich ein Rettungsteam bereit macht, wird die Luft im Inneren der Maschine immer knapper.

Die Erzählperspektive wechselt immer wieder zwischen dem Inneren der Maschine und den Rettungsteams, die an der Bergung des Flugzeugs und der Überlebenden beteiligt sind. Am Anfang war ich durch die vielen Wechsel ein bisschen überrumpelt, aber man gewöhnt sich schnell an die Namen und ihre jeweiligen Funktionen. Persönlich fand ich das Geschehen im Inneren des Flugzeugs interessanter, wobei es für mich vor allem unmittelbar vor/nach dem Absturz spannend war und danach eher durch die ausweglose Situation geschockt und den Zusammenhalt zwischen den völlig fremden Passagieren berührt hat.

Die einzelnen Überlegungen der Teams, unterstützt durch Will im Flugzeug, fand ich sehr gelungen rübergebracht, weil sie aufzeigen, was alles bedacht werden muss. Die Rettungsmission selbst und vor allem die letzten Minuten waren wirklich nervenaufreibend. Ich habe richtig mitgefiebert und war total gefesselt von der aussichtslosen Situation im Flugzeug und der Verzweiflung aller Beteiligten. Der Schreibstil ist generell sehr bildhaft, man kann sich gut vorstellen, was da im Einzelnen vor sich geht. Gleichzeitig wird durchgängig mit starken Emotionen gearbeitet, die gut rübergebracht werden.

Neben der Hauptstory rund um den Absturz und die Rettungsmission gibt es auch noch eine Nebenhandlung, die sich mit der Beziehungssituation von Will befasst. Hier fand ich, dass das Buch vielleicht zu viel wollte, denn die Rückblenden in Chris und Wills Erinnerungen, sowie alles was mit ihrem Gefühlschaos zu tun hatte, wirkte für mich etwas fehl am Platz. Hier wurde gefühlt ein zweiter Handlungsstrang aufgemacht, der aber nicht genug Raum hatte, um mich wirklich zu erreichen und dadurch eher den Effekt hatte, dass er für mich den Spannungsbogen unterbrochen hat.

Das Ende fand ich einen schönen und auch angemessen emotionalen Abschluss für die Geschichte.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Tough

Not Worth Saving
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Ich glaube das Buch und ich haben uns gerade zur falschen Zeit getroffen. Ich lese Bücher von Marie Niebler immer total gern, da sie einen sehr emotionalen, feinfühligen Schreibstil hat. Aber einerseits ...

Ich glaube das Buch und ich haben uns gerade zur falschen Zeit getroffen. Ich lese Bücher von Marie Niebler immer total gern, da sie einen sehr emotionalen, feinfühligen Schreibstil hat. Aber einerseits tue ich mich mit den Tropes in diesem Buch generell schwer und gleichzeitig bin ich auch stimmungstechnisch nicht so richtig ins Buch gekommen.

Zum Inhalt: Nachdem Brook die letzten Jahre bei ihrer Mutter gelebt hat, kehrt sie für den Sommer in ihrer Heimatstadt zurück, wo ihr Vater nach einem Unfall im Krankenhaus liegt. Doch die Spannung mit ihrem Bruder sind unerträglich und die Stimmung droht schon bald zu kippen. Wäre da nicht Noah, bester Freund ihres Bruders, der Brook unter die Haut geht.

Die Dynamik zwischen den beiden Protas ist total toll, irgendwas zwischen forbidden love und slow burn gone wrong. Ich mag wie verletzlich sie miteinander sein können und wie leicht und selbstverständlich ihre Interaktionen wirkten. Man hat schnell das Gefühl, dass die beiden einander verstehen und mehr ineinander sehen.
Gleichzeitig bargen das Setting und die Umstände diverse Komplikationen, sodass ich das hin und her manchmal als anstrengend empfunden habe.

Beide Protagonisten haben so ihre Päckchen zu tragen, aber reden einfach nicht darüber, was sie beschäftigt. Bin ja generell eher kein Fan vom Miscommunication-Trope, aber hier hat es mich regelrecht wütend gemacht wie viele stumme Vorwürfe in der Luft lagen und nie angesprochen wurden. Nicht nur zwischen Brook und Noah, sondern vor allem auch zwischen ihr und ihrem Bruder. Da muss man sich auch nicht wundern, wenn es zwischenmenschlich nicht gut läuft.

An sich ist das Buch aber toll geschrieben, Emotionen werden hier gut transportiert und nachvollziehbar rübergebracht. Generell fand ich auch die Figuren sehr authentisch rübergebracht und besonders auch die familiären Spannungen sind nahbar beschrieben.

Am Ende gibt es einen ziemlichen großen Cliffhanger, was mich doch überrascht hat. Besonders bei Romance braucht es das ja eigentlich nicht. Nun wird man als Leser sehr im unklaren über das Schicksal der Figuren gelassen.
Thematisch für aktuell 3 Sterne, da hats nicht gefunkt, aber rein vom Schreibstil, den Emotionen und dem Plotting vier Sterne.

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