Eine Welt der Wahrheit?
Honesty. Was die Wahrheit verbirgtIn Sestiby herrscht Frieden. Das liegt an der KI, die für die Bevölkerung sorgt und alles im Blick hat. Und an den VeriTabs, die alle negativen Emotionen wie Wut oder Misstrauen unterbinden. Trotz der ...
In Sestiby herrscht Frieden. Das liegt an der KI, die für die Bevölkerung sorgt und alles im Blick hat. Und an den VeriTabs, die alle negativen Emotionen wie Wut oder Misstrauen unterbinden. Trotz der Einnahme verspürt Mae jedoch diese Emotionen – und ist damit in größter Gefahr, als zu eliminierende Bedrohung angesehen zu werden, falls das jemand rausfindet. Als sie ins Partnerschaftsprogramm der Regierung gesteckt wird, muss sie also besonders vorsichtig sein. Doch schon bald stößt sie auf jemanden, der ihre ganze Welt zum Einsturz bringt ...
Die Grundidee dieses Buches klang schonmal richtig gut. Gut, weil gruselig und zu wahrscheinlich, also das, was gute Dystopien ausmacht – gerade so realistisch und nah genug an unserer Realität, dass man es nicht als völligen Unsinn abtun kann. Und KI ist ja bereits überall ein Thema. Deswegen fand ich das richtig spannend, diese "Überwachung" auf die Spitze getrieben zu sehen – zusammen mit der Kontrolle über die Bevölkerung durch die VeriTabs. Klingt aus Sicht der Regierung erstmal nachvollziehbar – wenn die Menschen nur Positives empfinden, gibts auch keinen Stress mehr. Dass das aber so nicht funktioniert und nicht die Lösung sein kann, ist auch klar. Und das alles wird ziemlich cool in dieser Jugenddystopie aufgezeigt. Mit einer Protagonistin, die augenscheinlich nicht in das System passt und sich deshalb für "falsch" hält.
Mae ist ein nachvollziehbarer Charakter, den ich sehr gern begleitet hab. Ich fand es schön zu sehen, wie sie sich entwickelt und was es mit ihr anstellt, wenn sie Puzzleteile nach und nach zusammensetzt. Ich mochte die Familiendynamik total gerne, und auch dass sie und ihr Bruder sich so nahe stehen. Ebenso, ihre neue Freundin aus dem Programm und den geheimnisvollen Fremden mit den blauen Augen. Und ich fand es interessant, über das Programm nochmal mehr über die verschiedenen "Ringe" und die Menschen, die somit aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten kommen, zu erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass das ganze World Building hier schon deutlich ausgereifter war als noch bei Gameshow. Ich konnte es gut greifen und verstehen.
Die Handlung war eine gute Mischung aus Aufbau, Infosammeln und Action bzw. dramatischeren Szenen. Es wurde nie langweilig, aber man hatte genug Zeit alles zu verarbeiten. Das Ende war extreeeem fies und hat SO viele Fragen und Unsicherheiten für Band 2 aufgeworfen. So viel Zweifel geschürt an dem, was ich aus Band 1 geglaubt habe zu wissen. Deshalb bin ich wahnsinnig neugierig darauf, zu erfahren, wie es weitergeht.
Ein ganz bisschen zu oberflächlich war es mir vielleicht auch noch, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und ich gehe davon aus, dass wir in den Fortsetzungen noch mehr Futter bekommen. Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich, dass ich die Umsetzung was die negativen Gefühle angeht, oft nicht so schlüssig fand. Denn ich hab mehrmals Unstimmigkeiten bemerkt, was dann als "gefährlich" angekreidet wurde und was nicht weiter kommentiert wurde. Oder was auch Nebencharaktere überhaupt für Gefühlsäußerungen von sich gegeben haben, die in dieser Welt eigentlich auch nicht sein dürften und die für Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit sorgen müssten. Da war mir einfach die Grenze zu verschwommen bzw. es fehlte an Klarheit. Aber funktioniert hat das Buch trotzdem.
Ich freue mich auf Band 2 und vergebe hier 4 Sterne!