wie Fastfood: nicht das beste aber das Herz erfreuts
Lilly deGray und ihr Vater sind bekannt dafür, dass sie in ihrem Antiquariat die verschollensten Gegenstände wiederauftreiben können. Nur dass sie dafür durch die Zeit reisen, ist ihr Geheimnis. Als das ...
Lilly deGray und ihr Vater sind bekannt dafür, dass sie in ihrem Antiquariat die verschollensten Gegenstände wiederauftreiben können. Nur dass sie dafür durch die Zeit reisen, ist ihr Geheimnis. Als das Ehepaar Fortune nach einer Kette sucht, führen alle Spuren auf die Titanic. Ein gefährlicher Auftrag, der jedoch alle Geldsorgen der Familie lösen könnte. Also reist Lilly ins Jahr 1912 zurück und gibt sich als Dienstmädchen einer Gräfin aus. Dort trifft sie auf Ray, einen Passagier der ersten Klasse, der unerwartete Gefühle in ihr auslöst. Mit dem drohenden Untergang der Titanic muss Lilly plötzlich eine Entscheidung treffen: Hält sie sich an den Kodex der Zeitreisenden - oder rettet sie Rays Leben?
Zuerst vorab gesagt: Dieses Buch ist mehr Romanze als Fantasy. Wenn man also auf der Suche nach einem guten Fantasy Roman und nerven-aufreibenden Elementen wird man mit diesem Buch wenig glücklich werden. Wenn man auf der Suche nach einer interessanten Liebesgeschichte mit bisschen Twist und wenig Fantasy ist, hat man das Glückslos gezogen!
Das gesagt, los geht’s mit der Review:
Der Schreibstil
Kira Lichts Schreibstil ist unglaublich angenehm zu lesen. Man fühlt sich direkt in die Szenen willkommen und ich hatte beim Lesen die ganze Zeit Kopfkino. Die Mischung von Dialogen und Beschreibungen ist sehr gelungen und es wird nie so langweilig, dass man einen Absatz oder eine Seite nach dem Lesen als überflüssig ansieht.
Die Charaktere
Ich muss leider sagen, dass mir Lilly als Hauptprotagonistin wenig ans Herz gewachsen ist, was vermutlich mit ihrem sprunghaften und nicht nachvollziehbaren Verhalten und ihrer fehlenden Charakter-Entwicklung zusammenhängt. Seitenweise spielt Lilly eine charakterstarke und liebenswürdige Heldin, die mit Leidenschaft und Intention ihren Auftrag ausführt, und die nächsten 35 Seiten hat sie Eigenschaften des bloßen Love-Interest und man fühlt sich wieder 100 Seiten in der Geschichte zurückversetzt.
Der zweite Hauptcharakter und hier SPOILER Damien aka Ray hat mir hingegen besser gefallen. Er hat von Anfang an starke Charakterzüge, die auch mitlaufe des Buches weitergeführt und (halbwegs) weiterentwickelt werden. Auch seinerseits gibt es die reinen Love-Interest Kapitel, aber diese sind in den Plot so eingebaut, dass sie glaubwürdiger herüberkommen und sich mit seiner Persönlichkeit nicht fetzen.
Vom Bösewicht der Geschichte, Damiens Vater, sieht man nur kurz zu Angang und Ende des Buches etwas, in einer unglaublich guten und raffinierten Rahmenhandlung (HA, ich habe mir einen Fachbegriff aus dem Deutschunterricht gemerkt!). In diesen Szenen habe ich mitgefiebert und einen richtigen Hass auf ihn ausgebildet, vielleicht sogar noch mehr als auf die Gräfin von Rothes, die ja auch eine Form von Bösewichtin in dem Buch ist (UND DAS VERDIENT).
Die Story
Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch – i mean, come on, Zeitreisen, Titanik, Alter Schmuck und alte Kleidung, Romance (auch wenn ich dachte, dass die weniger intensiv behandelt wird) und eine Mission, die eher unmöglich scheint.
Zum Teil haben sich meine Erwartungen erfüllt, aber zum größeren Teil leider nicht wirklich. Ich bin davon ausgegangen, dass mich mehr Fantasy erwartet und weniger Romance, was dann ja genau umgekehrt war. Hat mich persönlich leider dann nicht soo gut angesprochen.
Den Plot der Zeitreise und die Mission hat mich aber komplett gefangen genommen. Das Zeitreisen in Büchern ist ja kein neues Genre, aber trotzdem hat es Kira Licht geschafft, eine Geschichte zu schaffen, die komplett auf eigenen Füßen steht und keinen Raum für Vergleiche mit anderen Büchern lässt (was die Storyline und die aufgebaute ‚Welt‘ angeht). Lillys Mission, eine verschollene Kette wieder zu finden, ist sehr raffiniert ausgebaut gewesen. Von anfänglichen Schwierigkeiten, zum vermeintlichen Geschafft, zurück zu Schwierigkeiten und so weiter. Man fiebert mit, kriegt Herzrasen, wenn mal was nicht klappt und ist erleichtert, wenn mal ein Hoffnungsschimmer am Horizont leuchtet. Auch der Zeitdruck, unter dem Lilly steht, ist gut zu spüren. Vor allem in den letzten 100 Seiten wird es immer spannender und man merkt richtig, wie Lilly unter immer mehr Emotionen steht und die zu verarbeiten hat. (Hier muss auch erwähnt werden, dass die Spannungskurve leider erst hier richtig ansetzt. In den guten ersten 2/3 des Buches wird zwar immer wieder Spannung aufgebaut, aber diese zerfällt wieder und man beginnt bei 0.)
Insgesamt muss ich persönlich sagen, dass das Buch sicher nicht zu meinen Favoriten des Jahres 2024 zählen wird, aber ich habe das Lesen dennoch größtenteils genossen. Vielleicht passt eine Analogie zu Fastfood hier: es ist nicht die beste Qualität, die man in diesem Genre finden kann, aber das Lesen ist trotzdem ein Spaß fürs Herz und die Seele.