Cover-Bild Kosakenberg
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 222
  • Ersterscheinung: 14.03.2024
  • ISBN: 9783351039691
Sabine Rennefanz

Kosakenberg

Roman

Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.

Kathleen hat es geschafft. Sie ist erfolgreich, redegewandt, attraktiv. Seit Jahren lebt sie als Grafikerin in London. Woher sie kommt, hat sie hinter sich gelassen. Zumindest glaubt sie das. Doch die Besuche bei ihrer Mutter im brandenburgischen Kosakenberg konfrontieren sie mit einer Welt, der sie in den neunziger Jahren zu entkommen versuchte und die nun eine ungeahnte Kraft entfaltet. Mit starken Bildern führt Sabine Rennefanz in ein Dorf im Osten des Landes, in dem fast nur Männer geblieben sind und die wenigen Frauen, die nicht das Weite gesucht haben, mit Eiern handeln, von der Liebe träumen und über die reden, die weggegangen sind. 

»Sabine Rennefanz erzählt davon, wie es ist, wenn man auf der Reise zwischen alter und neuer Heimat sich selbst nicht nur findet, sondern sich auch verlorengeht. Ein sehr berührendes, kluges und nachdenklich machendes Buch.« 
Jenny Erpenbeck

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2024

Fremde Heimat

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Kosakenberg ist ein fiktiver Ort in Brandenburg, zu weit weg von Berlin, um sich in dessen Speckgürtel zu befinden, aber nah genug, dass sich Berliner nach der Wende günstig Wochenendhäuser im Grünen erwarben. ...

Kosakenberg ist ein fiktiver Ort in Brandenburg, zu weit weg von Berlin, um sich in dessen Speckgürtel zu befinden, aber nah genug, dass sich Berliner nach der Wende günstig Wochenendhäuser im Grünen erwarben. Protagonistin Kathleen ist noch zu DDR-Zeiten geboren und nach der Wende, ebenso wie ihre Schwester, schnell von dort verschwunden, Kathleen nach London und ihre Schwester sogar bis nach Australien. Zurückgeblieben sind ihre Eltern, die getrennt voneinander leben und überhaupt überwiegend ältere Menschen, Kathleens Generation ist fast komplett in den Westen oder gar in andere Länder abgewandert. Aber eine ihrer Jugendfreundinnen ist auch geblieben und versucht geschickt das Beste aus ihrer Situation herauszuholen.

Der Roman schildert anhand von zehn "Heimfahrten" Kathleens Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend in der DDR und, wie man ihr bei ihrer Rückkehr begegnet und wie ihr der doch so vertraute Ort und die Menschen dort immer fremder werden. Insbesondere das Verhältnis zu ihrer Mutter, die sie durch die räumliche Distanz nur sehr selten sieht und die gefühlt in einer ganz anderen Welt lebt, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Ich finde, dieser Roman ist ein sehr wichtiger und eindrucksvoller Roman über die Nachwendezeit. Die Autorin fängt die Stimmung und die Emotionen sehr feinsinnig und eindrucksvoll ein und man kann sich sehr gut in Kathleens Situation zwischen zwei Welten hineinversetzen. Teilweise kommt es auch zu humorvollen Anektoden, die aber nie ins plumpe abgleiten. Kathleen als Protagonistin war mir sehr sympathisch, aber auch die Nebenfiguren hatten trotz mancher Schrulligkeit sympathische Züge an sich. Der Schreibstil war gut lesbar und das Konzept, den Roman anhand von zehn "Heimfahrten" zu untergliedern, fand ich sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Kosakenberg

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"Kosakenberg", das kleine Dorf, verändert sich und in der Mitte dieser Veränderungen steht Kathleen, deren Geschichte von der Dynamik zwischen ihrer ländlichen Heimat und der großen, weiten Welt erzählt.
Kathleen ...

"Kosakenberg", das kleine Dorf, verändert sich und in der Mitte dieser Veränderungen steht Kathleen, deren Geschichte von der Dynamik zwischen ihrer ländlichen Heimat und der großen, weiten Welt erzählt.
Kathleen ist eine interessante Hauptfigur, die ihre Wurzeln tief in der Provinz verankert hat, aber dennoch das Verlangen spürt, hinauszugehen und die Welt zu erkunden. Doch egal wie weit sie reist, Kosakenberg bleibt stets ihr Ankerpunkt, ihr Hafen der Geborgenheit. Doch mit jeder Rückkehr stellt sie fest, dass sich ihr Heimatdorf verändert hat - und nicht immer zum Besseren.
Durch Kathleens Augen sehen wir, wie sich die Landschaft und Gesellschaft von Kosakenberg allmählich verändert: Familien zerbrechen, Geschäfte schließen, neue Leben beginnen, während alte enden. Es ist ein bewegendes Porträt von Gemeinschaft und Wandel.
Als Leserin konnte ich mich leicht in Kathleens Erfahrungen hineinversetzen, da ich selbst einmal meine Heimat verlassen musste. Die Themen von Distanz, Zugehörigkeit und die komplexen Gefühle rund um das Konzept von Heimat und Fremde sind gut eingefangen.
Treffend ist die Wahl des Buchcovers, das erst nach dem Lesen des Buches seine wahre Bedeutung offenbart.
Ein Zitat aus dem Buch hat sich besonders tief in mein Gedächtnis eingeprägt: "Vielleicht bin ich deshalb am liebsten in der Fremde, weil es dort leichter zu ertragen ist, fremd zu sein, als an einem Ort namens 'Zuhause'." Diese Worte fassen die komplexen Gefühle von Entfremdung und Sehnsucht auf eine eindringliche Weise zusammen.
Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und immer wieder meine Erinnerungen an meine „alte Heimat“ wachgerufen. Es war ein Genuss, in die Seiten einzutauchen und die Geschichte zu erleben, während sie mich an vergangene Zeiten und Orte erinnerte, die mir viel bedeuten.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Wurzeln und Neubeginn

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Der Wegzug von rund vier Millionen Menschen löste im Osten Deutschlands nach 1989 eine demografische Krise aus. Eine von denen, der im Osten die Luft zum Atmen fehlte, ist Kathleen, Ich-Erzählerin im Roman ...

Der Wegzug von rund vier Millionen Menschen löste im Osten Deutschlands nach 1989 eine demografische Krise aus. Eine von denen, der im Osten die Luft zum Atmen fehlte, ist Kathleen, Ich-Erzählerin im Roman "Kosakenberg" von Sabine Rennefanz. Nach dem Abitur 1997 verlässt sie ihr fiktives Dorf im Osten Brandenburgs, um im Westen zu studieren:

"Wir gingen weg, um zu suchen, was wir gleichzeitig verloren. Eine Heimat." (S. 9)

Immer seltener werden fortan ihre Besuche und sie wird zu einer Fremden mit zwei Leben, wie es der russisch-französische Schriftsteller Vladimir Navokov formuliert:

"Das eine, das man lebt, und das andere, das an dem Ort weitergeht, von dem weggegangen ist." (S. 11)

Gehen – ein Vergehen?
Mit 25 Jahren hat Kathleen es geschafft: Als Grafikdesignerin ergattert sie einen Posten in London. Damit lässt sie ihre Herkunft nun sogar doppelt hinter sich: geografisch und sozial. Die Entfremdung manifestiert sich in einer unüberbrückbaren Sprachlosigkeit. Das Desinteresse der Eltern, die sich weder etwas unter ihrem Beruf noch unter einem Leben in London vorstellen können, empfindet Kathleen als feindselig, sie ist verletzt und zunehmend verbittert. Was sie stolz macht, ist in Kosakenberg nichts wert. Sie wiederum schämt sich für das Dorf, die Eltern, die Wegbegleiterinnen und –begleiter ihrer Kindheit und Jugend und blickt mit nicht verborgen bleibender Arroganz auf die Gebliebenen herab:

"… ich ging, sie blieben, meine Welt wurde größer, ihre blieb klein und eng." (S. 17)

Zugleich leidet sie unter der Verachtung, mit der man sie im Dorf straft, und die ihr ein Gefühl des Verrats vermittelt:

"Gehen, ein Vergehen." (S. 113)

Zehn Heimfahrten
Zehn Besuche in der Heimat innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre geben dem Roman seine Struktur. Jedes Mal leidet Kathleen unter der Ambivalenz ihrer Gefühlen: Sie reist mit „Widerwillen und Neugier, Ablehnung und Sehnsucht“ (S. 107) an und verspürt Erleichterung beim Gehen. In London bleibt sie trotz beruflicher Erfolge und einer Einladung zur königlichen Gartenparty, mit der man „es geschafft hat“, fremd, auch wenn sie es kaum eingesteht. Der Verkauf ihres Elternhauses nach dem Tod der Großmutter, ausgerechnet an ihre Jugendfreundin Nadine, bringt sie endgültig aus dem Gleichgewicht. Nadine, eine der wenigen Gebliebenen, steht Kathleens Mutter näher als sie selbst. Hatte Kathleen vorher in der Gewissheit der jederzeit möglichen Rückkehr gelebt, ist dieser Weg nun versperrt. Hätte sie das Haus, eine winzige Backsteinkate mit Plumpsklo, Kohleofen und grauem DDR-Verputz, übernehmen sollen? Aber wäre die Rückkehr nicht das Eingeständnis einer Niederlage? Wie kann sie stattdessen in London eine echte Heimat finden?

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung
"Kosakenberg" ist ausdrücklich kein autobiografischer Roman, obwohl die 1974 geborene, in Eisenhüttenstatt aufgewachsene Journalistin und Autorin Sabine Rennefanz spürbar viele Erfahrungen mit ihrer Protagonistin teilt. Ob auch sie nach ihrem Weggang mit Eiern aus der Heimat versorgt wurde, diesem gleichermaßen als Zahlungsmittel wie als Liebesbeweis dienenden Nahrungsmittel, das man auf dem hervorragend zum Roman passenden Cover sieht? Mir hat diese fast komplett aus der subjektiven Perspektive einer nicht immer sympathischen Protagonistin erzählte Geschichte über Wurzeln und Neubeginn ausnehmend gut gefallen, nicht nur als Beitrag zur andauernden Ost-West-Problematik, sondern auch zur Landflucht überall. Sabine Rennefanz ist eine ausgezeichnete Erzählerin, die den melancholischen Grundton ihres Romans mit feiner Ironie durchbricht, minimalistisch, elegant, sensibel und punktgenau formuliert, passende Sprachbilder findet, weder beschönigt noch übertreibt und deren exzellent gezeichnete Figuren sich glaubhaft entwickeln. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Heimat

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Es ist die Geschichte einer jungen Frau aus Ostdeutschland, die Sabine Rennefanz in ihrem Roman „Kosakenberg“ erzählt. Es sei keine Autobiografie, betont die Autorin. Doch die autofiktionalen Züge drängen ...

Es ist die Geschichte einer jungen Frau aus Ostdeutschland, die Sabine Rennefanz in ihrem Roman „Kosakenberg“ erzählt. Es sei keine Autobiografie, betont die Autorin. Doch die autofiktionalen Züge drängen sich geradezu auf. Sabine Rennefanz war selbst 15 Jahre alt, als die Mauer fiel und hat später auch in London gelebt. Es gelingt ihr spielend, ihrer Protagonistin ein hohes Maß an Authentizität zu verleihen.

Kathleen, aufgewachsen in dem kleinen brandenburgischen Dorf Kosakenberg, bricht auf in die große weite Welt. Erst Berlin, dann London, Hauptsache weg aus Kosakenberg. Doch sie kehrt immer wieder zurück in das Dorf. Dementsprechend ist die Geschichte in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils von einer Heimfahrt erzählen. Den Buchumschlag ziert eine Packung Eier. Und Eier tauchen auch immer wieder in der Erzählung auf, als eine Art Symbol für die Heimat, die es so nicht mehr gibt.

Das Buch handelt von der Nachwendezeit, als die Menschen zu Tausenden den Osten verließen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Westteil des Landes. Es ist eine Lebensgeschichte und zugleich Zeitgeschichte. Ein Roman über Ernüchterung, Orientierungslosigkeit und Heimweh. Die Suche nach der verloren gegangenen Heimat ist das zentrale Thema. Kathleen fühlt sich schuldig und als eine Heimatverräterin. Die sich widersprechenden Identitäten zwischen der Ostdeutschen und der Londonerin führen zu einer tiefen Zerrissenheit in ihr.

Sabine Rennefanz erzählt die Geschichte in einem unaufgeregten Ton. Ihr minimalistischer Stil spiegelt sich auch in den Dialogen wider. Kurz, knapp und doch ist alles gesagt. Hier kann man zwischen den Zeilen lesen, sich hineinfühlen in die Charaktere.

Mich hat das Buch sehr berührt durch den einfühlsamen Schreibstil, die feine Ironie und den melancholischen Grundton.

Aus meiner Sicht ist „Kosakenberg“ eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Große Empfehlung

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Bei diesem Buch haben mich bereits die ersten Seiten direkt angesrpochen und mit ihrem Schreibstil in die Realität der Protagonistin versetzt.
Inhaltlich behandelt Kosakenberg Heimatbegriffe und Fragen ...

Bei diesem Buch haben mich bereits die ersten Seiten direkt angesrpochen und mit ihrem Schreibstil in die Realität der Protagonistin versetzt.
Inhaltlich behandelt Kosakenberg Heimatbegriffe und Fragen darüber was unsere Wurzeln mit uns machen, Entwurzelung und die schwierige Aufgabe all die verschiedenen Realitäten die in der Vergangenheit und im Jetzt unser Zuhause sind in uns zu vereinen. Ein weiteres Thema über alle Seiten hinweg dreht sich um Kontraste. Sowohl Kontraste zwischen Stadt und Land, als auch Kontraste zwischen Ost und West, DDR und BRD, früher und heute, ärmlich und reich, gebildet und einfach. An den Überlegungen ist teils nicht viel sympathisches, aber umso mehr Ehrlichkeit und ich konnte mich in einigen Konflikten wiedererkennnen. Das Buch schafft es Nähe herzustellen an den unangenehmen Stellen. Nicht wegzuschauen, sondern erst recht Leben und Gedanken zu beleuchten, die auf den ersten Blick allzu alltäglich und langweilig wirken.
Meine Ausgabe ist gespickt mit Klebezetteln und Zitaten, die in ihrer Schlichtheit so viel mehr aussagen als das ein oder andere emotionale Geständnis es könnte. Ich mochte außerdem sehr, wie der Text verschiedene Perspektiven in einen Zusammenhang setzt, trotz personalem Erzähler. Die Figuren wurden in meinem Kopf lebendig und hatten große Ähnlichkeit mit Personen in meinem Umfeld.
Der Erzählrhythmus richtet sich nach den Heimfahrten der Hauptfigur und ist dementsprechend zeitlich lückenhaft und stark räumlich beeinflusst.
Alles in allem ein vielschichtiges, berührendes und anregendes Buch, das nichts zu wünschen übrig lässt.
Bereits jetzt ein Lieblingsbuch von 2024, das als nächstes zu meiner Oma wandern wird.

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