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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

Dunkle Traumata

Die Rückkehr der Finsternis
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Dies ist der vierte Band der Nordfälle aus der Feder von Karin Herzog. Man kommt gut auch ohne Vorkenntnisse ins Geschehen.
Ursprünglich geht es um den Mord an einem Rentnerehepaar, das beim Campingurlaub ...

Dies ist der vierte Band der Nordfälle aus der Feder von Karin Herzog. Man kommt gut auch ohne Vorkenntnisse ins Geschehen.
Ursprünglich geht es um den Mord an einem Rentnerehepaar, das beim Campingurlaub an der Elbe überfallen worden ist. Die Spur führt ziemlich schnell nach Mönchengladbach, dem Heimatort des ermittelnden Kommissars. Steffen Felders persönliche Probleme werden rasch zum Mittelpunkt der Handlung. Seine Kollegin Jette ist seine große Liebe, außerdem ist sie von ihm schwanger. Felder beängstigt die Situation, denn auf ihm lasten noch die Traumata seiner Kindheit. Und eben dieser Kindheit muss er sich stellen, als er jetzt nach Jahren den elterlichen Keller wieder betritt, in dem er jahrelang von mehreren Männern systematisch vergewaltigt worden ist.
Karin Herzog bringt ihre Protagonisten dem Leser sehr nahe. Das brutale Geschehen lässt keinen kalt. Durch den rheinischen Karneval wird alles etwas aufgelockert, um dann doch in ein mitreißendes Finale zu münden. Zum Glück findet sie ein beruhigendes Ende, sodass man zusammen mit Kommissar Felder positiv in die Zukunft schauen kann.
Der Krimi ist durchgehend spannend, hat keine Längen, sondern führt ziemlich schnörkellos durch die gut ausgedachte Handlung. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Horror-KI

Die Burg
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KI ist ja momentan ein großes Thema in den Medien. Und dieses Buch trifft die aktuelle Diskussion schmerzhaft am Nerv: Was passiert, wenn sich die KI verselbstständigt?

Der Milliardär Nevio hat eine historische ...

KI ist ja momentan ein großes Thema in den Medien. Und dieses Buch trifft die aktuelle Diskussion schmerzhaft am Nerv: Was passiert, wenn sich die KI verselbstständigt?

Der Milliardär Nevio hat eine historische Burg komplett modernisieren lassen. Das Innere beherbergt nun ein Escape-Labyrinth vom Allerfeinsten. Das Herz der Anlage ist eine KI, die auf die Wünsche der Besucher eingeht und jedes nur erdenkliche Szenario lebensecht darstellt. Meterhohe Bildschirme, ja sogar Raumdüfte sorgen für perfekte Illusion.
Nevio lädt fünf äußerst unterschiedliche Personen zu einem ersten Testlauf ein.
Das Spiel startet beeindruckend, doch es dauert nicht lange, bis der Horror beginnt: Der Computer zerrt die intimsten Geheimnisse der Testpersonen an Licht, die Szenarien werden immer bedrohlicher, vor allem aber hat die KI ein Eigenleben entwickelt. Alle Personen sind innerhalb der Burgmauern gefangen, die Tore sind fest verschlossen und auf Hilfe von außen kann man kaum hoffen.
Was sich zu Beginn des Buches noch interessant liest und Spannung erweckt, ist leider spätestens nach dem dritten Rätsel langweilig. Alles wiederholt sich irgendwie, nur die computergenerierten Figuren werden immer ekelhafter.
Gegen Ende wird auch mehr von den Identitäten der Teilnehmer preisgegeben. Bedauerlicherweise ist es da schon zu spät, um noch eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Die Grundidee für den Plot ist schon interessant, aber die Umsetzung ist nicht so ganz geglückt. Die Handlung wiederholt sich zu oft, die Personen sind lange Seiten hinweg sehr klischeehaft.
Mir hat das Hörbuch nicht so gut gefallen, aber der Sprecher Rainer Strecker ist wirklich klasse und sorgt für einen zusätzlichen Lesestern.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Netter historischer Roman

Das Erbe der Pandora Blake
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Pandora Blake hat ihre Eltern schon sehr früh verloren. Sie starben bei einer Ausgrabung. Seitdem führt Onkel Hezekiah das elterliche Antiquitätengeschäft weiter; aber er lässt es zu einem Ramschladen ...

Pandora Blake hat ihre Eltern schon sehr früh verloren. Sie starben bei einer Ausgrabung. Seitdem führt Onkel Hezekiah das elterliche Antiquitätengeschäft weiter; aber er lässt es zu einem Ramschladen verkommen, um seine Schwarzmarktgeschäfte zu tarnen. Kein Wunder, dass Pandoras Erbe unter seiner Geschäftsführung dahinschmilzt. Sie versucht stattdessen, als Goldschmiedin Fuß zu fassen. Kein leichtes Unterfangen im Jahr 1799, in dem Frauen noch keine Rechte hatten.
Den Wendepunkt bringt eine geheimnisvolle Amphore im Keller des Ladens. Wunderschön und gut erhalten, von Hezekiah gehütet wie ein Goldschatz. Pandora/Dora findet Zugang zum Keller und beginnt mit einem jungen Mann, der leider nicht so ganz uneigennützig handelt, das Objekt zu untersuchen.
Die Atmosphäre der damaligen Zeit, vor allem die geringe Stellung der Frau, aber auch die Situation im Hafen und auf den Straßen wird von der Autorin ausgezeichnet wieder gegeben. Die Protagonisten sind auf interessante Weise eigenwillig und in Dora hat man schnell eine Sympathieträgerin gefunden.
Der Schreibstil ist ausdrucksstark, dabei gut lesbar. Vielleicht fehlt es insgesamt ein wenig an Spannung, aber dennoch ist das hier ein sehr unterhaltsamer Roman für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Menschen ohne innere Werte

Die Auszeit
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Für sich allein genommen ist dieser Thriller ein absoluter Eyecatcher mit seinen Schockfarben und dem Farbschnitt. Das Cover hat schon mal einen direkten Bezug zum Inhalt. Vielleicht hat man dieses moderne ...

Für sich allein genommen ist dieser Thriller ein absoluter Eyecatcher mit seinen Schockfarben und dem Farbschnitt. Das Cover hat schon mal einen direkten Bezug zum Inhalt. Vielleicht hat man dieses moderne Gebäude vor Augen, wenn man sich mit der Autorin auf die Spuren der Influencerin Viktoria Kaplan begibt. Diese bezieht mit ihren engsten Freunden/Mitarbeitern für ein Wochenende das besagte Retreat in den Alpen. Es sind allesamt verwöhnte junge Menschen, entweder reich geboren oder schnell sehr reich geworden durch Social Media. So genau weiß man das nicht. Jedenfalls ist einer unsympathischer als der andere, wie man schnell merkt. Der Alkohol fließt in Strömen und die zwischenmenschlichen Probleme kommen immer näher an die Oberfläche heran. Als Krönung wird eine Person der Gruppe ermordet und der Mörder kann nur einer von ihnen sein.
Ich vergebe hier gutgemeinte vier Lesesterne, denn dieses Buch hat durchaus Unterhaltungswert. In meinen Augen spielt es jedoch noch nicht in der Liga der guten deutschen Krimiautoren wie zum Beispiel Fitzek oder Strobel, selbst wenn die Werbetrommel so laut gerührt wird.
Schnelle Szenenwechsel, verbunden mit einem Wechsel des Erzählers, sowie einem steten Hin- und Herspringen in der Zeit vor und der Zeit nach dem Mord, sorgen für eine gewisse Lebendigkeit, erhöhen jedoch nicht die Spannung. Die Charaktere sind nichtssagend. Mit keinem kann man als Leser eine Beziehung aufbauen. Die vielen Personen sind dann auch das große Manko der Hörbuchversion, bei der man oft die Übersicht verliert, aus welcher Perspektive gerade erzählt wird. Da hilft leider auch der ausgezeichnete Vortrag von Leonie Landa nicht weiter.
Die Grundidee ist wirklich gut und hat Potenzial, aber der Schreibstil der Autorin wirft beim Leser/Hörer noch kein Kopfkino an. Da ist noch Potenzial nach oben.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Selbstbestimmt

Issa
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Issa ist als schwarzes Mädchen im tiefsten Hunsrück aufgewachsen. Ihre Mutter war übertrieben streng zu ihr, schreckte auch vor Schlägen nicht zurück. Doch nun ist Issa schwanger mit ihrem ersten Kind. ...

Issa ist als schwarzes Mädchen im tiefsten Hunsrück aufgewachsen. Ihre Mutter war übertrieben streng zu ihr, schreckte auch vor Schlägen nicht zurück. Doch nun ist Issa schwanger mit ihrem ersten Kind. Nachdem die Mutter immer alles dafür getan hatte, dass Issa die deutschen Ansprüche an Normalität erfüllte, so dringt sie jetzt darauf, dass Issa in Kamerun alte Rituale über sich ergehen lässt, damit ihr und dem Ungeborenen eine gesunde Zukunft gesichert ist.
In Kamerun erwartet sie eine riesige Verwandtschaft, die große Ansprüche an die vermutlich reiche Frau aus Europa hat. Aber sie begibt sich auch auf einen Weg der inneren Einkehr, auf dem sie losgelöst von den Ansprüchen der Mutter und des Kindsvaters ihre eigene Seele findet, die bislang zwischen der afrikanischen und der deutschen Welt orientierungslos vor sich hin existierte. Am Ende dieses Weges sehen wir in Issa eine selbstbestimmte Frau, die im Einklang mit sich selbst ein gesundes Mädchen gebärt.
Die Autorin schreibt in einfachen Sätzen. Doch auch eine einfache Sprache kann sehr eindringlich von den Schrecken der Kolonialzeit erzählen, die nicht nur als gemischtrassige Nachkommen bis in die Gegenwart hineinwirken.
Die besagten Rituale sind gleichermaßen befremdlich als auch interessant, aber man sollte sie vorurteilsfrei zur Kenntnis nehmen, denn sie haben die Frauen schon seit Jahrhunderten begleitet und ihnen ein Gefühl von Schutz gewährt.
Ich persönlich habe aus dem Buch gelernt, dass, je mehr ich über Afrika erfahre, umso mehr weiß ich, wie wenig ich weiß.
Die Autorin liest ihr Werk in der Hörbuchversion selbst ein. Da glaube ich, eine routinierte Sprecherin wäre eine bessere Wahl gewesen, auch wenn Mahns Timbre wirklich angenehm und die Aussprache sehr deutlich ist.

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