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Veröffentlicht am 21.04.2024

Zwichendurchlektüre

Liebe mit einem Hauch von Limoncello
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Liaras Herz ist noch voller Trauer, denn der Tod ihrer Mutter lastest schwer auf ihr. Umso überraschter ist sie, als sie anonym das Tagebuch der Verstorbenen zugesandt bekommt. Nach wenigen Seiten ist ...

Liaras Herz ist noch voller Trauer, denn der Tod ihrer Mutter lastest schwer auf ihr. Umso überraschter ist sie, als sie anonym das Tagebuch der Verstorbenen zugesandt bekommt. Nach wenigen Seiten ist die junge Frau noch mehr zerrissen als vorher, sieht sie sich doch jetzt noch viel mehr Fragen gegenübergestellt. ihre Mutter stammt vom Gardasee und für Liara steht fest, dass sie ihre Wurzeln finden möchte. Zufällig steht gerade beruflich ein Hotel am Gardasee zum Testen auf der Liste und die Koffer sind im Handumdrehen gepackt. Vorort begegnet Liara Menschen mit Herz, die sich nach und nach einen sicheren Platz in ihrem eigenen Herzen sichern. Doch durch eine Unachtsamkeit scheint alles schneller vorbei zu sein, als gedacht....


Bücher, die ihren Schauplatz am Gardasee haben, stehen bei mir hoch im Kurs und ich kann einfach nicht anders, als sie zu lesen. Manchmal erlebe ich dabei aber eine ganz herbe Enttäuschung...so auch mit diesem Buch. Das sommerliche, zitronige Cover lockt regelrecht nach Italien, schürt die See(h)nsucht und lässt mich gedanklich in die Ferne schweifen.

Nach wenigen Seiten aber schmeckt die Geschichte einfach nur noch bitter und es will einfach nichts zusammen passen. Nicht nur, dass die Autorin falsche Tatschen aufstellt (entgegen ihrer Behauptung, dass Limone seinen Namen von den vielen Zitronen und dem ortsansässigen Anbau hat, wird Limone vom lateinischen Wort "Limes" abgeleitet und bezeichnet die Grenze zwischen Österreich und Italien), sondern auch noch jede Menge Ungereimtheiten für bare Münze verkauft.

Warum weiß Liara nicht, dass ihre Mutter vom Gardasee stammt ? Wurde in ihrer Familie nicht miteinander geredet ? Auf der Suche nach dem ehemaligen Zuhause ihrer Mutter findet Liara besagte Wohnung, erkennt einige der im Tagebuch aufgezählten Besonderheiten wieder und will dann auf der Gemeindeverwaltung die Frage stellen, ob ihre Familie dort gewohnt hat. Das Offensichtliche wird also wieder schlicht und einfach unter den Tisch fallen gelassen, damit die Geschichte nach Schema F weitergesponnen werden kann.

Dramaturgisch und literarisch ist keine große Schreibkunst vorhanden, denn sowohl die Figuren als auch die Dialoge sind von einfachster Ausfertigung. Die Handlung seicht und auf den ersten Ansatz zu durchschauen, auch wenn sich Liara manchmal recht prüde gibt. Pseudo-Erotik und reichlich Kitsch machen das Buch dann zu einer Zwischendurchlektüre, die schnell gelesen und genauso schnell wieder vergessen ist.

2 Sterne vergebe ich tatsächlich nur, weil das Cover mehr als gelungen ist und das Flair von Limone, dem Gardasee und einen Hauch von Italien vermittelt.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Leider eine Enttäuschung

Das Flüstern des Lebens
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Bisher hat Isabelle immer aus den Vollen geschöpft - eigenes Architekturbüro mit entsprechendem Erfolg, einen gut geratenen Sohn und eine liebender Ehemann, der ebenfalls auf der Erfolgswelle schwimmt. ...

Bisher hat Isabelle immer aus den Vollen geschöpft - eigenes Architekturbüro mit entsprechendem Erfolg, einen gut geratenen Sohn und eine liebender Ehemann, der ebenfalls auf der Erfolgswelle schwimmt. Mit der Nachricht vom Unfalltod ihrer Tante Corinna steht das Leben plötzlich Kopf . Nichts ist mehr, wie es vorher war und selbst die von Herzen geliebte Tante hatte zwei Gesichter. Bei der Testamentseröffnung sorgt der Notar für die ein oder andere Überraschung, die für Isabelle ein völlig neues Leben bereit hält....


Ich liebe die Romane von Katharina Fuchs, denn sie stehen für große Gefühlte, beste Unterhaltung, eine akribische Recherche und Geschichten, die noch lange nachwirken. Leider kann sich "Das Flüstern des Lebens" aber nicht in die Erfolgsriege einreihen. Vielmehr ist es so, dass sich Fuchs an bekannten Afrika-Romanen orientiert und sie mit einem Hauch amerikanischer Serien a la Dallas, Denver-Clan und Falcon Crest verwebt.

Es pilchert also munter vor sich hin und die üblichen Verdächtigen sind auch schnell ausgemacht: Isabelle ist ein Gutmensch par excellence und was sie in die Hand nimmt, funktioniert ohne Probleme. Sie wir mal eben schnell von der erfolgsverwöhnte Architektin zur Kaffeeplantagenbesitzerin mit dem Drang, in Afrika alles zum Guten zu Wenden. Mutter Doris ist sehr leichtgläubig und lebt in ihrer rosaroten Zuckerwattewelt in der pompösen Villa der verstorbenen Schwester. Moritz, Marke Raffzahn, hat den Geldbeutel recht locker sitzen und schert sich nicht darum, ihn mit dem Lohn echter Arbeit zu füllen.

Die Figuren sind somit recht schablonenhaft skizziert und lassen eines vermissen: Glaubwürdigkeit. Sie besitzen keinen Charme, wenn dann nur aufgesetzt,und eine Identifikation mit ihnen ist nicht möglich. Dialoge wirken sehr erzwungen und werden wirklich wortwörtlich den Protagonist:innen in den Mund gelegt.

Die Handlung ist mehr als seicht, aber vollkommen mit diversen Themen überfrachtet, die eine genauere Betrachtung mehr als verdient hätten. Die Menschen auf der Farm waren für Corinna eine Art Spielball, die sie nach Lust und Laune für ihre Zwecke regelrecht "benutzt" hat. Auch koloniale Ausbeutung, Rückgabe von kolonialen Kulturgütern und kulturelle Identifikation reißt die Schreibende in diesem Roman an. Selbst Covid-19 bekommt seinen Auftritt und das ist dann doch einfach zu viel. Emotionale Reaktionen gehen eher in Richtung Langeweile, da die Handlung nicht inspirierend , sondern eher das Gegenteil ist.

Einige Fehler erschweren da Lesen noch zusätzlich und finden schließen ihren Höhepunkt auf den Seiten 416 und 417. Die letzten drei Sätze auf Seite 416 werden nämlich wortgleich auf Seite 417 als Seitenanfang genutzt und die Leser:innen reiben sich verdutzt die Augen.

Alles in allem ein seichter Roman, der zwar unglaublich viele schöne Bilder von Afrika vor dem inneren Auge entstehen lässt, aber weder inhaltlich noch emotional berührt. Schade um die verschenkte Lesezeit.

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Der Schreibstil erstickt jegliches Interesse

Ein falsches Wort
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Am Ende geht es immer nur ums Geld...oder vielleicht doch nicht ? Bergljot versucht durch den entbrannten Erbstreit so etwas wie Gerechtigkeit zu erfahren, um mit ihrer Kindheit abschließen zu können. ...

Am Ende geht es immer nur ums Geld...oder vielleicht doch nicht ? Bergljot versucht durch den entbrannten Erbstreit so etwas wie Gerechtigkeit zu erfahren, um mit ihrer Kindheit abschließen zu können. Denn durch ihre Vergangenheit ist Bergljot geprägt - für immer. Aber wie verschafft man sich Gehör, wenn selbst die eigene Mutter Augen und Ohren immer wieder vor der Wahrheit verschließt ?


Sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Missbrauch in der eigenen Familie und der verzweifelte Versuch, endlich die Wahrheit verarbeiten zu können, stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Ein Familiendrama, das in sich so komplex und abstoßend ist, das fast alle Charaktere mit irgendeinem Makel, einer Narbe oder Traumata gekennzeichnet sind.

Bergljots Seele wird in ihrer Kindheit regelrecht zerfetzt, weil sie vom Vater sexuell missbraucht wurde. Eine Meisterin der Verdrängung ist aus ihr geworden und doch versucht sie immer wieder, die Mutter mit ins Boot zu holen. Aber genau diese Mutter ist es, die noch selbstzerstörerischer und penetranter in ihrem Auftreten ist, nur um nicht wahrhaben zu müssen, was nicht wahr sein darf. Sie beherrscht fast in Perfektion das Inszenieren von suizidalen Handlungen, die bei ihr schon zum "normalen "Alltag gehören.

Als wäre das noch nicht genug, verliert sich die Autorin in schier endlosen Tatzelwurmsätzen, die mitunter über fast eine ganze Seite gehen und unnötige Wiederholugen des bereits Gesagten beinhalten. So werden zwar die Seiten gefüllt, aber sie haben keinen wirkliche Inhalt, bleiben in ihrer Aussage banal und eher oberflächlich.

Jegliches Interesse wird durch den Schreibstil erstickt und das ist mehr als schade. Die Thematik ist so unglaublich wichtig, um nicht nur Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich endlich zu öffnen und ans Tageslicht zu bringen, was ihnen angetan wurde. Es ist ein immerwährender Kampf, um den psychischen Belastungen, dem jahrelangen Martyrium endlich zu entfliehen. Aber mit "Ein falsches Wort" gelingt es der Autorin leider nicht, eben jenen eine Stimme zu geben, die immer noch schweigen - aus Angst, aus Verzweiflung oder aus emotionaler Abhängigkeit.


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Veröffentlicht am 10.03.2024

Glück und Glas, wie leicht bricht das (Sprichwort)

Die Halbwertszeit von Glück
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Myléne steckt mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, als ihre Welt plötzlich aus den Angeln gehoben wird. Das, was sie für ihr Leben gehalten hat, ist ganz anders, als ihr in den letzten Jahren vorgelebt ...

Myléne steckt mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, als ihre Welt plötzlich aus den Angeln gehoben wird. Das, was sie für ihr Leben gehalten hat, ist ganz anders, als ihr in den letzten Jahren vorgelebt wurde. Auf der Suche nach ihren Wurzeln finden sich weitere kleine Puzzleteile, die sie mit zwei weiteren Frauenschicksalen verbindet...


Wenn Klappentext und Buchcover schon auf den ersten Blick rufen: Lies mich, dann kann ich einfach nicht widerstehen. Manchmal erlebe ich allerdings eine wirklich heftige Bauchlandung, die mich vollkommen entnervt mit den Augen rollen lässt. So auch hier, denn Louise Pelt verfasst keinen echten Glücksroman, sondern zeigt ihren Leser:innen mit der Figur Holly, wie Selbstkasteiung und das Versagen von echten Glücksmomenten beinahe in Perfektion gelingt.

Ihre permanenten Schuldgefühle und der anhaltende Drang nach Absolution und Sühne rufen in mir Abneigung wach und ich fühle mich nicht zu ihr hingezogen, sondern wende mich im Verlauf der Kapitel immer mehr von ihr ab. Ihr Verhalten schreit geradezu nach einer therapeutischen Lebensberatung und auch ihre Liebe zu Matt ist alles andere als glaubhaft. Ihre Verbindung zu den beiden anderen weiblichen Hauptfiguren ist ebenso absurd und hanebüchen, sodass ich nicht anders kann, als mich über dieses unpassende Konstrukt zu wundern.

Die Idee zum Roman gefällt im Ansatz, denn starke Frauenfiguren, die ihre Lebensgeschichte erzählen und und durch den Wink des Schicksals miteinander verbunden sind, gehören normalerweise zu meinem bevorzugten Leseschema. Apropos Schema: Die Autorin bedient sich unglaublich vieler Schablonen, greift oft und gerne in die tiefen Schubladen der randvoll gefüllten Truhe mit Klischees und versucht auch mit schwülstigen Szenen die Tränendrüse zu treffen. Fehlender Tiefgang und oberflächliche Möchtegern-Weisheiten verwandeln das Buch in eine schwer genießbare Schmonzette - schade um die verschenkte Lesezeit.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Unglaubwürdig erzählt

Das Mädchen mit dem blauen Stern
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Die Säuberungsaktionen nehmen und nehmen kein Ende und es scheint, als würde es auch Sadies Familie treffen. Durch eine aberwitzige Idee bleiben sie vor größerem Unglück verschont und können sich in die ...

Die Säuberungsaktionen nehmen und nehmen kein Ende und es scheint, als würde es auch Sadies Familie treffen. Durch eine aberwitzige Idee bleiben sie vor größerem Unglück verschont und können sich in die Kanalisation retten. Das Versteck unter der Stadt Krakau ist ein hoffnungsloser Ort und es scheint ein Überleben möglich. Doch Sadie sehnt sich nach Normalität und streift durch die Tunnel. Bei einem Blick durch den Kanaldeckel entdeckt sie Ella, die einen Farbtupfer im Arm hält. Die gelben Blüten leuchten und sind der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft....


Es gibt viele Bücher, die über das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg berichten, zu Herzen gehen und betroffen machen. Pam Jenoff versucht mit "Das Mädchen mit dem blauen Stern" Realität mit Fiktion zu verknüpfen, aber so ganz gelingt es ihr nicht, Authentizität herzustellen und einen Roman zu schreiben, der unter die Haut geht.

Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, die die Handlung unglaubwürdig werden lassen. Nicht nur, dass Ella eine Art Aschenputtel darstellt (es sind in ihrem Leben und häuslichen Umfeld sehr viele Parallelen zum Märchen zu finden, die in meinen Augen deplatziert wirken), sondern auch, dass zwei Mädchen im besetzten Krakau scheinbar völlig unbehelligt ihre außergewöhnliche Art der Konversation betreiben können, ohne dass Sadie entdeckt wird oder es Außenstehenden irgendwie merkwürdig vorkommt, dass sich eine junge Frau mit dem Gitter der Kanalabdeckung unterhält. Die braunen Schergen haben ihre Augen und Ohren überall, aber immer ausgerechnet dann, wenn sich Ella und Sadie treffen, ist niemand zur Stelle und entdeckt das doch eher auffällig unauffällige Verhallten der beiden.

Die Charaktere sind nicht ausgreift und die Ausdrucksweise, die die Autorin ihnen in den Mund legt, wirkt unbeholfen und sehr konstruiert. Die Geschichte bietet wiederholt Logik- & Verständnisfehler, aber der Schluss setzt der Unglaubwürdigkeit die Krone auf. Hier wird an Klischees, Effekthascherei und Gefühlsduselei nicht gespart, die Leserschaft manipuliert und das passt zu einer solch ernsten Thematik überhaupt nicht.

Leider schafft es Pam Jenoff nicht, eine Geschichte zu schreiben, die unter die Haut geht und Spuren hinterlässt. Schade um die verschenkte Lesezeit.

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