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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Ein Strudel an bunten Emotionen

No Longer Lost - Mulberry Mansion
1

Die Mulberry Mansion steht vor einem großen Problem: Die Fördergelder für das Projekt, bei dem acht Studierende die Villa renovieren müssen und gleichzeitig darin wohnen dürfen, sind drastisch gekürzt ...

Die Mulberry Mansion steht vor einem großen Problem: Die Fördergelder für das Projekt, bei dem acht Studierende die Villa renovieren müssen und gleichzeitig darin wohnen dürfen, sind drastisch gekürzt worden. Um nichts unversucht zu lassen, soll May ihren Kommilitonen Wes bitten, ein gutes Wort für die Mulberry Mansion bei seiner Mutter einzulegen, die über die Verteilung der Gelder bestimmt. Der schlägt ihr jedoch einen Deal vor: Er kommt der Bitte nach – wenn May ihm bei einem Psychologieexperiment hilft. Doch nach und nach handelt es sich bei ihrer Zusammenarbeit nicht mehr nur um einen Deal und einen wissenschaftlichen Versuch…

Das Cover von No longer lost mag ich. Der pastellgelbe Farbton ist ein echter Blickfang im heimischen Bücherregal und hebt sich von anderen Büchern deutlich ab. Wie auch schon bei Teil eins der Reihe, No longer yours, sind Maulbeeren dezent in das Design mit eingeflossen, was sich bisher wie ein roter Faden durch die Geschichten zieht. Mir gefällt das Cover also, mehr aber auch nicht.

May und Wes könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. May ist eine Bewohnende der Mulberry Mansion (ist euch im Übrigen die genderneutrale Bezeichnung „Mitbewohnende“ im Roman aufgefallen? Großartig!) und studiert Psychologie. Sie lebt von außen betrachtet in ihrer eigenen Welt und kann als „gute Seele“ bezeichnet werden – doch dafür gibt sie sich oft selbst auf und stellt ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche in den Hintergrund. Wes hingegen ist privilegiert, aus einer angesehenen und reichen Familie und wird dementsprechend auf dem Campus mit Ehrfurcht behandelt. Oberflächlich entspricht er dem Bild der arroganten und herablassenden Oberschicht, doch hinter der kalten Fassade beschäftigt ihn eine ungemein große und tiefe Gefühlswelt.

Das Kennenlernen und die Entwicklung von May und Wes mag ich sehr. Die anfängliche Abneigung ist vor allem durch May spür- und greifbar sowie auch nachvollziehbar. Doch während ihrer vielen Treffen, die das Psychologieexperiment mit sich bringt, lernen sich die beiden auf ganz neuen Ebenen und in ungeahnten Tiefen kennen. Als Leser wird man in einen Strudel aus Emotionen mitgerissen. Man ist nicht nur Außenstehender, sondern verliebt sich als May in Wes und als Wes in May – nicht auch zuletzt durch die bunten und intensiven Gefühlsbeschreibungen, die einen in den abwechselnden Sichtweisen in den Kapiteln verzaubern.

Dabei ist Merits Schreibstil etwas ganz Besonderes für mich. Durch ihn lese ich nicht nur stumpf die Dialoge zwischen May und Wes und lerne ihre Gedanken kennen, sondern durch die einfühlsamen und poetischen Beschreibungen fühle ich alles mit.

No longer lost bringt für mich alles, was einen großartigen New-Adult-Roman ausmacht: Das fabelhafte und träumerische Setting in der Mulberry Mansion – die diesmal leider nicht denselben Raum bekommt wie in Teil eins –, die großen Gefühle, glaubhafte Entwicklungen der Charaktere (bei Wes bemerkbarer als bei May, meine ich), Konflikte, die natürlich wirken, und ein Schreibstil, der nicht nur 0815, sondern für New Adult schon fast next level ist.

Ein Highlight für mich? Absolut!

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Wenn Welten aufeinanderprallen

Worlds Collide
5

Fiona Harris kann es manchmal selbst kaum glauben: Mit über zwei Millionen Abonnenten zählt sie zu den bekanntesten Youtubern und Influencern Englands. Ihr Spezialgebiet ist Make Up – ihre Leidenschaft ...

Fiona Harris kann es manchmal selbst kaum glauben: Mit über zwei Millionen Abonnenten zählt sie zu den bekanntesten Youtubern und Influencern Englands. Ihr Spezialgebiet ist Make Up – ihre Leidenschaft hat ihr nicht nur eine erfolgreiche Karriere ermöglicht oder geholfen, einem Leben in Armut zu entkommen, nein, sie launcht auch noch ihre erste eigene Make-Up-Linie! Doch der bisher wichtigste Tag ihrer Karriere wird überschattet durch ein Video des gefürchteten Youtube-Kanals De(x)posed von Demian – und der führt stichhaltige Beweise auf, die Fiona in einen waschechten Skandal verwickeln. Schon bald stürzt ein Shitstorm ohnegleichen auf Fiona ein, der droht, ihr alles zu nehmen, was sie sich hart erarbeitet hat, während Demian von seinen Beweisen und Fionas Schuld überzeugt ist. Oder steckt hinter Fionas hartnäckigen Unschuldsbeteuerungen etwa doch eine andere Wahrheit?

Das Cover ist wunderschön gestaltet. Sowohl die Farben als auch die Grafiken sind sehr natürlich und fast unscheinbar gehalten. Es bedarf keines großen Schnickschnacks, um auf das Buch aufmerksam zu machen, doch gerade die Schlichtheit überzeugt. Manchmal ist weniger eben mehr und genau diese Wirkung trifft meinen Geschmack.

Fiona war zu Beginn des Romans voll von Zweifeln. Ihre Karriere führt sie auf Glück und Zufall zurück, doch sobald der Skandal um die Spendengelder publik wird, entwickelt sie Kampfgeist und eine Portion gesunder Wut, um ihre Unschuld zu beweisen und das zu beschützen, was sie sich aufgebaut hat. Im Verlauf der Geschichte wird mehr als deutlich, dass der erste Eindruck sehr getäuscht hat. Genauso habe ich Demian während des Lesens falsch eingeschätzt: Anfangs mochte ich ihn nicht; er war überheblich, rechthaberisch, selbstgefällig und herablassend – und oben drauf noch ein Mitläufer. Also eigentlich der perfekte Gegenspieler zu Fiona, die mich immer mehr durch ihre Charakterstärke von sich eingenommen hat. Doch je mehr man Demian kennenlernt, desto mehr wird deutlich, dass sein wahres Ich nur hinter einer Fassade versteckt ist. Zum Schluss des Romans handelt er selbstlos, gesteht Fehler ein, steht zu seiner wahren Leidenschaft und verbiegt sich nicht weiter. Es gibt tatsächlich Momente im Roman, aufgrund derer ich es nicht für möglich gehalten hätte Folgendes zu schreiben: Demian hat ein wirklich reines und gutes Herz. Und davon bin ich letztendlich vollends überzeugt.

Die Beziehung zwischen Fiona und Demian war bisweilen alles andere als einfach. Ich kaufe es vor allem Fiona ab, dass sie Demian durch seine Art fast schon abstoßend findet und nicht nur einmal habe ich daran gezweifelt, ob man die festgefahrene Situation zwischen den beiden überhaupt noch retten kann. Glücklicherweise wurde ich eines Besseren belehrt; ganz zaghaft und sehr unschuldig tauchen erste Anzeichen einer gewissen Anziehung zwischen den beiden auf. Ihre Beziehung entwickelt sich in einem langsamen Tempo, das mir genügend Glaubwürdigkeit vermittelt. Es wurde nichts überstürzt, es wurde nichts durch negative Gedanken oder Zwischenfälle zerstört oder damit künstlich in die Länge gezogen – und das hat sich für mich einfach richtig angefühlt.

Und auf einmal – ich wusste gar nicht, wie mir geschieht – habe ich wirklich mit den Protagonisten mitgefiebert. Ich habe mich von Herzen für sie gefreut, habe gezittert, war mit ihnen wütend, habe ihren Schmerz gefühlt und habe ihnen nur das Beste gewünscht. Lag es an den authentischen Figuren des Romans? An dem Schreibstil Anabelles, der so flüssig, leicht und anschaulich ist? Oder daran, dass ich den Eindruck hatte, das Geschehen als Freundin und nicht als Leserin zu begleiten?

Egal. Mit jeder gelesenen Seite wollte ich mehr und mehr und mehr – und habe alles bekommen. Meine Erwartungen wurden erfüllt. Mehr noch: Ich war nicht einmal eine Fremde in einer Welt, mit der ich persönlich noch keinen nennenswerten Kontakt hatte. Youtuber, Influencer, Make Up – das sind Themen, mit denen ich mich nicht alltäglich befasse, aber dennoch habe ich sofort Zugang dazu gefunden. Ich habe es genossen, die klare Entwicklung sowohl von Fiona als auch Demian mitverfolgen zu können und wurde von beiden beeindruckt zurückgelassen. Fiona setzt sogar noch Eins drauf: In ihr habe ich zum Schluss eine starke Frau gefunden, die bewundernswert und inspirierend ist.

Ich bin traurig, dass die Geschichte vorläufig ein Ende genommen hat. So sehr, dass ich sogar darüber nachdenke, den Roman direkt ein zweites Mal zu lesen?! Oder kann ich einfach gleich mit Band zwei fortfahren?

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Eine leise Geschichte mit lauten Gedanken

All die Liebenden der Nacht
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"All die Liebenden der Nacht" hat mich auf ganz vielseitige Weise berührt.

Fuyuko, die 34-jährige Protagonistin, stellt eines Tages fest, dass ihr ganzes Leben unberührt an ihr vorbeizieht. Sie hat keine ...

"All die Liebenden der Nacht" hat mich auf ganz vielseitige Weise berührt.

Fuyuko, die 34-jährige Protagonistin, stellt eines Tages fest, dass ihr ganzes Leben unberührt an ihr vorbeizieht. Sie hat keine Freunde, Hobbys oder Interessen und lebt einsam und zurückgezogen in Tokyo.

Fuyukos Leben empfand ich als sehr trostlos, leer und grau und hat mich somit sehr bewegt. Als sie versucht sich zu ändern, beginnt sie zu Trinken, um vor allem ihre soziale Inkompetenz und Ängste zu überspielen.

Mieko Kawakami beschreibt hierbei eine Gratwanderung zwischen der Suche nach sich selbst und dem Verlorengehen. Viele schwere Themen werden aufgegriffen und sehr nüchtern, unverblümt und präzise dargelegt. Oft erlebt man, wie umfassend Fuyukos emotionale und soziale Verkümmerung ist, aber gleichzeitig auch, wie tiefgründig ihre Gedanken sind. Besonders die Treffen mit Herrn Mitsutsuka beweisen dann doch, dass sich Fuyuko nach Licht und Halt in ihrem Leben sehnt und in ihm gefunden hat.

So leise die Geschichte ist, so laut ist sie nachwirkend. Ich bin vielem Unverständnis begegnet, aber auch vielem Licht in der Dunkelheit. Durch die überwiegende Abwesenheit von Emotionen wurde ich dazu verleitet, die Leerstellen füllen zu wollen und damit alles viel intensiver wahrzunehmen.

"All die Liebenden der Nacht" hat sich wie ein Mantel über mich gelegt, um meine Sinne für das Wesentliche zu schärfen. Eine besondere Leseerfahrung und somit auch eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Psychologische Spannung: high-class

Wenn sie wüsste
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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und in einem Durchzug lesen musste, spricht absolut für "Wenn sie wüsste".

Die Geschichte von Millie und Nina ...

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und in einem Durchzug lesen musste, spricht absolut für "Wenn sie wüsste".

Die Geschichte von Millie und Nina war von der ersten Seite an so geschmeidig und leichtfüßig zu lesen. Die kurzen Kapitel haben eine gute Dynamik aufgebaut und die Geschichte vorangetrieben.

Der erste Teil ist aus Millies Sicht geschrieben worden, wobei sich hier schon abzeichnet, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird. Der zweite Teil beschreibt Ninas Sicht und birgt plötzlich einen Twist nach dem anderen. Ehrlich, die Überraschungen hörten einfach nicht auf, aber nichts davon wirkte unecht.

Die Spannung baut sich vor allem im ersten Teil unterschwellig auf. Psychologisch und emotional wird einiges abverlangt, aber so wird der Leser noch mehr an die Geschichte gebunden.

Das Ende des Thrillers im dritten Teil war sehr gut. Völlig anderes als erwartet und packend in jeglicher Hinsicht. Und während ich noch gestaunt und sprachlos war und alles sacken lassen musste, wurde sogar noch einmal eins draufgesetzt.

"Wenn sie wüsste" hat mir eine spannende Achterbahnfahrt beschert und mich als Leserin gut gefordert. Ich mochte es sehr, dass mit meiner Wahrnehmung gespielt wurde und bin vor allem auch nach dem Epilog unheimlich gespannt darauf, in welche Richtung der zweite Band gehen wird.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Das Beste kommt zum Schluss

Blackwell Palace. Feeling it all
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Oh wow, der letzte Teil der Frozen-Hearts-Reihe hatte es ganz schön in sich. Feeling it all - und das ist Programm!

Ayla Dade hat diesmal mit der Sprache gespielt und sowohl Blairs als auch Edwards Gedanken ...

Oh wow, der letzte Teil der Frozen-Hearts-Reihe hatte es ganz schön in sich. Feeling it all - und das ist Programm!

Ayla Dade hat diesmal mit der Sprache gespielt und sowohl Blairs als auch Edwards Gedanken oftmals ohne Satzzeichen und ohne Groß- und Kleinschreibung aneinandergereiht. Hat mir persönlich aber leider nicht gefallen, weil es den Lesefluss negativ beeinträchtigt hat. Abgesehen davon wurde mir waaay too much Pokémon erwähnt. Nach den ersten 30 Seiten habe ich das Buch enttäuscht zur Seite gelegt.

Als ich es das nächste Mal in die Hand genommen und über die "Störfaktoren" hinweggesehen habe, hätte ich es am liebsten in einem Rutsch gelesen. Der Schreibstil war mit seinem Humor und Witz on point, schlagfertig, herrlich unterhaltsam und einfach wieder typisch für Ayla, die Figuren vielschichtig und mit starkem Charakter, das Setting glamourös und die Geschichte so voller Spannung, Wendungen, Emotionen und Intrigen - da hat mein Herz echt höher geschlagen! Zeitweise hat mich die Geschichte so mitgerissen, dass ich um mich herum alles andere vergessen habe. Nichts war vorhersehbar und manche Überraschungen haben mich echt umgehauen.

Für mich war der dritte Teil der Frozen-Hearts-Reihe nach einer Eingewöhnung sogar der beste. Ganz klare Leseempfehlung.

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