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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2023

Die erste und letzte Freundschaft ihrer Art

Der Letzte seiner Art
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Riesenalke sind begehrt. Zuerst wegen ihres Fleischs, aber auch als Sammlerstück für die Galerie. Man schmückt sie gerne mit einem ausgestopften Exemplar.

Zusammen mit der Tatsache, dass jedes Weibchen ...

Riesenalke sind begehrt. Zuerst wegen ihres Fleischs, aber auch als Sammlerstück für die Galerie. Man schmückt sie gerne mit einem ausgestopften Exemplar.

Zusammen mit der Tatsache, dass jedes Weibchen nur ein Ei pro Jahr legt, verschwinden sie nach und nach.

Gus ist interessierter Forscher und fängt mehr oder weniger zufällig eines der letzten Exemplare. Davon erhofft er sich wissenschaftliche Anerkennung. Ob das Forschungsobjekt lebendig oder tot am Ende seiner Reise ankommt, wird erstmal als nachrangig angesehen.

Während Gus Formalien klärt, verbringt er einige Zeit mit dem Tier. Und nimmt es wahr als lebendes Wesen und schließlich auch als Individuum. Er entwickelt ein Verantwortungsgefühl und gibt sich alle Mühe, seinen Riesenalk zu schützen. Er gibt ihm den Namen Prosp.

Zaghaft entsteht eine Freundschaft. Riesenalke können alt werden, und so begleiten wir die beiden einige Zeit. Gus findet eine Frau und sie gründen eine Familie. Überschattet wird es von Meldungen, die die Ausrottung weiterer Riesenalkkolonien verkünden.

Ist das Aussterben einer Art wirklich möglich? Leben die Tiere nicht einfach woanders weiter? Hat der Mensch wirklich diese furchtbare Macht über die Natur? Und mit welchem Recht übt er sie aus?

Diese Fragen stellt sich Gus um 1840 herum. Und das Thema wird leider immer akuter. 2018 ist die nächste Vogelart in Europa ausgestorben. Und wenn wir so weiter machen, wird sich das Tempo nur erhöhen.

Für sich und seinen Riesenalkfreund zieht Gus radikale Schlüsse, die auch Auswirkungen auf seine Familie haben.

Die Geschichte beginnt ruhig und nimmt erst nach dem ersten Drittel an Fahrt auf.
Manchmal wiederholen sich die Gedankengänge von Gus etwas. 

Die Freundschaft der beiden hat mich wirklich berührt. Die Beschreibungen und die Charakterstudie von Prosp waren so lebhaft, dass ich viel Spaß beim Lesen hatte.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Tragische Sommerlektüre

Der Sommer, in dem alles begann
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Wir erhalten Einblicke in das Leben dreier Frauen, die alle mit einem Dorf in der wilden Bretagne verwoben sind.

Nach und nach erfahren wir, was sich in einem schicksalhaften Sommer zugetragen hat, den ...

Wir erhalten Einblicke in das Leben dreier Frauen, die alle mit einem Dorf in der wilden Bretagne verwoben sind.

Nach und nach erfahren wir, was sich in einem schicksalhaften Sommer zugetragen hat, den eine der Frauen nicht überlebt.

Die Handlung an sich hat mich angesprochen. Die Stimmung in dem bretonischen Dorf fand ich sehr stimmig beschrieben. Auch die raue Landschaft habe ich sehen können.

Ich bin allerdings leider nicht mit den Figuren warm geworden und fand ihre Handlungen auch manchmal nicht nachvollziehbar. Es bleibt bis zum Ende eine emotionale Distanz trotz aller tragischen Ereignisse, die den Frauen zustoßen.

Auch mit der Erzählweise war ich nicht ganz glücklich. Es gibt zwar Kapitel, die Zeitsprünge deutlich machen, aber innerhalb der Kapitel war mir manchmal unklar, wie viel Zeit vergangen ist.

Insgesamt lässt sich das Buch gut als schnelle Sommerlektüre lesen. Als Sommerlektüre mit tragischem Ausgang.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Etwas einseitige Liebe

Vom Ende der Nacht
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Es ist die erste Liebe für Rosie und Will. Rosie ist das brave, fleißige Mädchen von nebenan. Das lieber für die Schule lernt als auf Partys zu gehen. Will ist mysteriös mit einer leicht kriminellen Vergangenheit, ...

Es ist die erste Liebe für Rosie und Will. Rosie ist das brave, fleißige Mädchen von nebenan. Das lieber für die Schule lernt als auf Partys zu gehen. Will ist mysteriös mit einer leicht kriminellen Vergangenheit, kommt bei den jungen Frauen sehr gut an. Rosie ist die erste, für die er mehr empfindet, Will der erste Junge, für den Rosie sich interessiert.

Aber es gibt Gründe, die gegen die zwei sprechen. Immer wieder.

Die Stimmung ist überwiegend bedrückend und melancholisch. Unglücke bringen die beiden zusammen und auch immer wieder auseinander.

Das Buch lässt sich gut lesen. Mir hat es etwas an der Beschreibung von Emotionen gefehlt. Vor allem aber konnte ich Rosies Verhalten gerade in der Mitte der Handlung nicht nachvollziehen. Will war mir näher und mit ihm habe ich mitgefiebert. Rosie war mir leider nicht so ganz sympathisch und ich fand die Liebesgeschichte etwas einseitig, da er häufig zurückgesteckt hat.

Insgesamt gut als Sommerlektüre und ein wahnsinnig schönes Cover für das Bücherregal.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Poetik auf Trinidad

Als wir Vögel waren
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Es ist eine Geschichte über zwei Außenseiter, welche uns nach Trinidad führt.

Emmanuel verlässt das sichere Haus seiner Mutter, um gegen ihren Willen in die Stadt zu gehen. Es ist für ihn die einzige ...

Es ist eine Geschichte über zwei Außenseiter, welche uns nach Trinidad führt.

Emmanuel verlässt das sichere Haus seiner Mutter, um gegen ihren Willen in die Stadt zu gehen. Es ist für ihn die einzige Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch wenn er sich als Totengräber gegen seinen Glauben stellt.

In Yejides Familie hat die Älteste der Frauen eine besondere Verbindung zu den Toten. Können sie spüren. Nun liegt Yejides Mutter im Sterben und das Erbe wird auf sie als Tochter übergehen.

Es gab vieles, was mir sehr gut an dem Buch gefallen hat.
Die sanfte Liebesgeschichte zwischen den beiden sich ergänzenden Charakteren. Emmanuel, der voller Leben ist, und Yejide, in deren Leben immer auch die Vergänglichkeit und die Verstorbenen Teil hatten.
Ich mag, dass wir erst die Figuren kennenlernen und die Liebesgeschichte sich erst aufbaut und als natürliche Konsequenz ihrer beiden Persönlichkeiten entwickelt.
Es sind beides starke Figuren, die sich auf Augenhöhe begegnen.
Die Welt von Trinidad wird sehr nah und erlebbar aufgespannt. Die Beschreibungen sind so schön wie das Cover. Die Sprache ist sehr poetisch.

Für mein Empfinden gibt es aber einige zu langatmige Beschreibungen. Das Mystische nimmt einen größeren Teil als erwartet ein, was mich nicht abgeholt hat. Mein Lesefluss ist leider öfter ins Stocken geraten. Die Handlung plätschert teilweise vor sich hin, ohne dass es viel Handlung gibt.

Insgesamt kann ich das Buch sehr empfehlen, wenn man sanfte Geschichten mit schöner, blumiger Sprache mag und auch offen für magische Elemente in der Geschichte ist.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Wie weit darf Überwachung gehen?

Going Zero
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Cy Baxter, Vorstand eines riesigen Tech-Giganten, ruft zu einem Versteckspiel größerer Dimension auf: Du hast zwei Stunden Zeit unterzutauchen, dann lassen sie ihr neu entwickeltes Spionageprogramm auf ...

Cy Baxter, Vorstand eines riesigen Tech-Giganten, ruft zu einem Versteckspiel größerer Dimension auf: Du hast zwei Stunden Zeit unterzutauchen, dann lassen sie ihr neu entwickeltes Spionageprogramm auf Dich los. Schaffst Du es, 30 Tage nicht gefunden zu werden, dann wartet ein Gewinn von 3 Millionen Dollar. Welches Versteck würdest Du wählen?

Eine der Teilnehmer:innen ist Kaitlyn, eine unscheinbare Bibliothekarin. Sie ist überraschend zäh und verfolgt ganz eigene Ziele.

Cy erhofft sich einen vollen Erfolg seines Projekts und dadurch einen großen Deal mit der CIA. Er ist überzeugt vom gesellschaftlichen Nutzen seiner Arbeit und meint ein Großteil der Bevölkerung steht hinter seiner Vorstellung von Sicherheit und präventiver Überwachung.

Wie kritisch diese Macht ist, wie stark sie ausgenutzt werden kann und auch wie manipulierbar sie ist, davon handelt dieser Roman.

Von der ersten Hälfte war ich leider enttäuscht. Es kam bei mir kein Lesefluss auf. Die Figuren waren alle unnahbar und ich konnte für keinen Sympathien aufbringen. Es wurde auch etwas Potenzial in meinen Augen verschenkt, da die weiteren Teilnehmer:innen des Wettbewerbs nur kurz angerissen wurden. Die Kapitel sind sehr kurz, für meinen Geschmack zu kurz. Ständig wechselt die Erzählperspektive. Den Handlungsstrang um Kaitlyn empfand ich als spannend, den um die Techfirma und Cy als zu langatmig.

Die Handlung erfährt dann eine größere Wendung. Kaitlyns Geheimnis wird aufgedeckt und wir lernen sie besser kennen. Ich konnte dann eine bessere Verbindung zu den Figuren aufbauen. Außerdem nimmt die Geschichte für mich an Spannung auf, da es viele überraschende Wendungen gibt. Mit der Gut-/Böse-Zeichnung wird etwas übertrieben.
Einige relevante Entdeckungen werden dann doch noch von Menschen und nicht der Maschine gemacht. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, damit hatte ich nicht gerechnet.

Insgesamt ein mittelmäßiges Buch mit einigen Längen, das aber relevante Themen anspricht und auch einige unerwartete Wendungen präsentiert.

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