Cover-Bild Die Zeit im Sommerlicht
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20,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 04.04.2024
  • ISBN: 9783455017090
Ann-Helén Laestadius

Die Zeit im Sommerlicht

Roman
Maike Barth (Übersetzer), Dagmar Mißfeldt (Übersetzer)

»Ein einzigartiger Roman – Gerüche, Geschmäcker, Gedanken galoppieren über die Seiten wie eine gewaltige Rentierherde.« Alingsås Tidning
Im Land der Rentiere wird eine Gruppe von Kindern ihrer Welt entrissen und in ein entlegenes Internat verbracht, wo sie sich großen Herausforderungen stellen müssen. Eine unvergessliche Geschichte über dunkle Geheimnisse, Hoffnung und Zusammenhalt und die Rückkehr ins Licht.
Schweden in den 1950er Jahren. Else-Maj ist sieben Jahre alt, als sie das vertraute Leben im Sámi-Dorf und die wärmende Gegenwart ihrer geliebten Rentiere hinter sich lassen und in ein sogenanntes Nomadeninternat gehen muss. Hier trifft sie auf Jon-Ante, Marge und andere Sámi-Kinder, die wie Else-Maj von nun an all das verleugnen sollen, was sie von der Welt kennen. Allein die gutmütige Erzieherin Anna, eine Sámi wie sie, hält eine schützende Hand über die Kinder. Doch eines Tages verschwindet sie ohne jede Spur. Erst viele Jahre später erfahren die einstigen Schüler die Antwort und mit ihr endlich eine Chance auf Genugtuung – und Heilung.
»Die Auseinandersetzung mit dem Unrecht einer in Schweden lange marginalisierten Volksgruppe - auf einer sehr persönlichen Ebene, die einen schnell in die Handlung zieht.« Agnes Bührig, NDR Kultur
»Eine ebenso bedrückende wie berührende Geschichte.« Stefan Opitz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Aufrüttelnd und bewegend.« Thomas Schürmann, HÖRZU/Gong

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2024

eine bewegende Erzählung über ein düsteres Kapitel der schwedischen Geschichte

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Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen ...

Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen Geschichte. In den 50er Jahren wurden Kinder der Sami im Grundschulalter in sogenannte Nomadenschulen geschickt, ein geschönter Name für Umerziehungsheime, in denen die Kinder im Grundschulalter ihrem familiären Umfeld entrissen wurden, um ihnen ihre samische Kultur abzuerziehen. Sie werden als ‚Lappen‘ beschimpft, Ihre samische Muttersprache wird ihnen ebenso verboten wie das Joiken, die Hausmutter schreckt dabei nicht vor physischer und psychischer Gewalt zurück.
Im Roman stehen 5 Kinder im Mittelpunkt, deren Geschichte in zwei ineinander verwobenen Zeitschienen erzählt wird, zum einen aus der Kindheit in der Mitte der 50er Jahre, sowie 30 später im Erwachsenenalter. Alle eint das Trauma, das sie seit ihrer Kindheit mit sich tragen, da sie nie die Gelegenheit bekommen haben, die Erlebnisse zu verarbeiten. Die meisten versuchen, ihre dunklen Erinnerungen zu vergessen und vermeiden es, über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Man spürt in dem Roman, wie sehr das Thema die Autorin am Herzen liegt, sie schildert sehr eindringlich, wie sehr die Unterdrückungen und Misshandlungen aus der Zeit in der Nomadenschule die Protagonisten auch nach 30 Jahren noch in ihrem Alltag belasten. Dabei schlagen sie sehr unterschiedliche Wege ein, einige kehren zu ihren Traditionen zurück, andere verleugnen ihre samischen Wurzeln. Ihre innerlichen Qualen und Selbstzweifel sind mir beim Lesen ebenso nahe gegangen wie die unfassbaren Misshandlungen in der Nomadenschule.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, wie schon in Ann-Helén Laestadius Roman ‚Das Leuchten der Rentiere‘ und anderen Geschichten aus dem Umfeld der Sami ist es auch hier wieder kaum begreiflich, wie die Sami seit vielen Jahren diskriminiert und ihrer Traditionen beraubt wurden.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Großartiger Roman

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Wow, was für ein Roman. Nachdem mir „Das Leuchten der Rentiere“ schon sehr gut gefallen hat war ich sehr neugierig auf dieses Buch und wurde nicht enttäuscht.

Es gibt 2 verschiedene Zeitstränge. In einem ...

Wow, was für ein Roman. Nachdem mir „Das Leuchten der Rentiere“ schon sehr gut gefallen hat war ich sehr neugierig auf dieses Buch und wurde nicht enttäuscht.

Es gibt 2 verschiedene Zeitstränge. In einem erleben wir aus der Sicht des jeweiligen Kindes wie sie das Leben im Internat erlebt haben und der andere spielt ca. 30 Jahre später, da treffen wir sie als Erwachsene wieder. Schonungslos wird uns vom Internat berichtet, die Kinder waren schon sehr jung und monatelang dort, sollten umerzogen werden zu Schweden und ihre Herkunft ablegen, Schwäche war nicht gestattet und wurde umso härter bestraft. Was das mit Menschen macht lesen wir dann in den Abschnitten, in denen die Kinder erwachsen sind. Kann man dauerhaft seine Herkunft ablegen? Was passiert mit Menschen, die wenig Zuneigung, Hilflosigkeit und ständige Angst erfahren mussten?

Die Autorin findet die richtigen Worte um uns die Emotionen der Protagonisten nahezubringen, sie erzählt sehr feinfühlig diese unheimlich tragische und doch auch sehr interessante Geschichte. Hier ist einfach ein Generationentrauma entstanden, das unheimlich traurig und verstörend ist. Durch die bildhafte Beschreibung, die mich bei „Das Leuchten der Rentiere“ so beeindruckt hat ist man wieder mitten drin und ganz nah dabei.

Ein wunderbarer, ganz großartiger Roman, der unbedingt gelesen werden muss. Gehört für mich jetzt schon zu den Highlights in diesem Jahr.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Diskriminierung der Samen an den Nomadenschulen

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Vor einiger Zeit habe ich eine Reportage über das Volk der Samen gesehen, und so hat mich die Beschreibung des Romans "Die Zeit im Sommerlicht" sofort interessiert. Sehr gefühlvoll erzählt Ann-Helen Laestadius, ...

Vor einiger Zeit habe ich eine Reportage über das Volk der Samen gesehen, und so hat mich die Beschreibung des Romans "Die Zeit im Sommerlicht" sofort interessiert. Sehr gefühlvoll erzählt Ann-Helen Laestadius, selbst Samin,  anhand der Protagonistinnen Else-Maj, Marge, Jon-Ante, Nilsa und Ann-Risten von den Nomadenschulen und den lebenslangen psychischen und auch körperlichen Folgen, an denen die ehemaligen Schüler und Schülerinnen dieser Einrichtungen litten. Bis in die 1960er Jahre hinein mussten Kinder samischer Rentierzüchter gesonderte Nomadenschulen besuchen, auf denen sie nur nach vereinfachtem Lehrplan unterrichtet wurden und wo Ihnen die samische Sprache und Kultur verboten war. Die Personen des Romans sind fiktiv, doch die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass ihre Mutter noch eine solche Schule besuchen musste und die erzählte Geschichten auf realen Begebenheiten beruhen. Demnach waren die Kinder auf den Internaten der Nomadenschulen systematischer  Diskriminierung, Rassismus, Willkür und körperlicher Gewalt ausgesetzt. 

Der Roman springt immer wieder zwischen zwei Zeitebenen hin und her: In den frühen 50er Jahren begleitet er die noch jungen  Protagonist
innen auf die Nomadenschule, und 1985/1986 zeigt er das Leben der inzwischen ca. 40jährigen Erwachsenen und ihrer Familien. Die Erfahrungen der Schulzeit haben bei allen tiefe Spuren hinterlassen, wirken bis in die nächste Generation hinein, und jeder versucht auf seine eigene Weise damit umzugehen. In jedem der 54 Kapitel steht eine/einer der fünf Protagonistinnen im Mittelpunkt, und wir erleben die Geschehnisse aus seiner bzw. ihrer Sicht. Besonders ans Herz gewachsen sind mir hier Marge und Jon-Ante. Mit viel Liebe beschreibt die Autorin den Familienzusammenhalt der Samen und die tiefe Zuneigung zwischen Eltern, Großeltern und Geschwistern, die ohne große Worte auskommt. Ebenso deutlich wird, welch hohen Stellenwert die Rentiere nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional und kulturell für die Samen haben. Die Bedrohung des Lebensraums der Rentiere durch Bergbau, Forstwirtschaft, Tourismus und Umweltverschmutzung ist daher für die Samen von existenzieller Bedeutung und klingt auch im Roman immer wieder an. So führt Jon-Antes Tätigkeit als Bergmann zu  innerfamiliären Diskussionen, und auch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wird thematisiert. 

Der Schreibstil des Romans hat mir sehr gut gefallen. Er ist voller Wärme und Zuneigung für die Figuren und das Volk der Samen, und dabei gleichzeitig klar und direkt. Deutlich spürbar ist die Kritik an den Verantwortlichen der Nomadenschulen und der schwedischen Kirche, die Trägerin der Schulen war. Das Schicksal der Kinder hat mich sehr bewegt, und die Misshandlungen der Kinder erinnern an ähnliche Berichte aus Kinderheimen und Internaten auch in Deutschland. Es macht mich immer wieder sprachlos, mit welcher Gefühlskälte sogenanntes pädagogisches Personal den  Kindern begegnet ist. 

Ein sehr lesenswertes Buch, das die Minderheit der Samen und ihre systematische Unterdrückung in den skandinavischen Ländern bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts in den Mittelpunkt rückt.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Drama in Eis und Schnee

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Die Zeit im Sommerlicht, ist der zweite Erwwachsenroman der Autorin Ann-Helen Laestadius. Der erste Roman konnte mich gut unterhalten und der neue ist wieder ein Leseerlebnis.
Man erfährt viel über die ...



Die Zeit im Sommerlicht, ist der zweite Erwwachsenroman der Autorin Ann-Helen Laestadius. Der erste Roman konnte mich gut unterhalten und der neue ist wieder ein Leseerlebnis.
Man erfährt viel über die Kultur und Leben der Samen.Es gibt viel Hass und Fremdenfeindlichkeit.
Diese Geschichte ist fiktiv, aber solche Dinge sind geschehen.
Die Mutter der Autorin hat das Sameninternat besucht. Der Roman zeigt wie die Kinder gelitten haben und wie sogar die Kinder und Enkel noch wegen der Dramatik leiden mussten.
Der Roman beginnt 1954, als die Kinder mit sieben Jahren diese Schule besuchen mussten.
Dreißig Jahre später erfährt man, wie schwierig das Leben wurde.
Es geht so weit, das sie den eigenen Kindern nicht sagen wollen, das sie Samen sind.
Es ist ein interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe.








Veröffentlicht am 04.04.2024

Nomadenschule

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Else-Maj wächst in den 1950er-Jahren in Nordschweden auf, in einem Sami-Dorf, gemeinsam mit ihren Nachbarn und den Rentieren. Traditionelle Kleidung und Gesänge sowie eine eigene Sprache unterscheiden ...

Else-Maj wächst in den 1950er-Jahren in Nordschweden auf, in einem Sami-Dorf, gemeinsam mit ihren Nachbarn und den Rentieren. Traditionelle Kleidung und Gesänge sowie eine eigene Sprache unterscheiden die Samen von den Schweden. Das aber soll den Nomadenkindern bald ausgetrieben werden – in einem Internat unter der gestrengen – und ungerechten – Leitung von Rita Olsson, der „Hexe“. Als auch noch die empathische Erzieherin Anna verschwindet, verliert so mancher Zögling im Heim die Hoffnung auf Gerechtigkeit, noch etwa dreißig Jahre später verfolgen die ehemaligen Schüler schreckliche Erinnerungen an diese Zeit.

Warmherzig und voller Empathie schildert Autorin Ann-Helén Laestadius diese interessante, aber traurige Geschichte in zwei Zeitebenen. Während der 1950er-Jahre erleben wir Elsa-Maj, Marge, Jon-Ante und einige andere Sami-Kinder im Internat. Dort werden sie gedrillt, Schwedisch zu lernen und ihre eigene Sprache, die „Sprache des Herzens“, zu verleugnen. Selbst ihre Namen werden ins Schwedische übertragen. Kein Wunder, dass unter der verbitterten, alten Direktorin keine Freude und kein Lachen in den kindlichen Gesichtern zu sehen sind. Die traumatischen Erfahrungen dauern über Jahrzehnte an und beeinflussen auch noch weite Bereiche ihres Erwachsenenlebens, welches Mitte der 1980er-Jahre abgebildet wird. Besonders erschreckend an all den Szenen ist die Tatsache, dass wahre Begebenheiten ihre Grundlage darstellen und nicht etwa gut ausgedacht sind. Aus erster Hand kennt Ann-Helén Laestadius Zeugenberichte, waren doch sehr nahe Verwandte von den geschilderten Zuständen betroffen.

Weniger naturnah als in „Das Leuchten der Rentiere“, dennoch überaus beeindruckend und glaubwürdig erzählt die Autorin über samische Sitten, den Zusammenhalt im Dorf und das allgegenwärtige Gefühl von Schuld und Opfer-Sein. Obwohl beide Zeitebenen überaus authentisch sind, kommt es da und dort zu etwas langatmigen Stellen, am Ende jedoch schließt sich der Kreis und lässt eine gewisse Versöhnung mit der Vergangenheit zu.

Interessante Einblicke in das Leben der Samen, bildreiche, gut vorstellbare Szenen und eine sehr angenehme, ruhige Erzählweise lassen auch dieses Buch von Ann-Helén Laestadius zu einem Erlebnis werden, welches ich gerne weiterempfehle.