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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2017

Temporeich, aber dafür manchmal etwas verwirrend

Die Buchmagier
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Wow, das Buch hat wirklich eine ganze Fülle von Action, Spannung und neuen Ideen!

Aus der Ich-Perspektive von Isaac erlebt man eine abenteuerliche Suche nach dem Bösewicht, der die Geheimhaltung der ...

Wow, das Buch hat wirklich eine ganze Fülle von Action, Spannung und neuen Ideen!

Aus der Ich-Perspektive von Isaac erlebt man eine abenteuerliche Suche nach dem Bösewicht, der die Geheimhaltung der Buchmagier auf den Kopf stellt.
Es war nicht ganz einfach, den vielen neuen Eindrücken zu folgen und alles sofort zu verstehen – man muss schon konzentriert lesen, um die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen. J. Hines hat eine sehr lebhafte, anschauliche Sprache, die anspruchsvoll aber auch mit Humor gespickt ist.

Die Protagonisten Isaac Vainio und Lena Greenwood waren mir von Anfang an sympathisch. Der Buchmagier ist ein gewissenhafter, ehrlicher Mann, dem sein Hunger nach Wissen beinahe über alles geht. Die Gedankenspielchen, die der Autor immer wieder einwirft, zeigen deutlich seine immer währende Neugier.


Gleichzeitig ist er aber auch unsicher, da er befürchtet, seine Fähigkeiten (wieder) zu überschätzen. Seine Faszination für Bücher und die Begabung, Gegenstände aus den Seiten zu ziehen kann wohl jeder Leser nachvollziehen.
Ein witziger Nebencharakter ist seine Spinne Klecks, ein Wesen aus einem Buch, dass bei drohender Gefahr stets in Flammen aufgeht.
Lena Greenwood hingegen ist eine Dryade und Isaac fällt es schwer, sie einzuschätzen. Sie hat ihre eigenen Gründe, ihm bei der Nachforschung zu helfen und je weiter ihr Weg sie führt, desto näher scheinen sie sich zu kommen.

Die Magie und ihre Handhabung ist völlig neu – man könnte an die „Tintenwelt“ von Cornelia Funke erinnert werden – sie ist aber völlig anders. Es gibt keine Welt hinter den Büchern, die man bereisen kann; sondern der Zauber entsteht aus dem Glauben der vielen Tausenden von Menschen, die diese Bücher gelesen haben. Erst sie machen es möglich, dass ein magisch begabter Libriomant fähig ist, den Gegenständen aus den Büchern eine Substanz zu geben und sie in unsere Welt zu ziehen. Auch den Bezug zum Erfinder des Buchdrucks, Johann Gutenberg, der das magische Potenzial der geschriebenen Wörter entdeckte, fand ich sehr gelungen und gibt dem ganzen einen glaubwürdigen Charakter.


Für die Figuren ist vor allem detektivischer Spürsinn gefragt, Mut und eine unbeirrbare Neugier. Ihre abenteuerliche Jagd wird anschaulich beschrieben und mit amüsanten Metaphern gekonnt in Szene gesetzt.
Die vielen Bezugnahmen des Autors auf literarische Werke haben mich auch beeindruckt, im Anhang kann man sie in der Bibliografie auch nachlesen.

Ich hätte mir manchmal etwas hilfreichere Erklärungen gewünscht und hoffe, dass die Fragen dann in Band 2 beantwortet werden.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Unterhaltsamer Ausflug ins Mittelalter

Hansetochter
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Schon der Prolog hat mich sehr neugierig gemacht. Hier erfährt man, dass die junge Kaufmannstochter Henrike alles verloren hat, doch der Weg, der sie ins Hurenhaus der Stadt Lübeck führt, soll dieses Schicksal ...

Schon der Prolog hat mich sehr neugierig gemacht. Hier erfährt man, dass die junge Kaufmannstochter Henrike alles verloren hat, doch der Weg, der sie ins Hurenhaus der Stadt Lübeck führt, soll dieses Schicksal wenden.
Der bildhafte Erzählstil liest sich flüssig und man bekommt einen anschaulichen Eindruck der Zeit um 1375. Die vielen Ränkeschmiede und Intrigen sind oft vorauszusehen, dennoch konnte mich die Handlung fesseln. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, sodass man die Gedanken und Hintergründe zu den Charakteren gut nachempfinden kann.

Die Figuren sind nach einem stereotypen Muster gestrickt, trotzdem haben sie viele Facetten und wirken glaubwürdig.
Henrikes Mutter starb, als sie im Krieg flüchten mussten, doch die junge Kaufmannstochter hat viel von ihrem Vater gelernt. Sie ist ein gutmütiger Mensch, sehr aufmerksam, was um sie herum geschieht und lernt schnell dazu. Ihre Naivität rührt von ihrem behüteten Leben her, trotzdem hätte ich mir manchmal gewünscht, dass sie logischer schlussfolgert. Aber sie entwickelt aus ihrer Notlage eine Stärke, ohne die sie ihren Weg nicht hätte gehen können.
Adrian Vanderen, der Kaufmann aus Brügge, ist ein sehr mutiger, aufrichtiger junger Mann, der auch schnell Gefallen an Henrike findet. Die Umstände allerdings, die sich durch den Tod ihres Vaters ergeben, halten ihn von ihr fern.
Asta war mir sehr sympathisch. Sie ist eine entfernte Verwandte von Henrike und führt alleine einen Hof etwas außerhalb der Stadt. Durch ihre robuste, herzliche Art habe ich sie gleich ins Herz geschlossen.

Manche Szenen wirkten etwas ungeschickt und umständlich beschrieben. Im ersten Drittel verliert sich die Autorin etwas in die detailreichen Beschreibungen über das Leben und den Handel – die zwar zu einem illustren Eindruck der Hanse verhelfen, die Handlung dadurch aber etwas in die Länge ziehen. Danach allerdings nehmen die Ereignisse zusehend an Fahrt auf und viele Wendungen geben dem ganzen wieder Schwung.
Einige gesellschaftliche Gepflogenheiten haben mich überrascht, da ich die Stellung der Frau in diesem Jahrhundert noch nicht als so gehoben angesehen hatte. Aber da kann ich mich natürlich täuschen.

Fazit


Eine schöne Geschichte, um in die Zeit der damaligen Handelsmetropole einzutauchen und ein unterhaltsames Abenteuer einer mutigen, jungen Frau, die sich gegen die Bevormundung einer strengen Gesellschaftsordnung behaupten muss. Die Entwicklungen sind meist vorhersehbar, trotzdem hat es nicht an abwechslungsreicher und kurzweiliger Spannung gefehlt.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Gelungenes Gedankenexperiment über die Manipulation der Gesellschaft

Ein König für Deutschland
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Der Klappentext greift hier schon etwas vor, denn eigentlich beginnt die Handlung im Jahr 2000 - und nicht in Deutschland, sondern in den USA: Der junge Amerikaner Vincent Wayne Merrit kommt mit 20 Jahren ...

Der Klappentext greift hier schon etwas vor, denn eigentlich beginnt die Handlung im Jahr 2000 - und nicht in Deutschland, sondern in den USA: Der junge Amerikaner Vincent Wayne Merrit kommt mit 20 Jahren zum ersten Mal mit dem Gesetz wegen Betrügereien in Konflikt. Durch einen von ihm programmierten Trojaner konnten Kreditkartennummern geknackt und viele Menschen um ihr Geld betrogen werden. Er sitzt seine Haftstrafe ab und kommt danach an einen Job, den er sich immer erträumt hat.

Die Herausforderungen als Programmierer sind sein Steckenpferd und so gerät er schon bald an den Auftrag eines Regierungsabgeordneten. Dass es darum geht, wie man ein Programm für die Präsidentschaftswahl, also die Wahlcomputer, manipulieren kann, bereitet Vincent dennoch ein schlechtes Gewissen, denn welche Auswirkungen das Ganze hat, wird ihm erst bewusst, als es schon zu spät ist. Seine Ängste, dass ihm oder seiner Firma jemand auf die Schliche kommt, scheint jedoch unbegründet – bis eines Tages jemand vor seiner Tür steht, der das Ganze groß aufziehen möchte; und zwar in Deutschland. Hier wird der Geschichtslehrer Simon König in die ganze Sache verwickelt und findet sich plötzlich als "Anwärter" auf den Thron von Deutschland wieder.

Ich finde es immer unglaublich, wie Andreas Eschbach fundierte Tatsachen so geschickt in seine fiktiven Geschichten einflicht, dass man am Ende glaubt: Ja, das könnte tatsächlich so gewesen sein! Anfangs musste ich mich ein bisschen durchbeißen, weil es viele Infos zum Thema Wahlpolitik und vor allem dem Programmieren und Manipulieren von Daten geht, alle Quellen dazu findet man in den Fußnoten. Trotzdem war es nicht langweilig und ein guter Aufbau zur Geschichte, die in Teil 2 dann so richtig Fahrt aufnimmt.

Die Handlung gliedert sich in vier Teile
1 - Das Programm, das Vincent entwickelt
2 - Das Spiel, das in Deutschland damit beginnt
3 - Die Wahl, die das Programm herausfordert
4 - Der König, der das Spiel gewonnen hat

Kurze Kapitel und die schnörkellose Schreibweise trösten schnell über die Detailverliebtheit weg, die der Autor hier vor allem in der ersten Hälfte auslebt. Für PC-Freaks sicher interessant, für mich ein aufschlussreicher Einblick. Der komplette erste Teil wird aus Vincents Perspektive beschrieben, ab dann wechseln sich die Sichtweisen ab. Ein weiterer Hauptprotagonist ist natürlich Simon König, Mitte 50 und Geschichtslehrer eines Gymnasiums. Durch eine unbedachte Aktion steht er plötzlich im Mittelpunkt eines Wahlkampfes zum König für Deutschland, der eigentlich für ganz andere Zwecke ins Leben gerufen worden war. Zusammen mit einem bunt zusammen gewürfelten Haufen junger "Rebellen" lebt er plötzlich einen Traum, den er so nie erwartet hatte.

Eschbach greift hier wieder sehr gekonnt gesellschaftliche und politische Probleme auf, die sich durch die ganze Entwicklung von Bildung, Computer und Machtspielchen ziehen. Mich hat es auf jeden Fall fasziniert, obwohl, oder vielleicht gerade weil ich mich damit bisher kaum beschäftigt habe.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Klassisches Vampirabenteuer in der modernen Welt, für Jugendliche, die sich eher an den altbewährten Mythos orientieren

Department 19 - Die Mission
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Das Cover hat mich vom ersten Moment an schon angesprochen. Ich hab zwar dahinter keine Vampire vermutet, aber jetzt, wo ich das Buch kenne, erinnert es natürlich schon an die van Helsing Zeiten. Das ...

Das Cover hat mich vom ersten Moment an schon angesprochen. Ich hab zwar dahinter keine Vampire vermutet, aber jetzt, wo ich das Buch kenne, erinnert es natürlich schon an die van Helsing Zeiten. Das witzige ist, dass auf dem Buchrücken auch eine Person von hinten zu sehen ist, und zwar der Junge Jamie im Kapuzenpulli :)

Der Anfang startet gleich mit einer Menge Action und es passieren brutale und unheimliche Ereignisse, die Jamies Leben von Grund auf ändern. Der Schreibstil ist temporeich und man merkt, dass es ein Jugendbuch ist, auch wenn es einige heftige Szenen gibt. Gerade so ein paar kleine Ungereimtheiten, die zwar nicht ins Gewicht fallen, haben mich ein bisschen gestört. Die kommen nur zu Beginn vor und ich entdecke sowas meist bei Jugendbüchern - verstehen tu ich das aber nicht. Ich denke, auch Jugendlichen können sehr wohl logische Zusammenhänge erkennen, oder auch überzogene Reaktionen, unglaubwürdiges Verhalten ... aber im Großen und Ganzen ist es flüssig zu lesen und mit einem gewissen Charme. Die meiste Zeit wird aus Jamies Perspektive erzählt, mit ein paar Abstechern zu anderen Figuren, die eine wichtige Rolle spielen.

Jamie wird ja sehr unvorbereitet mit unglaublichen Entdeckungen konfrontiert, die er mir ein bisschen zu schnell annimmt. Auch lernt er alles in einem Tempo, als sei er ein "Naturtalent", auch was den Umgang mit Waffen betrifft. Das hat er jedoch auch bitter nötig, denn die Vampire sind hier keine glitzernden Vegetarier, sondern blutrünstige Monster, wie man sie aus Bram Stokers Dracula kennt.
Es gibt drei kleine (Vor)Geschichten, die in Rückblicken erzählt und geschickt eingeflechtet werden. Sie erzählen die Entstehungsgeschichte vom Department 19 und beginnen in London im Jahr 1892. Das fand ich sehr geschickt gemacht. Die Zusammenhänge verbindet Will Hill mit Bram Stokers Vampirmythos und man trifft auf einige bekannte Namen: van Helsing, Jonathan Harker, Dr. Seward und sogar Stoker selbst hat hier eine kleine, wenn auch etwas undankbare Rolle erhalten.

Genauso wie das Vampirmädchen Larissa, das Jamie durch die Verkettung unglücklicher Umstände näher kennenlernt. Sie schmeichelt ihm, damit er ihr hilft und man weiß nie so recht, woran man an ihr ist. Auch Jamie zweifelt oft an ihrer Aufrichtigkeit und kann sich selbst nicht verstehen, weil er ihr mehr und mehr vertraut. Denn auch Larissa zeigt die typischen Eigenschaften, mit denen ich die klassischen Vampire verbinde. Hier gehts richtig zur Sache, mit brutalen Zerstückelungen, gierigem Blutdurst und den allseits bekannten Methoden, die Vampire mit Pflöcken zu pfählen.

Leider hatte die Handlung dann einen kleinen Einbruch. Ich hab mir eine spannende Vampirjagd erhofft, stattdessen wurde viel geredet, von der Vergangenheit erzählt und falschen Hinweisen nachgelaufen. Das hat für mich alles etwas ausgebremst, was sehr schade war, denn am Anfang klang das ganze doch vielversprechend. Nach dem Mittelteil wurde das Tempo dann wieder angezogen und das letzte Drittel wurde nochmal richtig spannend! Hier hat der Autor richtig Gas gegeben und einen guten Showdown mit viel Blut und Überraschungen hingelegt. Da war ich dann doch positiv überrascht und freu mich jetzt auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 10.05.2021

Konnte mich nicht mehr so fesseln wie Band 1

Narrenkrone
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Vom ersten Band der Reihe war ich ja total begeistert! Obwohl die Grundlage der Geschichte das Märchen um Dornröschen ist, versteht es Boris Koch, auch andere Märchenelemente einzuweben und lässt damit ...

Vom ersten Band der Reihe war ich ja total begeistert! Obwohl die Grundlage der Geschichte das Märchen um Dornröschen ist, versteht es Boris Koch, auch andere Märchenelemente einzuweben und lässt damit viele Erinnerungen an die Geschichten aus der Kindheit aufleben. Ein bisschen hat mir das hier im zweiten Band gefehlt; hier gab es etwas weniger davon, oder ich hab die Verbindungen nicht erkannt, das ist durchaus möglich.

Der Anfang jedenfalls hat mich direkt wieder in den Bann gezogen, was sich im Laufe des Lesen allerdings etwas gelegt hat. Ich weiß nicht genau, woran es lag. Zum einen hab ich mich leider wenig an die Details aus dem ersten Teil erinnert, zum anderen plätscherte die Handlung zeitweise etwas vor sich hin. Es gab kleine Einflechtungen, um sich die Ereignisse aus dem Vorband in Erinnerung zu rufen, aber die waren sehr selten gestreut, so dass ich nicht mehr so recht reinfinden konnte. Ich würde hier wirklich empfehlen, die beiden Bände zeitnah zu lesen!

Die Figuren waren ja alle lange unterwegs, um die sagenumwobene Stadt Ycena zu erreichen, in der das dornenumwucherte Schloss zu finden ist. Mittlerweile sind alle am Ziel angekommen und versuchen nun mit verschiedenen Mitteln, die Hecke zu durchdringen. Jeder hat andere Gründe, aber alle wollen die Kaisertochter küssen, um mit der Macht der Legende über Lathien herrschen und damit den verhassten König Tiban stürzen zu können.
Die Charaktere sind ein bunt gemischter Haufen, die teilweise zusammenfinden, sich gegenseitig beeinflussen, aber auch im Alleingang handeln und damit die Ereignisse tiefgreifend beeinflussen. Hier gab es einige Überraschungen, die neue, spannende Wendungen bereit halten.

So ganz nah gekommen bin ich den Charakteren leider nicht. Das war schon im ersten Band so, wo es mich nicht so gestört hat - hier aber doch ein Stück weit zum Mitfiebern gefehlt hat. Man kann sie zwar alle gut einschätzen, es bleibt aber an der Oberfläche; was für Märchen ja auch in Ordnung ist. Da aber die Handlung mich dieses Mal nicht so mitreißen konnte, hätte etwas mehr über die Gefühle der Einzelnen vielleicht ganz gut getan.

Ihr seht, so ganz zufrieden war ich mit dem Abschluss nicht, dennoch möchte ich positiv hervorheben, wie gekonnt der Autor die verschiedenen Wege der Figuren verbunden hat, das fand ich wirklich klasse, sowie die Idee dahinter und auch die kleinen Botschaften, die eingestreut sind. Vor allem die Gier nach Macht, die hier auf Stärke gestützt wird in Form von Angst und Gewalt - und das Stärke sehr viel mehr bedeutet. Der Mut, sich für andere einzusetzen, der Wille sein Ziel zu erreichen und die Überzeugung sich für andere einzusetzen!

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