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Veröffentlicht am 21.04.2024

Erinnerungen an ein bewegtes Leben

Greta
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Mit 85 Jahren hat Greta schon viele Weggefährten verloren. Nach einem Sturz ist sie auf Hilfe angewiesen und wird von ihrem Sohn in ein Altenheim verbracht, in dem er sie selten besucht. Greta möchte ihren ...

Mit 85 Jahren hat Greta schon viele Weggefährten verloren. Nach einem Sturz ist sie auf Hilfe angewiesen und wird von ihrem Sohn in ein Altenheim verbracht, in dem er sie selten besucht. Greta möchte ihren Traum verwirklichen und noch einmal ihr Kindheitshaus in Lettland besuchen. Trotz absehbarer Strapazen büxt die alte Dame aus und begibt sich per Zug auf die Reise. Ihre etwas umständliche Route richtet sich nach der in der Kindheit erfolgten Flucht. Die wichtigen Stationen möchte sie nicht auslassen. Die Reise ist beschwerlich für die alte Dame, aber beflügelt sie auch. Während der langen Zugfahrten liest sie erstmals in alter Korrespondenz von ihrer Mutter mit deren Mutter. Dadurch werden viele Erinnerungen wachgerufen, auch unangenehme.

Die Briefe sind im Text abgedruckt und man entdeckt und liest sie mit Greta gemeinsam, das versetzt einen sehr authentisch in die Vergangenheit und lässt einen die Zeit miterleben. Durch die Briefe der Erwachsenen erhält man viele geschichtliche und politische Informationen, die das Kind Greta noch nicht so interessierten, evtl. nicht mit ihr besprochen wurden oder auch von ihr verdrängt wurden. Greta vergegenwärtigt sich durch diese Briefe sehr viel und reist so immer tiefer in ihre Vergangenheit.

Die einzelnen Orte, die sie besucht, holen ebenfalls viel Verdrängtes wieder an die Oberfläche. So reist Greta buchstäblich rückwärts, sie nähert sich ihrem Geburtsort und ihrer Vergangenheit immer mehr an.

In einem weiteren Handlungsstrang reist Marita mit dem Flugzeug nach Lettland, um ihren Geliebten zu suchen.

Die beiden suchenden Frauen begegnen sich, lernen sich kennen und helfen einander. Eine schöne Verbindung voller Hilfsbereitschaft und Empathie.

Beide Frauen machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch, was mir gut gefällt. Nebenbei erhält man interessante Einblicke in die deutsche Geschichte, insbesondere die der Umsiedler und Flüchtlinge. Auch die familiäre Situation von Greta wird sehr authentisch beschrieben, sowohl die der Kindheit mit der Flucht nach Berlin und den beschwerlichen Bedingungen im Nachkriegsdeutschland, aber auch die Beziehung zum Sohn, der immer mehr drängende Fragen hatte, als die Mutter beantworten wollte oder konnte.

Die psychisch und physisch anstrengende Reise ist sehr interessant und ausführlich beschrieben. Bemerkenswert, wie eine alte Dame, die schlecht zu Fuß ist, ihren Mut zusammennimmt und sich noch einen wichtigen Traum erfüllt, der sie zurück zu ihren Wurzeln bringt und die damit ein Stück in der Gegenwart aufschließt, das ihr zuvor nicht zugänglich war.

Durch die vielen Briefe und die detaillierten Erinnerungen hat das Buch in einen Teilen ein paar Längen, die sich aber auszuhalten lohnen. Das Buch ist sehr gut recherchiert und ausführlich.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Wie sieht die Nacht aus?

Hallo Nacht. Ich mag dich gerne. Setz dich zu mir. Wir gucken Sterne
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Ein neugieriges Mädchen wartet auf die Nacht. Es schaut nach draußen und beobachtet die Umwelt. Bevor es schlafen geht hat sie Fragen an die Nacht. "Du bist so still. Ist es, weil niemand mit dir reden ...

Ein neugieriges Mädchen wartet auf die Nacht. Es schaut nach draußen und beobachtet die Umwelt. Bevor es schlafen geht hat sie Fragen an die Nacht. "Du bist so still. Ist es, weil niemand mit dir reden will?" Die verschiedenen Fragen und unterschiedlichen Feststellungen zur Nacht regen zum Nachdenken und weiterspinnen der Gedanken an. Mir gefallen die in schwarz weiß gehaltenen großformatigen Illustrationen sehr gut, die gelegentlich von etwas gelb durchbrochen werden. Der Text ist in Reimform gehalten, was ich ebenfalls sehr schön finde. Rührend finde ich das Freundschaftsangebot des Mädchens, dass unvoreingenommen die Nacht kennenlernen möchte. Der Text kann Kindern die Angst vor der Dunkelheit bzw. der Nacht nehmen und aufzeigen, dass eine gesunde Neugier und ein offener Blick eine Strategie sein können. Leider konnten meine Kinder diese Ansicht nicht teilen, sie empfanden die Bilder als düster, der Text war ihnen zu poetisch und hat sich nicht erschlossen. Schade, aber mir gefallen ja auch nicht alle Bücher für mein Alter ;)

Ein sehr schönes Kinderbuch, das auch Erwachsenen Freude macht und zum Betrachten und Lesen einlädt. Aufgrund der Formulierungen und der dunklen Bilder sollte man überlegen, ob es für das eigene Kind geeignet ist.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

gutes Debüt

Das Schweigen des Wassers
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In "Das Schweigen des Wassers" entführt uns Susanne Träger in die Zeit nach der Wende. Keine einfache Zeit für die Menschen in den neuen Bundesländern, sie sollen ihr Leben an die Regeln der BRD anpassen. ...

In "Das Schweigen des Wassers" entführt uns Susanne Träger in die Zeit nach der Wende. Keine einfache Zeit für die Menschen in den neuen Bundesländern, sie sollen ihr Leben an die Regeln der BRD anpassen. Aufbauhelfer erklären dort wie alles zu funktionieren hat. Einer davon ist Hauptkommissar Groth, er wird zurück in die alte Heimat geschickt, um die Kollegen vor Ort zu schulen. Ein Bootsverleiher wendet sich an ihn, weil er verfolgt wird, kurz darauf wird er tot aus dem See gefischt. Während Groth von einem Mord ausgeht und hartnäckig ermittelt, wollen die Kollegen den Fall als Unfall deklarieren. Seine Ermittlungen führen Groth weiter zurück in die Vergangenheit.
Der Autorin ist ein guter Krimi geglückt, der die Zeit nach der Wende gekonnt einfängt. Die Stimmung der Menschen und die Probleme dieser Zeit sind gut in die Handlung eingearbeitet. Das es im Leben des Ermittlers Tragödien gibt, nimmt nicht zu viel Raum ein. Der Spannungsbogen entwickelte erst etwas flach, aber dann fesselt das Buch zunehmend. Mir hat das Buch gut gefallen, bei einer Fortsetzung wäre ich gerne wieder dabei.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

bewegend

Der ehrliche Finder
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Tristan ist mit seinen Eltern und sieben Geschwistern aus dem Kosovo quer durch Europa nach Belgien geflohen. Hier leben sie nun in einer kleinen Wohnung. Das Trauma der Familie ist nicht auf den ersten ...

Tristan ist mit seinen Eltern und sieben Geschwistern aus dem Kosovo quer durch Europa nach Belgien geflohen. Hier leben sie nun in einer kleinen Wohnung. Das Trauma der Familie ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, wird aber beim Lesen spürbar. Tristan bemüht sich in Belgien anzukommen. Er sitzt in der Schule neben Jimmy, mit dem er sich anfreundet. Jimmy ist ein Außenseiter mit Sammelleidenschaft für Flippos, die den Chipstüten beiliegen. Sein Vater hat die Familie verlassen und er lebt mit seiner Mutter allein in einem Haus. Die Lebenssituationen der Kinder sind sehr gegensätzlich, aber sie können dies in ihrer Freundschaft gut überbrücken. Es wird gut herausgearbeitet, das die äußeren Gegebenheiten hier keine große Rolle für die Jungen haben. Als Tristans Familie die Abschiebung droht, spitzt sich die Handlung zu. Auf den 125 Seiten gelingt es der Autorin ein Drama glaubhaft und fesselnd zu entwickeln. Die Geschichte soll auf einer wahren Begebenheit beruhen. Die Themen Flucht, Asyl, Abschiebung und Migration sind leider noch immer aktuell. Hier wird aus dem Blickwinkel eines Kindes erzählt, was interessant ist, dennoch hätte ich mir an einigen Stellen etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Der Titel und die Covergestaltung erklären sich aus der Handlung, was mir gut gefällt.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

der Weg zu mehr Leichtigkeit

frei und leicht
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Auch wenn es einem wirklich gut geht, kann Unzufriedenheit an einem nagen. Oft kann man diese Unzufriedenheit nicht richtig greifen, dennoch ist sie da. Alle Versuche die Seele zufriedenzustellen greifen ...

Auch wenn es einem wirklich gut geht, kann Unzufriedenheit an einem nagen. Oft kann man diese Unzufriedenheit nicht richtig greifen, dennoch ist sie da. Alle Versuche die Seele zufriedenzustellen greifen nicht. Alles ist gut in deinem Leben, aber "Vielleicht könnte es noch besser sein?".

So erging es Emily Lex in ihrem gut situierten Leben und sie lädt ihre Leser mit dem Buch auf eine kleine Reise zu sich selbst ein. Sie ermuntert das Angebot Gottes anzunehmen und zu einem zufriedenen Leben voller Gelassenheit, Selbstvertrauen und Leichtigkeit zu finden.

Das Buch ist sehr wertig gemacht und mit Aquarellen der Autorin illustriert. Optisch ist es sehr schön und es macht Freude, die Seiten durchzublättern. Durch den einfachen Erzählton, der die Leser direkt anspricht, kommt mal flott durch die Seiten. Die Texte sind mit passenden Bibelzitaten angereichert. Bei manchen Dingen hatte ich ein Aha-ERlebnis, oft waren mir die Ratschläge aber etwas einfach gestrickt. Insgesamt ein schönes lesenswertes Buch für alle, die ein wenig Zeit damit verbringen möchten sich auf sich selbst und das Wesentliche zu besinnen. Die Bilder zeigen ganz normale Dinge aus dem Haushalt oder der Natur, die uns häufig im Alltag begegnen, Gottes Werk und die Schönheit des Lebens lässt sich in Kleinigkeiten erkennen, die man nur entdecken muss.

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