Cover-Bild Die Autistinnen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 29.01.2024
  • ISBN: 9783446279605
Clara Törnvall

Die Autistinnen

Hanna Granz (Übersetzer)

Clara Törnvalls Essay über Autismus bei Frauen ist ein eindringliches, persönliches Buch über die Gefahr von Fehldiagnosen bei Frauen in Medizin und Psychiatrie.

„Ich habe Probleme mit Blickkontakt. Ich kann weder Mimik deuten noch zwischen den Zeilen lesen. Da ist eine permanente Angst und lähmende Müdigkeit.“ Clara Törnvall wusste schon immer, dass etwas mit ihr nicht stimmt, doch erst mit 42 Jahren erhält sie die Diagnose. Sie ist Autistin? Sind das nicht eher sozial inkompatible Männer mit Inselbegabung? In „Die Autistinnen“ erkundet sie, warum es insbesondere bei Frauen oft zu Fehldiagnosen kommt und wer wirklich hinter der mythisch aufgeladenen Figur der Autistin steht. Dabei stößt sie unverhofft auf eigene Idole wie Beatrix Potter, Greta Thunberg und Virginia Woolf. Ein eindringlicher, überraschender und persönlicher Text, der unsere Auffassung von Normalität infrage stellt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2024

Weibliche Fehldiagnosen

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Ebenso wie Laura James, mit der wir uns letzte Woche beschäftigten, erfuhr Clara Törnvall erst später im Leben, dass sie autistisch ist. Im Gegensatz zu Laura lebt Clara jedoch in Schweden und sie und ...

Ebenso wie Laura James, mit der wir uns letzte Woche beschäftigten, erfuhr Clara Törnvall erst später im Leben, dass sie autistisch ist. Im Gegensatz zu Laura lebt Clara jedoch in Schweden und sie und hat ihre Recherchen exklusiv auf die Erforschung weiblicher Probleme beschränkt. Aktuell gibt es nicht mal einen Autismus-Test für Frauen, die Fragen beziehen sich alle auf männliche Interessen. Aufgrund dieser Besonderheit wurde das Buch bei Erscheinen parallel in 12 Sprachen übersetzt.



"Eine autistische Frau, die eine Doktorarbeit in theoretischer Philosophie schreiben kann, aber immer wieder neu überlegen muss, wie man eigentlich eine Scheibe Brot abschneidet, ist dagegen eine seltene Figur im kollektiven Bewusstsein. Eine Frau, die Teetassen sammelt und sich einen ganzen Tag ausruhen muss, nachdem sie sich mit Freunden getroffen hat. Die Tiere liebt, jeglichen Blickkontakt mit Menschen dagegen meidet. Um sie geht es in diesem Buch. Um Frauen mit hochfunktionalem Autismus."



Frau Törnvall beginnt in der Kindheit, räumt mit den gefühllosen Kühlschrankmüttern und Impf-Autismus auf und erklärt, wie es nach den ersten gehäuften Diagnosen zu diversen Gerüchten zu der Krankheit kam. Sie enthüllt Unterschiede in der Denkweise und auch Funktionsweise von neurotypischen und autistischen Gehirnen. Immer wieder verwebt sie medizinische Fakten und Forschung mit den Geschichten autistischer Frauen aus Gegenwart und Vergangenheit - so bleibt die Erzählung spannend und man liest es schnell durch.



Wie ihr an den unzähligen Zetteln sehen könnt, habe ich auch für mich einige Bezugspunkte in dieser neuen Darstellung gefunden sowie viele weiterführende Lektüre, die ich mir ansehen möchte. Besonders der Abschnitt über die Funktionsweise des Gehirns und die Probleme bei Bewerbungen haben mir aus der Seele gesprochen. Hoffentlich hilft dieses Buch einigen Frauen, sich mehr damit zu beschäftigen und die richtigen Ärzte für ihre Bedürfnisse zu finden. Leider gibt es keine Tipps zur Diagnose in Deutschland, das hätte am Ende noch perfekt abgerundet.



"Ich bin nicht beeinträchtigt, ich werde beeinträchtigt."

Veröffentlicht am 07.03.2024

Was bedeutet Neurodiversität

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Die Autorin beginnt ihren Essay mit einem kurzen persönlichen Blick auf ihren eigenen Autismus. Ich erfahre, dass ihr Sätze im Kopf hängen bleiben und sich wiederholen. Sie bewegt sich unsicher in der ...

Die Autorin beginnt ihren Essay mit einem kurzen persönlichen Blick auf ihren eigenen Autismus. Ich erfahre, dass ihr Sätze im Kopf hängen bleiben und sich wiederholen. Sie bewegt sich unsicher in der Welt, weil ihr nicht klar ist, welche Erwartungen ihre Umwelt an sie richtet. Ihre empfundene Unzulänglichkeit, lässt sie permanent angespannt sein. Sie ist von einer tiefen Trauer erfüllt, die sie nicht greifen kann. Nachts wird sie von Alpträumen heimgesucht.. Seit ihrem achtzehnten Lebensjahr befindet sie sich in Therapie. Jetzt als sie uns an ihrem “Sosein” teilhaben lässt, ist sie gerade aus der Psychiatrie entlassen worden und bei einem kompetenten Neurologen, der sie erstmalig, mit Erfolg, auf eine Autismus – Spektrum – Störung testet.

Die Autorin begibt sich mit ihrem hochfunktionalen Autismus in die Öffentlichkeit, weil sie glaubt, dass diese Beeinträchtigung gerade bei jungen Mädchen und Frauen zu selten diagnostiziert wird. Introvertierte anpassungsfähige Mädchen werden als normal erachtet und fallen aus dem Raster, weil sie keine Probleme machen.

Eine autistische Frau, die eine Doktorarbeit in theoretischer Philosophie schreiben kann, aber immer wieder neu überlegen muss, wie man eigentlich eine Scheibe Brot abschneidet, ist dagagen eine seltene Figur im kollektiven Bewusstsein. S. 19

Die Autorin zeigt welche sieben Kriterien erfüllt sein müssen, damit man von einer autistischen Spektrumstörung sprechen kann. Sie hat tief in der Geschichte berühmter Frauen recherchiert, die von ihrem Umfeld als eigenbrötlerisch, unsozial, menschenfeindlich und zurückgezogen beschrieben wurden, die, so vermutet die Autorin, einfach nur neurodivers waren.

Fazit: Das war jetzt gar nicht meins. Die melancholische Stimmung, die sich durch das gesamte Buch zog, hat es mir nicht leicht gemacht bis zum Ende zu lesen. Diese Melancholie ist mir bei skandinavischen Schriftstellerinnen schon häufiger begegnet. Die Mutmaßungen über autistische Künstlerinnen waren mir zu abstrakt. Es entspricht nicht meiner Erfahrung, dass Neurodiversität noch immer stiefmütterlich behandelt würde. Wenn ich das Internet öffne begenen mir viele Seitenhinweise zum Thema, darunter auch einige Selbsttests, die erste Hinweise auf die Möglichkeit einer Neurodiversität geben. Das einzige was ich dem Buch und der Intention der Autorin Zugute halten mag ist, dass es in der belletristischen Literatur (nahezu) keine Geschichten über neurodiverse Frauen gibt.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Toller Erfahrungsbericht aber schlechte Informationsquelle

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Gut fand ich hier die Erfahrungsberichte der Autorin und anderer Frauen und die Geschichte der Autismus-Forschung. Man hört ganz verschiedene Lebensgeschichten und sieht, wie unterschiedlich Autismus sich ...

Gut fand ich hier die Erfahrungsberichte der Autorin und anderer Frauen und die Geschichte der Autismus-Forschung. Man hört ganz verschiedene Lebensgeschichten und sieht, wie unterschiedlich Autismus sich ausprägen kann. Allerdings geht es hier ausschließlich um hochfunktionalen Autismus, der erst spät erkannt wurde. Ich hätte mir zum besseren Veständnis wenigstens einmal den Abgleich mit anderen Autismusformen gewünscht, um den Unterschied deutlich zu machen. Ansonsten fand ich auch den Hintergrund zur Forschung spannend, wie es dazu kam, dass weiblicher Autismus regelrecht unter den Tisch gefallen ist.

Ansonsten hat mich das Buch leider sehr wütend gemacht! Hier werden wilde Spekulationen als Fakten verkauft und leider werden viele Leser*innen das nicht erkennen können. Völlig unwissenschaftlich, katastrophal an den Haaren herbeigezogen zum Teil. Ausgesetzte Kinder in früheren Jahrhunderten? Alle Autisten! Motive von arbeitenden Menschen in der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts? Alle Autisten! Ein Mönch auf einem Wandfresko mit etwas größerem Zehenabstand? Auch Autist! Dazu dichtet die Autorin auch diversen bekannten Persönlichkeiten Autismus an, entweder ganz ohne alternative Erklärungen zu berücksichtigen, oder sie sagt ganz einfach: Es gibt auch diese andere Theorie, aber die Leute haben einfach keine Ahnung! ICH weiß, dass diese Person in Wahrheit Autismus hatte! Finde ich extrem schwierig. Niemand kann posthum eine Diagnose für irgendwas stellen. Nicht einmal bei Personen, zu denen es viele Zeitzeugenberichte gibt. Und ganz im Ernst: Lewis Caroll? Gibt es eigentlich noch irgendeine psychische oder psychiatrische Diagnose, die ihm noch nicht zugeschrieben wurde? Was der nicht alles gehabt haben soll, jetzt also auch noch Autismus... Weil er seinen Tee gerne eine bestimmte Zeit lang ziehen ließ. Oh ja, SEHR ungewöhnlich für einen BRITEN. Ich höre jetzt auf. Man merkt, ich war wütend. Diese vollkommen unwissenschaftliche Spekulation und Zuschreibung ohne jegliche Grundlage, geht für mich GAR NICHT! Die Autorin möchte einfach gerne, das all diese Menschen Autisten waren. Und ich sage ja nicht mal, dass das alles falsch sein muss, aber Fakt ist: niemand kann das wissen! Und dann kann man das nicht einfach behaupten.

Fazit: Als Erfahrungsbericht: Super! Als Informationsquelle: Im besten Fall unbrauchbar.

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