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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2024

Eine Frau weiß sich zu wehren

Lil
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Dieses Buch war für mich einfach absolut rund. Bereits ab der ersten Zeile hat Markus Gasser mich in den Bann seiner Geschichte geschlagen und erst am Ende wieder losgelassen. Dabei geht es um Lillian ...

Dieses Buch war für mich einfach absolut rund. Bereits ab der ersten Zeile hat Markus Gasser mich in den Bann seiner Geschichte geschlagen und erst am Ende wieder losgelassen. Dabei geht es um Lillian Cutting, eine unkonventionelle, moderne und unverschämt erfolgreiche Geschäftsfrau Ende des 19. Jahrhunderts. Als ihr Ehemann stirbt, dauert es nicht lange, bis Neider und Feinde aus der Deckung kommen. Dabei entpuppt sich ausgerechnet ihr Sohn Robert, als der gefährlichste. Doch Lillian Cutting trägt nicht umsonst den Spitznamen „Lil the Kill“.
Erzählt bekomme ich diese Geschichte dabei von Lils Nachfahrin Sarah in der Jetztzeit. Die das gesamte Geschehen ihrer Hundedame Miss Bronte in einem äußerst amüsanten Zwiegespräch schildert. Bereits dieser stilistische Kniff gefiel mir gut. Noch viel besser gefiel mir der Schreibstil des Autors, er ist herrlich ironisch und treffsicher in seiner Wortwahl. Die Protagonist*innen sind greifbar beschrieben und ich hatte keine Mühe die Handlung, wie einen gelungen Film, vor meinem inneren Auge ablaufen zu lassen.
Dabei adressiert Markus Gasser in diesem Roman universelle Themen wie Macht und Abhängigkeit, der Bedeutung des Gelds und der Familie. Gekonnt integriert er diese in die Handlung und spart auch nicht an einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik an der Oberschicht.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Für einen äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Roman, der Spaß macht und keine Frage nach dem Guten und dem Bösen offenlässt.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Romanbiografie einer starken Frau

Gussie
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Das Cover zeigt einen Ausschnitt eines Potraits von Gussie selbst und hatte mich im ersten Moment nicht gecatched. Den Klappentext dagegen fand ich sehr interessant, da ich tatsächlich bisher nichts über ...

Das Cover zeigt einen Ausschnitt eines Potraits von Gussie selbst und hatte mich im ersten Moment nicht gecatched. Den Klappentext dagegen fand ich sehr interessant, da ich tatsächlich bisher nichts über Adenauers zweite Frau wusste.
Die Romanbiografie selbst wechselt zwischen den letzten Tagen von Gussies Leben 1948 und ihrer Vergangenheit mit Konrad Adenauer ab. Vorangestellt wird jedem Kapitel ein kurzer Auszug aus Briefen zwischen Gussie und ihrem Vater oder auch mit Konrad. Diese Idee gefiel mir ausgesprochen gut, zum einen war klar erkennbar, in welchem Zeitabschnitt das jeweilige Kapitel spielt und zum anderen waren es häufig Zeilen, die gleich zum Nachdenken anregten. Der Autor weist im Nachwort darauf hin, dass er sich soweit es geht an Originaltexte gehalten hat und falls das nicht möglich war, sehr bemüht war, den stimmigen Ton zu treffen. Inwieweit ihm das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen, aber für mich ist es klingen diese Passagen sehr rund.
Allgemein habe ich die Geschichte des Ehepaars Adenauer sehr interessiert gelesen und empfinde Gussie als eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie setzte sich, gerade auch zu dieser damaligen Zeit, sehr selbstbewusst für ihre Überzeugungen ein und hat sich auch von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen nicht ausbremsen lassen. Gleichzeitig zeichnet Christoph Wortberg ein sehr zugewandtes und liebevolles Verhältnis zwischen den Eheleuten und auch zwischen Gussie und ihrem Vater, das mich sehr für die Protagonist*innen eingenommen hat. Sie werden als Menschen wahrer Größe und mit unglaublichen Mut geschildert, die gerade in Zeiten des Nationalsozialismus zu ihren Überzeugen standen und mit den Konsequenzen leben mussten.
Der Autor lässt dabei auch nicht unerwähnt, welche Herausforderungen es gerade für Gussie darstellte, die zweite Frau in Adenauers Leben und die Gattin eines Politikers zu sein. Immer wieder ließen mich ihre Kommentare und Reaktionen schmunzeln und ich habe ihr im Stillen applaudiert.
Dieses Buch liest sich kurzweilig und leicht und ist, in Kombination mit meinem persönlichen Wissenszugewinn, ein wahrer Lesegenuss gewesen.

Insofern gibte es von mir auch eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Erschütternd, aber extrem gut

Geordnete Verhältnisse
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Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf ...

Puh, diese Rezension fällt mir schwer, weil ich das Gefühl habe, das Gelesene nicht angemessen in Worte fassen zu können. Dieses Buch ist perfide, im besten und brutalsten Sinne. Es hat mir den Schlaf geraubt. Erst, weil ich es nicht weglegen konnte, es unbedingt fertiglesen musste und dann, weil an Schlaf nicht mehr zu denken war.

Lana Lux erzählt von der Freundschaft zwischen Philipp und Faina, abwechselnd aus seiner und ihrer Warte heraus. Dabei schafft sie es problemlos, dass ich anfänglich für beide unheimliches Mitgefühl und Verständnis empfunden habe. Philipp lebt mit seiner alleinerziehenden, alkoholkranken und gewalttätigen Mutter zusammen und lernt Faina in der Grundschule kennen. Sie kommt zu diesem Zeitpunkt mit ihrer streng konservativen Familie aus der Ukraine nach Deutschland. Die beiden werden beste Freunde, haben später auch eine Art Beziehung miteinander, bevor es zu einem Bruch kommt.
Als sie drei Jahre später ihre Freundschaft wiederaufleben lassen, wird das gesamte Ausmaß dieser toxischen Beziehung deutlich.

Dieses Buch veranschaulicht beängstigend gut, wie Abhängigkeit und Macht ineinandergreifen. Wie manipulativ und skrupellos Menschen vorgehen, um ihren Partnerin nicht zu verlieren. Wobei es hier definitiv nicht mehr um eine gesunde Beziehung oder Liebe geht, sondern um Besitz und Dominanz.

Dabei schreibt die Autorin schonungslos und direkt, was die Eindringlichkeit der Handlung intensiviert und mich Philipp und Faina unheimlich nahekommen lässt. Es kostet Nerven, diese Geschichte auszuhalten, auch an der Täterseite so unmittelbar teil zu haben. Gerade weil diese „Beziehungstaten“ so oder so ähnlich real passieren und Alltag sind.

Lana Lux ist für mich eine großartige Autorin, deren Geschichten mich jedes Mal bis ins Mark erschüttern. Sie lenkt unser Augenmerk auf Brennpunktthemen innerhalb unserer Gesellschaft, die immer noch zu häufig blinde Flecken sind.

Insofern spreche ich eine definitive Leseempfehlung aus, wenn Ihr Euch den Themen gewachsen fühlt.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Packende Romance-Fantasy mit großartigen Drachen

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, ...

Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, hat dieser Fantasy-Roman mich sofort gepackt, in seine Welt gesogen und drei Tage später wieder losgelassen.
Der Inhalt dürfte inzwischen bekannt sein. Violet will/muss Drachenreiterin werden und kämpft dabei nicht nur um ihr Überleben, sondern auch gegen ihre Gefühle.
Tja, was ist es denn nun, was diese Geschichte so besonders macht? Für mich war es unter anderem der absolut packender Schreibstil der Autorin. Bereits die erste Prüfung Violets ließ mich den Atem anhalten und das ist mir im Verlauf noch öfter passiert. Ich mochte es, dass sie schlagfertig ist und durch ihren Verstand ihre Ziele erreicht. Ihre Figur entwickelt sich und war mir von Beginn an sympathisch.
Einen Vergleich zu anderen Fantasy-Romanen kann ich nicht ziehen, da dies nicht mein bevorzugtes Genre ist. Aber für mich ist es eine wirklich tolle Geschichte, die mir absolut Spaß gemacht hat zu lesen. Die Koexistenz mit den Drachen ist eine gelungene Idee und selbstverständlich hätte ich jetzt auch gerne einen.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, macht Euch selbst ein Bild und wagt das Genre-Experiment. Die Geschichte ist perfekt um dem Alltag und der Realität für einige Stunden zu entfliehen. Einfach den Kopf ausschalten und ans War College reisen.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Realisitisch, bedrückend und absolut lesenswert

Und dann verschwand die Zeit
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Der dystopische Roman spielt in England und der Klimawandel hat die Welt nun unwiderruflich eingeholt. Der Kipppunkt ist längst überschritten und wir Menschen stehen vor unserem selbstgeschaffenen Scherbenhaufen. ...

Der dystopische Roman spielt in England und der Klimawandel hat die Welt nun unwiderruflich eingeholt. Der Kipppunkt ist längst überschritten und wir Menschen stehen vor unserem selbstgeschaffenen Scherbenhaufen.
Erzählt wird die Geschichte von Caro und ihrem Halbbruder Pauly, die mit Sally und ihrem Großvater in einem kleinen Sommerhaus überleben. Möglich ist dies, weil ihre Eltern vorgesorgt haben und so eine Autarkie auf diesem kleinen Fleck möglich ist. Ihre Situation und wie es so weit kommen konnte, schildern Caro, Pauly und Sally abwechselnd in Rückblenden. Dadurch ergeben die einzelnen Handlungsstränge mit der Zeit ein großes Ganzes und ließen mich allen Figuren sehr nahekommen.

Es ist ein bedrückender Roman, der mir nahe ging und mich beschäftigt hat. Jessie Greengrass schreibt klar, sie findet passende Worte und Sätze für die skizzierte Situation und hält uns gleichzeitig den Spiegel vor. Denn noch sind wir nicht so weit, wie die vier Menschen. Aber leider ist diese Geschichte nur zu realistisch, um die Parallelen von der Hand weisen zu können.

„Auch wenn wir es nicht laut sagten, war ihr Tod keine Katastrophe für uns, denn die würde erst eintreten, wenn unsere eigenen Gesichter gezeigt wurden – und jetzt war es so weit.“ S.159

Der Autorin ist ein eindrücklicher und absolut lesenswerter Roman gelungen, der von Menschlichkeit und Familie handelt. Er zeigt auf, wie groß unser Überlebenswill ist und was dies am Ende tatsächlich bedeuten kann.
Die Geschichte an sich rüttelt einen und die fast philosophischen Gedankengänge, die Jessie Greengrass einfließen lässt, tun ihr Übriges:

„Für mich war das ganz einfach, er war die Frage, ich die Antwort. Nie war mir in den Sinn gekommen, dass auch ein kleiner Mensch die Antwort sein könnte.“ S.39

Eine große Leseempfehlung gibt es von mir!

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