Cover-Bild Geordnete Verhältnisse
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23,00
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  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783446279551
Lana Lux

Geordnete Verhältnisse

Roman
Er sagt, sie sagt – Lana Lux zeigt zwei Seiten einer modernen Tragödie.
»Eine unerhörte Geschichte! Jeder Satz ist eine mit Schmerz und Lachgas gefüllte Pistolenkugel.« (Daniela Dröscher)

Wenn man seine Heimat verlassen muss, kommt es immer darauf an, wo man landet und welche Leute man kennenlernt. Faina landet in einer deutschen Kleinstadt und lernt in der Schule Philipp kennen, einen Jungen mit Wutausbrüchen, der Pflanzen lieber mag als Menschen, sich aber sehnlichst einen Freund wünscht. Faina soll dieser Freund werden, also bringt er ihr Deutsch bei, und wie man Weihnachten richtig feiert. Er macht sie zu seiner Faina.Jahre später ist Philipp der Typ mit Eigentumswohnung und fester Freundin, und Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür. Er lässt sie hinein, doch zu welchem Preis? "Geordnete Verhältnisse" ist eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2024

Toxische Beziehung

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GEORDNETE VERHÄLTNISSE
Lana Lux

Philipp, rote Haare und Sommersprossen, war schon als Kind nicht beliebt. Er nässte sich noch in der Schule ein und gebrauchte eher seine Fäuste als Worte, um sich auszudrücken ...

GEORDNETE VERHÄLTNISSE
Lana Lux

Philipp, rote Haare und Sommersprossen, war schon als Kind nicht beliebt. Er nässte sich noch in der Schule ein und gebrauchte eher seine Fäuste als Worte, um sich auszudrücken - seine alkoholkranke Mutter war dabei auch keine Unterstützung.
Jedes Jahr wünsche er sich erneut, endlich einen besten Freund zu haben.
Irgendjemand hatte wohl seinen Wunsch erhört, denn eines Tages kam sie in seine Klasse: Faina, ein Flüchtlingsmädchen aus Russland mit derselben roten Haarfarbe, wie er sie hat und wilden Locken dazu.
Die Freundschaft war unzertrennlich und später, als Faina Streit mit ihrem Vater hatte, zog sie ganz zu Philippe und seiner Mutter.
Doch nach dem Tod von Philipps Mutter gab es einen Streit und ihre Wege trennten sich.

Heute ist alles anders: Philipp hat eine Eigentumswohnung, eine feste Freundin, aber noch immer einige Macken. Sex mag er nicht, vor vielen Dingen ekelt er sich und seine Neigung zum Pedantismus ist unübersehbar. Er stalked Faina regelmäßig auf Facebook und so richtig vergessen kann er sie nicht. Warum sie sich nie wieder bei ihm gemeldet hat, kann er nicht verstehen, schließlich war er derjenige, der ihr Deutsch beigebracht hat. Und überhaupt hat sie ihm fast alles zu verdanken.
Als Faina nach 3½ Jahren plötzlich ohne Geld und schwanger vor seiner Haustür steht, beendet er postwendend die Beziehung zu seiner Freundin und nimmt Faina bei sich auf.
Faina merkt viel zu spät, dass sie sich komplett von ihm abhängig gemacht hat.

Ach, da ist es: Das langersehnte neue Buch von Lana Lux. Ihre beiden vorherigen Bücher waren bereits große Highlights für mich.
Es geht um physische und psychische Abhängigkeit und Gewalt. Eine toxische Beziehung, die es ich sich hat.

Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt, fesselnd und einnehmend, aber nichts für schwache Nerven.
Absolute Leseempfehlung von mir.
4½/ 5

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein ambivalenter Text

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Faina ist zehn als sie in den 90er-Jahren ihre Heimat, die Ukraine, verlässt und mit ihrer Familie nach Deutschland umsiedelt. Auf der neuen Schule lernt sie Philipp kennen, der sich mit Freundschaften ...

Faina ist zehn als sie in den 90er-Jahren ihre Heimat, die Ukraine, verlässt und mit ihrer Familie nach Deutschland umsiedelt. Auf der neuen Schule lernt sie Philipp kennen, der sich mit Freundschaften schwer tut, und doch nichts sehnlicher wünscht als einen Freund. Und hier ist sie nun, Faina, mit ihren ebenfalls roten Haaren sein perfektes Gegenstück. Erst werden die „Oladuschkis" geteilt, russische Zucchinipuffer, bald die gesamte freie Zeit. Philipp beginnt langsam, das Mädchen zu vereinnahmen, ihm die Welt zu erklären, es von den anderen abzuschotten. Er bringt Fainas Unordnung in Ordnung, sortiert die Dinge für sie, sorgt für klar geordnete Verhältnisse. Nach der Schule trennen ihre Wege sich, zu unterschiedlich sind ihre Erwartungen an das Leben und aneinander. Philipp ist ehrgeizig und baut sich eine finanziell sichere Existenz auf: seine sozialen Beziehungen bleiben vage, während er sein grundsätzlich fehlendes, sexuelles Interesse an anderen Menschen zu verbergen versucht. Faina dagegen ist ein Freigeist, leichtfüßig tanzt sie durch die Welt, lässt sich einmal hierhin, einmal dorthin treiben. Und als sie ein paar Jahre später in Schwierigkeiten gerät, ist es Philipp, der ihr sofort in den Sinn kommt, der ihr freimütig aushilft und sie wieder in seinem strukturierten Leben aufnimmt, ihr einen festen Platz darin einräumt und Sicherheit (an)bietet. Doch zu welchem Preis?

Uff, definitiv keine leichte Kost, Lana Lux 'neuer Roman, diese Anatomie eines Femizids. Ziemlich schnell ist klar, dass das hier nicht gut enden wird, wenngleich der große Knall bis zum Ende auf sich warten lässt und dann irgendwie gar nicht so laut knallte, wie erwartet. Mir nicht so um die Ohren flog, wie er es angesichts der Thematik eigentlich sollte. Die Geschichte entwickelt einen starken Sog, ist sprachlich und erzählerisch top. Der Autorin gelingt es, den Tater nicht zu dämonisieren und das Opfer nicht zum wehrlosen Opfer zu machen. Diese Ambivalenz empfand ich als große Stärke des Textes, doch gleichzeitig löste irgendetwas daran ein diffuses Unwohlsein in mir aus, fühlten sich Form und Inhalt disharmonisch an, leicht verzerrt, ohne, dass ich genau benennen könnte, woran es liegt.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Bedrückendes Porträt einer ungesunden Beziehung

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Mit „Geordnete Verhältnisse“ gewährt Lana Lux eindringliche Einblicke in die Beziehung zweier Menschen, die sich womöglich bei der Bewältigung ihrer jeweils belastenden Vergangenheit hätten stützen können, ...

Mit „Geordnete Verhältnisse“ gewährt Lana Lux eindringliche Einblicke in die Beziehung zweier Menschen, die sich womöglich bei der Bewältigung ihrer jeweils belastenden Vergangenheit hätten stützen können, jedoch in ihre jeweils eigenen Abgründe stürzen. Mit schonungsloser Ehrlichkeit und subtilem Humor seziert sie eine toxische Beziehung, deren Gefährlichkeit erst viel zu spät in ihrem ganzen Ausmaß zutage tritt.

Philipp ist seit Kindertagen ein Außenseiter. Seine problematische Familiengeschichte und Lebenssituation haben ihn verbittert gemacht, und er sucht die Schuld für sein Unglück in seiner Umgebung: bei den Einwanderern, die das Sozialsystem ausnutzen. Bei den Frauen, die Männer wie ihn verschmähen. Bei der Gesellschaft mit ihrer ihm unverständlichen Sexbesessenheit. Sein einziger Anschluss ist – ebenfalls seit Kindertagen – die ukrainischstämmige Faina. In ihr glaubt er seine Seelenverwandte gefunden zu haben und tut alles, um sie an sich zu binden. Von außen betrachtet wirkt seine vermeintliche Hilfe von Anfang an alarmierend: Er korrigiert ihr Deutsch und ihr Verhalten, stets in dem Bemühen, ihre Integration zu beschleunigen. Was zu Beginn jedoch noch halbwegs harmlos und aus kindlicher Perspektive verständlich scheint, entwickelt sich über die Jahre hinweg zu einer ungesunden Fixierung.

Lana Lux erzählt aus beiden Perspektiven, Philipps und Fainas, was dem Roman eine außergewöhnliche Tiefe verleiht. Denn Philipp, der Kontrollierende, ist aus seiner Sicht kein Monster. Seine Motive und Gedankengänge nachvollziehen zu können, macht den Text noch beklemmender. Fainas Sicht auf die Dinge ist ebenso wenig objektiv. Beim Lesen kommt immer wieder Verzweiflung auf, weil sie Philipps Verhalten nicht so verurteilt, wie eine außenstehende Person es tun würde. Diesen beiden Figuren kommt man im Laufe des Buchs so nahe, dass man sie am liebsten schütteln und anschreien, von ihrem jeweils unverständlichen Verhalten abbringen möchte. So intensiv die langsame Entwicklung dieser Beziehung und von Philipps Kontrollzwang geschildert wird, so abrupt und hektisch endet allerdings der Roman. Somit ist die einzige Schwäche des Buchs sein Ende, das überhastet wirkt und der zuvor entstandenen Tiefe nicht gerecht werden kann.

Trotz des überhasteten Endes ist „Geordnete Verhältnisse“ jedoch ein absolut lohnenswerter Roman, der so tiefgründig wie selten ergründet, welche Wege in eine toxische Beziehung mit all ihren Konsequenzen führen. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Beziehungsdrama

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Philipp wächst bei seiner Tante auf. Durch seine roten Haaren und der Inkontinenz hat er keine Freunde und freut sich riesig als eines Tages ein Flüchtlingskind mit ebenfalls roten Haaren in die Klasse ...

Philipp wächst bei seiner Tante auf. Durch seine roten Haaren und der Inkontinenz hat er keine Freunde und freut sich riesig als eines Tages ein Flüchtlingskind mit ebenfalls roten Haaren in die Klasse kommt und neben Philipp gesetzt wird. Geduldig hilft er ihr mit Deutsch und den anderen Fächern da er die Klasse schon wiederholt hat. Die beiden freunden sich an und verbringen auch außerhalb der Schule Zeit miteinander. Philipp und seine Mutter wollen Faina zeigen wie in Deutschland Weihnachten gefeiert wird und werden zum russischen Fest bei Fainas Eltern eingeladen.

Später ist Philipp der Typ mit der Eigentumswohnung während Faina nach einer Zeit in Israel erst wieder Fuß fassen muss. Die beiden ziehen zusammen, Philipp übernimmt sogar die Vaterschaft für Fainas Kind. Doch immer mehr entwickelt sich die Beziehung zu einem Fiasko das tragisch endet.

Alles andere als geordnete Verhältnisse herrschen in diesem Buch von Lana Lux. Geschildert anfangs in Ich-Form aus Sicht der beiden Protagonisten Philipp und Faina wird das Ende aus Sicht von Dritten erzählt. Keine leichte Lektüre wie sich das Drama aus Eifersucht und Wahn da entwickelt.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Beklemmend

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In diesem Roman geht es um eine toxische Beziehung, die schon in der Kindheit der beiden Protagonisten beginnt.

Philipp ist ein Kind mit vielen Problemen. Er wächst ohne Vater bei seiner alkoholabhängigen ...

In diesem Roman geht es um eine toxische Beziehung, die schon in der Kindheit der beiden Protagonisten beginnt.

Philipp ist ein Kind mit vielen Problemen. Er wächst ohne Vater bei seiner alkoholabhängigen Mutter und zeitweise bei seiner lieblosen und herrischen Tante auf und ist in der Schule ein Außenseiter, der keine Freunde findet.

Als die aus der Ukraine stammende Faina in seine Klasse kommt, beschließt Philipp, dass sie seine Freundin werden soll. Er hilft ihr bei den Hausaufgaben und beim Verbessern ihrer Deutschkenntnisse und bald sind die beiden ein festes Gespann. Diese Freundschaft, die für Philipp eine Seelenverwandtschaft ist, hält bis ins Erwachsenenalter an, bevor sich Faina im Streit von Philipp zurückzieht.

Eines Tages steht sie jedoch wieder vor seiner Tür, schwanger und pleite und bittet ihn um Hilfe. Von der eigenen Familie kann sie sich keine Hilfe erwarten, leider.

Das Buch ist so aufgebaut, dass zunächst Philipp, dann Faina von ihrem Leben in der Ich - Perspektive berichten, bevor der letzte Abschnitt der mit Faina und Philipp überschrieben ist aus einer neutralen Perspektive erzählt wird.

Das ist schlau gemacht, denn man kann sich bei den ersten beiden Abschnitten nicht sicher sein, wie zuverlässig sowohl Philipp als auch Faina als Erzähler sind.

Die Geschichte wird von Seite zu Seite zunehmend beklemmender. Themen wie Mobbing, häusliche Gewalt, Asexualität, Bisexualität, psychische Erkrankungen Drogensucht, Antisemitismus fließen in den Roman mit ein.

Die Vielzahl der Themen ist schon gewagt, wie ich finde. Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überladen. Ein bisschen gestört haben mich die Klischees, derer sich die Autorin bedient.

Die finale Zuspitzung des Konflikts der beiden Protagonisten endet für mich mit keiner großen Überraschung. Trotzdem fand ich das Buch stark. Die Autorin analysiert sehr gut diesen Teufelskreis, in den Frauen geraten, die häuslicher Gewalt ausgeliefert sind. Auch das Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie, ohne dass eine psychologische Aufarbeitung der Kindheitserfahrungen erfolgt, kann gravierende Folgen haben, wie die Autorin es hier beispielhaft erzählt. Léna Lux prangert mit ihrem Roman natürlich auch unser gesellschaftliches System an, wie es auf häusliche Gewalt reagiert und wie Frauen alleingelassen werden.

Lesenswert!

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