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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2024

Nichts ist vorhersehbar

Der Siegelarmreif
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Die große Schlacht gegen Tristorien steht kurz bevor, als sich im Lager der Rebellen eine Frau einfindet, mit der hier keiner gerechnet hätte. Welchen Einfluss das haben würde, ist zunächst nicht abzusehen.

Auch ...

Die große Schlacht gegen Tristorien steht kurz bevor, als sich im Lager der Rebellen eine Frau einfindet, mit der hier keiner gerechnet hätte. Welchen Einfluss das haben würde, ist zunächst nicht abzusehen.

Auch der dritte Band um den Siegelarmreif hatte für mich viele Überraschungen auf Lager. Nicht nur mit dem oben erwähnten Ereignis hatte ich in keiner Weise gerechnet, und war bis zum Ende sehr misstrauisch, inwieweit ich darauf vertrauen konnte. Auch viele andere Szenen habe ich so nicht erwartet – und genau das gefällt mir wirklich gut. Schon im letzten Band hatte man gesehen, dass nicht jeder Charakter sich so entwickelt, wie man das zunächst erwartet hat, aber von der Person, die sich hier von einer ganz anderen Seite zeigt, hätte ich das nie erwartet. Dennoch ist es nachvollziehbar, was für mich sehr wichtig ist.

Wie bereits in den Vorgängern, wird auch hier wieder aus den Perspektiven der verschiedenen Prota- bzw. Antagonist:innen erzählt. Das ist wirklich gelungen gemacht, denn jede Perspektive deckt einen anderen Part des Geschehens ab, und da, wo sie sich überschneiden, sind sie nicht immer deckungsgleich, weil eben jede:r ihre/seine eigene Wahrnehmung hat. Nur die Leser:innen wissen dadurch alles, und daraus entsteht ein nicht geringer Teil der Spannung.

Denn spannend ist auch dieser Band wieder, schon weil man nie sicher sein kann, was passieren wird. Am Ende bin ich auch nicht sicher, ob die Geschichte schon auserzählt ist. Zwar ist die Geschichte der Rebellion gegen Tristorien wohl soweit abgeschlossen, und auch die Geschichte eines Charakters ist beendet, doch es ergeben sich weitere Geschichten, die hoffentlich auch noch erzählt werden, z. B. hat Alsha ihr Einhorn verloren und macht sich auf die Suche danach. Ob aus der Trilogie ein Mehrteiler wird, ob das sowieso von Anfang an geplant war, oder ob die Autorin irgendwann den Faden noch einmal aufnimmt? Der letzte Satz in diesem Roman lässt hoffen. Ich bin dann gerne wieder dabei.

Wer die Vorgängerbände nicht kennt oder bei dem es schon länger her ist, dass er sie gelesen hat, erhält zu Beginn eine gute Zusammenfassung. Ich empfehle trotzdem dringend, die Bände der Reihenfolge nach zu lesen.

Auch der dritte Band um den Siegelarmreif hat mich mehr als einmal überrascht, hier darf man sich keiner Entwicklung sicher sein, nichts ist vorhersehbar. Von mir gibt es selbstverständlich eine Leseempfehlung für die komplette Reihe.

Veröffentlicht am 05.04.2024

Es bleibt spannend

Der Siegelarmreif
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Nach dem die Arbeiter:innen der Mine befreit wurden, und der Erbe des Siegelarmreifs zum Träger wurde, gibt es neue Hoffnung unter den Rebellen, doch ein Zusammenstoß mit der tristorischen Armee zeigt, ...

Nach dem die Arbeiter:innen der Mine befreit wurden, und der Erbe des Siegelarmreifs zum Träger wurde, gibt es neue Hoffnung unter den Rebellen, doch ein Zusammenstoß mit der tristorischen Armee zeigt, dass man nicht nur noch viel zu schwach ist, zwei der Rebellenführer landen auch in den Händen der Feinde. Und das beeinflusst viel mehr, als zunächst gedacht.

Der zweite Band setzt direkt am ersten an und wartet mit manch Unerwartetem auf. Die Entwicklung manch eines Charakters hat mich überrascht, was aber nicht bedeutet, dass sie unlogisch ist. Weiterhin stehen die sieben Protagonist:innen und die beiden Antagonist:innen des ersten Bandes im Mittelpunkt, wobei mancher in den Hintergrund rückt, was der Geschichte geschuldet ist.

Marlene von Hagen erzählt wieder bildhaft und packend aus verschiedenen Perspektiven, alle Hauptcharaktere außer einem werden dabei bedacht. Bei den beiden, die dem Feind in die Hände fallen, gibt es die umfassendsten Entwicklungen, aber nicht nur sie müssen das eine oder andere verkraften. Es gibt aber nicht nur negatives, so findet Norells Hyppogrypha Stysforia zu ihrem Herrn zurück und wir Leser:innen erfahren ein bisschen mehr über diese interessanten Tiere.

Auf General Kreyns Entwicklung war ich sehr gespannt, ich hatte bereits in Band 1 den Eindruck, als stecke mehr hinter ihm, und wurde nicht enttäuscht, allerdings überrascht von der Richtung der Entwicklung. Noch ist diese nicht abgeschlossen, es bleibt also spannend.

Meine sonstigen Einschätzungen haben sich gefestigt, ich bin aber auch in froher Erwartung weiterer Überraschungen, auch, weil es hier einige Andeutungen der Fänngerinnen gibt. Fänngerinnen sind mit den Nornen der nordischen Mythologie vergleichbar, und spielten bereits im Vorgängerband eine Rolle. Das Ende kam in meinen Augen viel zu schnell, und jetzt heißt es warten auf den Abschlussband der Trilogie. Ich denke, die Autorin wird noch die eine oder andere Überraschung in petto haben.

„Der Träger“ ist ein spannender zweiter Band, der mit mancher Überraschung aufwartet und mich ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt. Band 1 sollte man unbedingt zuerst gelesen haben.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Berührendes Prequel

Sturm über Berlin
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„Sturm über Berlin“ ist ein Kurzgeschichten-Prequel zur Leo-Wechsler-Reihe. Wir treffen Leo Wechsler im Januar 1919, er ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Der erste Weltkrieg ist beendet, ...

„Sturm über Berlin“ ist ein Kurzgeschichten-Prequel zur Leo-Wechsler-Reihe. Wir treffen Leo Wechsler im Januar 1919, er ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Der erste Weltkrieg ist beendet, doch die Nachwehen noch nicht. Es gibt Demonstrationen und Straßenschlachten zwischen einzelnen Gruppen. Leo zeigt schon hier sein gutes Herz, und so wird er verletzt, als er sich einmischt.

Wir lernen auch Leos Frau Dorothea kennen, in der Reihe ist er bereits Witwer, hier erleben wir mit, wie er seine Frau verliert. Das ist herzzerreißend, und vielleicht hätte man Dorothea ein bisschen mehr Zeit geben können, ich hätte gerne eine tiefere Verbindung zu ihre aufgebaut. Dennoch finde ich es schön, dass diese Lücke in Leos Geschichte geschlossen wurde.

Man könnte die Kurzgeschichte auch lesen, ohne die Reihe zu kennen, aber natürlich ist es berührender, wenn man sie kennt. Leo Wechsler-Fans sollten sowieso zugreifen, zumal das Ebook – zumindest derzeit – kostenlos angeboten wird.

Ein berührendes Prequel der Leo-Wechsler-Reihe, das eine Lücke in der Geschichte des Protagonisten schließt. Fans der Reihe sollten unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 18.03.2024

Interessant und unvorhersehbar

Der Twyford-Code
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Steven Smith findet 1983 als Jugendlicher ein Buch von Edith Twyford, das er an seine Lehrerin Miss Trout, die ihn und vier andere Kinder, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, zusätzlich unterrichtet, ...

Steven Smith findet 1983 als Jugendlicher ein Buch von Edith Twyford, das er an seine Lehrerin Miss Trout, die ihn und vier andere Kinder, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, zusätzlich unterrichtet, weitergibt. Miss Trout macht mit der Gruppe eine Reise zu Twyfords ehemaligem Wohnhaus, danach verschwindet sie.

Steven gerät auf die schiefe Bahn, landet mehrmals im Gefängnis. 2019 wird er nach einem längeren Gefängnisaufenthalt entlassen, und möchte nun endlich das Geheimnis um Miss Trout lösen, die offenbar einen Code in Twyfords Romanen entdeckt hat. Ist sie womöglich deshalb verschwunden?

Steven nimmt seine Erkenntnisse als Audiodokumente mit dem Handy auf, deren Transkription den größten Teil des Romans ausmachen. Die Transkription wurde mit einer KI gemacht, die manche Worte nicht richtig erkennt, so wird z. B. aus Miss Trout „misstraut“, aus „so ne“ „Sonne“ usw. Das kann die Übersetzung aus dem Englischen nicht einfach gemacht haben, Chapeau an Stefanie Kremer, die den Roman übersetzt hat!

Das Lesen hat es mir allerdings nicht wesentlich erschwert. Zu Beginn wird mit ein paar Beispielen darauf hingewiesen, so dass man schon vorgewarnt ist. Ich hatte das richtige Lesen dieser Wort schnell im Griff, so dass mein Lesefluss nicht gestört wurde. Ein bisschen schwieriger ist Stevens nicht lineare Erzählweise, immer wieder schweift er in die Vergangenheit ab, aber auch daran gewöhnte ich mich schnell. Schnell habe ich auch begonnen mitzurätseln. Und auch Edith Twyford kam mir direkt irgendwie bekannt vor, was sich in der Danksagung der Autorin bestätigt hat. Diese sollte man daher übrigens lesen.

Das Miträtseln hat Spaß gemacht, und ich hatte auch die ein oder andere richtige Erkenntnis, die tatsächliche Auflösung allerdings ist ein große Überraschung, und ich wage zu behaupten, dass man darauf nicht hätte kommen können. Trotzdem ist sie nachvollziehbar.

Auch wenn ich den Roman gerne gelesen habe, hat er mich nicht ganz so gepackt, wie ich erhofft hatte, dafür ist er nicht spannend genug, auch wenn es den ein oder anderen Cliffhanger gibt.

Steven mochte ich sehr schnell, man merkt trotz seines kriminellen Hintergrundes, dass er Empathie und Mitgefühl besitzt. Er ist ganz klar der Hauptcharakter, nicht nur, weil er selbst in Ich-Form erzählt, sondern auch, weil alle anderen Charaktere tatsächlich nur Nebenrollen spielen, auch, wenn sie das eine oder andere wichtige beisteuern.

Janice Hallets Roman punktet mit seinem besonderen Erzählstil, einem interessanten Protagonisten, und einer Geschichte, die am Ende nicht vorhersehbar ist. Mir hat aber ein bisschen die Spannung gefehlt. Wer einmal etwas anderes lesen möchte, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Eine interessante Frau

Die Tochter meines Vaters
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Sigmund Freud, den Namen kennt wohl jeder, und die meisten wissen auch ein bisschen mehr über ihn. Aber Anna Freud? Sigmund Freuds jüngste Tochter trat nicht nur in die Fußstapfen ihres Vaters, sondern ...

Sigmund Freud, den Namen kennt wohl jeder, und die meisten wissen auch ein bisschen mehr über ihn. Aber Anna Freud? Sigmund Freuds jüngste Tochter trat nicht nur in die Fußstapfen ihres Vaters, sondern entwickelte seine Theorien auch weiter, zudem blieb sie ihm bis an sein Lebensende nicht nur räumlich sehr verbunden.

Romy Seidels Roman über Anna Freud mochte ich von Anfang an. Tatsächlich wusste ich nur wenig über sie, eigentlich nur, dass sie Freuds Tochter war, und selbst Psychoanalytikerin.Jetzt bin ich um einiges Wissen reicher, habe zudem viel gegoogelt, und, am wichtigsten, habe eine interessante Frau näher kennengelernt.

Anna Freud wurde 1895 geboren, war das sechste und jüngste Kind ihrer Eltern, lebte mit ihren Eltern in deren Wiener Wohnung und emigrierte 1938 mit ihnen nach London. Anna hatte ihre eigenen Räumlichkeiten, in denen sie sich ihr Praxiszimmer einrichtete. Auch Anna war Psychoanalytikerin, im Gegensatz zu ihrem Vater hat sie sich aber auf die Analyse von Kindern spezialisiert. Eigene Kinder hatte sie nicht, sie war auch nie verheiratet. Einsam war sie dennoch nicht, mehrere Jahrzehnte verband sie eine tiefe Freundschaft mit Dorothy Tiffany Burlingham, mit der sie auch lange zusammenlebte.

Der Roman startet 1922. Man lernt Anna als Mensch und als kompetente Psychoanalytikerin gut kenne, auch der Schatten ihres Vaters wird deutlich. Als Freud an Krebs erkrankt, wird Anna zusätzlich seine Pflegerin. Man erfährt so auch viel Privates über die Freuds, lernt auch Sigmund recht gut kennen. Der Roman wird nie zu theoretisch, über die Psychoanalyse kann man sich in genug anderen Werken schlau machen, allen voran die, die Sigmund und Anna selbst verfasst haben. Allerdings wird auch über verschiedene Sitzungen berichtet, die Anna mit ihren jungen Patienten abhält, und auch über andere ihrer Projekte, wie eine Schule in Hietzing und ein Kinderheim für Kriegswaisen, das sie in Großbritannien aufbaute.

Mir kam Anna Freud in diesem Roman sehr nahe. Ich hatte mir während des Lesens auch einige Fotos von ihr angesehen, so dass ich sie beim Lesen immer vor Augen hatte. Der Erzählstil ist leicht und lässt sich flott lesen, Annas Gedanken und Gefühle sind immer greifbar. Auch das Nachwort der Autorin ist lesenswert.

Romy Seidels Roman habe ich von Anfang an gerne gelesen. Er hat mir nicht nur eine interessante Frau näher gebracht, sondern auch ihre Familie und ihr privates und berufliches Umfeld. Anna Freud ist jemand, den man kennen sollte, dieser Roman bietet eine gute Grundlage dafür.