Gegen alle Widerstände
Das Kurhotel auf Norderney - Stürmische ZeitenElisa und Jella - Zwei Freundinnen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit sind nach wie vor eng miteinander verbunden. Während Jella als Tochter des Norderneyer Inselarztes ...
Elisa und Jella - Zwei Freundinnen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit sind nach wie vor eng miteinander verbunden.
Während Jella als Tochter des Norderneyer Inselarztes diesem regelmäßig hilft und sich für Schwächere, gerade für die Kinder des Marienheims, einsetzt, hilft Elisa ihrer Mutter mit der Vermietung zwei Fremdenzimmer im eigenen Heim.
Jella ist mit Carl, dem Sohn des örtlichen Krämers, verlobt, der so seine ganz eigenen Vorstellungen für Jellas Zukunft hat und auch nicht mit ihrer besten Freundin klarkommt. Als die selbstbewusste Elisa auf den Baumeister Julius trifft, träumen beide von einer gemeinsamen Zukunft in der Ferienbranche, doch etwas wirft einen Schatten auf ihre Träume. Hat Carl etwas damit zu tun?
„Das Kurhotel auf Norderney - Stürmische Zeiten“ von Claudia Schirdewan ist der Auftakt für eine neue Reihe über die Insel Norderney. Der Roman spielt im Jahre 1885.
Die Autorin hat mit Jella und Elisa zwei Freundinnen geschaffen, die sehr unterschiedlich sind, aber immer füreinander einstehen. Jella ist ein sehr harmoniebedürftiger Mensch, der sich alles zu Herzen nimmt und mit Streit nicht klarkommt. Außerdem setzt sie sich mit Herzblut für schwächere Menschen ein. Elisa wiederum ist sehr selbstbewusst und lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen, was bei den Männern der damaligen Zeit nicht gut ankommt. Sie hat Träume und tut alles dafür, diese durchzusetzen.
Wer hinter dem Titel die Geschichte um ein Kurhotel erwartet, wird hierbei enttäuscht werden. Doch vor dem Hintergrund der Ankündigung, dass es sich hierbei um den Auftaktroman einer neuen Saga handelt, verstehe ich diesen Roman als ersten Band noch folgender und damit als Vorgeschichte.
Claudia Schirdewan hat den Alltag der Norderney Bewohner der damaligen Zeit sehr gut herausgearbeitet und im Nachwort auch nochmal zusammenfassend dargestellt, was der Realität entsprach und was angepasst wurde. Aber gerade den Konflikt zwischen den alteingesessenen Bewohnern, die konservativ unter sich bleiben wollen und denjenigen, die in den Kurgästen eine Zukunft sehen, finde ich sehr authentisch, da es die Vor- und Nachteile und vor allem Bedenken, gut beleuchtet.
Die Handlung wird aus den Perspektiven von Elisa und Jella abwechselnd erzählt. Es ist jedoch zu jederzeit nachvollziehbar, wessen Sicht gerade dargestellt wird.
In Jellas Handlungsstrang finde ich das Verhältnis zu ihrem Vater und dessen Einstellung zu Carl wirklich gut erzählt. Der Konflikt ist hier nahezu greifbar und sorgt auch beim Leser für Emotionen. Ähnlich ist es bei der Geschichte um die kleine Evi.
Im Handlungsstrang um Elisa hat mir die Darstellung ihrer beiden Seiten, der verwundbaren und der starken, wirklich gut gefallen.
Beide Frauen sind als sehr modern dargestellt, aber doch wiederum klassisch eingestellt.
Auch die Spannung bleibt nicht außen vor. Vor allem in Bezug auf die Liebe der beiden Protagonistinnen und die Geschichte um den Brand.
Alles in allem ein schöner historischer Roman und ein guter Auftakt einer neuen Saga.
Leider geht die Darstellung um das vermeintliche Kurhotel, sodass man gemäß des Titels eigentlich eine etwas andere Geschichte erwartet. Dennoch eine Empfehlung für alle Fans historischer Romane!