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Veröffentlicht am 16.10.2017

Glaubst du an das Schicksal?

Der Herzschlag deiner Worte
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Glaubst du an das Schicksal? Nein? Nach der Lektüre von Susanna Ernsts neuem Roman denkst du sicherlich anders darüber!
Gleich zu Beginn der Geschichte gibt es einen Knalleffekt. Vincent erleidet am Golfplatz ...

Glaubst du an das Schicksal? Nein? Nach der Lektüre von Susanna Ernsts neuem Roman denkst du sicherlich anders darüber!
Gleich zu Beginn der Geschichte gibt es einen Knalleffekt. Vincent erleidet am Golfplatz einen Herzinfarkt. Doch er ist (noch) nicht tot, sondern beobachtet von oben die Vorgänge rund um ihn herum. Mehr jedoch verwirrt ihn, dass er weder ins Leben zurückkehrt, noch endgültig stirbt, sondern fortan seinen Sohn Alex begleitet...sozusagen als eine Art Geist, der über ihm schwebt.
Ich mag übersinnliche Geschichten nicht wirklich, aber mit diesem "Blick von oben" und einzelnen Rückblenden in Vincents Vergangenheit bis hin zum überraschenden Schluss, ist dieses Stilmittel von der Autorin perfekt gewählt.
Nach dem Vorfall am Golfplatz schwenken wir vom Jahr 2015 zurück ins Jahr 2013. Alex steht vor einer großen Karriere als Musiker, als ihm das Schicksal ein Ei legt und er seinen Platz in der Band - just als diese Erfolge zu feiern beginnt - für einen anderen Gitarissten freigeben muss.
Auch Maila hat ein großes Geheimnis und verarbeitet ihre Probleme in ihren Romanen, die ziemlich erfolgreich sind. Bis sich die Beiden treffen werden, dauert es allerdings etwas.

Beim Begräbnis seines Vaters lernt Alex seine Tante Jane endlich persönlich kennen. Sie ist seine Patentante, aber als Alex heranwuchs, verlor sich der Kontakt. Jane ist schwerkrank. Sie leidet seit Jahren an ALS. Trotz ihrer unheilbaren Krankheit strahlt Jane eine Lebensfreude aus, die einfach imponiert.
Nach und nach lernen wir auch Alex, Jane, Maila und Alex Schwester Cassie, sowie seinen Vater Vincent, besser kennen. Die Zeiten wechseln dabei von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück, was allerdings nicht verwirrt, sondern Stück für Stück das gesamte Puzzle zusammensetzt und letztendlich ein großes Geheimnis offenbart. Das Ende hält noch eine überraschende Wendung bereit.
Der Roman ist aber nicht nur eine Geschichte über die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Eltern und ihren Kindern. Sie zeigt auf, wie schwierig es oft ist, die richtigen Entscheidungen zum Wohle des Kindes zu treffen, ohne Rücksicht auf sich selbst. Hier stellt sich auch die Frage, ob ich mein Leben von außen bestimmen lasse oder ob ich selbst Verantwortung übernehme. Obwohl hier viele traurige Themen aufgegriffen werden, ist der Roman voller Gefühl und Lebensfreude.

Die Charaktere sind liebenswert und authentisch. Gefallen hat mir, dass wir es hier mit einem männlichen Hauptprotagnisten zu tun haben, der allerdings aus der Feder einer Frau stammt. Da ich selbst kein Mann bin, kann ich jetzt nicht beurteilen wie identisch Susanne Ernst Alex geschaffen hat ;), aber ich fand ihn richtig toll. Man fühlt sich inmitten ihrer Figuren einfach wohl.

Schreibstil:
Wie auch schon in ihren anderen Romanen, die ich bereits von der Autorin gelesen habe, nahm mich der emotionale und bildhafte Schreibstil sofort gefangen. Man hat beim Lesen oft das Gefühl, dass man gar nicht so schnell lesen möchte, um den Roman einfach genießen zu können. Auch in diesem Buch erzählen die Protagonisten abwechselnd aus ihrer Sicht der Dinge. Dazu gibt es in kursiver Schrift noch Gedanken und Rückblenden von Vincent, Alex Vater.

Fazit :
Ein bewegender Roman voller Emotionen und Überraschungen, der aber auch zum Nachdenken anregt. Gefühlvoll, mit wunderbaren Charakteren und der Frage, ob das Schicksal unser Leben in den Händen hält...
Ein weiterer großartiger Roman der Autorin und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Ein Neuanfang

Unter dem Mitternachtsmond
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"Unter dem Mitternachtsmond" ist die Fortsetzung von "Unter dem Polarlicht" und "Unter dem Sternenhimmel", kann jedoch ohne Probleme eigenständig gelesen werden. Jeder Band hat andere Protagonisten und ...

"Unter dem Mitternachtsmond" ist die Fortsetzung von "Unter dem Polarlicht" und "Unter dem Sternenhimmel", kann jedoch ohne Probleme eigenständig gelesen werden. Jeder Band hat andere Protagonisten und jede Geschichte ist individuell anzusehen. Trotzdem ist es nett bekannte Gesichter aus den Vorgängerbänden wiederzutreffen.

Auch Elisabeth Büchles dritter Weihnachtsroman überzeugt wieder mit viel Gefühl und winterlichem Flair. Der bereits betagte Waldemar lebt auf einem abgelegenen Hof im Schwarzwald, wo er sich ziemlich einsam fühlt. Deswegen entschließt er sich zwei Mieter für je eine Wohneinheit bei sich einzuquartieren. Für Debora hat er sich schon vor einiger Zeit entschieden. Die junge Frau hat ihre Wohneinheit selbst restauriert und sich ein Kunstatelier im Westflügel eingerichtet. Sie will die Vergangenheit hinter sich lassen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. In der zweiten freien Wohneinheit zieht der junge Witwer Patrick mit seinem 7jährigen Sohn Leo ein. Seine Frau starb bei einem Verkehrsunfall. Auch er sucht nach einem Neuanfang. Patricks Angst noch jemanden zu verlieren, den er liebt, zeigt sich an seine Überfürsorge gegenüber Leo. Er lässt seinen Sohn kaum aus den Augen und würde ihn am liebsten in Watte packen. Patrick weiß trotzdem, dass er ihn mit der Zeit immer mehr loslassen muss. Doch das ist alles andere als einfach....
Die eher unkonventionelle Debora mit ihren Dreadlocks ist das komplette Gegenteil vom eher "spießigen" Patrick, der am liebsten alles durchgeplant hat. Das führt natürlich bald zu Spannungen, denn Leos Vater hat einige Vorbehalte gegenüber der chaotischen Debora. Den Schrott, den sie ausstellt, findet er alles andere als kunstvoll. Und was macht Debora jede Nacht um Mitternacht im Garten? Doch Leo hat die Nachbarin bereits in sein Herz geschlossen und verbringt viel Zeit mit ihr. Er ist ein aufgeweckter Junge, der sich für alles interessiert und sehr aufgeschlossen ist. Man muss ihn einfach gern haben....

Elisabeth Büchle erzählt in "Unter dem Mitternachtsmond" eine herzerwärmende Geschichte rund um ein ungleiches Paar, das sich erst zusammenraufen und die Vergangenheit loslassen muss. Beide Hauptprotagonisten haben eine schwere Zeit hinter sich und versuchen diese hinter sich zu lassen. Doch die Narben sind noch nicht wirklich verheilt...
Die Autorin erzählt sehr einfühlsam von den Problemen der Beiden. Sicherlich weiß man von Anfang an, wie die Geschichte ausgehen wird, aber das WIE ist bei einem Liebesroman immer ausschlaggebend. Und das hat die Autorin wieder perfekt hinbekommen. Es gibt einige kleine Überraschungen und Wendungen, einiges an Romantik, etwas Humor und eine besinnliche Grundstimmung zur Weihhnachtszeit. Auch das weihnachtliche Randthema darf nicht fehlen. Diesmal geht es um die Geschichte der Weihnachtskrippe.

Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildgewaltig und während des Lesens konnte ich es gar nicht mehr erwarten, dass auch hier bald der Winter mit viel Schnee einkehren wird.
Leider hat der Roman nur 224 Seiten, die sehr schnell weggelesen sind. Man wünscht sich noch länger im verschneiten Gutshaus im Schwarzwald zu verweilen. Am Ende gibt es noch ein Rezept des Apfel-Zimt-Punsches.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Elisabeth Büchle ist sehr einfühlsam, lebendig und atmosphärisch. Die Kapitel sind kurz gehalten und passen perfekt zu den leider nur 224 Seiten des Romans. Die Charaktere sind liebevoll beschrieben und mitten aus dem Leben gegriffen. Auch der christliche Aspekt wurde wieder angesprochen, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Fazit :
Eine wunderschöne und atmosphärische Wintergeschichte mit einer besinnlichen Grundstimmung, die schon auf die Weihnachtszeit einstimmt. Mit einem Apfel-Zimt-Punsch, eingemummt in eine Decke, vergisst man für einige Zeit die Welt um sich herum und taucht ein in eine kleine, aber feine Geschichte, die ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 30.08.2017

Das Wunderkind

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
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Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Vorschau neugierig gemacht, der auf eine spannungsgeladene und mysteriöse Geschichte deutet. Diese Punkte hat die Autorin meiner Meinung auch perfekt ...

Der Klappentext dieses Romans hat mich schon in der Vorschau neugierig gemacht, der auf eine spannungsgeladene und mysteriöse Geschichte deutet. Diese Punkte hat die Autorin meiner Meinung auch perfekt erfüllt und ich bin eingetaucht in das Familiendrama der MacPhersons.

Der Roman beginnt mit der Rückkehr von Riley, der jüngsten Tochter der Familie, in ihr ehemaliges Elternhaus in der kleinen Stadt New Bern in North Carolina. Sie muss den Nachlass ihres verstorbenen Vaters regeln und ist mit ihren fünfundzwanzig Jahren damit ziemlich überfordert. Außer ihrem älteren Bruder Danny, der seit seinem Einsatz im Irak-Krieg die Menschen meidet und abgeschieden in einem Wohnwagen im Wald lebt, hat Riley keine weitere Familienmitglieder mehr. Ihre Mutter starb vor vielen Jahren an Krebs und ihre ältere Schwester Lisa beging vor rund 20 Jahren Selbstmord. Damals war Riley erst 2 Jahre alt und hat keinerlei Erinnerungen an das damalige 17-jährige Wunderkind, das mit ihrem Geigenspiel alle verzauberte. Doch beim Aufräumen findet Riley Zeitungsausschnitte, die vom Selbstmord ihrer Schwester und vom Mord an ihrem Musiklehrer erzählen. Diesen soll Lisa erstochen haben.....
Railey ist geschockt über diese Informationen, die ihr ihre Eltern immer vorenthalten haben. Was weiß sie noch alles nicht? Riley beginnt Nachforschungen anzustellen, die immer mehr unglaubliche Dinge ans Licht bringen....

Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Part begleiten wir Riley nach Hause nach New Bern, erleben mit ihr die Trauer um ihren heißgeliebten Vater, den Schock um ihre Schwester und beginnen mitzurätseln, was sich vor 23 Jahren abgespielt hat.
Der zweite Teil wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Lügen, Intrigen, Täuschungen und vorallem das Verschweigen sind hier die Schlagworte, die die Geschichte bestimmen. Ebenso erleben wir aus Lisas Sicht, was am Tag ihres Selbstmordes tatsächlich passiert ist. So wird ein Puzzlestück ums andere hinzugefügt, bis sich am Ende alle Teilchen zu einem Gesamtbild zusammensetzen und man das Geheimnis erfährt, das die Familie über Jahrzehnte hinweg verborgen hat.
Durch den Prolog hatte ich eine kleine Ahnung, die in die richtige Richtung führte, doch die ganze Handlung rundherum wird von der Autorin spannend und dramatisch erzählt. Der Spannungsbogen steigt mit den Seitenzahlen kontinuierlich an und auch die Emotionen kamen nicht zu kurz.
Einige wenige
Kurze Anmerkung meinerseits:
Den Vermerk auf der Rückseite des Buches "...ein Muss für alle Mystery-Fans" kann ich nicht wirklich verstehen, denn Mystery kam in dieser Geschichte in keiner Zeile vor!

Schreibstil:
Diane Chamberlain schreibt sehr angenehm und bildgewaltig. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebendig dargestellt und man kann ihre Gedanken und Gefühle wunderbar verstehen. Neben Riley, Danny und Lisa gibt es noch einige weitere Charaktere, die ebenso individuell und realistisch beschrieben sind. Da gibt es die etwas exzentrische und laute Jeannie, die beruflich für Haushaltsauflösungen zuständig ist und eine alte Freundin ihrer Mutter ist, das unsympathische Ehepaar, Tom und Verniece Kyle, die mit ihrem Wohnwagen auf dem Campingplatz leben, den Rileys Vater in Besitz hatte und denen er seine Pfeifensammlung vermachte, sowie Charlie und Celia.....
Rileys Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt, während die Kapitel aus Lisas Sicht in der dritten Person erzählt werden. Die Namen der wechselnden Personen werden am Kapitelanfang angezeigt.


Fazit:
Ein spannend erzähltes Familiendrama, das mit einigen Überraschungen aufwarten kann und das mich von Anfang bis zum Ende gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Das geheimnisvolle Amulett

Das Awaren-Amulett
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Im Prolog befinden wir uns im Jahre 796 zur Zeit von Karl dem Großen. Sein Neffe Bertulf, trägt ein Amulett aus dem Schatz der Awaren bei sich, das er seiner Herzensdame, die in einem versteckten Tal an ...

Im Prolog befinden wir uns im Jahre 796 zur Zeit von Karl dem Großen. Sein Neffe Bertulf, trägt ein Amulett aus dem Schatz der Awaren bei sich, das er seiner Herzensdame, die in einem versteckten Tal an der Enisa (der heutigen Enns) lebt, schenken möchte.
Im darauffolgenden ersten Kaipitel, das bereits im Jahre 1626 spielt, halten wir uns in diesem besagten Tal, dem Geseis (heutiges Gesäuse bei Admont in der Steiermark, Österreich) auf und begleiten den Jungen Johannes auf den Rückweg zu seinem Elternhaus, die eine Mühle besitzen. Doch während seiner Abwesenheit haben die Bairischen das Tal überfallen, Häuser in Brand gesetzt und gemordet. Die Eltern von Johannes Eltern sind tot, seine Schwester Elisabeth wurde verschleppt.
In den verbrannten Überresten findet er bei seiner Mutter ein Amulett mit fremden Schriftzeichen, das er als Andeken an sie mitnimmt. Er erhofft sich Hilfe bei Bruder Anselm, seinemn Oheim, der als Eremit in den Bergen wohnt und bei dem er eine Ausbildung genossen hat. Aber der Mönch ist ebenfalls verschwunden und so macht sich Johannes schweren Herzens auf, nach seiner Schwester zu suchen. Ohne Plan tritt er zuerst seine Reise nach Linz an, wo er Johannes Kepler aufsuchen möchte, der ein Freund von Bruder Anselm ist und wo hofft auch seine Tante zu finden. Nur kurze Zeit sind ihm im Hause Kepler vergönnt, denn auch Johannes Kepler verlässt mit seiner Familie das Land. Auch Johannes hat kaum die Möglichkeit länger an einem Ort zu verweilen. Auf der Suche nach Anselm, seiner Schwester und dem gestohlenen Amulett, gerät Johannes immer wieder in Lebensgefahr. Denn während wir ihn auf seinem Weg durch Österreich und Süddeutschland begleiten, erleben wir überall daselbe Bild. Die bayrischen Katholiken lassen den Protestanten nur zwei Wahlmöglichkeiten: Übertritt zum Katholizismus oder das Verlassen des Landes. Alle die bleiben und weiter an ihrem Glauben festhalten, werden ermordet. Es wird gebrandschatzt, ums Leben gewürfelt, Bauernaufstände werden niedergeschlagen und ganze Täler ausgerottet. Diese Zeit ist der Beginn einer der dunklesten Epochen des Mittelalters mit Glaubenskämpfen und Hexenverbrennungen.

In kursiver Schrift werden Erlebnisse aus Johannes Vergangenheit erzählt. Man erfährt mehr über seine Kindheit, seine Ausbildung bei Bruder Anselm und seinen Wissensdurst, sowie seinem Freund Jakob. Dies lockert die Handlung etwas auf, die schonungslos die Glaubenskämpfe beschreibt. Und doch fand ich auch Parallelen zur Gegenwart, denn Glaubenskriege gehören leider nicht nur der Vergangenheit an.
Johannes ist ein sehr ehrlicher und aufrechter junger Mann, der schon früh im Leben auf eigenen Füßen stehen muss. Unbeirrt hält er an seinem Glauben fest, obwohl es ihm einige Male fast das Leben kostet. Auch die Liebe zu seiner Familie und den Wunsch seine Schwester aus den Händen der Bairischen zu retten, sind bei ihm oberste Priorität.

Der Autorin gelingt es mit ihrem fesselnden Schreibstil, die geschichtlichen Ereignisse sehr bildhaft und spannend zu beschreiben. Mir war als Österreicherin gar nicht bekannt, dass wir bis zum 17. Jahrhundert größtenteils protestantisch waren, da die heutige Bevölkerung zu fast 90% katholisch ist.

Schreibstil:
Carmen Mayer hat den Schreibstil der damaligen Zeit angepasst und trotzdem lässt sich der Roman sehr flüssig lesen. Wie bereits erwähnt lebt die Handlung, die die geschichtlichen Hintergründe mit der fiktiven Geschichte rund um Johannes und das geheimnisvolle Amulett verbindet, vorallem von der sehr bildgewaltigen Sprache und dem lebendigen Schreibstil. Man leidet mit Johannes mit und möchte den anfangs noch eher naiven Jungen vor jeglicher Gefahr bewahren. Die geschichtlichen Hintergründe sind hervorragend recherchiert.
Am Ende gibt es noch eine Nachwort der Autorin und ein Glossar zu den historischen Personen zur Zeit Karls des Großen.

Fazit
Ein beeindruckender historischer Roman, der sehr lebendig erzählt wird. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges und die Glaubenskämpfe lassen wieder einmal erkennen, dass der Mensch leider nicht aus seiner Geschichte lernt. Einige Stellen erinnern doch sehr an gegenwärtige Kriegsschauplätze und religiösen Fanatismus. Packend geschrieben und hervorragend recherchiert - ein Genuss für Fans des historischen Romans.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Toller Wohlfühlroman

Wildblumensommer
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Mit "Wildblumensommer" ist der Autorin ein wundervoller Roman gelungen, der mich von der ersten Seite an begeistern konnte. Es gibt ja viele Geschichten, die ähnliche Plots aufweisen und in Klischees baden ...

Mit "Wildblumensommer" ist der Autorin ein wundervoller Roman gelungen, der mich von der ersten Seite an begeistern konnte. Es gibt ja viele Geschichten, die ähnliche Plots aufweisen und in Klischees baden und trotzdem sehr unterschiedlich sein können. Das liegt einzig und allein daran, was die Autorin aus der Handlung macht. Ich kann dazu nur sagen, dass Kathryn Taylor eine sehr ansprechende und einfühlsame Geschichte ohne Kitsch geschrieben hat.

Es sind zwei Erzählstränge, die die Handlung aufbauen und sich zum Ende hin perfekt ergänzen. Zuerst lernen wir Zoe kennen, die in der Firma ihres Vaters arbeitet und diese einmal gemeinsam mit ihrem verlobten Simon übernehmen soll. Sie lebt einzig nach den Wünschen ihres Vaters und vergräbt sich in der Arbeit. Als sie eines Tages unglücklich stürzt, wird bei der Routineuntersuchung ein Aneurysma im Kopf entdeckt. Die Ärzte raten zur sofortigen OP. Doch bevor sich Zoe dieser riskanten Operation unterzieht, möchte sie noch ein offenes Kapitel in ihrem Leben abschließen: Den ungeklärten Tod ihres Bruders, der vor 14 Jahren in Cornwall von den Klippen gestürzt ist. Zoe möchte nochmal an den Ort reisen, nach Antworten suchen und sich der Vergangenheit stellen. Damals hat ihre Familie den Unglücksort so schnell verlassen, dass Zoe keine Möglichkeit hatte diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Außerdem hat sie ihre große Liebe Jack zurückgelassen, von dem sie sich nicht einmal verabschiedet hat. Zoe mietet das alte Strandhaus, das sie damals mit ihrer Familie während der Sommerferien immer bewohnt hat, welches nun ihre damalige Freundin, Jacks Schwester Rose, mit ihren drei Kindern bewohnt. Zoe bietet ihr als Austausch ihr Haus in London an und Rose greift nach kurzem Zögern zu. Rose ist eine sehr herzliche und bodenständige Frau, die ihre Kinder und Mode liebt. Sie designt zu Hause Taschen und Kleider und möchte sich in London die neuesten Trends ansehen. Außerdem lebt ihr Exmann in London, der seit einiger Zeit keine Unterhaltszahlungen mehr leistet und den sie zur Rede stellen will...

Als Zoe nach Pednorak kommt, weiß sie allerdings nicht, dass Jack nach seiner Auswanderung nach Kanada wieder nach Cornwall zurückgekehrt ist. Das Wiedersehen der Beiden gestaltet sich nicht wirklich freundlich. Zu tief sitzen bei Jack noch die Enttäuschung und die Wut, als Zoe damals einfach ohne Worte abgereist und den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Aber auch Zoe ist verletzt und vorallem unsicher. Und wird sie nach der langen Zeit noch etwas über den Tod ihres Bruders Chris herausfinden?

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Rose und von Zoe erzählt. Die beiden Charaktere sind sehr unterschiedlich, authentisch und mitten aus dem Leben gegriffen. So lesen wir nach und nach, wie es den zwei Frauen in der ungewohnten Umgebung ergeht und was sie erleben. Das ist oftmals amüsant, aber man spürt auch die Verzweiflung von Zoe, die nicht weiß, ob und wie sie die Operation überleben wird, wenn nicht schon vorher ein Äderchen im Kopf platzt. Ein beängstigender Gedanke, den die Autorin gefühlvoll rüberbringen konnte. In Rückblenden werden auch die Ereignisse vor 14 Jahren miteingebaut. Das Geheimnis und die Umstände um Chris Tod werden logisch aufgeklärt.

Die Geschichte ist keineswegs so leicht und luftig, wie die Inhaltsangabe und das Cover vermuten lassen. Es geht um ernste Themen und die Handlung überrascht mit einigen dramatischen Sequenzen. Die eingeflochtenen Cliffhanger am Ende jedes Kapitels gaben mir das Gefühl, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Der dramtische letzte Abschnitt rührt auch schnell zu Tränen.

Schreibstil:
Kathryn Taylor hat einen wunderbaren Schreibstil, der mich sofort gefangen nahm. Ich habe den Roman in einem Rutsch durchgelesen, denn ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die Beschreibungen der Landschaft sind bildhaft und absolut gelungen. Das Setting verzaubert und die Charaktere sind sehr authentisch und lebendig beschrieben. Ich spürte den Wind, der um die Klippen weht und konnte die Wildblumen riechen....

Fazit:
Der Plot ist nicht unbedingt neu, aber was die Autorin aus der Geschichte gemacht hat, hat mich überzeugt! Ohne Kitsch und Vorhersehbarkeit ist es ihr gelungen mich an das Buch zu fesseln und die bildhaften Beschreibungen von Cornwall tun das Übrige. Eine gefühlvolle Geschichte mit Tiefgang, überraschenden Wendungen und Spannung. Ein absoluter Wohlfühlroman mit Suchtfaktor!