Eines meiner Highlights dieses Jahres!
Rebekkas MelodieRebekka hat vor zehn Jahren ihre Heimatstadt Nashville verlassen, um in Wien Musik zu studieren. Nun kehrt sie nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter nach Hause zurück. Die alte Dame war nach dem frühen ...
Rebekka hat vor zehn Jahren ihre Heimatstadt Nashville verlassen, um in Wien Musik zu studieren. Nun kehrt sie nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter nach Hause zurück. Die alte Dame war nach dem frühen Ableben des Vaters ihr letzter Halt, denn zu ihrer Mutter hatte Rebekka nie eine sehr enge Verbindung. Diese hat auch nicht lange gewartet und sich schnell wiederverheiratet. Ihr Stiefvater Barton Ledbetter ist ein grausamer Mann und Rebekka möchte nicht zurück in ihr altes Zuhause. Ihr Herzenswunsch ist es, in einem Sinfonieorchester mitzuspielen, doch nur wenige Orchester in den Vereingten Staaten nehmen Frauen überhaupt auf. Diese sind reine Männerdomänen und weibliche Musiker sind unerwünscht. Auch der neue Dirigent der Philharmonie Nashville, Nathaniel Whitcomb, sieht keine Möglichkeit eine Frau einzustellen. Nicht nur, dass er selbst überzeugt ist, dass Frauen diesen Job nicht beherrschen, ist er auch abhängig von den Gönnern der Philharmonie. Diese unterstützen nicht nur ihn, sondern auch den Neubau des Opernhauses. Da bekommt Rebekka die Chance im Haus Belmont von Adelicia Cheatham als Musiklehrerin ihre Tochter Pauline zu unterrichten. Und kurze Zeit später wird sie als Assistentin des Dirigenten angestellt, der Hilfe beim aufschreiben seiner Symphonie benötigt....
Dies ist der dritte Band der Belmont Manison Reihe, was ich bei meiner Bewerbung zum Buch nicht gewusst habe. Einige von euch wissen, dass ich selten ein Buch bei dem es um Musik geht, auslassen kann ;) ...deswegen musste ich den Roman auch unbedingt lesen. "Rebekkas Melodie" lässt sich ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Bände lesen, denn jeder Band handelt von einer anderen begabten Frau, die sich ihrer Leidenschaft widmet. Ist es hier die Musik, so sind es in den anderen Geschichten die Kunst und die Natur.
Inspiriert wurde die Autorin von einer ganz besonderen Frau, nämlich Adelicia Hayes Franklin Acklen Cheatham, der Herrin von Belmont.
Der Roman überzeugt mit viel Herzenswärme und interessanten Ansätzen. Die klassische Musik ist über die fast 500 Seiten immer präsent und man spürt diese wunderbare Hingabe zur Musik und die ungewöhnliche Begabung von Nathaniel "Tate" und Rebekka durch jede Zeile. Für Tate steht viel auf dem Spiel, denn er soll bei der Eröffnung des neuen Musiktheaters mit einer Eigenkomposition glänzen. Doch über den ersten Satz der Symphonie ist er noch nicht hinausgekommen. Zusätzliche persönliche Probleme halten ihn von seiner Komposition ab, ebenso wie die Förderer des neuen Opernhauses, die ihre eigenen Pläne haben.
Die Arbeit, die hinter einem Musikstück steckt, ebenso wie die des Orchesters bis zur Aufführung, wurde großartig beschrieben. Aber nicht nur die Abschnitte, bei denen es um Musik geht, sondern auch die Zweifel und Ängste der beiden Hauptprotagonisten sind spürbar.
Rebekka ist ein großes Talent auf der Violine, doch sie ist der Zeit weit voraus. Ihr Traum vor einem großen Publikum zu spielen und einem Orchester anzugehören, scheint immer mehr in weite Ferne zu rücken. Zu groß sind noch die Vorurteile gegenüber Frauen, die den Anforderungen nicht gewachsen sein können, weil sie zu zart und schwach sind. Außerdem erscheint eine musizierende Frau schamlos.
Die Charaktere sind lebendig, warmherzig und haben Ecken und Kanten. Besonders ans Herz gewachsen sind mir Delphia, die Köchin in Rebekkas ehemaligen zuhause, sowie auch Mrs. Adelicia Cheatham, hinter deren rauhen Außenschale ein großes Herz steckt. Die Charaktere sind authentisch und nicht nur schwarz-weiß gezeichnet. Besonders Tate hat viele Facetten.
Als Österreichein finde ich es beschämend, dass man vor mehr als einem Jahrhundert bereits die ersten Frauen in amerikanischen Orchestern aufgenommen hat, auch wenn dies nur vereinzelt galt. Die Wiener Philharmoner nahmen erst 1997 die erste Frau in ihr Orchester auf, nachdem der massive Druck heimischer Politiker, sowie internationale Proteste und Boykottaufrufe der Entscheidung vorausgegangen sind. Man kann darüber nur den Kopf schütteln...
Schreibstil:
Tamara Alexander hat einen wunderbaren und lebendigen Schreibstil. Man versinkt in der Geschichte und hat Tate und Rebekka wahrlich vor Augen, wenn sie zusammen am Klavier sitzen und komponieren, aber auch bei ihren Ausflügen in die Appalachen. Tamara Alexander hat das Nashville im Jahre 1871 perfekt eingefangen
Cover:
Ich finde beide Cover absolut gelungen, aber das englische Cover, das der Francke Verlag übernommen hat, gefällt mir trotzdem besser. Und die deutsche Varianate finde ich noch eine Spur besser, da die Schrift dezenter ist bzw. nicht dreiviertel des Covers einnimmt, sondern der Name der Autorin im oberen Bereich dezenter gesetzt wurde und der Titel über den Rock des Kleides steht. Ich finde es einfach wunderschön!
Das Opernhaus am Cover ist übrigens das Akademische nationale Theater für Oper und Ballett in Odessa (Ukraine). Es erinnert mich auch sehr an das Wiener Konzerthaus, wo alljährlich das Neujahrskonzert stattfindet.
Fazit:
Ein wunderbarer Roman um eine starke Frau, die ihren Traum leben möchte. Toller Schreibstil, viel Atmosphäre und facettenreiche Charaktere runden das musikalische Thema ab. Eines meiner Highlights dieses Jahres in diesem Genre! Unbedingt lesen!