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Veröffentlicht am 03.11.2017

Eines meiner Highlights dieses Jahres!

Rebekkas Melodie
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Rebekka hat vor zehn Jahren ihre Heimatstadt Nashville verlassen, um in Wien Musik zu studieren. Nun kehrt sie nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter nach Hause zurück. Die alte Dame war nach dem frühen ...

Rebekka hat vor zehn Jahren ihre Heimatstadt Nashville verlassen, um in Wien Musik zu studieren. Nun kehrt sie nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter nach Hause zurück. Die alte Dame war nach dem frühen Ableben des Vaters ihr letzter Halt, denn zu ihrer Mutter hatte Rebekka nie eine sehr enge Verbindung. Diese hat auch nicht lange gewartet und sich schnell wiederverheiratet. Ihr Stiefvater Barton Ledbetter ist ein grausamer Mann und Rebekka möchte nicht zurück in ihr altes Zuhause. Ihr Herzenswunsch ist es, in einem Sinfonieorchester mitzuspielen, doch nur wenige Orchester in den Vereingten Staaten nehmen Frauen überhaupt auf. Diese sind reine Männerdomänen und weibliche Musiker sind unerwünscht. Auch der neue Dirigent der Philharmonie Nashville, Nathaniel Whitcomb, sieht keine Möglichkeit eine Frau einzustellen. Nicht nur, dass er selbst überzeugt ist, dass Frauen diesen Job nicht beherrschen, ist er auch abhängig von den Gönnern der Philharmonie. Diese unterstützen nicht nur ihn, sondern auch den Neubau des Opernhauses. Da bekommt Rebekka die Chance im Haus Belmont von Adelicia Cheatham als Musiklehrerin ihre Tochter Pauline zu unterrichten. Und kurze Zeit später wird sie als Assistentin des Dirigenten angestellt, der Hilfe beim aufschreiben seiner Symphonie benötigt....

Dies ist der dritte Band der Belmont Manison Reihe, was ich bei meiner Bewerbung zum Buch nicht gewusst habe. Einige von euch wissen, dass ich selten ein Buch bei dem es um Musik geht, auslassen kann ;) ...deswegen musste ich den Roman auch unbedingt lesen. "Rebekkas Melodie" lässt sich ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Bände lesen, denn jeder Band handelt von einer anderen begabten Frau, die sich ihrer Leidenschaft widmet. Ist es hier die Musik, so sind es in den anderen Geschichten die Kunst und die Natur.
Inspiriert wurde die Autorin von einer ganz besonderen Frau, nämlich Adelicia Hayes Franklin Acklen Cheatham, der Herrin von Belmont.

Der Roman überzeugt mit viel Herzenswärme und interessanten Ansätzen. Die klassische Musik ist über die fast 500 Seiten immer präsent und man spürt diese wunderbare Hingabe zur Musik und die ungewöhnliche Begabung von Nathaniel "Tate" und Rebekka durch jede Zeile. Für Tate steht viel auf dem Spiel, denn er soll bei der Eröffnung des neuen Musiktheaters mit einer Eigenkomposition glänzen. Doch über den ersten Satz der Symphonie ist er noch nicht hinausgekommen. Zusätzliche persönliche Probleme halten ihn von seiner Komposition ab, ebenso wie die Förderer des neuen Opernhauses, die ihre eigenen Pläne haben.
Die Arbeit, die hinter einem Musikstück steckt, ebenso wie die des Orchesters bis zur Aufführung, wurde großartig beschrieben. Aber nicht nur die Abschnitte, bei denen es um Musik geht, sondern auch die Zweifel und Ängste der beiden Hauptprotagonisten sind spürbar.
Rebekka ist ein großes Talent auf der Violine, doch sie ist der Zeit weit voraus. Ihr Traum vor einem großen Publikum zu spielen und einem Orchester anzugehören, scheint immer mehr in weite Ferne zu rücken. Zu groß sind noch die Vorurteile gegenüber Frauen, die den Anforderungen nicht gewachsen sein können, weil sie zu zart und schwach sind. Außerdem erscheint eine musizierende Frau schamlos.

Die Charaktere sind lebendig, warmherzig und haben Ecken und Kanten. Besonders ans Herz gewachsen sind mir Delphia, die Köchin in Rebekkas ehemaligen zuhause, sowie auch Mrs. Adelicia Cheatham, hinter deren rauhen Außenschale ein großes Herz steckt. Die Charaktere sind authentisch und nicht nur schwarz-weiß gezeichnet. Besonders Tate hat viele Facetten.

Als Österreichein finde ich es beschämend, dass man vor mehr als einem Jahrhundert bereits die ersten Frauen in amerikanischen Orchestern aufgenommen hat, auch wenn dies nur vereinzelt galt. Die Wiener Philharmoner nahmen erst 1997 die erste Frau in ihr Orchester auf, nachdem der massive Druck heimischer Politiker, sowie internationale Proteste und Boykottaufrufe der Entscheidung vorausgegangen sind. Man kann darüber nur den Kopf schütteln...

Schreibstil:
Tamara Alexander hat einen wunderbaren und lebendigen Schreibstil. Man versinkt in der Geschichte und hat Tate und Rebekka wahrlich vor Augen, wenn sie zusammen am Klavier sitzen und komponieren, aber auch bei ihren Ausflügen in die Appalachen. Tamara Alexander hat das Nashville im Jahre 1871 perfekt eingefangen

Cover:
Ich finde beide Cover absolut gelungen, aber das englische Cover, das der Francke Verlag übernommen hat, gefällt mir trotzdem besser. Und die deutsche Varianate finde ich noch eine Spur besser, da die Schrift dezenter ist bzw. nicht dreiviertel des Covers einnimmt, sondern der Name der Autorin im oberen Bereich dezenter gesetzt wurde und der Titel über den Rock des Kleides steht. Ich finde es einfach wunderschön!
Das Opernhaus am Cover ist übrigens das Akademische nationale Theater für Oper und Ballett in Odessa (Ukraine). Es erinnert mich auch sehr an das Wiener Konzerthaus, wo alljährlich das Neujahrskonzert stattfindet.

Fazit:
Ein wunderbarer Roman um eine starke Frau, die ihren Traum leben möchte. Toller Schreibstil, viel Atmosphäre und facettenreiche Charaktere runden das musikalische Thema ab. Eines meiner Highlights dieses Jahres in diesem Genre! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Wunderschön!!!

In all den Jahren
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Was für eine Geschichte, was für ein Buch!
Seit längerer Zeit konnte mich endlich wieder ein Roman total begeistern. Er hat mich bewegt, fasziniert und auch nachdenklich zurückgelassen.
Und deswegen tu ...

Was für eine Geschichte, was für ein Buch!
Seit längerer Zeit konnte mich endlich wieder ein Roman total begeistern. Er hat mich bewegt, fasziniert und auch nachdenklich zurückgelassen.
Und deswegen tu ich mir auch bei dieser Rezi furchtbar schwer! Seit Tagen grüble ich schon vor mich hin, wie ich eine aussagekräftige und zufriedenstellende Rezension schreiben könnte, die dieser einzigartigen Geschichte gerecht werden kann! Ich weiß es einfach nicht. Ich schreibe Sätze und verwerfe sie wieder, ich denke an die Freude, die ich beim Lesen dieses Romans verspührt habe und mir kommen wieder fast die Tränen. Ich kann es sehr schwer in Worte fassen und trotzdem muss ich es versuchen....

"In all den Jahren" von Barbara Leciejewski erzählt die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen Elsa und Finn. Die Beiden sind Nachbarn und Elsa lernt Finn kennen, als er nackt an ihrer Tür klingelt, weil er sich aus seiner Wohnung ausgeschlossen hat. Na...wenn das kein Beginn ist? ;)
Sie, die Synchronsprecherin und Schauspielerin, er ein begnadeter Maler, verbindet ab diesem Zeitpunkt eine Freundschaft, die man nur sehr selten findet und die der Leser über 20 Jahre lang begleitet. Was die Autorin hier jedoch aus dieser Geschichte gemacht hat, ist ein besonderes Erlebnis!

Für mich war "Zwei an einem Tag" bis jetzt der ultimative Roman über Freundschaft bzw. Liebe, doch "In all den Jahren" kann meinen bisherigen Lieblingsroman tatsächlich das Wasser reichen bzw. sogar überflügeln! Was hier an Tiefe und Emotionen beschrieben wird, lässt einem kaum Luft holen.
Auch in diesem Buch geht es um eine ganz besondere Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten. Alle im Umkreis meinen, sie wären das perfekte Paar. Doch Elsa und Finn wollen diese Freundschaft nicht durch eine Liebesbeziehung zerstören und leiden trotzdem darunter - mal mehr, mal weniger. So durchlebt der Leser eine Bandbreite an Gefühlen, die nie ins Kitschige driften, sondern direkt aus dem Leben gegriffen sind. Man spürt hier alle Emotionen der handelnden Personen und man nimmt Barabra Leciejewski jede Handlungsweise dieser ab, auch wenn man sie am liebsten schütteln und fragen möchte, ob sie denn nicht das Offensichtliche sehen!
Der Roman ist einerseits humorvoll, aber auch traurig. Bis zum Ende war ich nicht sicher, wie die Geschichte ausgehen wird. Man durchläuft die ganzen 448 Seiten eine Achterbahn der Gefühle!

Charaktere:
Elsa ist dabei eine eher schüchterne und introvertierte junge Frau, die schon länger auf ihren eigenen Füßen steht. Sie lebt allerdings richtig auf, wenn sie in die Haut einer fremden Person schlüpft, sei es beim Synchronsprechen oder auf der Bühne.
Finn ist dagegen extrovertiert und chaotisch. Er ist selbstsicher und hat nur ein Problem, das er nie lösen kann: Er kann einfach nicht Schluss machen und seinen Freundinnen erklären, dass die Beziehung zu Ende ist.
Die Autorin hat die Charaktere in ihrem Roman wunderbar beschrieben. Beide Hauptprotagonisten besitzen sehr viel Tiefe. Aber auch die Nebencharaktere sind alle sehr liebevoll gezeichnet, authentisch und aus dem Leben gegriffen. Man fühlt sich dazugehörig, auch wenn hier einige Personen den Beiden etwas übel mitspielen. Dadurch enthält der Roman auch sehr viel echtes Leben und wird trotzdem nie langweilig. Jeder Nebencharakter spielt hier eine wichtige Rolle in Elsas und Finns Leben und trotzdem bleiben die Beiden der Mittelpunkt.

Schreibstil:
Die zwanzig Jahre, die wir mit Elsa und Finn mitfiebern, werden kapitelweise und im Jahresrhythmus erzählt. Ich kann sagen, dass dieser Roman eindeutig vom wunderbaren und aussagekräftigen, sowie gefühl- und humorvollen Schreibstil der Autorin lebt! Einige unvorhersehbare Wendungen lassen nie Langeweile aufkommen und brachten auch etwas Herzklopfen mit.

Fazit:
Eine eindeutige Leseempfehlung und eines der besten Bücher aus dem Genre, die ich die letzten Jahre gelesen habe! 5 Sterne sind hier einfach zu wenig.....ich würde auch das Doppelte vergeben. Eine Geschichte voller Emotionen, aber ohne Kitsch, direkt aus dem Leben. Wer dieses Buch nicht liest, ist selbst schuld!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Moderner Hexenkult?

Luzerner Totentanz
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Es ist kurz vor Weihnachten. Im Luzerner Männliturm wird ein kleines Mädchen gefunden. Sie ist ausstaffiert wie ein Engel mit Flügel und Goldstaub. Bewusstlos liegt es am Boden, rundherum sind an den Mauern ...

Es ist kurz vor Weihnachten. Im Luzerner Männliturm wird ein kleines Mädchen gefunden. Sie ist ausstaffiert wie ein Engel mit Flügel und Goldstaub. Bewusstlos liegt es am Boden, rundherum sind an den Mauern okkulte Zeichen mit Blut aufgemalt. Man beobachtet eine rothaarige Frau auf einem Pferd, einen Hund und Feuer.......wer bedient sich hier der alten Sage von der Sträggle, der Hexe, die Kinder entführt?
Als die Ermittler das Mädchen später im Krankenhaus besuchen, weigert es sich zu sprechen. Kurze Zeit später findet man wieder ein Mädchen als Engel verkleidet, nicht ansprechbar und verwirrt. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln bis der ehemalige Auslandskorrespondent Marius Cem auf eine alte Sage rund um die Sträggele und den Türst verweist.

Der Krimi geht gleich spannend los und bleibt auf einem hohen Level, der mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen ließ. Man grübelt über die Hintergründe der Taten nach. Die eigenen Kapitel, die Einblicke auf die Täterin geben, hinterlassen anfangs mehr Verwirrung als Aufklärung. Das macht die Geschichte noch spannender.
Die schweizer Ausdrücke spiegeln das Lokalkolorit wieder und die Sage rund um die Sträggle und dem Türst runden dieses perfekt ab. Grandios vermischt die Autorin die alte Legende mit dem aktuellen Kriminalfall.
Leider kannte ich die Vorgängerbände rund um Ermittler Cem Cengiz noch nicht, was ich aber auf jeden Fall nachholen werde. Das Team rund um den türkischstämmigen Cem ist wunderbar authenisch und konnte mich überzeugen. Barbara, Lila und Eva, sowie der charismatische Journalist und Experte für Okkultismus, Marius, haben mein Herz im Sturm erobert, wobei man Marius nicht wirklich zuordnen kann. Weiß er mehr, als er verrät oder ist er tatsächlich eine Hilfe für das Ermittlerteam? Kann Cem Marius trauen?

Besonders zu Beginn gab es einige Hinweise auf die ersten drei Bände, die mir doch einiges verraten haben. Die Anspielungen waren jedoch "diskret" und haben meine Lust die ersten drei Cem Cengiz Krimis zu lesen, nicht abgeschwächt. Im Gegenteil!
Auch das Privatleben der Ermittler bleibt nicht außen vor. Barbara leidet unter dem Tod von Rolf und soll noch dazu seinen Platz einnehmen. Doch dann bekommt das eingespielte Team eine neue Chefin vorgesetzt, die wie ein Feldwebel auftritt. Und Cem steckt in einer gefühlsmäßigen Zwickmühle....obwohl mit Lila zusammen, fühlt er sich immer mehr zu Eva hingezogen....

Monika Mansour zeigt in ihrem neuem Krimi auf, dass Aberglaube und eine vorschnelle Verurteilung immer aktuell ist. Durch Mobbing aller Art werden Menschen auch heute ausgegrenzt und erfahren oftmals sehr viel Leid, das jahrzehntelang anhalten oder zu Selbstmord führen kann.
Durch einen Artikel über eine angebliche Hexe, die Sträggle, die Mädchen entführt, beginnt sehr schnell eine Hatz auf rothaarige Frauen, die an die Zeiten der Hexenverfolgung erinnert. Auch ein konservativer Pfarrer fördert das Misstrauen der Menschen und spielt eine Rolle....

Der Showdown zum Ende hin ist packend, das Ende schlüssig und es bleiben keinerlei Fragen offen. So sollte Krimi sein!

Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr dialoglastig, temporeich und atmosphärisch. Der schweizer Lokalkolorit mit einigen Dialektwörter macht die Geschichte identisch. Als Österreicherin tat ich mich nicht so schwer, denn viele Wörter haben auch Ähnlichkeiten zu österreichischen Dialektwörtern. Die Schauplätze in Luzern werden sehr lebendig und bildhaft beschrieben.

Fazit :
Ein richtig guter Krimi, der alles beinhaltet was sich ein Krimileser wünscht! Ich werde mir noch die Vorgängerbände kaufen und gebe für "Luzerner Totentanz" eine absolute Leseempfehlung für Freunde der Spannungsliteratur!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Eine wunderbare Reihe, die ich jeden empfehlen kann

Heimat meines Herzens
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Sturmzeitentetralogie befinden wir uns in der Nachkriegszeit. Wie schon in den Vorgängerbänden schließen die Bücher lückenlos aneinander ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Im Abschlussband der Sturmzeitentetralogie befinden wir uns in der Nachkriegszeit. Wie schon in den Vorgängerbänden schließen die Bücher lückenlos aneinander an.

Alle drei Hayes-Schwestern sind in die USA zurückgekehrt und versuchen ihr Leben wieder aufzunehmen. Blair und Gary leben in Washington, nachdem Gary eine Festanstellung im Pentagon erhalten hat. In ihrem Leben fehlt es an nichts, außer an Kindern. Doch der ersehnte Nachwuchs stellt sich nicht ein.

Cameron feiert ihren ersten Hochzeitstag alleine, ebenso Alex. Ihre Ausreise- bzw. Einreisebewilligungen werden immer wieder abgelehnt. Dazu trägt auch die neue Spannung zwischen den beiden Supermächten bei, die immer größer wird. Die Aussichten auf eine gemeinsame Zukunft sehen düster aus....

Jackie sollte sich langsam wieder nach einem Partner umsehen, ist die Meinung ihrer Mutter und auch ihrer Schwiegermutter. Doch die Amerikaner sehen in den Japanern noch immer ihre Feinde und das fremdländische Aussehen ihrer Tochter ist nicht unbedingt ein Vorteil. Doch Jackie ist auch noch nicht bereit einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen und die potentiellen Bewerber tragen auch nicht wirklich dazu bei, sich neu zu verlieben.

Alex erhält in der Zwischenzeit ein verlockendes Angebot, um endlich an eine Ausreisebewilligung zu kommen und lässt sich auf einen Deal mit einem zwielichtigen US-Geheimagent ein. Doch Alex Unternehmungen bleiben nicht unentdeckt und er wird festgenommen. Sein Schicksal ist somit besiegelt....
Als Cameron diese Neuigkeit erfährt, setzt sie alles daran endlich nach Russland zu gelangen und Alex herauszuholen. Das "wie" ist ihr noch ein Rätsel, aber sie muss einfach vor Ort bei ihrem Mann sein. Durch eine unverhoffte Hilfe bekommt sie die langersehnten Papiere und reist sofort nach Moskau. Blair und Gary lassen sich in die Botschaft nach Moskau versetzen, um Cameron beizustehen und auch Jackie hat sich dazu entschieden Cameron zu helfen. Überraschender Weise erhält auch sie eine Einreisebewilligung und geht nach Moskau. Diese "Zufälligkeit", dass plötzlich alle drei Schwestern einreisen dürfen, nachdem Cameron vorher jahrelang erfolglos darum gekämpft hat, war mir etwas zu unrealistisch. Dies stellt aber das einzige Manko am Buch dar.

In Russland treffen wir auf einige alte Bekannte und bangen mit Cameron und ihren Schwestern um das Leben von Alex. Aber auch Semjon kommt wieder ins Spiel und bringt noch mehr Schwung in die Geschichte, genauso wie zwei plötzliche Verehrer von Jackie.

Der Großteil des Romans spielt diesmal in Moskau. Der Autorin gelingt es wieder meisterhaft die Zeit des Kalten Krieges zwischen Amerika und der Sowjetunion darzustellen. Die Hoffnung, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Normalität wieder einkehrt, zerschlägt sich sehr rasch. Cameron entdeckt schnell, dass die Spitzeleien und die Überwachung noch härter durchgeführt werden, als bei ihrem letzten Besuch. So sieht sie anfangs auch überhaupt keine Chancen an Alex ranzukommen.

Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft. Die Figuren sind mir schon im ersten Band ans Herz gewachsen und sind so real und liebenswert, dass ich nun einen richtigen Abschiedsschmerz verspüre, diese nun gehen zu lassen. Zum Abschluss der Tetralogie rund um die Hayes-Töchter kann ich nur sagen, dass ich diese Reihe jedem empfehle, der Familiensagen, die im Zweiten Weltkrieg spielen, liebt. Die Bücher sollten aber unbedingt der Reihe nach gelesen werden!

Cover:
Wie ein Filmplakat der Fünfziger Jahre....das ist mein erster Gedanke, wenn ich mir das Originalcover so ansehe. Nie würde ich zu diesem Buch greifen! Was natürlich sehr schade wäre...
Allerdings passt es auch genau zu den drei Vorgängerbänden, die ein ähnliches Cover zu bieten haben. Rechts in der Mitte wird Bezug auf den inhaftierten Alex genommen. Warum allerdings ein Dampfer darauf aufgebildet ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Die drei Frauen sind mit Flugzeug und der Eisenbahn nach Russland gereist.

Fazit:
Ein krönender Abschluss der Tetralogie rund um die Hayes Töchter, der mich insgesamt total überzeugt hat. Natürlich ist nicht jeder Band der Reihe gleich stark, aber ich habe die 5 Sterne immer sehr gerne vergeben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich von dieser Reihe, die einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Die Reihe rund um die Salbenmacherin wird immer besser..

Die Salbenmacherin und die Hure
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Wer gerne historisch liest, dem kann ich diese Reihe von Herzen empfehlen! Aber Achtung: Man merkt, dass Silvia Stolzenburg auch Krimis und Thriller schreibt!

Im Sommer 1409 leiden die Einwohner Nürnbergs ...

Wer gerne historisch liest, dem kann ich diese Reihe von Herzen empfehlen! Aber Achtung: Man merkt, dass Silvia Stolzenburg auch Krimis und Thriller schreibt!

Im Sommer 1409 leiden die Einwohner Nürnbergs nicht nur unter der drückenden Hitze, sondern auch unter einem rätselhaften Fieber. Salbenmacherin Olivera und ihr Mann Götz, der Stadtapotekarius, haben deswegen alle Hände voll zu tun. Die Stimmung ist bereits gereizt, als man an den Ufern der Pegnitz eine ausgeweidete, kopflose Leiche ohne Hände findet. Fortan leben die Bürger der Stadt in Angst und Schrecken. Sie sind der Meinung, dass nur ein Dämon den Toten so grausamen zugerichtet haben kann. Als jemand einen Werwolf im nahen Wald gesehen haben will, kippt die Stimmung völlig. Bald ist ein Opfer gefunden und zum Tode verurteilt. Olivera und Götz sind von der Unschuld des Mannes überzeugt, der Pöbel und die Stadtwache allerdings sind anderer Meinung. Doch auch nach dem Tod des Verurteilten geht das Morden weiter....

Wie schon im Vorgängerband ist der Prolog wieder äußerst grausam. Auch Band 3 der Salbenmacherin ist nicht wirklich etwas für schwache Nerven.
Olivera und Götz haben sich in Nürnberg eingelebt. Als Stadtapothekarius ist Götz ein angesehenes Ratsmitglied. Auch Olivera hilft im Spital aus und bereitet zuhause ihre Salben und Schönheitsmittelchen zu. Das Paar hat außerdem den ehemaligen Betteljungen Jona zu sich genommen, der Götz in der Apotheke hilft. Doch auch in dieser Stadt ist Olivera mit ihren fundierten medizinischen Kenntnissen dem Medicus ein Dorn im Auge. Da sie ein Kind erwartet und ihr nicht alle gutgesinnt sind, tritt sie diesmal ein bisschen in den Hintergrund. Hingegen spielen Jona und sein Freund Casper diesmal eine größere Rolle, denn beide Jungen stürzen sich voller anfänglichem Übermut in die Aufgabe den Werwolf zu fangen. Im Hurenhaus lernen wir die beiden Hübschlerinnen Gerlind und Eva kennen, die ebenfalls eine große Rolle in diesem dritten Band spielen....

Die Handlung ist vielschichtig und kurzweilig. Glaube, Quacksalberei und der aufkommende Aberglaube (Dämonen, Werwölfe, Hexen....) spielen neben der eigentlichen Handlung eine große Rolle. Abwechselnd begleiten wir Olivera, Gerlind oder Jona und erleben hautnah mit, wie "der Werwolf" immer brutaler und gefährlicher wird. Mit überraschenden Wendungen hält die Autorin die Spannungskurve gewohnt hoch. Kaum hat man zu lesen angefangen, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Aber nicht nur die Spannung, sondern auch die düstere und teilweise sehr raue Stimmung versetzt den Leser einige Male in Furcht und Schrecken...vorallem, wenn man bei diversen Folterungen "direkt mit dabei ist" oder man Jona und Casper in den düsteren Wald folgt...
Das Ende ist schlüssig, aber diesmal hat uns die Autorin zum Abschluss einen Cliffhanger dagelassen...

Mich begeistert die Reihe rund um die Salbenmacherin Olivera immer mehr und mit Silvia Stolzenburg habe ich generell eine Autorin gefunden, deren historischen Romane, Krimis und Thriller ich absolut empfehlen kann!

Schreibstil:
Silvia Stolzenburg schreibt flüssig, spannend und sehr anschaulich. Die sehr bildhafte Beschreibung der mitteralterlichen Stadt Nürnberg und seiner Bürger, sowie die interessanten medizinischen Erklärungen rund um heilende Tinkturen und Mittelchen, sind wieder absolut gelungen. Die Autorin hat wieder perfekt recherchiert. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.
Die Charaktere sind Menschen wie du und ich und besitzen Tiefe. Sie sind nicht nur gut oder böse (bis auf den Werwolf natürlich ;)....sondern haben auch menschliche Fehler, Ecken und Kanten.
Und ich muss sagen ich bin froh, dass ich heute beim Friseur für meine Nachblondierung nur zwei Stunden sitze und nicht wie damals ganze zwei Tage (!) mit einem Mittel auf dem Kopf herumlaufen muss :)

Fazit :
Auch der dritte Band rund um die Salbenmacherin Olivera und ihrem Mann Götz konnte mich wieder absolut fesseln. Ein rundum gelungener historischer Roman mit Krimielementen, großartiger bildhafter Beschreibung und Recherche und Spannung von der ersten Seite an. Eine Lesempfehlung! (aber bitte beginnt mit Band 1!)