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Veröffentlicht am 08.04.2024

Eine schöne Liebeserklärung an den Vater

Nostalgia Siciliana
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Ist das nicht ein wunderbares Buchcover? Die Autorin hat es selbst entworfen und damit absolut ins Schwarze getroffen.
Wenn ich ehrlich bin: ich habe eine Weile gebraucht, um in das Buch reinzukommen. ...

Ist das nicht ein wunderbares Buchcover? Die Autorin hat es selbst entworfen und damit absolut ins Schwarze getroffen.
Wenn ich ehrlich bin: ich habe eine Weile gebraucht, um in das Buch reinzukommen. Woran es lag: die Autorin hat einen Hang zur akribischen Beschreibung; Landschaft, Lokale, Häuser, Essen, Innenenrichtung alles wird detailverliebt geschildert. Das ist leider gar nicht mein Ding, obwohl das natürlich auch zur Atmosphäre beiträgt.
Auch waren mir zu viele italienische Wörter, oftmals ganze Sätze, eingestreut sehr oft ohne jede Übersetzung. Das alles hat zu Beginn meinen Lesefluss arg gebremst, aber ich mochte die Geschichte zu sehr, also habe ich begonnen, diese Passagen ein wenig zu überspringen. Das hat nicht nur funktioniert, sondern das Buch letztendlich zu einem tollen Leseerlebnis werden lassen und ich habe es in einem Rutsch am Wochenende durchgelesen. Dank Aufbau Verlag gibt es die zum Buch passende Beschallung als Playliste auf Spotify.
Da es sich um eine wahre Familiengeschichte handelt, fühlen sich die Personen sehr real an und Gianni ist einfach ein unheimlich sympathischer Protagonist, den man sofort ins Herz schließen muss. Patrizia di Stefano ist mit diesem Roman eine wirklich schöne Liebeserklärung an ihren Vater und an Sizilien gelungen.
Ich empfehle es allen Leserinnen, die Familiengeschichten und Italien mögen und ich brauche jetzt ganz dringend Urlaub in Sizilien.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Über Beziehungen und Veränderungen

Mit den Jahren
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Bevor ich mein Lob über diesen genialen Roman ausschütte, muss ich doch einfach mal vom Cover schwärmen. Die Künstlerin ist Xenia Hausner - die Tochter des Phantastischen Realisten Rudolf Hausner - ihre ...

Bevor ich mein Lob über diesen genialen Roman ausschütte, muss ich doch einfach mal vom Cover schwärmen. Die Künstlerin ist Xenia Hausner - die Tochter des Phantastischen Realisten Rudolf Hausner - ihre Bilder sind einfach großartig. Generell gehören Bücher aus dem Hause "Nagel und Kimche" für mich zu den derzeit am ansprechendsten aufgemachten.

Aber nun zum Wesentlichen - der Inhalt, und dieser ist mehr als empfehlenswert. Es geht um Lebensmodelle, die in Frage gestellt werden in diesem Fall von drei Personen: ein Ehepaar mit Kindern und eine Singlefrau. Sie leben in Leipzig und ihre Wege kreuzen sich auf unterschiedliche Art.
Janna Steenfatt schreibt abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonisten und skizziert deren Alltag in ruhigem Tempo und sehr authentisch. Ihr Schreibstil ist toll und mitreissend, ihre Protagonisten (nicht durchwegs immer sympathisch, was sie umso glaubwürdiger macht) haben etwas sehr Anziehendes, dem man sich kaum entziehen kann. Ich konnte mich in bestimmten Szenen und Gedankengängen immer wieder identifizieren, mal mit der einen Person, dann wieder mit der anderen.
Steenfatt ist eine einfühlsame Beobachterin, egal ob Personen, deren Beziehungen zueinander, oder auch einfach Kleinigkeiten im Alltag; alles wirkt natürlich und ungekünstelt.
Obwohl ich mir so meine Gedanken über den Ausgang gemacht habe, das Ende hat mich dann doch überrascht.
Toll, ich mag noch mehr von dieser Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Authentisch, glaubwürdig und berührend

Kontur eines Lebens
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Nach dieser Lektüre muss ich erst einmal tief durchatmen und mich sammeln.
Jaap Robben erzählt die Geschichte von Ida, einer alten Dame, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes die gemeinsame Wohnung ...

Nach dieser Lektüre muss ich erst einmal tief durchatmen und mich sammeln.
Jaap Robben erzählt die Geschichte von Ida, einer alten Dame, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes die gemeinsame Wohnung aufgeben muss und ins betreute Wohnen zieht. Ihr Sohn Tobias hilft ihr dabei und erfährt das lang gehütete Geheimnis seiner Mutter.
Abwechselnd folgen wir Ida als junge Frau, die sich auf einen älteren verheirateten Mann einlässt und als alte pflegebedürftige Frau, die sich mit der neuen Lebenssituation vertraut machen muss und gleichzeitig ihre Vergangenheit aufarbeitet.
Diese Geschichte hat mich tief berührt, Robben schafft es nicht nur authentisch aus der Sicht einer Frau zu schreiben, er schafft es sogar absolut glaubwürdig aus der Sicht einer alten Frau zu schreiben - keine Szene, kein Gedanke wirkt aufgesetzt oder unglaubwürdig: Ida ist eine lebendige Person aus Fleisch und Blut.
Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart (mit Ü 55 ist man näher am Altersheim dran, als an seiner Teenagerzeit), ich war wütend auf die Gesellschaft der frühen 60er Jahre, ich war entsetzt über die Kirche, ich war frustriert als Frau... ich habe so ziemlich alle Emotionen durchlebt, die man im Laufe eines Buches durchleben kann.
Jaap Robben ist ein guter Beobachter und ein einfühlsamer Erzähler, sein Schreibstil ist geradlinig und klar, aber auch stellenweise sehr bildgewaltig. Bravo - genau so geht Literatur!
Ein nicht einfach zu verdauendes Buch, aber äußerst empfehlenswert - Birgit Erdmann hat für uns das Ganze aus dem Niederländischen übersetzt.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein literarischer Schatz

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Auf dieses Buch habe ich mich bereits gefreut, als ich die letzten Seiten des Vorgängers "Terra die Sicilia" gelesen hatte.
Schon der erste Band, der die Familiengeschichte der Carbonaros aus der Sicht ...

Auf dieses Buch habe ich mich bereits gefreut, als ich die letzten Seiten des Vorgängers "Terra die Sicilia" gelesen hatte.
Schon der erste Band, der die Familiengeschichte der Carbonaros aus der Sicht der Männer erzählt, war für mich ein absolutes Highlight - sprachlich genauso wie inhaltlich.
Nun kommen die Frauen aus drei Generationen der Familie zu Wort. Und hier wird nicht etwa einfach die gleiche Geschichte nochmal erzählt, sondern gewisse Begebenheiten werden in ein anderes Licht gerückt und Lücken gefüllt. Wer den ersten Band nicht gelesen hat, kann diesen trotzdem geniessen (allerdings verpasst man ein gutes Buch).

Sprachlich war es wieder ein Hochgenuss: Giordano erzählt plastisch und eindrucksvoll, man meint zu riechen, zu schmecken und zu sehen was man da liest. Wieder nehmen Aberglaube und Familiengeister ihren Platz in der Geschichte ein, was unglaublich gut passt und nicht befremdlich wirkt.

Fasziniert hat mich die Tatsache, dass ich irgendwann aufgehört habe zu denken, dass das ein Mann geschrieben hat - es waren wirklich Frauen, denen ich zugehört habe.

Ich werde La Familia, die Carbonaros, stark vermissen.
Danke Mario Giordano für diese ganz wunderbare Familiengeschichte, die sich fest in mein Herz gebrannt hat.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Absolut großartig und herzzerreißend

So weit der Fluss uns trägt
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Whoa! Dieses Buch hat mich fertig gemacht - im positiven Sinne.
Grad eben noch die letzte Seite verschlungen, versuche ich meine Emotionen zu sortieren.
Erst einmal vorne weg: Nein, dieser aufwühlende ...

Whoa! Dieses Buch hat mich fertig gemacht - im positiven Sinne.
Grad eben noch die letzte Seite verschlungen, versuche ich meine Emotionen zu sortieren.
Erst einmal vorne weg: Nein, dieser aufwühlende und wunderschöne Roman hat nichts, absolut gar nichts, mit irgendwelchen singenden Flußkrebsen zu tun. Sollte also irgendwo ein Vergleich auftauchen, gleich vergessen und abhaken, dieses Buch ist so viel besser.

Ich schließe mich einigen Rezensenten vor mir an: die Naturbeschreibungen sind wirklich gelungen und kein Satz zu viel. Ich schwöre, stellenweise kann man den Fluß und das Gras riechen!
Der Plot ist tragisch, extrem zu Herzen gehend und dennoch glaubwürdig - ja, die eine oder andere Szene ist vielleicht ein wenig konstruiert, aber durchaus stimmig. Und es gab sowieso irgendwann einen Punkt, da habe ich nicht weiter nachgedacht, ich war mittendrin und wollte nicht mehr aufhören zu lesen.
Der Schreibstil ist sehr einnehmend und die einzelnen Figuren gut porträtiert, ich hatte jeden Protagonisten bildlich vor meinem geistigen Auge. Auch das Setting ist, neben den Naturschauplätzen, sehr atmosphärisch - ich liebe ja Geschichten, die im ländlichen Amerika spielen. Die Hauptprotagonistin ist glaubwürdig und es war toll, sie von ihrem siebzehnten Lebensjahr an bis zur reifen Frau begleiten zu können, zu sehen wie sie innerlich wächst.
Trotz aller Tragik ist die Geschichte auch hoffnungsvoll und streicht hervor, wie stark Frauen sein können,
Die Übersetzung kommt von Wibke Kuhn, die Leseempfehlung von mir!

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