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Veröffentlicht am 17.10.2017

100 außergewöhnliche Frauen der Geschichte

Good Night Stories for Rebel Girls
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Die Idee, jeden Abend eine außergewöhnliche Frau und ihre Leistungen vor dem Schlafen zu besprechen, finde ich sehr schön und inspirierend. Mit Good Night Stories for Rebel Girls ist ein Buch auf den Markt ...

Die Idee, jeden Abend eine außergewöhnliche Frau und ihre Leistungen vor dem Schlafen zu besprechen, finde ich sehr schön und inspirierend. Mit Good Night Stories for Rebel Girls ist ein Buch auf den Markt gekommen, dass bei genau dieser Idee unterstützt. Es ist ein Kinderbuch und der Titel legt schon nahe, dass es Eltern dabei unterstützen soll, ihre Töchter zu selbstbewussten Frauen zu erziehen, die ihre Träume verfolgen.

Jeder Frau ist eine Doppelseite gewidmet. Dabei werden zunächst die Basisinformationen wie Name, Beruf, Geburts- und evtl. Todesdatum und Nationalität gegeben. Die Geschichten sind in sehr leichtem Englisch verfasst und ziemlich knapp gehalten, Platz für viele Details bleibt nicht. Bei jeder Frau bekommt man allerdings einen guten Überblick über das, was sie geleistet und bewegt hat.

Mein Tipp für Eltern ist trotzdem, dieses Buch mit den Kindern zusammen zu lesen. Nicht nur, um Vokabeln zu erklären, sondern auch um das Gelesene zu hinterfragen und zu diskutieren. Geschichten werden teilweise verharmlost, kritische Aspekte weggelassen und die geschichtlichen Details und Gegebenheiten der jeweiligen Epoche sind vielen Kindern mit Sicherheit auch nicht klar. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich Eltern empfehlen würde, die Geschichte für den Abend vorab zu lesen und passende Informationen schon herauszusuchen, damit nicht vor dem Einschlafen am Kinderbett noch Google angeworfen werden muss.

Die Illustrationen sind alle sehr unterschiedlich, manche sind im Comic-Stil verfasst, andere ein bisschen abstrakt und wieder andere extrem realistisch. Insgesamt ist das natürlich Geschmacksache, die meisten haben mir aber gut gefallen. Zu jeder Frau ist außerdem ein Zitat abgedruckt, das wirkte in meinen Augen aber manchmal etwas unpassend und gezwungen.

Fazit:
Insgesamt kann ich das Buch sehr empfehlen. Viele der Frauen kannte ich bis jetzt nicht, war aber sehr beeindruckt von dem, was sie geleistet haben. Jede Geschichte ist für sich inspirierend und interessant und mir hat gefallen, dass die Geschichten über alle Epochen, Ländergrenzen und Bildungsschichten hinweg gesammelt wurden. Was Kinder auf jeden Fall lernen ist, dass es sich immer lohnt für seine Träume einzustehen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Gesundheitszustand. Trotzdem sollten die Geschichten auch kritisch gesehen und mit dem Kind diskutiert werden, denn auch große Frauen haben ihre Schwächen und das passende Hintergrundwissen fehlt Kindern vermutlich noch.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Auch mehr als 100 Jahre später noch brandaktuell

Unterm Rad
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Hans Giebenrath ist ein Musterschüler und qualifiziert sich mit seinen vorbildlichen Leistungen in der Dorfschule für das Landexamen. Bei erfolgreichem Bestehen stünde einem Stipendium für die Klosterschule ...

Hans Giebenrath ist ein Musterschüler und qualifiziert sich mit seinen vorbildlichen Leistungen in der Dorfschule für das Landexamen. Bei erfolgreichem Bestehen stünde einem Stipendium für die Klosterschule und die hohe geistliche Laufbahn nichts mehr im Wege. Von Vater, Lehrern, Rektor und Pfarrer wird Hans unter Druck gesetzt, lernt wochenlang für die Prüfung und tut die Nächte vorher kaum ein Auge zu. Mit Bravour besteht er schließlich das Landexamen, doch der Druck im Seminar wird nicht geringer und nach und nach gelangt der kleine Hans – wie der Titel es verrät – unter's Rad. Hermann Hesse schrieb dieses Werk vermutlich zur Verarbeitung seiner persönlichen Erfahrungen im evangelisch-theologischen Seminar im Kloster Maulbronn, welches er mit 14 Jahren besuchte und schließlich abbrach.

Zu Beginn der Erzählung ist Hans noch neugierig und aus eigenem Antrieb ehrgeizig, im Verlaufe seiner Ausbildung saugen ihn die Erwachsenen jedoch gnadenlos aus, bis eine gebrochene Seele zurückbleibt. Hans darf nicht einmal mehr seinem großen Hobby, dem Angeln, nachgehen und auch die geliebten Haustiere werden ihm genommen. In den Ferien wird wiederholt und vorgearbeitet, damit Hans auch ja mit den anderen Jungen mithalten kann. Was dieser Druck auf Dauer in Hans auslöst, erfährt der/die LeserIn hautnah.

"Hans wusste nicht, warum er gerade heute an jenen Abend denken musste, nicht, warum diese Erinnerung so schön und mächtig war, noch warum sie ihn so elend und traurig machte. Er wusste nicht, dass im Kleide dieser Erinnerung seine Kindheit und sein Kabentum noch einmal fröhlich und lachend vor ihm aufstand, um Abschied zu nehmen und den Stachel eines gewesenen und nie wiederkehrenden großen Glückes zurückzulassen." (S. 141)

Ständig ist Arbeiten und Lernen angesagt und sollte Hans sich doch einmal eine freie Minute nehmen, hat er selbst schon ein schlechtes Gewissen und wünscht sich sofort an den Schreibtisch zurück. Einen großen Anteil an diesem Verhalten tragen genau diejenigen, die Hans eigentlich vor Gefahren beschützen sollten: Sein Vater und seine Lehrer. Letzteren ist in der Erzählung nur daran gelegen, die Schüler zu unauffälligen Mitläufern zu erziehen, welche sich möglichst still und gefügig benehmen. Auf die Bedürfnisse und Besonderheiten eines einzelnen Kindes wird keine Rücksicht genommen, im Gegenteil, diese werden durch den Lehrer sogar noch glatt gebügelt.

"Wie schön hatte sich der kleine Giebenrath entwickelt! Das Strolchen und Spielen hatte er fast von selber abgelegt, das dumme Lachen in den Lektionen kam bei ihm längst nimmer vor, auch die Gärtnerei, das Kaninchenhalten und das leidige Angeln hatte er sich abgewöhnen lassen." (S. 47)

Auch wenn diese Erzählung bereits über 100 Jahre alt ist, erkannte ich doch erschreckend viele Parallelen zur heutigen Zeit. Hesses Kritik an Lehrern und Erziehern hat kaum an Aktualität verloren und mich gerade dadurch sehr beeindruckt.

"Ein Schulmeister hat lieber einige Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner." (S. 90)

Allerdings muss ich anmerken, dass mir der Einstieg dank des anspruchsvollen Schreibstils nicht besonders leicht gefallen ist. In Sachen Klassikern bin ich auch eher eine Einsteigerin, trotzdem konnte ich manch ältere Bücher flüssiger lesen. Ab und an verliert sich Hesse in meinen Augen außerdem in Nebensächlichkeiten.

Fazit:
Hermann Hesse hat mit dieser an seine eigene Jugend angelehnten Erzählung eine Schulkritik verfasst, die auch über 100 Jahre später erschreckend aktuell ist. Die Verwandlung des begabten Hans zu einem erschöpften, gebrochenen und daher für die Lehrer und den Vater nicht weiter interessanten Protagonisten bewegt und stellt eine Warnung dar, die sich jeder, der mit Kindern zu tun hat, zu Herzen nehmen sollte.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Über eine "Freundschaft"

Die Party
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Ohne Vater wächst Martin Gilmour bei seiner Mutter auf, die ihm weder Interesse noch Zuneigung entgegenbringt. Auch in der Schule wird er von den anderen Kindern gemieden und tut sich schwer damit, seinen ...

Ohne Vater wächst Martin Gilmour bei seiner Mutter auf, die ihm weder Interesse noch Zuneigung entgegenbringt. Auch in der Schule wird er von den anderen Kindern gemieden und tut sich schwer damit, seinen Platz in der Klassengemeinde zu finden. Nach einem Wechsel auf das Internat Burtonbury lernt er den reichen und charismatischen Ben kennen, der alles zu verkörpern scheint, was Martin nicht ist. Schnell steht für ihn fest, dass Ben sein bester Freund werden muss, koste es, was es wolle. Über die Entstehung, Entwicklung und das Ende dieser außergewöhnlichen "Freundschaft" hat Elizabeth Day einen fesselnden Roman geschrieben.

Vor allem in Rückblenden wird die psychologisch sehr interessante und fesselnde Beziehung zwischen Martin und Ben in all ihren Einzelheiten dargestellt. Als Leserin war ich von der ersten Begegnung bis zur Eskalation auf der Party zu Bens 40. Geburtstag hautnah dabei. Besonders tief war der Einblick in Martins Psyche, denn die Mehrheit des Buches wird aus seiner Perspektive erzählt. Das hat mir das Lesen anfangs etwas schwer gemacht, denn Martin ist in seiner herablassenden Art und dem verzweifelten Versuch, Ben zu gefallen, wirklich ein ziemlich unsympathischer Zeitgenosse. Sein Charakter hat allerdings fantastisch in die Geschichte gepasst und nach einiger Zeit konnte ich mich daran gewöhnen. Auch Martins Frau Lucy kommt mehrfach zu Wort und steuert sehr interessante Details bei. Nur Bens Perspektive bleibt unbeleuchtet, einen guten Überblick über die gegenseitigen Abhängigkeiten bekam ich aber trotzdem.

Nicht nur die Beziehung zwischen Martin und Ben wird ausführlich analysiert, den größeren Rahmen für die Handlung bildet der Kontrast zwischen der gut gestellten Mittelschicht und der Oberschicht. Elizabeth Day stellt eindrucksvoll dar, wie einfach die Konsequenzen einer Handlung umgangen werden können, solange genügend Geld und Vitamin B im Spiel sind, und dass es für einen Außenstehenden wie Martin fast unmöglich ist, in diesen Kreisen nicht nur geduldet, sondern aufgenommen und respektiert zu werden, egal wie sehr er sich darum bemüht.

Im Klappentext ist von einem dunklen Geheimnis die Rede, welches Ben und Martin verbindet. Ich ging ursprünglich davon aus, dass dieses Geheimnis gegen Ende des Buches auf der Party gelüftet werden würde, doch damit lag ich falsch. Tatsächlich macht Martin schon knapp nach 100 Seiten eine ziemlich deutliche Aussage bezüglich seiner Verbindung zu Ben. Das machte die Analyse der Beziehung für mich jedoch nicht weniger spannend, viel mehr konnte ich erst dadurch das Verhalten beider Männer und ihrer Ehefrauen deuten. Sehr geschickt von der Autorin gemacht, wie ich finde.

Fazit:
Elizabeth Day ist mit „Die Party“ ein fesselnder Roman gelungen, in welchem sie die Unantastbarkeit der Oberschicht durch eine psychologisch sehr interessante Beziehung darstellt. Die Abhängigkeiten zwischen Martin und Ben haben mir sehr gut gefallen und wurden erschreckend realistisch dargestellt. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 13.03.2021

Nicht allzu viel Tiefgang, dafür eine Menge Freundschaft, Herzlichkeit und Norderney!

Pension Herzschmerz
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Lou, Anna und Kim sind beste Freundinnen. Das einzige, was die drei trennt, ist die Entfernung, denn Kim betreibt seit einiger Zeit einen Fußpflegesalon auf Norderney, während die anderen beiden im Ruhrpott ...

Lou, Anna und Kim sind beste Freundinnen. Das einzige, was die drei trennt, ist die Entfernung, denn Kim betreibt seit einiger Zeit einen Fußpflegesalon auf Norderney, während die anderen beiden im Ruhrpott leben. Als Kim sich einen Fuß bricht und Anna und Lou beide unerwartet vor den Trümmern ihrer Beziehungen stehen, fahren sie kurzerhand an die Nordsee. Schon bald verlieben sich die beiden in die Insel und eine Idee aus ihrer Kindheit nimmt wieder Gestalt an, nämlich der Traum von einer eigenen Pension.

Das Debüt von Christin-Marie Below ist ein handlungsgetriebener und unterhaltsamer Roman mit Inselfeeling geworden. Ihr Stil ist sehr umgangssprachlich und von vielen Dialogen und kurzen Kapiteln geprägt. Dadurch konnte ich sehr gut in die Geschichte eintauchen und vor allem ist bei mir starkes Norderney-Fernweh aufgekommen. Belows Liebe zur Insel und die Recherchen vor Ort merkt man dem Liebesroman definitiv positiv an. Dennoch fehlte mir insgesamt die sprachliche Raffinesse bei der Beschreibung von Landschaften oder Gefühlen. Die „Pension Herzschmerz“ würde ich eher als Unterhaltungsliteratur einordnen, bei der man nicht allzu große Gefühle, Emotionen oder Tiefgang erwarten darf, dafür aber eine Menge Freundschaft, Herzlichkeit und Norderney.

Besonders die Freundschaft und der Zusammenhalt der drei Frauen steht im Mittelpunkt der Geschichte, doch nicht nur ihren Freundinnen begegnet Ich-Erzählerin Lou mit Respekt und Verständnis. Sehr gut gefallen hat mir, dass Lou sowohl an ihrem Ex-Freund als auch an anderen Frauen im Roman gute Seiten und positive Eigenschaften würdigt. Häufig kämpfe ich mich in Liebesromanen durch Schwarz-Weiß-Denken oder unfaire Konkurrenzsituationen, doch Christin-Marie Below hat bereits in ihrem ersten Roman bewiesen, dass sie ein tolles Gespür für eine positive Stimmung und reflektierte, offene Charaktere besitzt. Daher hatte ich mit der "Pension Herzschmerz“ insgesamt viel Spaß und konnte gut über den fehlenden Tiefgang und das ein oder andere Klischee hinwegsehen.

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Veröffentlicht am 17.10.2017

Wie funktioniert unser Darm eigentlich?

Darm mit Charme
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Der Darm ist keines der Organe, über die man sich alltäglich Gedanken macht. Wir wissen meist nur, dass er für die unschön deklarierten Bereiche des Lebens wie Verdauung und Entsorgung verantwortlich ist, ...

Der Darm ist keines der Organe, über die man sich alltäglich Gedanken macht. Wir wissen meist nur, dass er für die unschön deklarierten Bereiche des Lebens wie Verdauung und Entsorgung verantwortlich ist, doch Medizinstudentin Giualia Enders ist der Meinung, dass ein Blick hinter die Kulissen des rund 7 Meter langen Organs lohnt.

Das Hörbuch liest die Autorin selbst und darüber war ich auch sehr froh. Die humorvollen Beschreibungen des Darms und der Darmflora bringt sie mit Hilfe ihrer Aussprache und Betonung richtig gut rüber, sodass mir das Zuhören sehr viel Spaß gemacht hat.

Vom Inhalt des Hörbuches war ich zu Anfang nicht ganz so begeistert. Viele Fakten über den Körper, Dünn- und Dickdarm waren zunächst eher Basiswissen, welches die meisten hoffentlich noch aus dem Biologie-Unterricht kennen. Ich habe nichts dagegen, wenn Grundlagen noch einmal kurz erläutert werden, in diesem Fall hat mir das aber zu lange gedauert.

Viel interessanter wurde erst die zweite Hälfte, als es nicht mehr um Fragen wie "Wie geht kacken?" ging, sondern um Lebensmittelunverträglichkeiten, Bakterien, Probiotika und warum Schwangere kein Katzenklo reinigen sollten. Das Hören war ab diesem Punkt nicht nur unterhaltsam, ich hatte außerdem das Gefühl etwas Interessantes mitzunehmen, daher gibt es 3,5 Sterne.

Fazit:
Der aktuelle Buchpreis bei Amazon von 17€ lohnt sich in meinen Augen nicht. Vor allem für Leute, die ein gewisses Grundwissen aus Schule oder Uni über den menschlichen Körper besitzen, kann der Anfang des Buches ein bisschen langweilig sein. Ich habe das Hörbuch allerdings kostenlos auf Spotify hören können (kostenlos, wenn man von der monatlichen Spotify-Gebühr absieht) und war damit sehr gut bedient. Die zweite Hälfte war sehr viel interessanter und konnte mich mit neuen Infos versorgen, außerdem ist Giulias Stimme sehr angenehm und sympathisch. Wer auf Science Slams, medizinische Fakten und ein wenig derben Humor steht, ist mit diesem Hörbuch auf jeden Fall sehr gut bedient!