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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2024

Trauer und Wut

Windstärke 17
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Idas alkoholkranke Mutter ist tot. Sie hat sich das Leben genommen, als Ida mit ihrer Freundin in Prag war. Ida glaubt, nicht genug auf ihre Mutter aufgepasst zu haben und gibt sich die Schuld an deren ...

Idas alkoholkranke Mutter ist tot. Sie hat sich das Leben genommen, als Ida mit ihrer Freundin in Prag war. Ida glaubt, nicht genug auf ihre Mutter aufgepasst zu haben und gibt sich die Schuld an deren Tod. Sie ist zerrissen zwischen der Trauer über den Verlust und der Wut auf sich selbst, aber auch auf ihre Schwester Tilda, von der sie sich im Stich gelassen fühlt. Gefangen in diesem Wechselbad der Gefühle will sie nur noch weg. Aber statt – wie geplant – zur ihrer Schwester Tilda zu fahren, steigt sie in den Zug nach Rügen. Dort trifft sie auf Knut und jobbt in seiner Kneipe. Bei Knut und seiner Frau Marianne kann Ida auch wohnen. Die beiden kümmern sich rührend um sie und päppeln sie wieder auf. Und dann lernt sie Leif, einen DJ, kennen, was zu weiteren Gefühlsstürmen führt.
„Windstärke 17“ ist der zweite Roman von Caroline Wahl und setzt die Geschichte aus „“22 Bahnen““ um Tilda, Ida und ihre Mutter fort. Trotzdem kann man „Windstärke 17“ lesen, ohne das Vorgängerbuch zu kennen, was für mich der Fall war.
Der Schreibstil von Caroline Wahl ist gleichzeitig mitreißend, spannend und berührend. Trotz der knappen, rauen Sprache gelingt es ihr, alle Charaktere liebevoll und authentisch zu beschreiben. Ich konnte Idas Gefühlschaos so gut nachvollziehen und habe auch Knut, Marianne und Leif direkt in mein Herz geschlossen.
„Windstärke 17“ hat mich sehr berührt und restlos überzeugt, so dass ich auch „22 Bahnen“ noch lesen werde. Klare Leseempfehlung für ein Buch, das alles mitbringt, was eine gute Lektüre ausmacht!

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Brutale Morde im Urlaubsparadies

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Ein grausamer Leichenfund erschüttert das idyllische Feriendörfchen Lavandou in der Provence. Die bestialisch zugerichtete Leiche einer jungen Frau lässt erahnen, welches Martyrium sie durchlitten haben ...

Ein grausamer Leichenfund erschüttert das idyllische Feriendörfchen Lavandou in der Provence. Die bestialisch zugerichtete Leiche einer jungen Frau lässt erahnen, welches Martyrium sie durchlitten haben muss. Die Tat weist Parallelen zu einem ähnlichen Mord auf, der vor vielen Jahren geschah. Der damalige Täter sitzt allerdings in der Psychiatrie, kann er es trotzdem gewesen sein? Oder treibt ein anderer Mörder sein Unwesen?
Statt den provenzalischen Spätsommer zu genießen, machen sich der deutsche Rechtsmediziner Leon Richter und seine Lebensgefährtin, die stellvertretende Polizeichefin, Isabelle Morell, auf die Suche nach dem Täter. Kurze Zeit später wird eine zweite Frauenleiche, ähnlich grausam zugerichtet, gefunden. Die lokalen Autoritäten machen Druck, fürchten negative Auswirkungen auf den Tourismus. Auch der lokale Polizeichef erwartet eine schnelle Lösung, will unbedingt schnell einen Täter präsentieren, um seine Karriere voranzubringen und den Staatspräsidenten zu beeindrucken, der ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein paar Urlaubstage in Lavandou verbringt.
Auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände - „Verräterisches Lavandou“ ist schon der 10. Fall für Leon Richter, kann man der Geschichte problemlos folgen. Der eine oder andere Hinweis auf frühere Fälle mindert nicht das Lesevergnügen, sondern macht ganz im Gegenteil Lust darauf, weitere Bücher der Reihe zu lesen. Leon und Isabell sind ein sympathisches, aber durchaus eigenwilliges Ermittlerduo und lassen sich bei der akribischen Spurensuche nicht durch den Druck von Polizeichef und Presse beeindrucken.
Remy Eyssen ist mit „Verräterisches Lavandou“ die perfekte Mischung aus absolut spannendem Krimi und Beschreibung der provenzalischen Idylle gelungen.
Beliebtes Stilmittel ist der Prolog, so auch in dieser Geschichte. Beschrieben wird hier die grausame Quälerei und Tötung eines Pferdes. Da es weder eine zeitliche Einordnung noch genauere Hinweise auf den Täter gibt, beginnt man sofort zu grübeln, wie diese Tat mit den aktuellen Morden zusammenhängen könnte.
Auch unter den Einwohnern von Lavandou gibt es einige unsympathische Zeitgenossen, wie z.B. den örtlichen Bäckermeister, der seinen weiblichen Angestellten nachstellt, den undurchsichtigen Einsiedler Nicolas Meuron, den unsympathischen Phillip, der behauptet, der Sohn von Leon Richter aus einer früheren Beziehung zu sein, Café-Besucher mit fragwürdigen politischen Einstellungen, usw. Kann einer von ihnen der brutale Mörder sein? Verwirrende Hinweise, falsche Fährten und höchst dramatische Entwicklungen halten die Spannung bis zum Schluss aufrecht.
Alles in allem hat mir „Verräterisches Lavandou“ einige spannende Lesestunden beschert und mich gleichzeitig im Geiste in die Provence versetzt. Die Vorstellung, bei einem Café Crème oder einem leichten Rosé auf der Terrasse eines Cafés zu sitzen und die Boulespieler zu beobachten, versetzt mich sofort in Urlaubslaune!
Von den diversen Krimireihen mit Lokalkolorit, die es inzwischen gibt, ist die Reihe um Leon Richter sicher eine der besten! Das war definitiv nicht das letzte Buch von Remy Eyssen, das ich gelesen habe!

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Mörderisches Périgord

Traubenfest
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Kommissarin Marie Mercier freut sich auf den Besuch ihres Lebensgefährten Michel, der in Paris arbeitet und das Wochenende mit ihr in ihrem Heimatdorf Saint-André verbringen möchte. Sie haben vor, das ...

Kommissarin Marie Mercier freut sich auf den Besuch ihres Lebensgefährten Michel, der in Paris arbeitet und das Wochenende mit ihr in ihrem Heimatdorf Saint-André verbringen möchte. Sie haben vor, das traditionelle Périgord-Festival, die „Félibrée“ zu besuchen und sich von den Koch- und Backkünsten von Maries Großtante Léonie verwöhnen zu lassen. Doch der Bürgermeister des Dorfes macht ihr einen Strich durch die Pläne. Er bittet sie um Hilfe bei der Suche nach der spurlos verschwundenen 16jährigen Tochter einer Winzerin aus dem Dorf. Kurz darauf verschwindet ein weiteres junges Mädchen und dann wird auch noch eine der Weinmajestäten des Festes, François Durand, brutal ermordet. Handelt es sich um Entführungen, hängen die Ereignisse zusammen? Marie und ihr Kollege Richard ermitteln in alle Richtungen.
Ich habe Marie Mercier erst durch „Traubenfest“ kennengelernt, es ist allerdings schon ihr vierter Fall aus der Périgord-Krimireihe von Julie Dubois. Vorgeschichten, Beziehung und Familie der Kommissarin werden aber ausreichend erklärt, so dass man die vorherigen Bücher nicht gelesen haben muss, um ihr in „Traubenfest“ folgen zu können.

Mit Marie Mercier hat Julie Dubois eine sehr sympathische Protagonistin geschaffen, eine selbstbewusste Frau, intelligent, humorvoll und empathisch, aber auch durchsetzungsstark. Auch alle anderen Personen, Maries Kollegen, ihr Freund, ihre Familie, werden liebevoll und lebendig beschrieben.
Dank des flüssigen, lebhaften Schreibstils und der gekonnt geschilderten ländlichen Idylle fühlte ich mich direkt ins Périgord versetzt. Aber auch der Krimiaspekt kam nicht zu kurz - verwirrende Hinweise und falsche Fährten hielten die Spannung bis zum Schluss aufrecht.

Alles in allem hat mir „Traubenfest“ einige vergnügliche Lesestunden beschert und es wird nicht der letzte Fall von Marie Mercier sein, den ich gelesen habe! Von den diversen Frankreich-Krimireihen, die es inzwischen gibt, ist die Reihe um Marie Mercier sicher eine der besten! Wer unterhaltsame, spannende, aber keine blutrünstige Unterhaltung sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Und natürlich ein MUSS für jeden Frankreichfan!

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Drama und Spannung pur!!!

Sommer wie Winter
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Judith Taschlers „Sommer wie Winter“ spielt in einem österreichischen Bergdorf. Hier lebt die Familie Winter mit ihren vier eigenen Kindern (Anna, Martina, Manuela, Andreas) und dem Pflegesohn Alexander ...

Judith Taschlers „Sommer wie Winter“ spielt in einem österreichischen Bergdorf. Hier lebt die Familie Winter mit ihren vier eigenen Kindern (Anna, Martina, Manuela, Andreas) und dem Pflegesohn Alexander Sommer. Sie betreiben einen Bauernhof mit Gästepension sowie ein Hotel, das von Vater Anton geführt wird. Was für Touristen eine erholsame, ländliche Idylle ist, bedeutet für die Familie harte Arbeit. Alle Kinder müssen mithelfen, besonders Alexander muß noch härter arbeiten als die leiblichen Kinder. Er steht im Zentrum der Geschichte, ist auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und fühlt sich nicht wirklich zur Familie zugehörig. Es wird nicht viel miteinander geredet in dieser wortkargen Familie, aber unter der Oberfläche brodelt es, bis die Situation eskaliert. Wir lernen eine Familie kennen, für die nichts mehr ist, wie es einmal war….

In Gesprächen mit ihren Therapeuten erzählen die einzelnen Familienmitglieder die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Es handelt sich um Monologe, man erfährt nur, was die Mitglieder sagen, die Therapeuten kommen nicht zu Wort.
Durch diese kurzen Abschnitte, in der jeder seine Version erzählt, werden die Puzzleteile zusammengesetzt, die schlußendlich das ganze Drama aufzeigen.

Taschlers Schreibstil ist schnörkellos, direkt, knapp und klar. Sie gibt jeder Person ihre eigene Sprache, kein Wort ist zuviel, auf Nebensächlichkeiten wird komplett verzichtet. Man spürt geradezu die weggesperrten Emotionen.

Die besondere Form des Romans und der Schreibstil haben mich begeistert! Themen wie Schuld, Betrug, Herkunftstrauma, Identität werden so fesselnd und packend dargestellt, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. „Sommer wie Winter“ ist das erste Buch von Judith Taschler, das ich gelesen habe, es wird mit Sicherheit nicht das letzte sein!

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Intensive Familiengeschichte

Dschinns
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„Dschinns“ erzählt die Geschichte der Familie Yilmaz und spielt zu großen Teilen in Istanbul.
Wir befinden uns in den den 1990er Jahren und nach dreißig Jahren Gastarbeiterdasein in Deutschland hat sich ...

„Dschinns“ erzählt die Geschichte der Familie Yilmaz und spielt zu großen Teilen in Istanbul.
Wir befinden uns in den den 1990er Jahren und nach dreißig Jahren Gastarbeiterdasein in Deutschland hat sich Hüseyin seinen Traum erfüllt. Er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft, um hier seinen Ruhestand zu verbringen. Um die Wohnung einzurichten, reist er ohne seine Familie nach Istanbul, verstirbt aber schon am Tag des Einzugs unerwartet an einem Herzinfarkt.
Um an seiner Beerdigung teilzunehmen, reist seine Familie aus Deutschland an: seine Frau Emine und seine vier Kinder, Sevda, die älteste Tochter, sein Sohn Hakan, seine Tochter Peri und sein jüngster Sohn Ümit.

Jedem Familienmitglied ist eines der Buchkapitel gewidmet, so dass man die Familiengeschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven kennenlernt. Fatma Aydemir ist es gelungen, eine eigene Sprache für jedes Familienmitglied zu finden. So erhält jeder Charakter seine ganz eigene Stimme und es fällt leicht, sich in jede Figur hineinzuversetzen und mitzufühlen. Alle Familienmitglieder kämpfen mit ihren eigenen Dschinns und schmerzhaften Erfahrungen, da sie nie gelernt haben, ihre Geheimnisse der Vergangenheit miteinander zu teilen.

Fatma Aydemir ist ein tief bewegendes und intensives Familienepos gelungen. Durch die Augen der Familienmitglieder erfährt man einiges über das Gastarbeiterleben in Deutschland, über Rassismus und Demütigungen, über Rollenbilder und Identität. In herzzereissenden Szenen lernt man, was es bedeutet in dieser Familie aufzuwachsen, in der vieles ungesagt, unter dem Deckmantel des Schweigens verborgen, bleibt.

„Dschinns“ ist ein literarisches Kunststück, beeindruckend und intensiv. Die Geschichte ist stimmig, spannend und auch wenn der Roman unterhaltsam ist, so ist er doch gleichzeitig dramatisch.
Klare Leseempfehlung meinerseits, „Dschinns“ ist ein sehr lesenswertes Buch, das tief unter die Haut geht.

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