Ein Autounfall nach einer Party verändert das Leben der sechzehnjährigen Emory in jeder Hinsicht, denn drei Jugendliche wurden verletzt und ein Mädchen starb dabei. Ihr Bruder Joey, der zum Zeitpunkt des Unfalls vollgepumpt mit Drogen war, wird in den Entzug gebracht und Emory muss sich einer langwirigen Reha unterziehen. Viele der Mitschüler geben den drei Jugendlichen die Schuld am Tod des Mädchens. Zum Glück hat Emory ein kleines Geheimnis, denn heimlich trifft sie sich mit ihrem Nachbarn, einem angehenden Baseballstar. Als Joey aus dem Entzug heimkehrt, wird es zu Emorys Aufgabe, ihren Bruder auf seinem weiteren Weg zu unterstützen.
Also dieses Buch fällt mir tatsächlich extrem schwer zu rezensieren, denn es ist einfach eine so intensive und auch realistische Story, mit so einem wichtigen Inhalt, dass ich kaum die richtigen Worte finde.
Das Cover ist unscheinbar und doch absolut passend zur Story und irgendwie hat mich schon der Klappentext unglaublich berührt, so dass ich mehr über diese Geschichte erfahren musste.
Das Buch beginnt gleich mit dem Unfall und wir begleiten Emory, aus deren Sicht in Ich-Perspektive der Roman erzählt wird. Kathleen Glasgow erzählt hier so unheimlich realitätsnah, so dass man Em und alle ihre Gedanken und Gefühle tief nachvollziehen kann und mit ihr absolut mitfühlt. Beinahe nüchtern, fast so wie Em sich gibt, beschreibt sie, wie sich die Personen rund um Em geben und wie sie sich dabei fühlt. Dieser Schreibstil nimmt den Leser bereits auf der ersten Seite gefangen und lässt auch nach dem Beenden des Buchs nachdenklich zurück.
Das Buch enthält so unglaublich viele Themen, begonnen mit Selbstfindung, aber verbunden mit vielen Ängsten, unter anderem auch denen, anderen, hier vor allem den Eltern, zu gefallen. Emory steht hier im Mittelpunkt, obwohl sie sich einfach unsichtbar fühlt. Sie ist die jüngste der drei Geschwister, ihre große Schwester Maddie ist die schöne, lebhafte Prinzessin, die ihre Wege geht und scheinbar nie Probleme hat, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Joey, der einziges Problem zu sein scheint. Letzten Endes ist da Emory, die ständig das Gefühl hat, immer und überall alles richtig machen zu müssen, um ja ihre Eltern, explizit die Mutter, nicht zu enttäuschen.
Gerade nachdem Joey aus dem Entzug entlassen wird, erhält Emory eine wirklich schwere Aufgabe aufgebürdet, denn sie soll auf Joey aufpassen. Ich konnte hier in keinster Weise nachvollziehen, wie vor allem die Mutter hier handelt. Wie kann man einem so jungen Mädchen so unglaublich viel zumuten. Beide Elternteile scheinen die Augen vor der Welt der Kinder zu verschließen, stattdessen machen sie noch ständig Vorwürfe, wenn einer von ihnen nicht ihren Erwartungen entspricht. Dabei sind sie beide beruflich stark gefordert und scheinen auch vor allem für diesen zu leben.
Emory als Protagonistin hat mir so unglaublich gut gefallen, ich habe sie so sehr verstanden. Auf der einen Seite möchte sie Joey unterstützen, aber auch beschützen und doch ist sie selbst auch in dem Alter, in dem sie lernen muss, für sich selbst einzustehen und vor allem muss sie herausfinden, wer sie wirklich ist und wer sie irgendwann sein will. Sie wünscht sich so sehr, auch einmal gesehen zu werden, aber neben Joey scheinen ihre Probleme und Sorgen zu verblassen.
Auch von Joey erhalten wir ein unglaublich klars Bild, denn weil er denkt, eh nie gut genug zu sein, stürzt er sich auf die Drogen, denn diese machen das Leben endlich leicht.
Als Leser hätte ich beide so gerne in den Arm genommen und ihnen gesagt, dass sie so wie sie sind, genau richtig sind. Beide hätten so viel mehr verdient.
Mein Fazit: Mit You’d be home now hat Autorin Kathleen Glasgow einen so unheimlich berührenden, nachdenklich machenden Jugendroman geschrieben, den man getrost auch Erwachsenen unter die Nase halten sollte, gerade auch um diesen einmal die Augen zu öffnen. Die Charaktere wirken so real wie aus dem Leben gegriffen und hier geht es um so unheimlich viel, dass ich all das gar nicht in Worte fassen kann, ohne unglaublich ab- oder auszuschweifen. Ein Buch, das lange nachhallt und das ich gerne jedem weiterempfehle.