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Veröffentlicht am 01.08.2024

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Zwei in einem Leben
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„Essen, trinken, lesen, die Uhr ignorieren, ein Leben, in dem sie von keiner anderen Menschenseele gestört oder beurteilt wurde; so musste sich die letzte Frau auf Erden fühlen.“

Die letzte Frau auf ...



„Essen, trinken, lesen, die Uhr ignorieren, ein Leben, in dem sie von keiner anderen Menschenseele gestört oder beurteilt wurde; so musste sich die letzte Frau auf Erden fühlen.“

Die letzte Frau auf Erden, Marnie, lässt sich von einer Freundin zu einer Wandertour überreden. Eigentlich hat Marnie es sich nach einer Trennung ganz gemütlich und beschaulich eingerichtet in ihrem Leben. Sie arbeitet von zu Hause und hat ihre Aktivitäten und Kontakte auf ein Minimum reduziert. Dennoch lässt sie sich auf das Abenteuer ein und trifft bei ihrer ersten Station auf einen recht bunten Trupp Menschen. Ein Erdkundelehrer namens Michael ist mehr oder weniger der Reiseführer der Gruppe, da er die Wanderung - eigentlich für sich allein - geplant hat.

Wo auf den ersten Blick gar kein Interesse besteht, entwickelt sich im Laufe der Geschichte eine Freundschaft und dann auch sowas wie eine Romanze. Vor allen Dingen finden hier aber zwei einsame und verletzte Menschen zueinander, die sich gegenseitig zuhören und vielleicht einmal Halt geben können.

Nicholls ist mit „Zwei in einem Leben“ wieder eine besondere Liebesgeschichte gelungen. Hier treffen zwei sehr authentische Figuren aufeinander. Sie sind beide um die 40 und haben schon die ersten jugendlichen Liebesgeschichten hinter sich. Deshalb erlebt man in dieser Geschichte nicht nur die langsame Entwicklung einer Romanze mit, sondern es geht von Anfang an auch um die beiden Charaktere selbst und wie diese beiden zueinander finden und eine Beziehung aufbauen können.
Darüber hinaus ist die Geschichte natürlich wieder voller humorvoller Momente und Sätze.

Eines meiner neuen Lieblingsbücher!

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Die Geschichte einer Frau

Eine Frau
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„Die Frau, die ich bis zu dieser Nacht gewesen war, sollte sterben. Manche Dinge lassen sich nur auf diese Weise lösen und müssen mit einem Grabstein ihr Ende finden.“

Sibilla Aleramo erzählt in ihrem ...

„Die Frau, die ich bis zu dieser Nacht gewesen war, sollte sterben. Manche Dinge lassen sich nur auf diese Weise lösen und müssen mit einem Grabstein ihr Ende finden.“

Sibilla Aleramo erzählt in ihrem Roman „Eine Frau“ weitestgehend ihre eigene Geschichte. Die eines begünstigt aufwachsenden Mädchens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die junge Protagonistin darf in der Fabrik ihres Vaters Bürotätigkeiten übernehmen und sich recht eigenständig in ihrem Leben und ihrer Arbeit bewegen. Sehr selbstverständlich, hochnäsig und naiv genießt sie dieses Leben. Erst mit zunehmendem Alter und als ihr das Leben übel mitspielt, fängt sie an, die Gesellschaft und ihre Zwänge besonders für Frauen zu hinterfragen. Sie begreift, dass sie in einer Gesellschaft aufwächst, die Frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt. Und nun erkennt sie auch, dass schon ihre Mutter, für die sie als junges Mädchen nur Verachtung übrig hatte, an diesen Strukturen zerbrochen ist.

Man schaut diesem intelligenten Mädchen, der frechen jungen Frau und der hinterfragenden Mutter und Ehefrau beim Erwachsenwerden zu. Sie analysiert sich selbst, die Gesellschaftsstrukturen und das Innenleben der anderen so genau und unverhohlen, dass einem der Kopf schwirrt. Wurde dieses Buch wirklich vor über hundert Jahren geschrieben? Die Autorin und Erzählerin beeindruckt mit ihrer Selbsterkenntnis und ihrem Weitblick.

Ich bin sehr dankbar, dass „Eine Frau“ in der Neuübersetzung wieder aufgelegt wurde. Welch ein herausragendes, bedrückendes Zeitzeugnis.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Ein wunderbares Kreativbuch

Zeichne mal den Grüffelo und seine Freunde
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„O Schreck, o Graus, ich fürcht mich so, es gibt ihn doch, den Grüffelo!“

Und zwar selbst gezeichnet! Denn das ist ganz einfach mit den Tipps und Anleitungen aus diesem Buch.

Neben den Vorlagen und Erklärungen ...

„O Schreck, o Graus, ich fürcht mich so, es gibt ihn doch, den Grüffelo!“

Und zwar selbst gezeichnet! Denn das ist ganz einfach mit den Tipps und Anleitungen aus diesem Buch.

Neben den Vorlagen und Erklärungen für die Originalfiguren aus den bekannten Kinderbüchern gibt es auch Ideen für Ungeheuer, eine Krone zum Ausmalen, Figuren zum Ankleiden oder Weiterzeichnen…

Mein Sohn ist ein Ausmalmuffel, obwohl er den ganzen Tag schreibt, malt und zeichnet… Malbücher findet er langweilig. Dieses Buch ist anders. Er fand es sofort inspirierend und hat alleine losgelegt, Bilder daraus umzusetzen. Zum einen findet er es toll, die ihm vertrauten Kinderbuchfiguren nachzeichnen zu können. Zum anderen gefällt ihm, dass das Buch künstlerische Freiheiten lässt und zum Kreativsein anregt.

Auch ich als Erwachsene bin begeistert: Man kann tatsächlich mit Hilfe dieses Buches ganz einfach den Grüffelo und andere Figuren zeichnen. Das macht Spaß!

Wir werden das Buch bestimmt noch häufiger zur Hand nehmen und packen es auch gerne für unterwegs ein. Ein gelungenes Kreativheft!

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Vielfältige Beiträge zum aktuellen feministischen Diskurs

Unlearn Patriarchy 2
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Nicole Seifert, Alexandra Zykunov, Anne Dittmann und Emilia Roig - das alles sind Namen, bei denen ich sofort hellhörig werde; versprechen sie doch stets wichtige und spannende Beiträge zum gesellschaftlich ...

Nicole Seifert, Alexandra Zykunov, Anne Dittmann und Emilia Roig - das alles sind Namen, bei denen ich sofort hellhörig werde; versprechen sie doch stets wichtige und spannende Beiträge zum gesellschaftlich aktuellen Diskurs zu liefern.

Ich wurde nicht enttäuscht: Der zweite Band von Unlearn Patriarchy mit Beiträgen zu den unterschiedlichsten Themen ist ein hervorragender Mix. Hier wird nicht nur etwas zum Feminismus in Bezug auf Literatur, Medizin oder den Gender Pay Gap gesagt, sogar ein Thema wie Architektur wird in diesem Zusammenhang beleuchtet. Man kann also noch eine Menge dazulernen. Ich finde aber, dass sich das Buch auch für Leser*innen eignet, die sich gerade erst ins Thema Feminismus einlesen. Besonders spannend ist auch, dass man sich bei jedem Beitrag nicht nur auf ein neues Thema einlässt, sondern auch auf eine ganz andere Sprache.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein Buch für Eltern

Bindung ohne Burnout
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„Es gibt Menschen, die sagen, unsere Elterngeneration sei verweichlicht, früher seien Eltern auch nicht so dauererschöpft gewesen. Wir sollten uns mal ein bisschen zusammenreißen. Ich halte das für ausgemachten ...

„Es gibt Menschen, die sagen, unsere Elterngeneration sei verweichlicht, früher seien Eltern auch nicht so dauererschöpft gewesen. Wir sollten uns mal ein bisschen zusammenreißen. Ich halte das für ausgemachten Unsinn.“

Wer seine Kinder bindungsorientiert erziehen und begleiten möchte, kann schnell an seine Grenzen stoßen. Es ist anstrengend, auf das Kind als Person zu achten und seine „Phasen“ mitzumachen. Und auch wenn man fühlt und weiß, dass es der einzig richtige Weg ist, mit anderen Menschen und den eigenen Kindern umzugehen, so ist es doch manchmal sehr schwierig. Hinzu kommt, dass es nur wenig Verständnis in der Gesellschaft zu geben scheint. Statt Unterstützung erfährt man Häme und Spott. Oder den Anspruch, es noch besser, nämlich perfekt, zu machen.

Nora Imlau greift in ihrem neuen Buch diese Thematik auf. Sie spricht die Schwierigkeiten an, die eine bindungsorientierte Erziehung mit sich bringen kann und all die Schattenseiten und belastenden Gefühle. Sie nimmt in diesem Buch nicht nur das familiäre Miteinander, sondern vor allem auch die Eltern in den Fokus. Man fühlt sich sehr gesehen und bestärkt, wenn man dieses Buch liest. Ja, Elternschaft kann wahnsinnig anstrengend sein und man hat das Recht, das so zu empfinden und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.

Sie gibt außerdem viele Tipps, wie man zu einem entspannteren Alltag finden kann und macht Mut.

Ich habe nichts anderes erwartet: Nora Imlau hat wieder einen wunderbaren Familen- und Erziehungsratgeber geschrieben. Ein tolles Buch. Vielen Dank!

„Ich glaube nicht an »Früher war alles besser« und halte die Mythen von den angeblich so zähen Müttern damals, die ihre Kinder reihenweise beim Kartoffelernten auf die Welt brachten und dann gleich weiterarbeiteten, für zutiefst frauenfeindliche Fantasiegeschichten, die uns beschämen sollen, statt uns zu bestärken.“

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