Unterhaltsame Mischung aus Familiensaga und Selbstfindungsroman- allerdings auch mit kleinen Längen und Schwächen
Über uns die SterneNesta und Daniel könnten sich eigentlich zufrieden zurücklehnen, um im Kreise ihrer Familie ihren vierzigsten Hochzeitstag zu feiern, doch dann lässt Daniel die Bombe platzen. Er hat eine Geliebte und ...
Nesta und Daniel könnten sich eigentlich zufrieden zurücklehnen, um im Kreise ihrer Familie ihren vierzigsten Hochzeitstag zu feiern, doch dann lässt Daniel die Bombe platzen. Er hat eine Geliebte und ist nun fest entschlossen, sich von Nesta zu trennen. Während Nestas und Daniels Kinder aus allen Wolken fallen, bleibt Nesta äußerlich sehr ruhig, denn insgeheim hat sie schon viel eher damit gerechnet, dass Daniel sie eines Tages verlassen würde. Wehmütig denkt sie an glückliche Tage mit dem Mann zurück, den sie einst für Daniel aufgab.
Seren, die Lieblingstochter von Daniel, hat dagegen vor knapp zwei Jahren ihren Mann Tom verloren, den sie über alles liebte. Mit ihm hat sie einen kleinen Sohn, der kränkelt und nicht so ganz verstehen kann, wieso sein Opa ausziehen will aus der Mühle, die Nesta und Daniel einst für sich kauften und ein Heim daraus schafften. Auch Seren ist verzweifelt und bekniet ihren Vater, er solle seine Geliebte aufgeben. Doch Daniel schaltet auf stur. Und so macht sich Seren daran, mehr über Daniels neue Geliebte herauszufinden und stöbert bei ihrer Suche einen äußerst undurchsichtigen Mann auf. Aber auch in ihrem Privatleben kommt es zu einer überraschenden Entwicklung, als sie einen Exfreund wieder trifft, der nun ein gefragter TV- Seriendarsteller geworden ist.
Frankie, die Geliebte von Daniel, ist hin- und hergerissen. Zwar liebt sie Daniel über alles, doch fürchtet sie sich vor Veränderungen. Dunkle Schatten der Vergangenheit, bescherten ihr ein Leben in ständiger Angst vor Entdeckung und Gewalt. Kann Daniel ihr diese Ängste nehmen, damit sie neues Selbstvertrauen gewinnt?
Auf meiner Suche nach Romanen in denen dunkle (Familien) Geheimnisse ergründet werden müssen, al la Kate Morton oder Katherine Webb, stieß ich auf Kate Glanvilles „Über uns die Sterne“ und vermutete, laut des interessanten Klappentextes eine derartige Story dahinter.
Doch „Über uns die Sterne“, ist eigentlich die Geschichte dreier Frauen, die im Laufe der Story über sich selbst hinauswachsen müssen und einer Familiesaga ähnlicher. Der Handlungsverlauf wird aus drei Perspektiven vorangetrieben. Man bekommt hier also gleich drei Hauptfiguren geboten, deren Sicht auf die Geschehnisse der Vergangenheit und Gegenwart, im Wechsel erzählt wird. Jede dieser Frauen hat ein Geheimnis, das es zu ergründen gilt, was den Storyverlauf recht spannend macht. Besonders ab dem Zeitpunkt, als Oliver ins Geschehen eingreift, zieht die Autorin sehr an der Spannungsschraube, doch ehrlich gesagt kam das für meinen Geschmack zu einem viel zu späten Zeitpunkt. Es ist keinesfalls ein langweilig geschriebener Roman- zumal die gemeinsamen Dialoge der Akteure durchaus lebendig geraten sind. Doch mir war es einfach etwas zuviel an belanglosem „Small Talk“ und so ertappte ich mich mehrfach dabei, wie meine Gedanken beim Lesen immer wieder abschweifen wollten, weil viele Gespräche der Protagonisten etwas zu banal geraten waren.
Dabei sind Nesta, Seren und Frankie keine uninteressanten Figuren. Besonders spannend fand ich Frankies Story und ihr Geheimnis, das einem sehr unter die Haut geht. Das Familienoberhaupt Daniel, dagegen bleibt leider blass und schablonenhaft. Man kann daher so gar nicht nachvollziehen, was ihn für Nesta und Frankie überhaupt jemals so interessant gemacht hat. Da Kate Glanvilles Schreibstil durchaus unterhaltend ist und der Roman mit einem sehr spannenden Showdown endet, möchte ich dennoch nicht weniger als 3.5 von 5 Punkten für „Über uns die Sterne“ vergeben.
Sehr geschmackvoll fand ich besonders die Covergestaltung und die eingearbeitete, abtrennbare Postkarte im hinteren Teil, die, wie ich finde, ein tolles Goodie ist für die Leser, von Seiten des Verlags.