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Veröffentlicht am 21.06.2024

Zu viel Insel-Mystik

Bretonische Sehnsucht
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Eigentlich ist man sich als Leser*in dieser Reihe bretonische Sagen und Mythengeschichten gewohnt. Hier in Band 13 kommen sie gleich zu Beginn gehäuft vor. Praktisch ausschliesslich auf den ersten 57 ...

Eigentlich ist man sich als Leser*in dieser Reihe bretonische Sagen und Mythengeschichten gewohnt. Hier in Band 13 kommen sie gleich zu Beginn gehäuft vor. Praktisch ausschliesslich auf den ersten 57 Seiten - und wer dachte, dafür sei Riwal verantwortlich, liegt falsch. Der kommt nämlich erst jetzt ins Spiel und die nächsten 12 Seiten geht es weiter im Takt. Riwal will ja nur wissen, ob Dupin alles richtig verstanden hat. Dupin mag nicht mehr und ist müde. Ich musste mich ihm anschliessen - mir war diese geballte Ladung an bretonischen Legenden eindeutig zu viel aufs Mal.

Zum Glück starteten nun endlich die Ermittlungen und es wurde interessanter. Dupin und Riwal sind auf der Insel mit dem E-Bike unterwegs. Der Fall um den toten Musiker ist kurios, ein allfälliges Motiv unklar. Geschickt baut Jean-Luc Bannalec die Spannung auf und man erfährt immer mehr über die Personen, die auf der Insel leben.

Die Ermittler haben es mit der Bürgermeisterin, einer Druidin und einer Gruppe Musikerinnen zu tun. Als männlicher Ausgleich dient der Inselpfarrer. Vor allem die Druidin macht es Dupin nicht leicht, sie scheint immer einen Schritt vor ihm zu sein.

Die Atmosphäre auf der Insel ist nicht nur magisch, sondern auch von den Gezeiten geprägt. Bildhaft wie immer beschreibt Bannalec das Leben auf der Insel mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Dupins Fälle sind immer abwechslungsreich und die Schauplätze wechseln regelmässig, der Schreibstil angenehm und der Plot gut aufgebaut - das gefällt mir an der Reihe gut. Die Auflösung dieses Falles war okay, begeistert war ich allerdings nicht. Dieses Mal war es zu viel des Guten - und für einmal ist nicht Rival Schuld an der (über) geballten Ladung an Mystik, die man hier verdauen muss.

Fazit: "Bretonische Sehnsucht" hat mich vor allem wegen der vielen Mystik, die den ganzen Band umfasst, weniger überzeugt als andere Fälle.
3.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Schwimmen in London

Am Himmel funkelt ein neuer Tag
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Zoé, die man knapp aus "Am Morgen wartet ein neuer Horizont" kennt, zieht von Hamburg nach London. Auf ihre neue Stelle, die auf ein Jahr befristet ist, ist sie sehr gespannt, doch das Team erweist sich ...

Zoé, die man knapp aus "Am Morgen wartet ein neuer Horizont" kennt, zieht von Hamburg nach London. Auf ihre neue Stelle, die auf ein Jahr befristet ist, ist sie sehr gespannt, doch das Team erweist sich als relativ komplikationslos. Mit ihrer Bleibe ist Zoé ebenfalls höchst zufrieden. Ihr Vermieter Ravi, der im Erdgeschoss ein kleines Café führt, füttert sie nicht nur durch, sondern wird auch zum Freund. Dass sich in der Nähe ihrer Wohnung kleine Schwimmteichs befinden, ist für Zoé das Highlight, denn sie liebt es zu schwimmen und kann nun ihrem Lieblingshobby auch in London unkompliziert nachgehen. Im Ladies Pond findet sie schnell Anschluss.

Soweit alles gut. Bis sie eines Tages plötzlich denkt, sie hätte Filipe, ihren Ex aus Portugal gesehen. Die Fotos, die er auf Social Media postet, sehen stark nach London aus. Zoé beschäftigt diese Situation, sie denkt nämlich immer noch an ihn.

Sie macht sich extrem viele Gedanken, immer wieder. Darüber spricht sie mit einer älteren Frau, mit der sie frühmorgens im Ladies Pond schwimmt. Doch dann denkt sie Geister gesehen zu haben, was zu den Legenden passt, die erzählt werden. Aber auch eine Wahrsagerin hat ihr in ihren ersten Londoner Tagen etwas mit auf den Weg gegeben, was Zoé sehr beschäftigt.

Meike Werkmeister schlägt hier leise Töne an, was mir am Anfang sehr gut gefallen hat. Diese leisen Töne wurden aber immer mehr durch Zoés ständiges Gedankenkarussell gestört. Die Unterstellung, dass Zoé forsch ist, nur weil Yon beleidigte Leberwurst spielte, konnte ich nicht nachvollziehen - für das hat Zoé viel zu oft drumrum geredet, anstatt direkt gesagt, wieso sie was gedacht, getan oder vermutet hat. Der Konflikt zwischen den beiden fand ich deshalb viel zu hoch geschraubt und konstruiert.

Zudem hatte ich ständig das Gefühl, ich hätte im Portugal-Roman etwas verpasst, denn es hörte sich hier so an, als ob die Trennung mit Filipe damals ein riesiges Drama war und wer jetzt wie Schuld war für was auch immer, das wurde mir hier zu dick aufgetragen (und ständig wiederholt). Ich hab dann im Vorgänger einige Szenen nachgelesen: dort kam das Drama gar nicht so extrem rüber. Auch komisch empfand ich, dass die super sympathische Portugal-Prota Katrin dermassen tratschen würde.

So sehr ich das Setting in Hampstead mit seinen Schwimmteichen, Ravi's Café und die unterschiedlichen Charaktere - alle besonders (und einige besonders toll) auf ihre eigene Art - liebte, fiel es mir, aufgrund der gerade genannten Dinge, schwer dran zu bleiben. Ich hatte, im Gegensatz zu "Am Horizont wartet die Sonne" leider nie das Gefühl, unbedingt weiter lesen zu wollen.

Das Ende war nett, doch gerne hätte ich gegen Ende nochmals etwas über die "weissen Blumen", die von der Wahrsagerin prophezeit wurden, gelesen. Am Anfang sah man überall weisse Blumen, am Ende spielten sie keine Rolle mehr, sie wurden nicht mal mehr erwähnt.

Fazit: Eigentlich eine schöne Geschichte, die mir, durch gewolltes Drama wo keines war, zu sehr aufgebauscht wurde.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Auf der Flucht

Das Glück wartet am Strand
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Mary Kay Andrews ist eine der wenigen Autorinnen, von der ich alle Bücher lese und vorher gar nicht auf den Klappentext schaue. Der deutsche Text ist unverfänglich und gibt nicht viel preis. Der englische ...

Mary Kay Andrews ist eine der wenigen Autorinnen, von der ich alle Bücher lese und vorher gar nicht auf den Klappentext schaue. Der deutsche Text ist unverfänglich und gibt nicht viel preis. Der englische Text verrät einiges mehr, wie ich im Nachhinein gesehen habe. Der hätte mich vielleicht vom Lesen abgehalten. Vielleicht auch nicht, denn irgendwann wäre ich dann wohl doch neugierig geworden. Aber item, es ist wie es ist: mich hat das Thema leider nicht angesprochen.

Letty flieht nämlich mit ihrer vierjährigen Nichte Maya aus New York. Die Hintergründe werden erst noch geheim gehalten, doch so viel ist klar: Letty ist die einzige Bezugsperson von Maya und Maya liebt Letty, aber legal ist Letty nicht mit Maya unterwegs. Sie kommen im Motel "Murmuring Surf" unter, und auch nur weil Ava, die Besitzerin, Erbarmen mit der jungen Frau hat, die alleine mit einem Kleinkind unterwegs ist. Joe, der Sohn der Besitzerin, ein Cop, ist weniger begeistert. Misstrauen ist sein Beruf - was er zu viel hat, hat seine Mutter zu wenig. Er findet bald heraus, wer Letty sein könnte, doch er hält dicht, denn seine Menschenkenntnis ist trotz allem Missvertrauen gut genug, um zu erkennen, dass Letty nicht Schuld ist an der Tat, die ihr vorgeworfen wird.

Während Letty bald einen Job im Motel bekommt, sich an die Wintergäste und das Leben in Florida gewöhnt, kommen die Gewitterwolken aus New York immer näher, sprich, ihre Vergangenheit holt sie ein. Was genau in New York passiert ist, wird nach und nach aufgerollt. Es ist eigentlich schon fast ein Krimi, zumindest ein Spannungsroman, dazu gibt es viel über Familien und Geschwister zu lesen.

Die Charaktere entwickeln sich in dem kurzen Zeitraum alle erheblich weiter. Die einen lernen zu vertrauen, die anderen mehr zu misstrauen und einige der Gäste werden gegen Ende fast handzahm. Spannung kommt auf, als eine vermeintlich auf der falschen Seite stehende Immobilien-Behörden-Figur und frühere enge Freunde von Lettys Schwester in Florida auftauchen.

Der Roman ist gut geschrieben und auch gut aufgebaut. Mein einziges Problem war halt wirklich nur der Plot, der mich zu Anfang so gar nicht zu interessieren vermochte. Dann sind die über 550 Seiten auch schnell zu lang. Als die Geheimniskrämerei zu Ende war, wurde es besser, aber es war halt gar nicht mein Thema und erinnerte mich sehr an die ersten Bücher von der Autorin, da kamen öfters mal Flüchtige vor.

Fazit: "Das Glück wartet am Strand" ist gut geschrieben, unterhaltend und stimmig, aber der Plot entsprach nicht meinem Geschmack.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Zweigeteilt

Engel & Heilige
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Der Autor trägt Wissen, Ansichten und Legenden über Engel im Laufe der Jahrhunderte und aus der Geschichte zusammen. Eliot Weinberger sammelt sozusagen Aussagen von Kirchengelehrten, berühmten Leuten und ...

Der Autor trägt Wissen, Ansichten und Legenden über Engel im Laufe der Jahrhunderte und aus der Geschichte zusammen. Eliot Weinberger sammelt sozusagen Aussagen von Kirchengelehrten, berühmten Leuten und "Heiligen", in welchen sie ihre diversen Vorstellungen wie Engel aussehen und was sie tun, kund tun. Dazu schreibt Weinberger kurz dazu, welche Engel tatsächlich in der Bibel erwähnt werden und welche nicht. Er stellt Aussagen nebeneinander ohne zu werten.

Bis hierhin fand ich das Buch gelungen, interessant und auch humorvoll.

Nun folgt der zweite Teil des Buches, in dem es um Heilige und Märtyrer geht. Der Autor zählt die Wundergeschichten einiger "Heiligen" auf. Manche sind bekannter als andere, von den meisten hab ich noch nie gehört. Allesamt sehr "unglaubliche" Lebensgeschichten, oft nur mit einem einzigen Satz beschrieben. Diese Aufzählung hab ich nicht verstanden, sie hat mich auch nicht interessiert. Ich frage mich, was daran - und für wen - das irgendwie lesenswert sein sollte.

Diesen zweiten Teil hätte es nicht gebraucht, da es keinerlei Mehrwert gibt, denn die vielen Namen hat man spätestens eine Seite später schon wieder vergessen. Vielleicht wäre dieser Teil lesbarer gewesen, wenn der Autor sich vielleicht nur auf die "vielen" Teresas oder Hyazinthen beschränkt hätte und statt nur Namen aufzählen, noch etwas dazu geschrieben hätte, Gemeinsamkeiten ausserhalb des Namens zum Beispiel.

Fazit: 4 Punkte für den Teil mit den Engeln. Der zweite Teil ist völlig nichtssagend und unnötig, deshalb keine Punkte dafür.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Etwas fehlte mir

So was wie Freunde
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Ganz anders als ihre bisherigen Romane ist Bella Osbornes neuester Roman "So was wie Freunde". Auch wenn Familienbeziehungen bei ihr immer Thema waren, könnte man hier meinen, man lese ein Buch von einer ...

Ganz anders als ihre bisherigen Romane ist Bella Osbornes neuester Roman "So was wie Freunde". Auch wenn Familienbeziehungen bei ihr immer Thema waren, könnte man hier meinen, man lese ein Buch von einer anderen Autorin. Das einzige Gemeinsame ist das tiefe Selbstwertgefühl ihrer Figuren.

Der alkoholkranke Vater von Tom will, dass Tom mit der Schule aufhört und arbeitet, damit Geld reinkommt. Doch Tom will unbedingt studieren. Und er möchte Farah kennenlernen, weiss aber nicht wie, woraufhin er sich Bücher in der Bibliothek ausleiht. Dort trifft er auf Seniorin Maggie, die alleine auf einer Farm lebt und Schafe züchtet. Der einzige Ort, an dem sie unter Menschen ist, ist die Bibliothek, wo sie in einer Lesegruppe teilnimmt.

Tom braucht jemand, der sich um ihn kümmert und Maggie jemanden, um den sie sich kümmern kann, und so werden die beiden "So was wie Freunde". Und gemeinsam stehen sie ein und auf für die Bibliothek, die geschlossen werden soll.

Der Roman ist gut geschrieben und nimmt viele und zwar ausschliesslich schwere Themen auf. Die Entwicklung der Figuren ist stimmig und glaubwürdig. Maggie wie auch Tom sind tolle Charaktere, beide haben auch Humor, aber sie kamen mir nicht nahe.

Ich wollte nicht, wie bei anderen Büchern der Autorin, unbedingt so schnell wie möglich zu Ende lesen, die Story hat mich aus irgendeinem Grund zu wenig berührt oder interessiert. Sass ich dran, kam ich zwar vorwärts, aber das wiederaufnehmen der Lektüre war nie "dringend".

Während die privaten Teile gut gelöst wurden, fand ich die Rettung der Bibliothek nicht wirklich gelungen geschildert, das lief eher nebenbei. Dieser Strang wurde, zwar nicht künstlich, aber dennoch, in die Länge gezogen. Für einmal finde ich den deutschen Titel deshalb sehr viel passender als den englischen, denn es geht tatsächlich viel mehr um Freundschaft als um "The Library".

Fazit: Der gute Schreibstil hätte 4 Punkte verdient, mich konnte die Geschichte aber zu wenig abholen.
3.5 Punkte.

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