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Veröffentlicht am 14.02.2018

Was ist Schönheit?

Ugly – Pretty – Special 1: Ugly - Verlier nicht dein Gesicht
0

Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
Originaltitel: Uglies
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Pretty, Special



Inhalt:

"Vielleicht war die logische Folge der Tatsache, dass alle gleich aussahen, dass eben auch alle gleich dachten?"

Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht die für alle vorgesehene Schönheitsoperation an. Sie wird von einer Ugly zur Pretty werden, in New Pretty Town leben und alle Sorgen los sein. Tallys Freundin Shay dagegen sträubt sich gegen die Operation. Sie will nicht, dass andere über sie bestimmen. Als Shay flüchtet, lernt auch Tally die hässliche Seite der Pretty-Welt kennen. Denn die Behörden stellen sie vor eine furchtbare Wahl...


Bewertung:

Auch wenn ich aus meiner Dystopie-Phase schon eine ganze Weile wieder raus bin, musste ich diesen Auftakt zur "Ugly-Pretty-Special"-Reihe unbedingt auch mal lesen, nachdem ja seit der Veröffentlichung ziemlich kontrovers darüber diskutiert wurde. Viele Leser klagen das Buch an, zu plakativ und einfach gestrickt zu sein. Ich finde die Story sehr interessant und es -eben verpackt in einem Jugendbuch- durchaus legitim, ein wenig den Finger zu heben und einfach versuchen etwas zu vermitteln.


"Sie berührte die Narbe in ihrer Handfläche, die noch immer zu sehen war, im Gegensatz zu Peris´. Er griff nach ihrer Hand. "Freunde fürs Leben, Tally." Sie wusste, wenn setzt in seine Augen schaute, dann würde alles vorbei sein. Ein Blick, und ihre Widerstandskraft wäre verflogen. "Freunde fürs Leben?", fragte sie.
"Fürs Leben."


Das Cover zeigt ein Mädchengesicht in Zoomaufnahme, auf dem Linien und Pfeile anzeigen, wie eine Operation bestimmte Merkmale verändern würde, um es der Norm anzugleichen. Natürlich passt dieses Motiv wunderbar zum Thema: Schönheitsoperationen. Hier finde ich es sogar gerechtfertigt, ein Gesicht auf ein Cover zu drucken, da wir beim Lesen, während sich Tally immer wieder als hässlich bezeichnet, auf das Cover linsen können um nachzuvollziehen, was sie an sich selbst bemängelt. Eine etwas zu breite Nase, zu weit beieinanderstehende Augen, ungleiche Augenbrauen, kurze Wimpern - na und. Aus meiner Sicht ist das Gesicht auf keinen Fall hässlich, doch das kann jeder Leser anders bewerten. So beginnt schon auf dem Cover die Frage, was denn Schönheit nun überhaupt ist. Natürlich passen Titel und Untertitel ebenfalls gut. Einzig die seltsam verrückte Gestaltung des hinteren Buchdeckels gefällt mir gar nicht, ansonsten bekommt das Cover einen Daumen nach oben.


Erster Satz: "Der Frühsommerhimmel hatte die Farbe von Katzenkotze."


So beginnt die Geschichte, die in einer übersichtlichen, verständlichen und doch spannenden Weise von dem Teenager Tally erzählt, die ihren Geburtstag nicht abwarten kann, an dem sie sich einer Schönheitsoperation unterziehen wird, die allen Sechzehnjährigen vorbehalten ist. Drei Monate und zwei Tage jünger als ihr bester Freund Peris blieb sie allein zurück in Uglyville, während er bereits ein Pretty ist und das ausschweifende und wilde Leben eines jungen Pretties lebt - Partys und Spaß ohne Ende. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielt Tally allerhand Streiche, bei denen sie fast auffliegt. Als sie auf spektakuläre Art und Weise von einer Party aus New Prettytown flieht, begegnet sie der jungen Shay, einem Mädchen, das am gleichen Tag wie sie geboren wurde und das auch als einzige aus ihrem Freundeskreis noch eine Ugly ist. Gemeinsam erleben sie einen spaßigen Sommer und vertreiben sich die Zeit mit Ausflügen auf dem Hubbrett und dem Erkunden von alten Ruinen, doch während Tally sich den Tag entgegensehnt, an dem sie endlich auch eine Pretty wird, sträubt sie Shay dagegen, ihr Gesicht aufzugeben und auszusehen wie jeder andere auch - hübsch oder nicht. Als Shay Tally dann kurz vor ihrem 16. Geburtstag offenbart, dass sie weglaufen will um an einem Ort namens "Smoke" der Operation zu entgehen und ein ganz normales Leben zu leben, wird Tally vor eine allesentscheidende Wahl gestellt. Ein geheimes, angsteinflößendes Ministerium taucht auf und setzt die junge Ugly unter Druck: entweder sie folgt Shay und sucht für die Pretties nach "Smoke", oder sie wird niemals hübsch werden. Als Tally sich dann wirklich auf den Weg ins Unbekannte aufmacht und dort einige neue Leute kennenlernt, muss sie feststellen, dass es jenseits der Optik auch noch andere Dinge gibt, die entscheidend sind...


"Die großen Augen und Lippen sagten: Ich bin jung und verletzlich, ich kann dir nichts tun und du möchtest mich beschützen.
Und der Rest sagte: Ich bin gesund, ich werde dich nicht anstecken.
Und egal, was man für eine hübsche Person empfand, es gab einen Teil von einem selbst, der dachte: Wenn wir Kinder hätten, würden die auch gesund sein. Ich will diese hübsche Person...
Es war die Biologie, das hatten wir in der Schule gelernt."


Das 400seitige Buch erstreckt sich grob gesagt über den Zeitraum eines Sommers und umfasst jede Menge Handlung, Veränderung und Entwicklung in Tallys Leben. Zu Beginn werden wir langsam in die Geschichte eingeführt und lernen eine Zukunftsvision kennen, die ebenso hübsch wie unheimlich erscheint: in nur 300 Jahren Entfernung lebt eine Gesellschaft, die sich aus dem Staub der "Rusties", also unserer Zivilisation, erhob und eine Welt ohne Krieg, Hunger und Hass aufbaute. Eine Gesellschaft, in der alle Winzlinge, also Kinder, von ihren schönen Eltern in Wohnheime in Uglyville gegeben werden, wo sie leben bis sie 16 Jahre alt sind - alt genug um sich der Schönheitsoperation zu unterziehen, die alle zu Pretties macht.


"Tally dachte an Peris und versuchte sich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte. "Ich wüsste gern, warum sie nie zurückkommen", sagte Shay. "Einfach zu Besuch." Tally schluckte. "Weil wir so hässlich sind, Skelett, deshalb."


Die Idee, die Evolution und die Gleichheit aller Menschen als gute Begründung für übergreifende Schönheitsoperationen anzusetzen, gefällt mir sehr gut, genau wie die interessante Umsetzung in New Prettytown und Uglyville. In diesem Anfangsband wird die präsentierte Gesellschaft zwar nur recht lückenhaft angerissen, man bekommt aber einen ganz guten Überblick über die Lebensweise der Menschen, den Luxusproblemen und der Oberflächlichkeit, die überhand nimmt, wenn jegliche Individualität verloren geht. Zudem fand ich die Idee, wie die "Rusties", also wir, untergegangen sind sehr spannend, mal etwas anderes als eine Epidemie oder ein Atomkrieg. Auch wenn sich einige Logiklücken eingeschlichen haben, die vielleicht in den Folgebänden beantwortet werden, fand ich das Grundsetting sehr spannend gesetzt.


"Noch ein paar Wochen und dann hängen wir hinter dem Fluss fest. Hübsch und langweilig." Tally schnaubte. "Ich glaube nicht, dass das so langweilig wird, Shay."
"Das zu tun, was von uns erwartet wird, ist immer langweilig. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als Spaß haben zu müssen.
"Ich schon", erwiderte Tally leise. "Niemals Spaß zu haben."


Die Story nimmt zu Beginn nur langsam an Fahrt auf und quillt auch im späteren Verlauf nicht gerade über vor Action, trotzdem hat es die Geschichte geschafft, mich beständig mitzureißen. Der Schreibstil ist sehr einfach und auffällig schlicht. Für einen Jugendroman, der für 12 bis 16-Jährige empfohlen wird, ist das meiner Meinung nach aber in Ordnung. Für den Umfang der Handlung, das Format des Settings und die Charaktere reicht der Anspruch aus, weshalb ich nicht verstehe, warum die Umsetzung dieser Geschichte so oft angekreidet wird. Natürlich wird kein hohes sprachliches Niveau erreicht und auch die Gesellschaftskritik ist sehr plump und offensichtlich gezeichnet, aber immerhin gibt es eine klare Message: "So wie ihr seid, seid ihr schön! Lasst euch das weder ausreden noch kaputt machen!" Und ich finde das ist, gerade gegenüber Teenagern, eine durchaus berechtigte Aussage, weshalb die Geschichte, so plakativ und überzogen sie auch sein mag meines Erachtens eine Daseinsberechtigung hat.


"Shay! Hör doch auf. Das ist doch nur zum Spaß."
"Dafür zu sorgen, dass wir uns hässlich fühlen, ist kein Spaß."
"Wir sind aber hässlich."
"Dieses ganze Spiel hat nur den Zweck, dass wir uns selbst hassen."


Vor allem ist bemerkenswert, dass ein männlicher Autor diese Geschichte aufrollt, die man eher einer Autorin zugetraut hätte. Mit erstaunlich kühlem Blick blickt er auf den Schönheitswahn der Gesellschaft, der natürlich alle Geschlechter miteinschließt und erschafft hier eine weibliche Protagonistin, die es in sich hat. Durch eine personale Erzählperspektive um Tally, die an manchen Stellen aber sehr distanziert und fast schon auktorial wirkt, bleiben wir nah genug am Geschehen dran, um mitfühlen, aber weit genug entfernt um kritisch über Tallys Verhalten auf ihrem Weg zum Erwachsen werden nachdenken zu können.


"Das ist das Schlimmste, was sie euch antun, euch allen. Egal, was diese Gehirnläsionen verursachen, der schlimmste Schaden entsteht schon, bevor sie überhaupt zum Messer greifen. Euch wird eingetrichtert, dass ihr hässlich seid."


Tally Youngblood ist eine vielfältige Person, die in verschiedenen Szenen versucht, jemand anderes zu sein: naive Bürgerin, gewitzte Rebellin, besorgte Freundin, Spionin, Heldin? Egal was sie anstellt ist sie im Grunde genommen aber ein einfacher Teenager mit naiven Wünschen, Ängsten, unnachvollziehbaren Gedankengängen, Trotzphasen und Höhenflügen. Ich kann verstehen wenn sich einige Leser an ihr gestört haben sollten, mir hat ihre ehrliche Authentizität aber sehr gut gefallen. Zu Beginn ist sie einsam und will daher sie nichts sehnlicher, als endlich wieder dazu zu gehören und auch eine Pretty zu werden - koste es, was es wolle.

"Sie dachte an die Orchideen, die sich unten in der Ebene ausbreiteten und das Leben aus den anderen pflanzen herauswürgten, sogar aus dem Boden, selbstsüchtig und unaufhaltsam. Tally Youngblood war ein Unkraut. Und anders als die Orchideen nicht einmal ein hübsches."


Sie nimmt es billigend in Kauf, einheitlich langweilig zu sein und dafür dazu zugehören, als individuell am Rand der Gesellschaft stehen. Mit dieser Einstellung ist sie gar nicht so weit weg vom realen Verhalten von Jugendlichen. Erst durch die aufgeweckte Shay und später durch den unkonventionellen David erkennt sie, dass auch sie schön ist und schafft es, durch ihr steigendes Selbstvertrauen aus der Abhängigkeit zum Regime zu entfliehen.


"Du bist anders als die meisten. Du siehst die Welt klar, auch wenn du bisher verwöhnt worden bist. Deshalb..." Tally blickte in seine Augen und sah, dass ein Gesicht wieder glühte und dass es sie schon wieder berührte. "Deshalb bist du schön, Tally"


Auch die Nebencharaktere sind grundsätzlich interessant, meiner Meinung aber leider eher flach und schwach ausgearbeitet. So kommt es, dass neben Tally, Shay und David eigentlich kaum eine andere Person eine wirklich wichtige Rolle spielt. Vor allem die Antagonisten haben mich enttäuscht. Mit Dr. Cable bekommt das "böse" Regime zwar ein Gesicht, jedoch keinen wirklichen Gegenspieler. Sie bleibt charakterlos und ohne eigenständige Persönlichkeit, auch wenn sie als Special eigentlich interessant wäre. Schade!


"Ein orange- und gelbfarbener Streifen ließ den Himmel entflammen, strahlend und unerwartet, so spektakulär wie Feuerwerk aber sanft fließend in seinem Farbenspiel. So war es hier draußen in der Wildnis, das lernte sie jetzt. Gefährlich oder schön. Oder beides."


Das Ende bringt dann nochmal einen Cliffhanger, der mich wirklich neugierig macht, weshalb ich denke, dass der nächste Teil bei mir bald einziehen darf.



Fazit:

Kein literarisches Meisterwerk aber dennoch eine unterhaltsame Dystopie mit spannendem Hintergrund und eindringlicher Botschaft. Ein solider Auftakt!

Veröffentlicht am 14.02.2018

Was ist Schönheit?

Ugly – Pretty – Special 1: Ugly - Verlier nicht dein Gesicht
0

Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
Originaltitel: Uglies
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Pretty, Special



Inhalt:

"Vielleicht war die logische Folge der Tatsache, dass alle gleich aussahen, dass eben auch alle gleich dachten?"

Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht die für alle vorgesehene Schönheitsoperation an. Sie wird von einer Ugly zur Pretty werden, in New Pretty Town leben und alle Sorgen los sein. Tallys Freundin Shay dagegen sträubt sich gegen die Operation. Sie will nicht, dass andere über sie bestimmen. Als Shay flüchtet, lernt auch Tally die hässliche Seite der Pretty-Welt kennen. Denn die Behörden stellen sie vor eine furchtbare Wahl...


Bewertung:

Auch wenn ich aus meiner Dystopie-Phase schon eine ganze Weile wieder raus bin, musste ich diesen Auftakt zur "Ugly-Pretty-Special"-Reihe unbedingt auch mal lesen, nachdem ja seit der Veröffentlichung ziemlich kontrovers darüber diskutiert wurde. Viele Leser klagen das Buch an, zu plakativ und einfach gestrickt zu sein. Ich finde die Story sehr interessant und es -eben verpackt in einem Jugendbuch- durchaus legitim, ein wenig den Finger zu heben und einfach versuchen etwas zu vermitteln.


"Sie berührte die Narbe in ihrer Handfläche, die noch immer zu sehen war, im Gegensatz zu Peris´. Er griff nach ihrer Hand. "Freunde fürs Leben, Tally." Sie wusste, wenn setzt in seine Augen schaute, dann würde alles vorbei sein. Ein Blick, und ihre Widerstandskraft wäre verflogen. "Freunde fürs Leben?", fragte sie.
"Fürs Leben."


Das Cover zeigt ein Mädchengesicht in Zoomaufnahme, auf dem Linien und Pfeile anzeigen, wie eine Operation bestimmte Merkmale verändern würde, um es der Norm anzugleichen. Natürlich passt dieses Motiv wunderbar zum Thema: Schönheitsoperationen. Hier finde ich es sogar gerechtfertigt, ein Gesicht auf ein Cover zu drucken, da wir beim Lesen, während sich Tally immer wieder als hässlich bezeichnet, auf das Cover linsen können um nachzuvollziehen, was sie an sich selbst bemängelt. Eine etwas zu breite Nase, zu weit beieinanderstehende Augen, ungleiche Augenbrauen, kurze Wimpern - na und. Aus meiner Sicht ist das Gesicht auf keinen Fall hässlich, doch das kann jeder Leser anders bewerten. So beginnt schon auf dem Cover die Frage, was denn Schönheit nun überhaupt ist. Natürlich passen Titel und Untertitel ebenfalls gut. Einzig die seltsam verrückte Gestaltung des hinteren Buchdeckels gefällt mir gar nicht, ansonsten bekommt das Cover einen Daumen nach oben.


Erster Satz: "Der Frühsommerhimmel hatte die Farbe von Katzenkotze."


So beginnt die Geschichte, die in einer übersichtlichen, verständlichen und doch spannenden Weise von dem Teenager Tally erzählt, die ihren Geburtstag nicht abwarten kann, an dem sie sich einer Schönheitsoperation unterziehen wird, die allen Sechzehnjährigen vorbehalten ist. Drei Monate und zwei Tage jünger als ihr bester Freund Peris blieb sie allein zurück in Uglyville, während er bereits ein Pretty ist und das ausschweifende und wilde Leben eines jungen Pretties lebt - Partys und Spaß ohne Ende. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielt Tally allerhand Streiche, bei denen sie fast auffliegt. Als sie auf spektakuläre Art und Weise von einer Party aus New Prettytown flieht, begegnet sie der jungen Shay, einem Mädchen, das am gleichen Tag wie sie geboren wurde und das auch als einzige aus ihrem Freundeskreis noch eine Ugly ist. Gemeinsam erleben sie einen spaßigen Sommer und vertreiben sich die Zeit mit Ausflügen auf dem Hubbrett und dem Erkunden von alten Ruinen, doch während Tally sich den Tag entgegensehnt, an dem sie endlich auch eine Pretty wird, sträubt sie Shay dagegen, ihr Gesicht aufzugeben und auszusehen wie jeder andere auch - hübsch oder nicht. Als Shay Tally dann kurz vor ihrem 16. Geburtstag offenbart, dass sie weglaufen will um an einem Ort namens "Smoke" der Operation zu entgehen und ein ganz normales Leben zu leben, wird Tally vor eine allesentscheidende Wahl gestellt. Ein geheimes, angsteinflößendes Ministerium taucht auf und setzt die junge Ugly unter Druck: entweder sie folgt Shay und sucht für die Pretties nach "Smoke", oder sie wird niemals hübsch werden. Als Tally sich dann wirklich auf den Weg ins Unbekannte aufmacht und dort einige neue Leute kennenlernt, muss sie feststellen, dass es jenseits der Optik auch noch andere Dinge gibt, die entscheidend sind...


"Die großen Augen und Lippen sagten: Ich bin jung und verletzlich, ich kann dir nichts tun und du möchtest mich beschützen.
Und der Rest sagte: Ich bin gesund, ich werde dich nicht anstecken.
Und egal, was man für eine hübsche Person empfand, es gab einen Teil von einem selbst, der dachte: Wenn wir Kinder hätten, würden die auch gesund sein. Ich will diese hübsche Person...
Es war die Biologie, das hatten wir in der Schule gelernt."


Das 400seitige Buch erstreckt sich grob gesagt über den Zeitraum eines Sommers und umfasst jede Menge Handlung, Veränderung und Entwicklung in Tallys Leben. Zu Beginn werden wir langsam in die Geschichte eingeführt und lernen eine Zukunftsvision kennen, die ebenso hübsch wie unheimlich erscheint: in nur 300 Jahren Entfernung lebt eine Gesellschaft, die sich aus dem Staub der "Rusties", also unserer Zivilisation, erhob und eine Welt ohne Krieg, Hunger und Hass aufbaute. Eine Gesellschaft, in der alle Winzlinge, also Kinder, von ihren schönen Eltern in Wohnheime in Uglyville gegeben werden, wo sie leben bis sie 16 Jahre alt sind - alt genug um sich der Schönheitsoperation zu unterziehen, die alle zu Pretties macht.


"Tally dachte an Peris und versuchte sich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte. "Ich wüsste gern, warum sie nie zurückkommen", sagte Shay. "Einfach zu Besuch." Tally schluckte. "Weil wir so hässlich sind, Skelett, deshalb."


Die Idee, die Evolution und die Gleichheit aller Menschen als gute Begründung für übergreifende Schönheitsoperationen anzusetzen, gefällt mir sehr gut, genau wie die interessante Umsetzung in New Prettytown und Uglyville. In diesem Anfangsband wird die präsentierte Gesellschaft zwar nur recht lückenhaft angerissen, man bekommt aber einen ganz guten Überblick über die Lebensweise der Menschen, den Luxusproblemen und der Oberflächlichkeit, die überhand nimmt, wenn jegliche Individualität verloren geht. Zudem fand ich die Idee, wie die "Rusties", also wir, untergegangen sind sehr spannend, mal etwas anderes als eine Epidemie oder ein Atomkrieg. Auch wenn sich einige Logiklücken eingeschlichen haben, die vielleicht in den Folgebänden beantwortet werden, fand ich das Grundsetting sehr spannend gesetzt.


"Noch ein paar Wochen und dann hängen wir hinter dem Fluss fest. Hübsch und langweilig." Tally schnaubte. "Ich glaube nicht, dass das so langweilig wird, Shay."
"Das zu tun, was von uns erwartet wird, ist immer langweilig. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als Spaß haben zu müssen.
"Ich schon", erwiderte Tally leise. "Niemals Spaß zu haben."


Die Story nimmt zu Beginn nur langsam an Fahrt auf und quillt auch im späteren Verlauf nicht gerade über vor Action, trotzdem hat es die Geschichte geschafft, mich beständig mitzureißen. Der Schreibstil ist sehr einfach und auffällig schlicht. Für einen Jugendroman, der für 12 bis 16-Jährige empfohlen wird, ist das meiner Meinung nach aber in Ordnung. Für den Umfang der Handlung, das Format des Settings und die Charaktere reicht der Anspruch aus, weshalb ich nicht verstehe, warum die Umsetzung dieser Geschichte so oft angekreidet wird. Natürlich wird kein hohes sprachliches Niveau erreicht und auch die Gesellschaftskritik ist sehr plump und offensichtlich gezeichnet, aber immerhin gibt es eine klare Message: "So wie ihr seid, seid ihr schön! Lasst euch das weder ausreden noch kaputt machen!" Und ich finde das ist, gerade gegenüber Teenagern, eine durchaus berechtigte Aussage, weshalb die Geschichte, so plakativ und überzogen sie auch sein mag meines Erachtens eine Daseinsberechtigung hat.


"Shay! Hör doch auf. Das ist doch nur zum Spaß."
"Dafür zu sorgen, dass wir uns hässlich fühlen, ist kein Spaß."
"Wir sind aber hässlich."
"Dieses ganze Spiel hat nur den Zweck, dass wir uns selbst hassen."


Vor allem ist bemerkenswert, dass ein männlicher Autor diese Geschichte aufrollt, die man eher einer Autorin zugetraut hätte. Mit erstaunlich kühlem Blick blickt er auf den Schönheitswahn der Gesellschaft, der natürlich alle Geschlechter miteinschließt und erschafft hier eine weibliche Protagonistin, die es in sich hat. Durch eine personale Erzählperspektive um Tally, die an manchen Stellen aber sehr distanziert und fast schon auktorial wirkt, bleiben wir nah genug am Geschehen dran, um mitfühlen, aber weit genug entfernt um kritisch über Tallys Verhalten auf ihrem Weg zum Erwachsen werden nachdenken zu können.


"Das ist das Schlimmste, was sie euch antun, euch allen. Egal, was diese Gehirnläsionen verursachen, der schlimmste Schaden entsteht schon, bevor sie überhaupt zum Messer greifen. Euch wird eingetrichtert, dass ihr hässlich seid."


Tally Youngblood ist eine vielfältige Person, die in verschiedenen Szenen versucht, jemand anderes zu sein: naive Bürgerin, gewitzte Rebellin, besorgte Freundin, Spionin, Heldin? Egal was sie anstellt ist sie im Grunde genommen aber ein einfacher Teenager mit naiven Wünschen, Ängsten, unnachvollziehbaren Gedankengängen, Trotzphasen und Höhenflügen. Ich kann verstehen wenn sich einige Leser an ihr gestört haben sollten, mir hat ihre ehrliche Authentizität aber sehr gut gefallen. Zu Beginn ist sie einsam und will daher sie nichts sehnlicher, als endlich wieder dazu zu gehören und auch eine Pretty zu werden - koste es, was es wolle.

"Sie dachte an die Orchideen, die sich unten in der Ebene ausbreiteten und das Leben aus den anderen pflanzen herauswürgten, sogar aus dem Boden, selbstsüchtig und unaufhaltsam. Tally Youngblood war ein Unkraut. Und anders als die Orchideen nicht einmal ein hübsches."


Sie nimmt es billigend in Kauf, einheitlich langweilig zu sein und dafür dazu zugehören, als individuell am Rand der Gesellschaft stehen. Mit dieser Einstellung ist sie gar nicht so weit weg vom realen Verhalten von Jugendlichen. Erst durch die aufgeweckte Shay und später durch den unkonventionellen David erkennt sie, dass auch sie schön ist und schafft es, durch ihr steigendes Selbstvertrauen aus der Abhängigkeit zum Regime zu entfliehen.


"Du bist anders als die meisten. Du siehst die Welt klar, auch wenn du bisher verwöhnt worden bist. Deshalb..." Tally blickte in seine Augen und sah, dass ein Gesicht wieder glühte und dass es sie schon wieder berührte. "Deshalb bist du schön, Tally"


Auch die Nebencharaktere sind grundsätzlich interessant, meiner Meinung aber leider eher flach und schwach ausgearbeitet. So kommt es, dass neben Tally, Shay und David eigentlich kaum eine andere Person eine wirklich wichtige Rolle spielt. Vor allem die Antagonisten haben mich enttäuscht. Mit Dr. Cable bekommt das "böse" Regime zwar ein Gesicht, jedoch keinen wirklichen Gegenspieler. Sie bleibt charakterlos und ohne eigenständige Persönlichkeit, auch wenn sie als Special eigentlich interessant wäre. Schade!


"Ein orange- und gelbfarbener Streifen ließ den Himmel entflammen, strahlend und unerwartet, so spektakulär wie Feuerwerk aber sanft fließend in seinem Farbenspiel. So war es hier draußen in der Wildnis, das lernte sie jetzt. Gefährlich oder schön. Oder beides."


Das Ende bringt dann nochmal einen Cliffhanger, der mich wirklich neugierig macht, weshalb ich denke, dass der nächste Teil bei mir bald einziehen darf.



Fazit:

Kein literarisches Meisterwerk aber dennoch eine unterhaltsame Dystopie mit spannendem Hintergrund und eindringlicher Botschaft. Ein solider Auftakt!

Veröffentlicht am 14.02.2018

Was ist Schönheit?

Ugly – Pretty – Special 1: Ugly – Verlier nicht dein Gesicht
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Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Ugly
Autor: Scott Westerfeld
Verlag: Carlsen (29. September 2016)
Genre: Dystopie
ISBN-10: 3551315876
ISBN-13: 978-3551315878
ASIN: B01EHV1WCW
Seitenzahl: 432 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
Originaltitel: Uglies
Preis: 5,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Pretty, Special



Inhalt:

"Vielleicht war die logische Folge der Tatsache, dass alle gleich aussahen, dass eben auch alle gleich dachten?"

Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht die für alle vorgesehene Schönheitsoperation an. Sie wird von einer Ugly zur Pretty werden, in New Pretty Town leben und alle Sorgen los sein. Tallys Freundin Shay dagegen sträubt sich gegen die Operation. Sie will nicht, dass andere über sie bestimmen. Als Shay flüchtet, lernt auch Tally die hässliche Seite der Pretty-Welt kennen. Denn die Behörden stellen sie vor eine furchtbare Wahl...


Bewertung:

Auch wenn ich aus meiner Dystopie-Phase schon eine ganze Weile wieder raus bin, musste ich diesen Auftakt zur "Ugly-Pretty-Special"-Reihe unbedingt auch mal lesen, nachdem ja seit der Veröffentlichung ziemlich kontrovers darüber diskutiert wurde. Viele Leser klagen das Buch an, zu plakativ und einfach gestrickt zu sein. Ich finde die Story sehr interessant und es -eben verpackt in einem Jugendbuch- durchaus legitim, ein wenig den Finger zu heben und einfach versuchen etwas zu vermitteln.


"Sie berührte die Narbe in ihrer Handfläche, die noch immer zu sehen war, im Gegensatz zu Peris´. Er griff nach ihrer Hand. "Freunde fürs Leben, Tally." Sie wusste, wenn setzt in seine Augen schaute, dann würde alles vorbei sein. Ein Blick, und ihre Widerstandskraft wäre verflogen. "Freunde fürs Leben?", fragte sie.
"Fürs Leben."


Das Cover zeigt ein Mädchengesicht in Zoomaufnahme, auf dem Linien und Pfeile anzeigen, wie eine Operation bestimmte Merkmale verändern würde, um es der Norm anzugleichen. Natürlich passt dieses Motiv wunderbar zum Thema: Schönheitsoperationen. Hier finde ich es sogar gerechtfertigt, ein Gesicht auf ein Cover zu drucken, da wir beim Lesen, während sich Tally immer wieder als hässlich bezeichnet, auf das Cover linsen können um nachzuvollziehen, was sie an sich selbst bemängelt. Eine etwas zu breite Nase, zu weit beieinanderstehende Augen, ungleiche Augenbrauen, kurze Wimpern - na und. Aus meiner Sicht ist das Gesicht auf keinen Fall hässlich, doch das kann jeder Leser anders bewerten. So beginnt schon auf dem Cover die Frage, was denn Schönheit nun überhaupt ist. Natürlich passen Titel und Untertitel ebenfalls gut. Einzig die seltsam verrückte Gestaltung des hinteren Buchdeckels gefällt mir gar nicht, ansonsten bekommt das Cover einen Daumen nach oben.


Erster Satz: "Der Frühsommerhimmel hatte die Farbe von Katzenkotze."


So beginnt die Geschichte, die in einer übersichtlichen, verständlichen und doch spannenden Weise von dem Teenager Tally erzählt, die ihren Geburtstag nicht abwarten kann, an dem sie sich einer Schönheitsoperation unterziehen wird, die allen Sechzehnjährigen vorbehalten ist. Drei Monate und zwei Tage jünger als ihr bester Freund Peris blieb sie allein zurück in Uglyville, während er bereits ein Pretty ist und das ausschweifende und wilde Leben eines jungen Pretties lebt - Partys und Spaß ohne Ende. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielt Tally allerhand Streiche, bei denen sie fast auffliegt. Als sie auf spektakuläre Art und Weise von einer Party aus New Prettytown flieht, begegnet sie der jungen Shay, einem Mädchen, das am gleichen Tag wie sie geboren wurde und das auch als einzige aus ihrem Freundeskreis noch eine Ugly ist. Gemeinsam erleben sie einen spaßigen Sommer und vertreiben sich die Zeit mit Ausflügen auf dem Hubbrett und dem Erkunden von alten Ruinen, doch während Tally sich den Tag entgegensehnt, an dem sie endlich auch eine Pretty wird, sträubt sie Shay dagegen, ihr Gesicht aufzugeben und auszusehen wie jeder andere auch - hübsch oder nicht. Als Shay Tally dann kurz vor ihrem 16. Geburtstag offenbart, dass sie weglaufen will um an einem Ort namens "Smoke" der Operation zu entgehen und ein ganz normales Leben zu leben, wird Tally vor eine allesentscheidende Wahl gestellt. Ein geheimes, angsteinflößendes Ministerium taucht auf und setzt die junge Ugly unter Druck: entweder sie folgt Shay und sucht für die Pretties nach "Smoke", oder sie wird niemals hübsch werden. Als Tally sich dann wirklich auf den Weg ins Unbekannte aufmacht und dort einige neue Leute kennenlernt, muss sie feststellen, dass es jenseits der Optik auch noch andere Dinge gibt, die entscheidend sind...


"Die großen Augen und Lippen sagten: Ich bin jung und verletzlich, ich kann dir nichts tun und du möchtest mich beschützen.
Und der Rest sagte: Ich bin gesund, ich werde dich nicht anstecken.
Und egal, was man für eine hübsche Person empfand, es gab einen Teil von einem selbst, der dachte: Wenn wir Kinder hätten, würden die auch gesund sein. Ich will diese hübsche Person...
Es war die Biologie, das hatten wir in der Schule gelernt."


Das 400seitige Buch erstreckt sich grob gesagt über den Zeitraum eines Sommers und umfasst jede Menge Handlung, Veränderung und Entwicklung in Tallys Leben. Zu Beginn werden wir langsam in die Geschichte eingeführt und lernen eine Zukunftsvision kennen, die ebenso hübsch wie unheimlich erscheint: in nur 300 Jahren Entfernung lebt eine Gesellschaft, die sich aus dem Staub der "Rusties", also unserer Zivilisation, erhob und eine Welt ohne Krieg, Hunger und Hass aufbaute. Eine Gesellschaft, in der alle Winzlinge, also Kinder, von ihren schönen Eltern in Wohnheime in Uglyville gegeben werden, wo sie leben bis sie 16 Jahre alt sind - alt genug um sich der Schönheitsoperation zu unterziehen, die alle zu Pretties macht.


"Tally dachte an Peris und versuchte sich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte. "Ich wüsste gern, warum sie nie zurückkommen", sagte Shay. "Einfach zu Besuch." Tally schluckte. "Weil wir so hässlich sind, Skelett, deshalb."


Die Idee, die Evolution und die Gleichheit aller Menschen als gute Begründung für übergreifende Schönheitsoperationen anzusetzen, gefällt mir sehr gut, genau wie die interessante Umsetzung in New Prettytown und Uglyville. In diesem Anfangsband wird die präsentierte Gesellschaft zwar nur recht lückenhaft angerissen, man bekommt aber einen ganz guten Überblick über die Lebensweise der Menschen, den Luxusproblemen und der Oberflächlichkeit, die überhand nimmt, wenn jegliche Individualität verloren geht. Zudem fand ich die Idee, wie die "Rusties", also wir, untergegangen sind sehr spannend, mal etwas anderes als eine Epidemie oder ein Atomkrieg. Auch wenn sich einige Logiklücken eingeschlichen haben, die vielleicht in den Folgebänden beantwortet werden, fand ich das Grundsetting sehr spannend gesetzt.


"Noch ein paar Wochen und dann hängen wir hinter dem Fluss fest. Hübsch und langweilig." Tally schnaubte. "Ich glaube nicht, dass das so langweilig wird, Shay."
"Das zu tun, was von uns erwartet wird, ist immer langweilig. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als Spaß haben zu müssen.
"Ich schon", erwiderte Tally leise. "Niemals Spaß zu haben."


Die Story nimmt zu Beginn nur langsam an Fahrt auf und quillt auch im späteren Verlauf nicht gerade über vor Action, trotzdem hat es die Geschichte geschafft, mich beständig mitzureißen. Der Schreibstil ist sehr einfach und auffällig schlicht. Für einen Jugendroman, der für 12 bis 16-Jährige empfohlen wird, ist das meiner Meinung nach aber in Ordnung. Für den Umfang der Handlung, das Format des Settings und die Charaktere reicht der Anspruch aus, weshalb ich nicht verstehe, warum die Umsetzung dieser Geschichte so oft angekreidet wird. Natürlich wird kein hohes sprachliches Niveau erreicht und auch die Gesellschaftskritik ist sehr plump und offensichtlich gezeichnet, aber immerhin gibt es eine klare Message: "So wie ihr seid, seid ihr schön! Lasst euch das weder ausreden noch kaputt machen!" Und ich finde das ist, gerade gegenüber Teenagern, eine durchaus berechtigte Aussage, weshalb die Geschichte, so plakativ und überzogen sie auch sein mag meines Erachtens eine Daseinsberechtigung hat.


"Shay! Hör doch auf. Das ist doch nur zum Spaß."
"Dafür zu sorgen, dass wir uns hässlich fühlen, ist kein Spaß."
"Wir sind aber hässlich."
"Dieses ganze Spiel hat nur den Zweck, dass wir uns selbst hassen."


Vor allem ist bemerkenswert, dass ein männlicher Autor diese Geschichte aufrollt, die man eher einer Autorin zugetraut hätte. Mit erstaunlich kühlem Blick blickt er auf den Schönheitswahn der Gesellschaft, der natürlich alle Geschlechter miteinschließt und erschafft hier eine weibliche Protagonistin, die es in sich hat. Durch eine personale Erzählperspektive um Tally, die an manchen Stellen aber sehr distanziert und fast schon auktorial wirkt, bleiben wir nah genug am Geschehen dran, um mitfühlen, aber weit genug entfernt um kritisch über Tallys Verhalten auf ihrem Weg zum Erwachsen werden nachdenken zu können.


"Das ist das Schlimmste, was sie euch antun, euch allen. Egal, was diese Gehirnläsionen verursachen, der schlimmste Schaden entsteht schon, bevor sie überhaupt zum Messer greifen. Euch wird eingetrichtert, dass ihr hässlich seid."


Tally Youngblood ist eine vielfältige Person, die in verschiedenen Szenen versucht, jemand anderes zu sein: naive Bürgerin, gewitzte Rebellin, besorgte Freundin, Spionin, Heldin? Egal was sie anstellt ist sie im Grunde genommen aber ein einfacher Teenager mit naiven Wünschen, Ängsten, unnachvollziehbaren Gedankengängen, Trotzphasen und Höhenflügen. Ich kann verstehen wenn sich einige Leser an ihr gestört haben sollten, mir hat ihre ehrliche Authentizität aber sehr gut gefallen. Zu Beginn ist sie einsam und will daher sie nichts sehnlicher, als endlich wieder dazu zu gehören und auch eine Pretty zu werden - koste es, was es wolle.

"Sie dachte an die Orchideen, die sich unten in der Ebene ausbreiteten und das Leben aus den anderen pflanzen herauswürgten, sogar aus dem Boden, selbstsüchtig und unaufhaltsam. Tally Youngblood war ein Unkraut. Und anders als die Orchideen nicht einmal ein hübsches."


Sie nimmt es billigend in Kauf, einheitlich langweilig zu sein und dafür dazu zugehören, als individuell am Rand der Gesellschaft stehen. Mit dieser Einstellung ist sie gar nicht so weit weg vom realen Verhalten von Jugendlichen. Erst durch die aufgeweckte Shay und später durch den unkonventionellen David erkennt sie, dass auch sie schön ist und schafft es, durch ihr steigendes Selbstvertrauen aus der Abhängigkeit zum Regime zu entfliehen.


"Du bist anders als die meisten. Du siehst die Welt klar, auch wenn du bisher verwöhnt worden bist. Deshalb..." Tally blickte in seine Augen und sah, dass ein Gesicht wieder glühte und dass es sie schon wieder berührte. "Deshalb bist du schön, Tally"


Auch die Nebencharaktere sind grundsätzlich interessant, meiner Meinung aber leider eher flach und schwach ausgearbeitet. So kommt es, dass neben Tally, Shay und David eigentlich kaum eine andere Person eine wirklich wichtige Rolle spielt. Vor allem die Antagonisten haben mich enttäuscht. Mit Dr. Cable bekommt das "böse" Regime zwar ein Gesicht, jedoch keinen wirklichen Gegenspieler. Sie bleibt charakterlos und ohne eigenständige Persönlichkeit, auch wenn sie als Special eigentlich interessant wäre. Schade!


"Ein orange- und gelbfarbener Streifen ließ den Himmel entflammen, strahlend und unerwartet, so spektakulär wie Feuerwerk aber sanft fließend in seinem Farbenspiel. So war es hier draußen in der Wildnis, das lernte sie jetzt. Gefährlich oder schön. Oder beides."


Das Ende bringt dann nochmal einen Cliffhanger, der mich wirklich neugierig macht, weshalb ich denke, dass der nächste Teil bei mir bald einziehen darf.



Fazit:

Kein literarisches Meisterwerk aber dennoch eine unterhaltsame Dystopie mit spannendem Hintergrund und eindringlicher Botschaft. Ein solider Auftakt!

Veröffentlicht am 17.10.2017

Liebe in der Vergangenheit, Gegenwart aber auch Zukunft?

Engelsmorgen
0

Allgemeines:

Titel: Engelsmorgen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Dezember 2012)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453529863
ISBN-13: 978-3453529861
ASIN: B005MI6F1I
Seitenzahl: 464 Seiten
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Engelsmorgen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Dezember 2012)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453529863
ISBN-13: 978-3453529861
ASIN: B005MI6F1I
Seitenzahl: 464 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Originaltitel: Torment
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
12,49€ (gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: " Engelsnacht", "Engelsflammen", "Engelslicht"



Inhalt:

Egal, wie viele Leben du hast: Der großen Liebe begegnest du nur einmal

Kaum hat Luce in dem gefallenen Engel Daniel ihre große Liebe gefunden, werden die beiden auch schon wieder getrennt: In Shoreline, einem Internat an der kalifornischen Küste, muss Luce sich verstecken, denn sie schwebt in höchster Gefahr. Während Daniel versucht, die Unsterblichen, die es auf sie abgesehen haben, zu besiegen, lernt Luce, in die Vergangenheit zu blicken. Doch je mehr sie über ihre und Daniels frühere Leben erfährt, desto mehr ahnt sie, dass er ein dunkles Geheimnis hütet – eines, das sie beide zu vernichten droht …


Bewertung:

DISCLAIMER: Achtung! Diese Rezension enthält große Spoiler für all jene, die "Engelsnacht" noch nicht gelesen haben! Solltest Du dazu gehören, rate ich Dir schleunigst mit dem Lesen dieser Rezension aufzuhören!

Nachdem die Reihe mit "Engelsnacht" einen Auftakt gefunden hatte, der mitreißt und Lust auf mehr macht, sein Potential jedoch nicht ganz ausschöpft, war ich wirklich sehr gespannt, was der zweiten Teil und habe mir gleich die ganze Reihe angeschafft. Zwischenzeitlich habe ich mich ernsthaft gefragt, ob das nicht vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte, denn es schien mir, als würde das Buch nochmal komplett von vorne starten, kam einfach nicht vom Fleck und versank in Klischees. Im letzten Drittel konnte mich die Geschichte jedoch wieder mitreißen, weshalb ich die Reihe auf keinen Fall aufgeben werde.

Erstmal wieder einige Worte zur Covergestaltung. Wieder ist das deutsche Design dem amerikanischen Original sehr ähnlich - dieselben wunderschönen grau-silber-Töne sind zu sehen, die dasselbe mystische Mädchen porträtieren. Durch die dunklen, eigentlich tristen aber dennoch sanft leuchtenden Farben, wirkt die Atmosphäre eher dunkel und kalt, jedoch mit einem leichten, erhabenen Hoffnungsschimmer. Dazu passt das Mädchen in dem dunklen Kleid mit den langen schwarzen Haaren perfekt, das dem Leser den Rücken zudreht, und ihre Hände in den Haaren vergraben hat. Die kleinen Vögel und das Setting im Wald, das wieder übernommen wurde, geben dem Bild noch ein wenig mehr Mystik, sodass man es beim Ansehen kaum mehr erwarten kann, das Buch endlich zu lesen. Kritisieren würde ich nur, dass Luces Haare eigentlich kurz und zwischenzeitlich blond gefärbt sind, was deshalb nicht so ganz passt. Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch wieder sehr hübsch gestaltet. Jeden Kapitelanfang und Absatz zieren zwei geschwungene Engelsflügel, das Buch ist in einer angenehmen Größe bedruckt.


"Schwingt Flügel dann auf Flügel sich, mein und dein,
Wird aus Bedrängnis meiner Seele Flug sich lösen."
-George Herbert, Easter Wings-


Der Roman knüpft direkt an den letzten Teil an: Nach den traumatischen Ereignissen im Internat "Sword & Cross" wird Luce nur allzu schnell in einem neuen Internat gebunkert- Shoreline, ein wunderschöner Fleck an der kalifornischen Küste. Allerdings handelt es sich bei Shoreline nicht um eine gewöhnliche Bildungseinrichtung, denn neben Menschen gehen dort viele Nephilim - Nachfahren von Engeln bzw. Dämonen - zur Schule und auch der Lehrkörper kann sowohl einen Engel als auch einen Dämon bieten. Dort soll sie sich versteckt halten und mit ihren Mitschülern ganz normal den Unterricht besuchen, denn trotz des 18-tägigen Waffenstillstandes, den Daniel und Cam ausgehandelt haben, gibt eine einige, die Luce nach dem Leben trachten. Um Jagd auf sie zu machen, lässt er seine "Große Liebe" allein dort zurück und für Luce beginnt Zeit voller Zweifel und Fragen nach ihrer Vergangenheit. Als sie dank der furchterregenden Schatten, die sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet haben, Einblick in ihre vorherigen Leben erhält und neue Freundschaften schließt, ahnt sie, dass Daniel ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Und so geht sie auf die gefährliche Suche...

Wo der erste Teil recht düster in "Swort & Cross" gespielt hat, bekommen wir hier in Engelsmorgen ein viel freundlicheres Setting geboten. Im sonnigen Kalifornien scheint nun endlich alles heller und einfacher zu sein, die neue hübsche Elite - Schule könnte sich gar nicht mehr von der tristen Anstalt unterscheiden, die Luce zuvor besuchen musste. Doch ansonsten scheint sich einfach alles in etwas anderer Gestalt zu wiederholen, ohne dass irgendeine Weiterentwicklung zu Band 1 erkennbar gewesen wäre. Zu Beginn ist Luce ziemlich deprimiert vor Sehnsucht und findet sich nicht wirklich in ihrer neuen Umgebung zurecht, bis sie sich neue Freunde sucht und beginnt anzupassen. Daniel taucht immer mal wieder als Lichtgestalt auf, nur um etwas verdammt Machohaftes zu sagen und dann wieder in den Sternen zu verschwinden, während Cam einen auf dämonisch macht und sogar noch ein weiterer Typ auftaucht - also eigentlich alles wie im ersten Teil, nur eben weniger düster. Weitergehend werden auch keine Fragen beantwortet und nach neuen Informationen kann man auch vergeblich suchen. Das hat mich dann schon ein wenig enttäuscht.


"Immer die Sieger schreiben die Geschichte. Alles eine Sache des Blickwinkels. Was du für böse hältst, naja, für mich und die Unsrigen ist böse nur so ein Adjektiv, wie gut aus."


Die Geschichte bleibt also erstmal auf dem Boden, macht bloß geheimnisvolle wie verwirrende Andeutungen nur um dann Luces Alltagsprobleme zu schildern. Wer sich also auf viel Aktion oder viele Paranormal-Romance-Elemente freut, wird erstmal enttäuscht. Weder Paranormal noch Romance kommen hier zum Zug. Erst im letzten Drittel schafft es der Plot endlich, die Müdigkeit eines Einführungsbandes abzustreifen und konkret zu werden. Nach und nach kommt zumindest ein wenig Licht ins Dunkel. Es sind zwar immer noch unzählige Fragen offen, aber die Autorin gibt dem Leser immerhin endlich Raum für Spekulationen. Das Ende hat mir dann nochmal richtig gut gefallen.

Wieder zieht sich die abgebildete Handlung nur über einen auffallend kurzen Zeitraum von 18 Tagen - 18 Tagen an denen Waffenstillstand herrscht und sich Luce ganz auf sich konzentrieren kann. Im Mittelpunkt steht hier also eindeutig Luces Charakter, ihre Gedanken und Gefühle, die hier viel Platz bekommen. Man lernt ihre Persönlichkeit durch einen personaler Erzähler in diesem Teil durch intensive Erlebnisse viel näher kennen lernt, wodurch man sich auch besser mit ihr identifizieren kann. Ihren Hang zum Leichtsinn und ihre naive Besessenheit von Daniel haben mich schon im ersten Teil etwas gestört, doch insgesamt fand ich sie immer authentisch und liebenswürdig dargestellt. Sobald sie einen Moment Ruhe hat, beginnt sie nachzudenken, bekommt Zweifel, will mehr erfahren und fühlt sich eingesperrt, was von einem starken, selbstständigen Charakter zeugt, den sie immer mehr ausbildet. Durch ihren Aufenthalt in Shoreline erkennt Luce, dass die Welt nicht nur schwarz/weiß ist, sondern auch aus etlichen Grautönen besteht. Sie kann nicht alle Engel in die Schublade "gut" und alle Dämonen in die Schublade "böse" stecken, wie sie es bisher angenommen hatte. Eine ganz wesentliche Entwicklung und ein Vorankommen in ihrer Unwissenheit hätte ich mir von diesem Teil ganz klar erwartet, aber immerhin beginnt sie kritisch nachzudenken.


"Wenn Daniel sie küsste, spürte Luce durch und durch, dass er ihre Vergangenheit war. Wenn er sie fest umschlungen in seinen Armen hielt, wollte sie mit jeder Faser, dass er ihre Gegenwart war. Aber sobald ihre Lippen auseinandergingen, war sie sich nicht mehr wirklich sicher, ob er auch ihre Zukunft war."


Während mir also Luce gerade ab der Mitte sehr gut gefallen hat, muss Daniel aber immens an Sympathie einbüßen. Als er beginnt, sich unfassbar machohaft und oberflächlich zu verhalten und sich in seinem männlichen Beschützertrip so sehr verirrt, dass es selbst mit der im ersten Drittel immer noch bewundernd zu ihrem Engel Daniel hochschauenden Luce, die alles mit sich machen lässt, noch Streit gibt, hat er mich ein wenig angekotzt. Es ist zwar durchaus verständlich, dass er Luce um jeden Preis beschützen will, nach dem er sie schon so oft hat sterben sehen, ohne etwas dagegen tun zu können, aber er kann nicht von Luce erwarten, dass sie ihm blind gehorcht und einfach alles was er befiehlt hinnimmt, ohne irgendwelche plausiblen Gründe dafür zu nennen. Dass Luce sich dann querstellt, als er sie wie ein Kind behandelt, sie auf eigene Faust nach Informationen über ihr Leben sucht, wenn er sie über alles in Unwissenheit lässt, sie ihm nicht mehr wirklich vertraut, wenn er sie belügt und ihr alles Mögliche verschweigt, kann man ihr nicht übel nehmen.
So fand ich es ein wichtiger Schritt, dass Luce endlich beginnt an Daniel zu zweifeln und sich fragt, ob er wirklich das Richtige für sie ist. Was weiß sie schon wirklich über ihn? Was verbindet sie, abgesehen von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, von der Luce aber nichts weiß, miteinander? Würde sie ihn auch lieben, wenn es diese früheren Leben nicht gäbe? Ihre Begegnungen laufen zudem immer nach dem gleichen Schema ab, das ein Amazon-Kunde wirklich wunderbar, wenn auch leicht übertrieben dargestellt hat:

Daniel: "Warum hast du das gemacht? Das war gefährlich!"
Luce: "Schreibe mir nicht immer vor, was ich zu tun habe.
Warum erzählst du zur Abwechslung nicht einmal etwas über unsere Vergangenheit?
Ich habe manchmal das Gefühl, ich kenne dich gar nicht richtig. Wie sollen wir da eine Beziehung führen?"
Daniel: "Luce..." küsst sie
Luce: schmacht "Oh, Daniel ist so toll und seine Flügel sind so schön...
Alles andere ist egal, solange ich nur mit ihm zusammen sein kann."
Daniel: fliegt wieder davon
Luce: "Mist! Ich habe wieder nichts über meine früheren Leben erfahren..."

Bevor Daniel und Luce überhaupt zueinander finden konnten, entfernen sich die beiden immer mehr voneinander und Luce bemerkt, dass sie eigentlich gar nichts über ihn weiß, ihn nicht wirklich kennt, was sie angesichts der überdimensional großen Liebe, die die beiden empfinden etwas verstört. Auch für den Leser ist es höchst seltsam zu lesen, welch wunderbare himmlische Liebe die beiden verbindet, wo sie doch noch nicht mal ein normales Gespräch führen können und scheinbar nichts gemeinsam haben. Die Entwicklung der Liebesgeschichte fand ich also sehr interessant. Nachdem ich mich schon über die oberflächlichen Rollenbilder aufgeregt hatte, bekommt Luce die Kurve und das Ganze scheint nochmal interessant zu werden. Ich hoffe, das tut sie nicht bald wieder als Irrglaube ab und verwandelt sich wieder in das schmachtende Girly, sondern bleibt weiter kritisch. Wenn sich eine ähnliche Wendung vollziehen würde wie in zum Beispiel "Das Reich der sieben Höfe" oder "Kuss der Göttin", würde mich das durchaus freuen. Da aber auf den nächsten Klapptexten immer noch von der "großen Liebe" die Rede ist, bin ich eher skeptisch... Mal sehen, ob Daniel meine Sympathie in den nächsten Teilen noch zurückgewinnen kann, sonst sieht es leider schlecht aus.


"Alles in Ordnung", flüsterte Daniel mit weicher Stimme. Seine Lippen berührten sacht ihre Lippen. "Ja", sie spürte, wie seine Flügel schlugen. "Du hast mich aufgefangen." "Ich werde dich immer auffangen und halten, wenn du fällst."


So, jetzt habe ich mich aber lange genug über die beiden ausgelassen, die Geschichte kann schließlich noch mit einigen neuen Protagonisten aufwarten. Vor allem Luces neue Nephilim - Mitschüler Shelby und Miles, haben es mir angetan. Miles hat einen sehr liebenswerten Charakter und heißt Luce von Anfang an mit offenen Armen in dem Internat willkommen. Er ist ein toller Zuhörer und wird ihr ein richtig guter, aufrichtiger Freund. Das gilt auch für Shelby, allerdings dauert es bei ihr wesentlich länger, weil sie Luce gegenüber zunächst Vorurteile hat und sich sehr abweisend ihr gegenüber verhält. Mit der Zeit lernt sie ihre Mitbewohnerin aber besser kennen und trotz der anfänglichen Differenzen bauen die Beiden eine sehr enge Beziehung zueinander auf. Ich mochte sie sehr, auch wenn sie mir ein bisschen wie ein Penn-Ersatz wirkte...
Beide Figuren wachsen einem total ans Herz und sie werden hoffentlich auch im nächsten Band wieder eine so große Rolle spielen.

"Das war also nun ihre Familie: alle diese Menschen, Engel und Dämonen, oder was auch immer. Egal wie es nun weitergehen würde, durch Gut und Böse, wie kompliziert alles sein mochte, mit sämtlichen Hochs und Tiefs - und manchmal eben auch mit großem Spaß. Genau wie ihr Vater gesagt hatte: Das gehört zum Leben."


Der Schreibstil hat mir in diesem Buch auf der einen Seite viel besser, und auf der anderen Seite viel schlechter gefallen, wie auch immer das möglich ist. Wo ich ihn in meiner Rezi zu Teil 1 noch als "durchschnittlich und einfach gehalten" beschrieben habe, würde ich hier weiter gehen und mich über die vielen schönen Fantasy-Beschreibungen freuen und vor allem die vielen Gänsehautsäte anpreisen, die sich hier ständig wiederfinden, sodass irgendwann mein ganzes Buch mit Post-its vollgeklebt war, die mir ein schönes Zitat anzeigen sollten. Durch das eher sonnigere Setting und durch die Abwesenheit von ultraschrägen Gestalten, ist aber leider auch die dunkle, geheimnisvolle Gothic-Atmosphäre von "Swort & Cross", die ich wirklich super fand, verloren gegangen.


"Das alles war so voller Erinnerungen, schön und traurig, und Luce wusste im Moment noch gar nicht, welchen Sinn diese merkwürdigen Zufälle ergaben, oder ob überhaupt. Nur eines wusste sie: dass sie sich nicht mehr verstecken wollte, weder vor sich selbst noch vor ihren Eltern; nicht vor Daniel und auch nicht vor denen, die ihr Böses wollten. (...) Sie war wieder sie selbst. Jetzt konnte es nach Hause gehen."


Fazit:

Also was bleibt nach diesem Buch, zudem ich während des Lesens so oft die Meinung geändert habe? Auf jeden Fall das Gefühl, dass bei diesem doch recht ansehnlichen Übergangsbuch mehr drin gewesen wäre...
Würde ich diese Reihe weiterempfehlen?
Hmm, ich bin noch unentschieden: Mal sehen, was die anderen Bände so liefern...

Veröffentlicht am 17.10.2017

Liebe in der Vergangenheit, Gegenwart aber auch Zukunft?

Engelsmorgen
0

Allgemeines:

Titel: Engelsmorgen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Dezember 2012)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453529863
ISBN-13: 978-3453529861
ASIN: B005MI6F1I
Seitenzahl: 464 Seiten
Vom Hersteller ...

Allgemeines:

Titel: Engelsmorgen
Autor: Lauren Kate
Verlag: Heyne Verlag (10. Dezember 2012)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453529863
ISBN-13: 978-3453529861
ASIN: B005MI6F1I
Seitenzahl: 464 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Originaltitel: Torment
Preis: 7,99€ (Kindle-Edition)
12,49€ (gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: " Engelsnacht", "Engelsflammen", "Engelslicht"



Inhalt:

Egal, wie viele Leben du hast: Der großen Liebe begegnest du nur einmal

Kaum hat Luce in dem gefallenen Engel Daniel ihre große Liebe gefunden, werden die beiden auch schon wieder getrennt: In Shoreline, einem Internat an der kalifornischen Küste, muss Luce sich verstecken, denn sie schwebt in höchster Gefahr. Während Daniel versucht, die Unsterblichen, die es auf sie abgesehen haben, zu besiegen, lernt Luce, in die Vergangenheit zu blicken. Doch je mehr sie über ihre und Daniels frühere Leben erfährt, desto mehr ahnt sie, dass er ein dunkles Geheimnis hütet – eines, das sie beide zu vernichten droht …


Bewertung:

DISCLAIMER: Achtung! Diese Rezension enthält große Spoiler für all jene, die "Engelsnacht" noch nicht gelesen haben! Solltest Du dazu gehören, rate ich Dir schleunigst mit dem Lesen dieser Rezension aufzuhören!

Nachdem die Reihe mit "Engelsnacht" einen Auftakt gefunden hatte, der mitreißt und Lust auf mehr macht, sein Potential jedoch nicht ganz ausschöpft, war ich wirklich sehr gespannt, was der zweiten Teil und habe mir gleich die ganze Reihe angeschafft. Zwischenzeitlich habe ich mich ernsthaft gefragt, ob das nicht vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte, denn es schien mir, als würde das Buch nochmal komplett von vorne starten, kam einfach nicht vom Fleck und versank in Klischees. Im letzten Drittel konnte mich die Geschichte jedoch wieder mitreißen, weshalb ich die Reihe auf keinen Fall aufgeben werde.

Erstmal wieder einige Worte zur Covergestaltung. Wieder ist das deutsche Design dem amerikanischen Original sehr ähnlich - dieselben wunderschönen grau-silber-Töne sind zu sehen, die dasselbe mystische Mädchen porträtieren. Durch die dunklen, eigentlich tristen aber dennoch sanft leuchtenden Farben, wirkt die Atmosphäre eher dunkel und kalt, jedoch mit einem leichten, erhabenen Hoffnungsschimmer. Dazu passt das Mädchen in dem dunklen Kleid mit den langen schwarzen Haaren perfekt, das dem Leser den Rücken zudreht, und ihre Hände in den Haaren vergraben hat. Die kleinen Vögel und das Setting im Wald, das wieder übernommen wurde, geben dem Bild noch ein wenig mehr Mystik, sodass man es beim Ansehen kaum mehr erwarten kann, das Buch endlich zu lesen. Kritisieren würde ich nur, dass Luces Haare eigentlich kurz und zwischenzeitlich blond gefärbt sind, was deshalb nicht so ganz passt. Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch wieder sehr hübsch gestaltet. Jeden Kapitelanfang und Absatz zieren zwei geschwungene Engelsflügel, das Buch ist in einer angenehmen Größe bedruckt.


"Schwingt Flügel dann auf Flügel sich, mein und dein,
Wird aus Bedrängnis meiner Seele Flug sich lösen."
-George Herbert, Easter Wings-


Der Roman knüpft direkt an den letzten Teil an: Nach den traumatischen Ereignissen im Internat "Sword & Cross" wird Luce nur allzu schnell in einem neuen Internat gebunkert- Shoreline, ein wunderschöner Fleck an der kalifornischen Küste. Allerdings handelt es sich bei Shoreline nicht um eine gewöhnliche Bildungseinrichtung, denn neben Menschen gehen dort viele Nephilim - Nachfahren von Engeln bzw. Dämonen - zur Schule und auch der Lehrkörper kann sowohl einen Engel als auch einen Dämon bieten. Dort soll sie sich versteckt halten und mit ihren Mitschülern ganz normal den Unterricht besuchen, denn trotz des 18-tägigen Waffenstillstandes, den Daniel und Cam ausgehandelt haben, gibt eine einige, die Luce nach dem Leben trachten. Um Jagd auf sie zu machen, lässt er seine "Große Liebe" allein dort zurück und für Luce beginnt Zeit voller Zweifel und Fragen nach ihrer Vergangenheit. Als sie dank der furchterregenden Schatten, die sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet haben, Einblick in ihre vorherigen Leben erhält und neue Freundschaften schließt, ahnt sie, dass Daniel ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Und so geht sie auf die gefährliche Suche...

Wo der erste Teil recht düster in "Swort & Cross" gespielt hat, bekommen wir hier in Engelsmorgen ein viel freundlicheres Setting geboten. Im sonnigen Kalifornien scheint nun endlich alles heller und einfacher zu sein, die neue hübsche Elite - Schule könnte sich gar nicht mehr von der tristen Anstalt unterscheiden, die Luce zuvor besuchen musste. Doch ansonsten scheint sich einfach alles in etwas anderer Gestalt zu wiederholen, ohne dass irgendeine Weiterentwicklung zu Band 1 erkennbar gewesen wäre. Zu Beginn ist Luce ziemlich deprimiert vor Sehnsucht und findet sich nicht wirklich in ihrer neuen Umgebung zurecht, bis sie sich neue Freunde sucht und beginnt anzupassen. Daniel taucht immer mal wieder als Lichtgestalt auf, nur um etwas verdammt Machohaftes zu sagen und dann wieder in den Sternen zu verschwinden, während Cam einen auf dämonisch macht und sogar noch ein weiterer Typ auftaucht - also eigentlich alles wie im ersten Teil, nur eben weniger düster. Weitergehend werden auch keine Fragen beantwortet und nach neuen Informationen kann man auch vergeblich suchen. Das hat mich dann schon ein wenig enttäuscht.


"Immer die Sieger schreiben die Geschichte. Alles eine Sache des Blickwinkels. Was du für böse hältst, naja, für mich und die Unsrigen ist böse nur so ein Adjektiv, wie gut aus."


Die Geschichte bleibt also erstmal auf dem Boden, macht bloß geheimnisvolle wie verwirrende Andeutungen nur um dann Luces Alltagsprobleme zu schildern. Wer sich also auf viel Aktion oder viele Paranormal-Romance-Elemente freut, wird erstmal enttäuscht. Weder Paranormal noch Romance kommen hier zum Zug. Erst im letzten Drittel schafft es der Plot endlich, die Müdigkeit eines Einführungsbandes abzustreifen und konkret zu werden. Nach und nach kommt zumindest ein wenig Licht ins Dunkel. Es sind zwar immer noch unzählige Fragen offen, aber die Autorin gibt dem Leser immerhin endlich Raum für Spekulationen. Das Ende hat mir dann nochmal richtig gut gefallen.

Wieder zieht sich die abgebildete Handlung nur über einen auffallend kurzen Zeitraum von 18 Tagen - 18 Tagen an denen Waffenstillstand herrscht und sich Luce ganz auf sich konzentrieren kann. Im Mittelpunkt steht hier also eindeutig Luces Charakter, ihre Gedanken und Gefühle, die hier viel Platz bekommen. Man lernt ihre Persönlichkeit durch einen personaler Erzähler in diesem Teil durch intensive Erlebnisse viel näher kennen lernt, wodurch man sich auch besser mit ihr identifizieren kann. Ihren Hang zum Leichtsinn und ihre naive Besessenheit von Daniel haben mich schon im ersten Teil etwas gestört, doch insgesamt fand ich sie immer authentisch und liebenswürdig dargestellt. Sobald sie einen Moment Ruhe hat, beginnt sie nachzudenken, bekommt Zweifel, will mehr erfahren und fühlt sich eingesperrt, was von einem starken, selbstständigen Charakter zeugt, den sie immer mehr ausbildet. Durch ihren Aufenthalt in Shoreline erkennt Luce, dass die Welt nicht nur schwarz/weiß ist, sondern auch aus etlichen Grautönen besteht. Sie kann nicht alle Engel in die Schublade "gut" und alle Dämonen in die Schublade "böse" stecken, wie sie es bisher angenommen hatte. Eine ganz wesentliche Entwicklung und ein Vorankommen in ihrer Unwissenheit hätte ich mir von diesem Teil ganz klar erwartet, aber immerhin beginnt sie kritisch nachzudenken.


"Wenn Daniel sie küsste, spürte Luce durch und durch, dass er ihre Vergangenheit war. Wenn er sie fest umschlungen in seinen Armen hielt, wollte sie mit jeder Faser, dass er ihre Gegenwart war. Aber sobald ihre Lippen auseinandergingen, war sie sich nicht mehr wirklich sicher, ob er auch ihre Zukunft war."


Während mir also Luce gerade ab der Mitte sehr gut gefallen hat, muss Daniel aber immens an Sympathie einbüßen. Als er beginnt, sich unfassbar machohaft und oberflächlich zu verhalten und sich in seinem männlichen Beschützertrip so sehr verirrt, dass es selbst mit der im ersten Drittel immer noch bewundernd zu ihrem Engel Daniel hochschauenden Luce, die alles mit sich machen lässt, noch Streit gibt, hat er mich ein wenig angekotzt. Es ist zwar durchaus verständlich, dass er Luce um jeden Preis beschützen will, nach dem er sie schon so oft hat sterben sehen, ohne etwas dagegen tun zu können, aber er kann nicht von Luce erwarten, dass sie ihm blind gehorcht und einfach alles was er befiehlt hinnimmt, ohne irgendwelche plausiblen Gründe dafür zu nennen. Dass Luce sich dann querstellt, als er sie wie ein Kind behandelt, sie auf eigene Faust nach Informationen über ihr Leben sucht, wenn er sie über alles in Unwissenheit lässt, sie ihm nicht mehr wirklich vertraut, wenn er sie belügt und ihr alles Mögliche verschweigt, kann man ihr nicht übel nehmen.
So fand ich es ein wichtiger Schritt, dass Luce endlich beginnt an Daniel zu zweifeln und sich fragt, ob er wirklich das Richtige für sie ist. Was weiß sie schon wirklich über ihn? Was verbindet sie, abgesehen von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, von der Luce aber nichts weiß, miteinander? Würde sie ihn auch lieben, wenn es diese früheren Leben nicht gäbe? Ihre Begegnungen laufen zudem immer nach dem gleichen Schema ab, das ein Amazon-Kunde wirklich wunderbar, wenn auch leicht übertrieben dargestellt hat:

Daniel: "Warum hast du das gemacht? Das war gefährlich!"
Luce: "Schreibe mir nicht immer vor, was ich zu tun habe.
Warum erzählst du zur Abwechslung nicht einmal etwas über unsere Vergangenheit?
Ich habe manchmal das Gefühl, ich kenne dich gar nicht richtig. Wie sollen wir da eine Beziehung führen?"
Daniel: "Luce..." küsst sie
Luce: schmacht "Oh, Daniel ist so toll und seine Flügel sind so schön...
Alles andere ist egal, solange ich nur mit ihm zusammen sein kann."
Daniel: fliegt wieder davon
Luce: "Mist! Ich habe wieder nichts über meine früheren Leben erfahren..."

Bevor Daniel und Luce überhaupt zueinander finden konnten, entfernen sich die beiden immer mehr voneinander und Luce bemerkt, dass sie eigentlich gar nichts über ihn weiß, ihn nicht wirklich kennt, was sie angesichts der überdimensional großen Liebe, die die beiden empfinden etwas verstört. Auch für den Leser ist es höchst seltsam zu lesen, welch wunderbare himmlische Liebe die beiden verbindet, wo sie doch noch nicht mal ein normales Gespräch führen können und scheinbar nichts gemeinsam haben. Die Entwicklung der Liebesgeschichte fand ich also sehr interessant. Nachdem ich mich schon über die oberflächlichen Rollenbilder aufgeregt hatte, bekommt Luce die Kurve und das Ganze scheint nochmal interessant zu werden. Ich hoffe, das tut sie nicht bald wieder als Irrglaube ab und verwandelt sich wieder in das schmachtende Girly, sondern bleibt weiter kritisch. Wenn sich eine ähnliche Wendung vollziehen würde wie in zum Beispiel "Das Reich der sieben Höfe" oder "Kuss der Göttin", würde mich das durchaus freuen. Da aber auf den nächsten Klapptexten immer noch von der "großen Liebe" die Rede ist, bin ich eher skeptisch... Mal sehen, ob Daniel meine Sympathie in den nächsten Teilen noch zurückgewinnen kann, sonst sieht es leider schlecht aus.


"Alles in Ordnung", flüsterte Daniel mit weicher Stimme. Seine Lippen berührten sacht ihre Lippen. "Ja", sie spürte, wie seine Flügel schlugen. "Du hast mich aufgefangen." "Ich werde dich immer auffangen und halten, wenn du fällst."


So, jetzt habe ich mich aber lange genug über die beiden ausgelassen, die Geschichte kann schließlich noch mit einigen neuen Protagonisten aufwarten. Vor allem Luces neue Nephilim - Mitschüler Shelby und Miles, haben es mir angetan. Miles hat einen sehr liebenswerten Charakter und heißt Luce von Anfang an mit offenen Armen in dem Internat willkommen. Er ist ein toller Zuhörer und wird ihr ein richtig guter, aufrichtiger Freund. Das gilt auch für Shelby, allerdings dauert es bei ihr wesentlich länger, weil sie Luce gegenüber zunächst Vorurteile hat und sich sehr abweisend ihr gegenüber verhält. Mit der Zeit lernt sie ihre Mitbewohnerin aber besser kennen und trotz der anfänglichen Differenzen bauen die Beiden eine sehr enge Beziehung zueinander auf. Ich mochte sie sehr, auch wenn sie mir ein bisschen wie ein Penn-Ersatz wirkte...
Beide Figuren wachsen einem total ans Herz und sie werden hoffentlich auch im nächsten Band wieder eine so große Rolle spielen.

"Das war also nun ihre Familie: alle diese Menschen, Engel und Dämonen, oder was auch immer. Egal wie es nun weitergehen würde, durch Gut und Böse, wie kompliziert alles sein mochte, mit sämtlichen Hochs und Tiefs - und manchmal eben auch mit großem Spaß. Genau wie ihr Vater gesagt hatte: Das gehört zum Leben."


Der Schreibstil hat mir in diesem Buch auf der einen Seite viel besser, und auf der anderen Seite viel schlechter gefallen, wie auch immer das möglich ist. Wo ich ihn in meiner Rezi zu Teil 1 noch als "durchschnittlich und einfach gehalten" beschrieben habe, würde ich hier weiter gehen und mich über die vielen schönen Fantasy-Beschreibungen freuen und vor allem die vielen Gänsehautsäte anpreisen, die sich hier ständig wiederfinden, sodass irgendwann mein ganzes Buch mit Post-its vollgeklebt war, die mir ein schönes Zitat anzeigen sollten. Durch das eher sonnigere Setting und durch die Abwesenheit von ultraschrägen Gestalten, ist aber leider auch die dunkle, geheimnisvolle Gothic-Atmosphäre von "Swort & Cross", die ich wirklich super fand, verloren gegangen.


"Das alles war so voller Erinnerungen, schön und traurig, und Luce wusste im Moment noch gar nicht, welchen Sinn diese merkwürdigen Zufälle ergaben, oder ob überhaupt. Nur eines wusste sie: dass sie sich nicht mehr verstecken wollte, weder vor sich selbst noch vor ihren Eltern; nicht vor Daniel und auch nicht vor denen, die ihr Böses wollten. (...) Sie war wieder sie selbst. Jetzt konnte es nach Hause gehen."


Fazit:

Also was bleibt nach diesem Buch, zudem ich während des Lesens so oft die Meinung geändert habe? Auf jeden Fall das Gefühl, dass bei diesem doch recht ansehnlichen Übergangsbuch mehr drin gewesen wäre...
Würde ich diese Reihe weiterempfehlen?
Hmm, ich bin noch unentschieden: Mal sehen, was die anderen Bände so liefern...