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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2017

Selten ...

Der nasse Fisch
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... kommt es vor, dass mir ein Buch weniger gut gefällt als ein Film oder wie in diesem Fall hier die Serie. Obwohl mir Kutschers 20iger Jahre Krimis schon öfter vor die Füße gelaufen sind, hatte ich noch ...

... kommt es vor, dass mir ein Buch weniger gut gefällt als ein Film oder wie in diesem Fall hier die Serie. Obwohl mir Kutschers 20iger Jahre Krimis schon öfter vor die Füße gelaufen sind, hatte ich noch nie wirklich Bock gehabt, sie zu lesen. Und dann kam Netflix und eine Serie, die mich fast von Minute eins an fesseln konnte. Klar, jetzt gab es kein Zurück mehr.

Es konnte wahrscheinlich nur in einer Enttäuschung enden. Man sollte die Medien Buch und Film nicht miteinander vergleichen, heißt es. Aber wie soll man es nicht, wenn das eine auf dem anderen basiert? In der Serie sind die Protagonisten vielschichtig, menschlich, kompliziert, im Buch wirken sie auf mich blass und zweidimensional. Dazu kommt, dass mir im Buch alle sympathischer sind als Gereon Rath selbst. Ich kann diesen selbstverliebten, arroganten und gewisslosen Typen hier nicht ausstehen. Gut finde ich, dass im Buch seine dumme Affäre nicht auftaucht, dafür gibt es andere Sachen, die nicht vorkommen, die mich mehr stören.

Was auch nervig ist, ist der lahme Erzählstil. Diese 560 Seiten hätten auf jeden Fall gestrafft gehört, damit mal Spannung auftauchen kann, doch man kann natürlich auch alles totreden. Stilmäßig wird sich Kutscher hoffentlich in den nächsten Bänden steigern, denn seine Perspektivwechsel stören schon manchmal, jedenfalls wenn sie innerhalb eines Absatzes auftauchen. Ich weiß, dass ich hier dieses (Ausnahme)Mal eher einen Vergleich zwischen Buch und Serie geschrieben habe, wobei die Serie bei mir bedeutend besser wegkommt, aber ich denke, den Inhalt kann ich mir hier sparen, gibt ja genügend Rezensionen zu dem Buch. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Hektisch

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Es beginnt mit einem Mord in einem nicht sehr hochpreisigen Hotel, als die Frau eines Fernsehpredigers tot aufgefunden wird. Allerdings wird der Erzählstrang nicht wirklich wieder aufgegriffen bis zum ...

Es beginnt mit einem Mord in einem nicht sehr hochpreisigen Hotel, als die Frau eines Fernsehpredigers tot aufgefunden wird. Allerdings wird der Erzählstrang nicht wirklich wieder aufgegriffen bis zum Schluss, weil Frey und sein Team mit einem weiteren Mord konfrontiert werden. In einem sanierungsbedürftigen Gebäude findet man einen gefolterten und verstümmelten Toten. Dass dann einer alleinerziehenden und gestressten Mutter die vierzehnjährige Tochter abhaut, interessiert daher niemanden von der chronisch unterbezahlten Polizei. Doch jemand Irres ist unterwegs und jemand anders endet als Gefangener dieses Irren.

Okay. Ich sag mal aus dem Bauch raus: Wer Fitzek gut findet, wird dieses Buch verschlingen. Ist dasselbe System: viele sehr kurze, sehr hektische Kapitel, die jeweils mit einer Art Cliffhanger enden. Für die einen mag das Spannung aufbauen, ganz besonders, weil der Irre äußerst brutal und abartig vorgeht und auch nicht an Details wie Blutlachen mit Gehirnmasse und Knochensplitter gespart wird, aber jemand, der es vielleicht ein bisschen logischer aufgebaut hätte, wird sich durch diese Art des Erzählens einfach nur gestresst fühlen. Ich zum Beispiel. Auch den Kniff des Autors mit seinen Intermezzi kann man gut oder genial finden oder einfach als Irreführung des Lesers. Ich konnte mit dem Buch nicht viel anfangen und werde wohl Freys weiteren Karrieweg nicht weiter verfolgen. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Tierisch groß

Der Große Zoo von China
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CJ Cameron ist die coolste Frau der Welt. Die Alligator- und Krokospezialistin, die seit einer kleinen Rauferei mit einem Krokodilbullen ein paar Narben im Gesicht hat (Warnung für den Rest des Buches: ...

CJ Cameron ist die coolste Frau der Welt. Die Alligator- und Krokospezialistin, die seit einer kleinen Rauferei mit einem Krokodilbullen ein paar Narben im Gesicht hat (Warnung für den Rest des Buches: nur nicht nachdenken!) bekommt die Chance ihres Lebens. Zusammen mit ihrem coolen afghanistan- und irakerfahrenen Journalistenbruder Hamish darf/soll sie nach China fliegen und eine Reportage abliefern. Erst dort angekommen erfährt sie auch, worüber: den größten Zoo der Welt. China hat 40 Jahre zuvor ein paar Drachen gefunden und angefangen, sie zu züchten. Zuerst ist alles super und mega in dem Zoo, besonders mega sind die Drachen, von denen es drei verschiedene Größen gibt. Die Kleinen: um die sechs Meter. Die mittleren: so zwischen 20 und 30 Meter. Und die Großen: Sechzig Meter. Bitte lasst euch erst einmal diese Größenverhältnisse durch den Kopf gehen. Hebt euren Kopf und messt euer Wohnzimmer aus und dann vergleicht diese Angaben mit denen der Drachen. Soweit alles klar?

Logischerweise geht natürlich kurz nach der Ankunft in dem Zoo alles schief. Die Drachen proben ... beinahe hätte ich geschrieben: einen Zwergenaufstand. Aber dem ist natürlich nicht so. Die Drachen sind nicht nur gigantisch groß, sie denken auch groß. Ausbrechen kann jeder, Drachen machen es stilvoll. Sie reißen sich die eigenen Ohren raus (um diverse Störsender nicht mehr hören zu können) und werfen lustig-lässig mit Tankzügen, Teilen eines (wenige Minuten zuvor) Luxusrestaurants durch die Gegend. Weil nur Drachen ein bisschen langweilig sind, gibt es in einigen Ecken des Parks auch noch Krokos, alle so um die sechs Meter lang. Drachen sind nicht nur intelligent, sondern die wissen auch, dass es besser ist, erst mal die chinesischen Protagonisten auszurotten. Ist ja auch besser so, von denen gibt es ja so um die zwei Milliarden, während die Amisuperheros inzwischen den Rest der Welt retten. Spätestens wenn die Drachen ihren Spaß haben, muss man sich entscheiden: Hirn ausschalten und einfach Popcorn essen? Ja, kann Spaß machen, schnell gelesen ist es ja. Reilly hält sich nun wirklich nicht damit auf, der Story eine Tiefe zu verpassen.

Schwierig wird es nur in den Momenten, wenn man sich nicht mehr darauf konzentrieren kann, das Hirn auszuschalten. Es war ein immerwährender Kampf Popcorn versus Gehirn, und leider gewinnt bei einem durchschnittlich intelligenten Menschen das Popcorn nicht immer. Viele Sachen sind nur dadurch erklärlich, dass amerikanische Superheros unbewusst einen Megaschutzschild mit sich herumtragen, weil sie sonst schon ein Dutzend Mal mitsamt der überflüssigen chinesischen Elitesoldaten draufgegangen wären. Es spielt auch schon keine Rolle mehr, dass eine 1,68 m große, schlanke Person einen großen, schweren Kerl mitschleppt und ihn (Zitat) "über einen Tisch wirft" (in Sicherheit, so was machen Superheros). Oder selbst wenn wir die gute Frau mal auf zwei Meter aufrunden: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gegen einen 70-Meter-Supermega-Drachen behauptet? Doch genau das tut sie; mit dem Äquivalent eines Nasenstübers und der Tapferkeit von jemandem, der eine Steinschleuder gegen Goliath noch für übertriebene Notwehr hält. Ich fasse diese Story mal in Drachensprache (vergaß ich zu sagen, dass die natürlich kommunizieren können?) zusammen: groß groß Unsinn ... viel viel Popcorn. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Cold Case

Der Fall Kallmann
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Leon Berger ist Schwedischlehrer, der vor kurzem Frau und Tochter verloren hat. Ein Ortswechsel ist angesagt, also zieht er irgendwohin in ein Kaff in Schweden, weil eine alte Freundin erwähnt hat, dass ...

Leon Berger ist Schwedischlehrer, der vor kurzem Frau und Tochter verloren hat. Ein Ortswechsel ist angesagt, also zieht er irgendwohin in ein Kaff in Schweden, weil eine alte Freundin erwähnt hat, dass einer ihrer Lehrerkollegin unter mysteriösen Umständen ums Leben kam und dessen Stelle frei ist. Beim Ausräumen der Schubladen Kallmanns, so der Name des Betreffenden, fallen Leon ein paar Tagebücher in die Hände, die der Sache einen anderen Anstrich geben als nur ein Unfall. Berger, seine Kollegin und ein paar Schüler machen sich unabhängig voneinander auf, den Todesfall Kallmann zu klären und decken dabei noch andere Sachen auf, die den kleinen Ort in ein mörderisches Licht tauchen.

Mir fällt es immer schwer, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben, das mich gelangweilt hat. Und dieser Krimi hat wirklich alles getan, um mich in seiner langatmigen, ausschweifenden Art zu Tode zu langweilen (das wäre ein weiterer Todesfall, der hätte aufgeklärt werden müssen). Ich kann anerkennen, dass Nesser die Perspektivwechsel gut gelungen sind und man immer merkt, wer gerade berichtet - doch was ich lesen wollte, war ein spannender skandinavischer Krimi, keine Sozialstudie aus der Mitte der 90iger Jahre, und viel anders kam es mir meistens nicht vor. Meines Erachtens nach hätte man 200 Seiten einfach mal streichen können, weil die nicht relevant für die Geschichte waren. Am Ende des Buches konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass jeder zweite Schwede ein Mörder ist und keiner eine Beziehung oder Ehe respektiert. Weiß nicht, ob es das ist, was Nesser im Sinn hatte. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Von Fuchslingen, flügellosen Vögeln und einem Mäuseritter

Der Wunderling
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Nummer Dreizehn ist ein Erdling, ein Geschöpf halb Mensch, halb Tier. Er sieht aus wie ein auf zwei Beinen gehender (junger) Fuchs, nur dass er menschlich denkt und spricht. Solange er denken kann, lebt ...

Nummer Dreizehn ist ein Erdling, ein Geschöpf halb Mensch, halb Tier. Er sieht aus wie ein auf zwei Beinen gehender (junger) Fuchs, nur dass er menschlich denkt und spricht. Solange er denken kann, lebt er in Miss Carbunkles Heim für missratene Wesen, in dem Erdlingswaisen von der grausamen Heimleiterin nur für Arbeiten missbraucht werden. Sie dürfen keine Freude haben, sollen nur leiden und schuften. Eines Tages lernt Nummer Dreizehn Trixxi kennen, ein flügelloses Vögelchen, das ihm Geschichten und Märchen erzählt und ihm den Namen Arthur gibt. Gemeinsam beschließen die beiden Freunde zu fliehen und nach ihren Verwandten und/oder ihrer Bestimmung zu suchen. Auf der Flucht lernt Arthur nicht nur die Außenwelt und Torten, sondern auch Diebe, Gauner, Elfen und Nachtkrähen kennen.

Das ist mal wieder eine Fantasygeschichte, die ich mögen wollte. So richtig. Allein die Beschreibung klingt toll, und die ersten Rezensionen waren vielversprechend. Die Ideen fand ich klasse, aber die Umsetzung eher lala. Als könnte sich die Autorin nicht entscheiden, ob sie Prinzessin Lilifee oder doch lieber Oliver Twist schreiben wollte. Einerseits ist es superkindlich, wenn zum Beispiel der Elfenjunge auftaucht, andererseits supergrausam, wenn einer der Handlanger der Miss Carbunkle auch vor (versuchten) Mord nicht zurückschreckt. Oder wenn die Elfeneltern supernett die Kinder verköstigen und sie dann sehenden Auges in ihr Verderben schicken - da wollen sich mal eben zwei Elfjährige mit Verbrechern anlegen, über die ihnen ausgiebig berichtet wurden. Ach, was soll's, sind ja nur Erdlinge, wer braucht die schon. Wenn es keinen vernünftigen Ausweg mehr gibt, wird mal schnell ein uraltes Gesetz der Magie erwähnt, eine (Nacht)krähe kann tagsüber nicht fliegen, ein Manticor lebt in einem Stock ... der Wunderlichkeiten waren wahrhaftig viele, nur bezaubern vermochten sie nicht. Jedenfalls mich nicht. Wenn ich ehrlich bin, hat mich Arthur meistens ganz schön genervt; dafür, dass er der Held der Geschichte war, hat eigentlich immer nur Trixxi dafür gesorgt, dass die Story voranging, während er meistens schlaff irgendwie abhing oder rumheulte. Und was soll das mit der Suche nach einer Bestimmung? Die Message lautet: jeder hat eine. Echt mal? Wer sagt denn so was? Dumme Message, finde ich. Die Sprecherin klingt nach unendlich vielen Whiskys, Zigarren und durchgemachten Nächten, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist sie eigentlich ziemlich cool. 2,5/5 Punkten.