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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2017

Leider bleibt der Autor die Antwort schuldig

Zerbricht der Westen?
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Der deutsche Historiker Heinrich August Winkler wirft mit dieser Frage ein komplexes Thema auf. Dass der „Westen“ in der Krise steckt, ist jedem klar, der nur halbwegs die Nachrichten verfolgt oder seriöse ...

Der deutsche Historiker Heinrich August Winkler wirft mit dieser Frage ein komplexes Thema auf. Dass der „Westen“ in der Krise steckt, ist jedem klar, der nur halbwegs die Nachrichten verfolgt oder seriöse Zeitungen liest.

Doch was sind die Ursachen dafür? Gibt es einen Lösungsansatz?

Bei der Ursachenforschung spannt der Autor einen weiten Bogen. Über viele Kapitel hinweg erzählt er die Geschichte einzelner Staaten.


So geht er im dritten auf die Rolle der damaligen EWG und der Türkei ein. Bereits 1963 (!) gab es Bestrebungen beiderseits, die Türkei ins Europäische Boot zu holen. Doch schon damals gab es zu viele Unterschiede in den Auffassungen der Machthaber. Also wurde das Unternehmen auf Eis gelegt, bis einige Streitpunkte ausgeräumt würden. Einiges ist davon bis heute nicht erledigt und mit dem aktuellen Staatsoberhaupt in weite Ferne gerückt.

Auch die teilweise gemeinsame und doch wieder trennende Geschichte zwischen Europa und den USA wird den Lesern spannend dargeboten. Geschickt werden historische Ereignisse auf beiden Seiten des Atlantiks in Kontext gestellt.

Der Blick in den Osten, Richtung Russland und China fehlt auch nicht. Dem Zerfall der UdSSR, dem Fall der Berliner Mauer, der Wiedervereinigung Deutschlands sowie das Heranreifen Chinas zu einer Industrie-Großmacht – all dies wird gut leserlich, mt dem einen oder anderen Seitenblick dargestellt.

Im Mittelteil des Buches können wir über die (Welt)Wirtschaftskrise lesen. Wir haben ja schon zuvor erfahren, dass vor allem Griechenland seinen Beitritt zur EU auf betrügerische Weise erschlichen hat.

Die nächsten Kapitel erscheinen wie eine Zäsur: Wir erhalten nämlich nur eine Vielzahl von Aufzählungen aus den Nachrichten, eine Art „Bestandsaufnahme“ von ohnehin Bekanntem, ohne allzu viel Mehrwert.
Als Leser vermisse ich auf den letzten 150 Seiten die Leichtigkeit der Erzählung, die Spannung, mit der ich zu Beginn des Buches gefesselt wurde.

Hat man den Autor zur raschen Fertigstellung des Buches gedrängt?

Was mir jedoch überhaupt fehlt, sind mögliche Lösungsansätze. Auf die Frage im Titel „Zerbricht der Westen?“ erhält der Leser keine Antwort, nicht einmal eine unbefriedigende. Das finde ich sehr schade.

Fazit:

Nach einem interessanten Beginn, leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Der erste Fall für Paul Genzer und Carl von Bäumer

Feine Leute
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Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ...

Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ist, ist doch Homosexualität strafbar. Während sie mit ihrem Gefühlschaos beschäftigt sind, wird zunächst einmal der reiche Junker Gottlieb Straumann ermordet. Der Tat dringend verdächtig ist sein Verwalter Max Beyer, der gleichzeitig der Geliebte von Gottliebs Gemahlin Berenice ist. Die lustige Witwe stirbt wenig später in einem Berliner Hotel an einer Überdosis. Was anfänglich wie ein Selbstmord oder Unfall aussieht, entpuppt sich als perfider Mord.
Doch wer ist der Täter?

Paul und Carl beleuchten das Umfeld derer von Straumann und entdecken einige Geheimnisse, die niemals die Öffentlichkeit erreichen sollten. Die Lösung des Falles ist überraschend.

Meine Meinung:

Die Idee für Krimihandlung gefällt mir sehr gut. Bei der Umsetzung habe ich jedoch ein paar Mängel entdeckt. Da ist zum einen, die Beziehung Paul/Carl. Beide wirken auf mich wie „Drama-Queens“. Obwohl dies der erste Band ist, habe ich das Gefühl, einen wesentlichen Teil der Beziehung verpasst zu haben.
Weiters könnte die Handlung grundsätzlich zu jederzeit an jedem beliebigen Ort spielen. So richtig Lokalkolorit bzw. Zeitgeschichte habe ich nicht entdecken können. Ja, der dicke Gennat, Berlins Polizeipräsident, kommt schemenhaft vor, von der angespannten Situation in Berlin, weil die SA-Verbände gröhlend Jagd auf Sozialisten machen und/oder die verheerenden Lebensumstände der Bewohner, ist wenig zu merken. Ebenso wenig verspüre ich vom ausgelassenen Treiben der Reichen, dem Tanz auf dem Vulkan. So wirkt die Handlung auf mich irgendwie verloren, im luftleeren Raum hängend.
Die Ermittlungen kommen nicht so recht vom Fleck und bedürfen einiger Zufälle. Jede Menge Zuträger sowohl aus Pauls als auch Carls teilweise kriminellem Umfeld helfen Paul dann doch auf die Sprünge. Gut vernetzt zu sein, auch in der Ganovenszene schadet nie, aber ohne eigenes Zutun die Verbrechen aufzuklären?

Fazit:

Eine gute Krimi-Idee, die noch Luft nach oben hat. Bin schon neugierig, wie sich Carl und Paul im Band 2 „Noble Gesellschaft“ weiter entwickeln.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie sich Borkum gegen Napoleon stellen ...

Friesenrebellion
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„Wir zahlen Geld für die Nutzung von Gold- und Silbergegenständen, die uns seit Jahrzehnten gehören. Jetzt haben wir keins mehr. Sogar das Auflegen von Puder und das Tragen von Perücken kostet, als ob ...

„Wir zahlen Geld für die Nutzung von Gold- und Silbergegenständen, die uns seit Jahrzehnten gehören. Jetzt haben wir keins mehr. Sogar das Auflegen von Puder und das Tragen von Perücken kostet, als ob wir die noch hätten. >Madame< vielleicht. Steuern auf Seife, Salz, Tabak, Alkohol, Torf, Mahlkorn, Schlachtvieh und das Wiegen. Fehlt nur noch, dass ich jedes Mal, wenn ich vom Ostland zum Westland gehe, eine Gebühr bezahlen muss.“

Worum geht’s?

Man schreibt das Jahr 1811. Napoleon und seine Truppen sind über Europa hinweggefegt, haben die alte Ordnung durch ihre eigene ersetzt. Der Kaiser der Franzosen hält Völker und Landstriche besetzt, so auch die friesische Insel Borkum. Seit drei Jahren werden rücksichtslos die wenigen Wertsachen, Lebensmittel und Schiffe requiriert. Ohne Boote verlieren die Bewohner Borkums ihren ohnehin kargen Lebensunterhalt. Ohne Schiffe können sie dem Walfang nicht nachgehen. Die Menschen sind gezwungen, vom Schmuggel zu leben. Neben den Besatzern, macht ihnen auch noch der gierige Inselvogt zu schaffen, der von überall seinen Anteil haben will.

Just am 14. August, des Kaisers Geburtstag, erhält Borkum einen neuen Kommandanten, Henri Lebon. Argwöhnisch beobachtet von den Einheimischen lässt einen Geburtstagssalutschuss abfeuern.

Drei junge Männer, die in Napoleons Armee gepresst wurden, sind nach der verlorenen Schlacht desertiert. Sie heuern auf einer englischen Fregatte an. Gewitzt wie die von Wind und Wetter gegerbten Männer sind, bieten sie dem Kapitän eine Möglichkeit, die Insel ohne Gefahr zu betreten. Die Engländer spielen Lebon vor, nach Deserteuren zu suchen, während sie Borkum eilends kartografieren.
Zähneknirschend muss Lebon klein beigeben, da er der Fregatte nichts entgegenzusetzen hat.

Unklar ist, wie sich die Borkumer verhalten sollen, sind sie ja von Engländern und Franzosen nicht wirklich begeistert. Als dann noch eine Leiche am Nordstrand gefunden wird, ist man völlig ratlos.

Akribisch sind die einzelnen Inselbewohner und ihr karges, entbehrungsreiches Leben geschildert.

Das Buch gibt tolle Einblicke in die damalige politische Lage und in die Schifffahrt. Die geschichtlichen Ereignisse sind anschaulich dargestellt. Manches hätte spannender präsentiert werden können.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Hat mich nicht ganz gepackt

Dunkle Schluchten am Bodensee
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Klappentext:

„Lisa Engels, Stadtarchivarin von Überlingen, braucht dringend Urlaub. Sie reist nach Liechtenstein, doch dort erwartet sie alles andere als Entspannung. Denn aus dem Landesmuseum wurden ...

Klappentext:

„Lisa Engels, Stadtarchivarin von Überlingen, braucht dringend Urlaub. Sie reist nach Liechtenstein, doch dort erwartet sie alles andere als Entspannung. Denn aus dem Landesmuseum wurden jahrhundertealte Münzen gestohlen, und kurz darauf versetzt ein Mörder das kleine Fürstentum in Angst. Zusammen mit ihrem Freund, dem Polizisten Markus Weinberg, kommt die Archivarin einem tödlichen Geheimnis auf die Spur. In den dunklen Schluchten am Bodensee müssen sie sich einem Fluch aus der Vergangenheit stellen, der ein Opfer nach dem anderen fordert.“

Meine Meinung:

Der oa. Klappentext macht neugierig auf diesen Krimi, ist doch das Fürstentum Liechtenstein selten Mittelpunkt eines Verbrechens. Doch leider hält er nicht, was er verspricht. Wir bekommen es einerseits mit einem Einbrecher in das Landesmuseum und einem Serienmörder zu tun und andererseits mit einer kriminellen Gruppe, die sich des sauberen Trinkwassers bemächtigen will, zu tun. Ich habe versucht, die Handlung rund um den Verkauf des Trinkwassers auszublenden.

Für mich persönlich hätte der Handlungsstrang mit dem Serienmörder vollauf gereicht, denn dieser ist komplex genug. Denn wie hängt eine als Hexe verbrannte Frau mit den aktuellen Morden zusammen? Dass hier späte Rache im Spiel ist, wird bald klar.

Der Schreibstil hat auch noch ein wenig Luft nach oben, kommt es doch immer wieder zu Redundanzen.

Fazit:

Nicht ganz der Krimi, den ich erwartet habe, daher gibt es nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.09.2022

Hat mich nicht ganz gepackt

Blond
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Dieser fiktionale Roman rund um Norma Jeane Baker, besser bekannt als Marilyn Monroe polarisiert.

Die einen werden es als Verrat an MM sehen, denn hier wird nicht auf die Kunstfigur sondern auf ein zutiefst ...

Dieser fiktionale Roman rund um Norma Jeane Baker, besser bekannt als Marilyn Monroe polarisiert.

Die einen werden es als Verrat an MM sehen, denn hier wird nicht auf die Kunstfigur sondern auf ein zutiefst verletzte Person eingegangen. Andere werden das Buch nicht mögen, weil bis ins kleinste Detail die schwere Kindheit der Norma Jeane mit ihrer geisteskranken Mutter, den diversen Waisenhäusern und Pflegefamilien dargestellt wird.

Die Autorin hat überprüfbare Fakten zusammengetragen. Doch manchmal bin ich nicht ganz überzeugt, ob ihr alle bzw. korrekte Dokumente ausgehändigt worden sind. Manches klingt schon sehr nach Hollywood. Manche Namen, die im Zusammenhang mit Marilyn geläufig sind, werden nur verwaschen bzw. mittels Initialen
genannt. Da haben sicher Hollywoods Anwälte ihre Hände im Spiel.

Das Buch ist mit seinen 1.024 Seiten kein Leichtgewicht und vom Inhalt her auch nicht. Schonungslos wird die verlogene Welt des Filmes präsentiert, die ohne Rücksicht auf die Menschen nur dem schnöden Mammon nachjagt.

Wer das bislang nicht gewusst hat, wird über die Demontage der Traumfabrik entsetzt sein.

Über die Person Norma Jeane/MM erfährt man Widersprüchliches: Zum einen will sie ihre fehlende Schulbildung nachholen in dem sie Schopenhauer liest, um Arthur Miller, ihrem Ehemann, auf Augenhöhe begegnen zu können, auf der anderen sucht sie ihr Leben lang nach Geborgenheit und Liebe. Miller, der bedeutend älter ist als sie, nennt sie nur „Daddy“. Liebe verwechselt sie häufig mit Sex, der ja in Hollywood als gängige Währung gilt.

Norma Jeane ist nicht nur selbst drogenabhängig sondern gleichzeitig auch eine richtige CO-Abhängige - sie kennt ja wenig anderes. Sie sieht ihre Mutter, die Alkohol und Tabletten einwirft, und macht, von Hollywood dazu gedrängt, genau dasselbe.

Letztendlich stirbt Norma Jeane Baker einsam und Marilyn Monroe wird zur Legende.

Fazit:

Hat mich nicht überzeugt, daher nur 3 Sterne.